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Volume No. 10, 19. April 1917

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue44.1917 (Public Domain)

Sitzang am 19168 alles in Ordnung ist . Erst eine häufige Inspizieruug der- Pflegestellen gibt den Eltern einige Garantie, daß ihre Kleinen -nicht gefährdet werden . Großstadtltuber werden so wie so nicht immer für landwirtschaftliche Arbeiten ge - eignet sein ; besonders bei Kindern zwischen 6 und 10 Jahren wird man ganz besonders vorsichtig sein müssen . Auch die Landbewohner werden nicht immer für Aufnahme der Großstadtltuber besonders geeignet sein. In der Deutschen Tageszeitung , die in den Landkreisen besonders gelesen wird, ist kürzlich ein Bericht über die Erfahrungen mit Stadtkindern auf dem Lande erschienen . Da bemerkt ein Landwirt : ,,ich habe meinen kleinen Berlinern im Anfang verschiedentlichdankbarkeit handgreiflich deutlichgemacht . " In diesen Worten zeigt sich eine Anschauung, die sicher- lich in Großstadtlreisen wenig Bewunderer finden wird , und die uns zur Vorsicht mahnen sollte . Leider werden gerade die Berli ner Kinder am ehesten befürchten müssen, auf nicht genügendes Verständnis in den Kreisen der Landbewohner zu stoßen . Ich erinnerne daran, daß, als vor einiger Zeit darüber beraten wurde, wie die Hinder- burgspende vertritt würde, einige Landbewohner die Bedin- gung gestellt haben, daß ja nicht etwas nach Berlin käme . Nach dieser Richtung wird der Magistrat besondere Vor- sicht amwenden müssen . Aüch bezüglich der Pfl ege '. der Kinder ist durchaus noch nicht sichergestellt , daß sie aus- gezeichnet sein wird . Nach Mitteilungen , die ich aus Gymnaslastenkreisen erhalten habe, sind diese Erfahrungen sogar durchaus nicht gut bezüglich der Verpflegung a us 1 dem Lande . Also Vorsicht ist durchaus an Platze, und . die gemischte Deputation ist doch wol der - geeignete Ort, um eine allseitig befriedigende Regelung zu finden . Hätten wir schon ein Jugenda mi , meine Herren. dann wäre es sehr einfach ; dann könnten wir die Sache . dem Jugendamt überweisen. Das wäre die geeignete Stelle, und ich möchte bei der Gelegenheit an den Magi- strat die Frage richten, ob wir bald mit dem Beginn der -- Tätigkeit des Jugendamtes ' rechnen können . Dies - ist eine Notwendigkeit, und es wäre wünschenswert, daß wir es so bald wie möglich bekommen. Solange wir das Jugendamt nicht haben , müssen wir eine gemischte Depu- tation haben . Die Sache ist um so umfangreicher, als man ssch nicht allein mit der Hinaussendung der jüngeren Gemeindeschulkinder begnügen wird . In der Magistrats- vorlage ist eine .weitere Vorlage angekündigt, die sich mit den ältesten Kindern der Geineindeschulen und höheren Lehranstalten beschäftigen soll, die aufs Land gebracht . werden sollen. Alle diese Angelegenheiten sind sicherlich so umfangreich, daß es gerechtfertigt erscheint, eine gemischte Deputation für alle diese Dinge einzusetzen . Sie sehen also, meine Herren , daß mancherlei noch gebetsert werden kann, und wir hoffen, daß der Ausschuß diese Besserung schafft . Wir wünschen, daß uns ' der Ausschuß etwas schafft , was dem Wohle der heranwachsen- den Berliner Jugend dient. Stadtv. Dr. Tropske : Meine Herren, meine Freunde sind dankbar für die Vorlage, die uns der Magistrat gebracht hat , Jeder Groschen , den wir nach dieser Richtung hin aufgeben , fällt auf fruchtbaren Boden . Wir hätten auch noch einige 'Wünsche vorzubringen und bitten den Magistrat um ihre Erfüllung . Wir würden es gern sehen, daß im Ausschuß des Vereins nicht nur Stadträthe, sondern auch Stadtverordnete wären, die bei der Durchführung der Vorlage helfen könnten . Dann bitten wir um Auskunft über die Beteilignng höherer Lehranstalten. Wir haben auf diesen Schu leu eine größere Reihe ärmeren Knaben, die aus den Gemeinde- April 1917. schulen gekommen sind und Freischule haben ; diese so, wie die Vorlage jetzt lautet, leer aus. Aber auch viele der anderen Schüler höherer Lehranstalten köm wie nötig sie es auch haben, nicht hinausgeschickt wert die Eltern sind unter den - heutigen Verhältnissen ein nicht in der Lage dazu . Wir bitten , auch für diese Sch sorgen .zu Wenn wir eine Reihe älterer Schüler zur Feldar hinausgeschickt haben -- meh rere Gruppen arbeiten unsern städtschen Gütern -- , so ist das etwas anbe das sind gesunde kräftige Jungen ; sie entwickeln brau einen solchen Appetit, daß die Verpflegung, die an blicklich draußen .geboten wird, fast nicht ausreicht . fehlt den Schüler z . B . der Fleischzusatz, der jetzt Berliner Kindern überall gegeben wird . Das wird a wie mir von zuständiger Stelle versichert ist , gere . werden . Jedenfalls wünschen wir, daß die Vorlage, mit wir uns hier beschäftigen, möglichst bald in Kraft t (Bravo ! ) Stadtv. Dr. Isaac : Auch im Anscksiuß an Worte meines Freundes Tropfke betone auch ich : begrüßen die Vorlage mit großer Fremde und bitten , um ihre möglichste Beschleunigung . Wie Kollege Trc gewisse Spezialwünsche geäußert hat, so gestalte ich .auch einiges hinzuzufügen . Zum Beispiel , ob es möglich wäre, städtische Güter auch zu diesem Z heranzuziehen ; davon steht in der Vorlage noch ni Ferner, ob es nicht möglich ist , die segensreiche Einrich der Ferienkolonien noch weiter aufzubauen, etwa in Richtung, daß wir das jetzt gewi ssermaßen ip ei l Dornröschenschlaf liegende Lanke für diese Zwecke schließen . Unser hochverdienter Mitbürger Herr Dr . Je Simon interessiert sich ganz außerordentlich für Angelegenheit md sag; e mir, daß es in absehbarer wenn uns der Friede erst beschert ist , möglich würde, durch Errichtung von Baracken die Einrich der Ferienkolonien bis tief in den Herbst hinein . asi behren, weil erfahrungsgemäß der Aufenthalt in gefunden frischen Herbstluft mindestens so wohltätig die Gesundheit unserer Jugend wirkt wie der in der ht Hochsommerzeit . Wir hätten noch verschiedene Spezialwänsche ; . um Ihre Zeit nicht in Anspruch zu nehmen , besch ich mich darguf, diese zu erwähnen, und behalte sie für die Ausschußberatung vor, falls eine solche, meine Freunde es allerdings nicht gern sähen, bechl werden sollte . Stadtschulrat I)r.Fischer : Meme Herren , mir könnte es sehr recht sein, wenn in einem. Ausschu Sache grsudlich . beraten würde und - durch eine gem Deputation die schwere Verantwortung, die auf m Schultern liegt, nir abgenommen würde. Aber wem einen Ausschuß einsetzen , ber vielleicht erst in der nä Sitzung gewählt wird, und eine gemischte Deputativ schließen, dann kommt der Juni heran, und es sind vier bis . sechs Wochen verloren gegangen, bis die K hinauskommen . Wir sind jetzt so weit, daß wir de Anfang Mai die ersten großen Züge hinausschick können. Es wird Sie interessieren, zu hören, wie we Angelegenheit jetzt gediehen ist . In der Vorlage schon, daß -einige Hundert Kinder bereits durch Ve . lung des Vaterländischen Frauendereins und dnrcl , Charitasverband hinausgeschickt sind .
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