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Volume No 5, 24.02.1916

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue43.1916 (Public Domain)

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©ißung am 24. 
gebruor 1916. 45 
gtoifdjengeit fo gut bemährt, baß bie 2(rmenbireftion 
befdjloffen fjat, ihn als ftönbige Einridjtung beigubeljalten. 
©eine SEätigfeit ergibt fid) auS ber nadßolgenben Säbelte; 
erfreulich ift namentlich bie madjfenbe perfönlidjc Seil* 
nal)ine bet SDiitgliebec bet ÜIrmenfommiffionen, bon betten 
166 an bctt SJertjanbtungeii teitnafjmen. 
9Ufo liier mirb bem 33efd)merbeauSfd)uß baS benfbar 
größte Sob auSgeftefit, imb id) mei; auS eigener Erfahrung — 
beim id) t)abean@i^uugenbaitiaI§aiid)id)outciIgenonimcn—, 
baß er für bie ijbitfäbcbücftigcit gut getoirft hat. Siefer ; 
SefdüberbcouSfdjuß mürbe mit ber Einführung ber türmen* 
Eteife aufgehoben. 3m gaffte 1902 mürben bie 2lrmentreife 
eingeführt, imb ba murbett bie gunftionen, bie bieder ber 
iöcfdjmcrbeouSfdjuß hatte, beit Ultmenfreifeu übertragen, 
©ie follteu namentlich, fomcit eS fid) um bie 93efd)mcrben 
bon türmen unb Hilfebedürftigen handelte, bie entmeber 
üoßftänbig üon ben ffommiffionett unb beu 9Sorftef)ern ob* 
gemiefen maren, ober bereu Untcrftüßung gu gering bemcffcn 
mar, ober bie auS irgettb einem Erunbe auf bie fdjmarge 
Sifle getommen maren, fobaß ihnen jebe bare Unterftüßung 
ocrmeigert mürbe, biefen Hilfebedürftigen fo ftfjnell mie 
möglich §itfe bringen. 2lber maS h at fid) im Saufe ber 
3eit l;erau§geftetlt? Sie SSefdjmcrben ber armen Seute 
haben oft 6 bis 8 SBodjcn gebraucht, et)e fie ben 2trmentreiS 
pufferten, unb ehe irgenb eine tübljitfe erfolgte. 
Sie ®rüttbe, bie für ben SefdjmerbeaüSfchuß damals 
beftanben — fie finb int 2lnf)ange bet SSorlage aufgeführt —, 
beftchen genau fo noch heute, trojjbem mir bie Slrmentreife 
haben. 2tber aud) in pflegerifdjer Sginfid)t haben bie Firmen* 
freifc bie Hoffnungen nid)t erfüllt, bie auf fie gefeßt maren, 
unb baS ift and) natürlich. SBeldjen Einfluß l) at der 
Ehrenleitec eines Strtnenfreife§, ber gleichseitig ÜRitglieb 
ber Slrmenbireftibn ift? Er leitet bie SRonatSberfammlungen 
unb unterfdjreibt bie 5DionatSberid)te. SaS ift bie Sätigfeit, 
bie ber 2trmeiifreiSborfteher ouSguüben hat, hödfftenS, bah 
ec uodj fein SRoniturn sieht, menn ein Kalfulaturbeamter 
ihn auf einen gehler im SRonatSbericht aufmerffam macht. 
Stlfo meiner Uebcrgengung nach haben bie 21rmciifreife 
berfagt; fie haben eS nidjt fertiggebrad)t, in beu Sinnen* 
lommiffionen eine möglichft gleichmäßige SBeljaiiblung ber 
eingelnen Untecftü^ungSfalte hmbeigufüljren. 9tud) f) cu te 
nod) finben mir Unterfchiebe in ber geftfejjung ber Unter* 
ftüßungen bei beu fpflegegelbetu; bie eine Kommiffion hält 
6, 7, 8 M für tjod) genug für ein Kittb; bie anbre aber 
bemilligt burrhmeg 10 M, oft 12 M. Ebenfo »erhält eS 
fiel) mit Den Stlmofen; bie eine Kommiffion glaubt, einer 
alten, fiebgigjährtgen grau, bie fid) folange burchgel)ungert 
hot, sunt elften 9RaI mit 10 bis 12 M helfen sumäffen, bie 
onbereKommiffion glaubt, baf) bastt minbefienS 20 bis 25 M 
nötig finb. Sie eine Kommiffion gnhlt Eheberlaffeneu 
minbeftens 10 M für baS Kind, bei 6 Kinbern merben 
minbeftcnS 50 M gegeben, mäf)renb bie anbere Kommiffion 
fagt: 5 M für 5 Kinder gibt sufammen 25 M, bamit tarnt 
bie grau auch auSfommen. Siefc guftänbe find boef) nid)t 
aufrecht gu erhalten; hier tann nur btitd) befolbetc Seute 
eingemirft merben, bie au ber ©pijjc einer foldjen S8er* 
maltung ftel)en. Sie Seseutrolifatiou ift ba Don grofjcm 
fRußen.’ 
Sa§ Slrmenamt ift beu gangen Sag geöffnet. 
@omol)l bie KommiffionSborfteher mie bie Pfleger finb in 
ber Sage, bort mit bem StrmcnamtSüorfteljer in SBerbiubung 
gu treten, menn ihnen irgenb ein gaß nidjt genügenb auf* 
getlärt ift, meint fie fid) 3iat holen molleit; andererfeitS 
föttnen and) bie Hilfebedürftigen jeden 21ugenblid, menn 
fie fid) befd)loert fühlen, baf) ihnen bie llnterftüßung »er* 
meigert mirb, gum Slrmenamt gehen. Sie Stften finb gttr 
Hanb; ber 21rmenamtSborftel)er ober feine SSertcauenSleute 
fönnen fid) fofort mit bem KommiffionSborfteher telepljonifd) 
ober burd) einen 33oten in SBerbinbung feßen unb bie 
2tngelegenl)eit fo fchneß mie möglid) erlebigen. 9luS biefen 
Erünben müßten mir fd)on nach ben bisherigen Er* 
fohrungen bie Slrmenämter in iöerlin einführen. Stach 
bet pflegerifdjen ©eite merben fie gmeifelloS öiel, oiet 
nützlicher mirlen fönnen als bisher bie Krtnenfreife. 
2lber fie merben and) baburd), baß ber SlrmenamtSborfteher 
in bet Sage ift, bie eingelnen SIftcn gu prüfen, fehr häufig 
Erftattungen ber Unterftüßungen ljerauSl)olen fönnen, mo 
bie SRöglidjfeit gegeben ift. Sie Kinder folcfjer grauen 
mac£)feu heran, ermetben mehr unb mehr unb finb oftmals 
in ber Sage, bie ÜDlutter unb il)re Eefdjmifter felbftänbig 
burdjgubringen, unb infolgebcffen fönnen Unterftühungen 
abgefetü merben. ©oldhe genauen Prüfungen finb nur 
baburd) möglid), baf) man ben einselnen göüen nochgeh en 
fann. ES merben olfo bie SMjrfoften, menn fo!d)e 
mirflid) entflohen, baburd) mieber eingebracht. Stber nad) 
bet SSorlage unb nad) ben Stadfmeifen, bie mir bereits 
in ber Slrmenbireftion fomol)! mie in ben ©ubfomntiffionen 
befommett h a ^ et! / finb bie 9M)rfoften im SSerljältniS 
ttnerheblid). ES mirb nur bamit gerechnet, baf) fedjS 
neue Slffefforen ober SÜtagiftratSräte notmenbig fein merben, 
bie ein ©epalt bon je 8 000 M begiel)en, alfo 48 000 M. 
2Iber felbft, menn 100 000 M mehr bafür aufgemenbet 
merben müffen, fo batf biefer fleine iBetrag im SSerhältniS 
gu bem 14*9Jtiüionen-Etat feine fRoße fpielen, menn eS 
fich bariim honbelt, unferen Sinnen unb Hüf§t»ebürftigen 
in ber S3ebötferung mit Seid)tigfeit baS gn geben, maS 
ihnen gebührt. 
fOteinc Herren, mir fönnten ttnS auS biefen Erünben 
eigentlid) einen 2IuSfd)uf) erfparen. Sa aber ber SBunfdj 
einer größeren graftion borliegt, h Q f> e Id) nichts bagegen 
eingumenbeu. ipetfönlid) hätte id) aßerbingS ben Sßunfd) 
gehabt, baß ber SefdhmerbeauSfdjuf), bon bem ich gefprod)en 
habe, unb bet aud) für jebeS eingelne Slrmenamt borgefel)en 
ift, mo bie üDtitglieber ber Slrmenbireftion eine borgüglidfe 
^Betätigung finben merben, fd)on fe^t ins Seben gerufen 
mürbe. 
Kollege Stebenom, ©ie fönnen Iad)en; baS fleht gl)nen 
frei. SRit ift bie ©ad)e biel gu ernft, mo eS fich 11111 1,16 
Sinnen unb Hdfäbebürftigen bon SBerlin handelt, als bah 
id) berartige Sachen ins Säc^erlidje gtehe. gd) bebaute 
baS aufs tieffte. 
Siefen SöefdfmerbeauSfchufj hätte ich alfo gern fd)on 
je^t in Sätigfeit gehabt. 9Iber id) befd)eibe mich- 
SRcine H erreit » ber Krieg mirb auch borbeigehen. 
Sann heißt eS aber and), gerüftet gu fein. Sie $al)I 
ber Hüfäbebürftigen mirb in hohem SRaße onfdjmeßen; 
baS ift ouffer grage. SSenn mir bann erft mit foldjen 
ÜRaßnahmen botgehen moßeii, bann merben mir fehr biel 
gu fpät tommen. Sie Sirettion muß miffen, mie ber 
SRagiftrat, mie bie 58erfammlung über bie Slngelegenheit 
benfen mirb, unb besmegen ift eS an ber geit, fchon jeßt 
einen enbgültigen SJefchluf) gu faffen. 
gd) bitte ©ie auch, bie Vorlage einem 3luSfthuß gu 
übertueifeu; id) h°ff e *- b Q fl toä ba gu einem einmütigen 
ißotum für bie 9Irmenämter gelangen merben. 
Morte: SReine Herren, fürchten ©ie nidjt, 
baß id) eine ebenfo lange Siebe h a l tet1 merbe mie ber 
Herr Koßege Hinhe; id) miß gljnen bloß im Aufträge 
meiner greunbe mitteilen, baß mir in unferer großen 
9Rel)rgoI)l ber aßgemeinen Einführung bet Slrmenämter
	        
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