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Volume No 16, 06.07.1916

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue43.1916 (Public Domain)

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©ißung am 6. $juli 1916. 
fault nodj auf bag berWeifen, wag bet öcrr Dber> 
bürgermcifter bei ©ingang bet Beratungen über bicfen 
©egenftanb gefagt ßat. gilt Umftänbe, bie außerhalb 
unfereg fönneng unb 3Bt£lcn§ liegen, bcm Blagiftrat eine 
Verantwortung gngnfdjkbcn, bag ift bod) Woßt nidjt 
möglidj,, unb wenn §err College Sfjinße bag nidjt gewollt 
ßat, wie i cf> aug feinem S'opffdjiitteln jctU cntncf)inen 
barf, fo ttang aug feinen Porten ßerang, er woßc ben 
Biogiftrot bitten, nodji meßr gu tun, olg bisher gefdjkßt. 
SBcjiu man bag bertangt, jo liegt barin bet oerflerfte 
Vorwurf, baß er ctwaö nntcrlaffen ßabe, wa? er 1)(Ute 
tun tonnen. Senn biefer Vorwurf barin liegen fottte, 
muß i/fj ißn gnrücfwcifen; wir ßaben mtg bcmüßt, bas 
Blöglidjfte in ber ©rnäßrnnggfrogc gu tun; meßr tonnen 
wir nießt tun. 
(Scbßoftcr Vcifall.) 
©tabtt». .fcinifc: Bleine getreu, id) ßabe natürlict} 
bem Blagiftrot in ber Sat leinen Vorwurf machen wollen, 
kleine greunbe ßoben bot nidjt oßgulanger 3 e i fc 
brüdluß anertannt, baff bie jiäbtifdje Verwaltung ißre 
©dßulbigteit getan ßat, baß bie ©djulb an bem Vefteßen 
ber jcßigen Sebengmittelnot an anberer ©teße, an ben 
regierenben ©teilen in erfter Sinie liegt. Slbet Wenn id) 
am ©djluffe meinet ülugfüßrungen an ben Blagiftrat bie 
bringenbe Vitte geridjtet Ijabe, an ben mofigebenben ©teßen, 
nnb gwor unter ^Beteiligung beg Sentfdjen ©täbtetageg, 
erneut borfteßig gn werben, um eine beffcre Regelung gn 
erlangen, fo I;abe id) mit meiner Vitte gewiß nidjt gu okl 
berlangt; e-3 mocßt natürlich einen anbeten ©inbrud, 
Wenn bie gefainten beutfdjen ©roßftäbte, bertreten bnrd) 
ben ©roßftäbtetog, bie gorbetung an bie ^Regierung 
ricßten, erneut in eine beffere Verfotgung ber Vebölternng 
eingutreten, alg wenn bag nur bon einer ©teile aug 
gefd)iel)t. 
■Jlun ßat Ifjert foßege Blommfen ertlärt, baß 
in Verlin niemanb junget gu leiten ober Bot gu leiben 
braudjt. Sk eg in ber Vegkßung befteßt ift. Wie groß 
bie Notlage in Berlin ift, bag fann id) bem foßegen 
Blommfen aug ber gnanfprmßnaßme nnferer Slrmenfüdjen 
naeßweifen. Sie 3aßt ber Seilneßmer an ben Firmen» 
füdßen Wädjft bon Sog gu Sag; eg werben 13 000 big 
14 000 fßerfonen tegtief) unterftüßt, bie gegwnngen finb, 
bie 9lrmentücßen in Slnfpcndj gu nehmen, weil bag ge* 
ringe ©intommen, bog fie ßaben, nidjt ougrcidjt, um bie 
rtefigen greife, bie für bie Sebengmittel geforbert Werben, 
gn beftreiten. S'arang ergibt fid) bon felbft, Weil bie 
Sebengmittel fo nnerfd)Winglid)e greife ßaben, bafj ein 
großer Seil nnferer ärmeren Vebölternng, and) große Seite 
nnferer frkgerfamilien nießt in ber Soge finb, fid) mit 
ben geringen Bütteln, bie ißnen gut Verfügung fteßen, 
bie notige Baßrnng gn taufen unb gu betfeßaffen. 
(©el)t waljr!) 
©o liegen bie Verßältniffe, baßer and) bie riefige Unter- 
ernäßtung, bie fidj in breiten ©eßießten ber Vebölternng 
breit mod)t. 
(Siberfptndj unb Untuße.) 
Von nnferer fronfenberwaltung wirb geplant, für bie 
fronten innerhalb ber ©tobt Verlin eine befonbere füdje 
eingurid)ten, bie tränten bon ben franfenßänfern aug 
befonberg gu berforgen. Sind) ba ßat fieß gegeigt, baß 
gerabe bie Unterernäßrung bagu füßrt, baß weite Seile 
ber Vebölternng berart ßinfieeßen, baß fie gegwnngen finb, 
(Siberfprucß unb Quftimmnng) 
bie frantenßänfer aufgufmßen. Vießeid)t fann unfer 
Blebiginalrat bom ärgtlid)en ©tanbpuntt barübet ülngtnnft 
geben — wir ßaben ja genug SMcrgte unter ben foßegen —, 
Wie bie Verßältniffe liegen. 9Iber bag tärglicße Quantum, 
bag ber Vebölternng gur Verfügnng fteßt inbegng auf 
Vrotmarfeu, fartoffcltorten unb gleif jtarten, ift an fid) 
felbft ein Botftonb. 
©tftbtmcbisiitfttrrtt Dr. SöcOcn Bleine Herren, 
and) bie gürforge für bie ©rnäßrung ber fronten ßat fidj 
ber Blagiftrat angelegen fein laffen, unb biefe gürforge 
tuirb bon bet näcßfkn Soeße ab wefentlid) erweitert nnb 
berbeffert werben. Um eine gereeßte nnb fad)gcmäße Vct- 
teilung bon gufoßnaßrnnggmitteln unter ben fronten in 
ber ©tabt gn ergielen. Wirb am näcßften Blontag eine 
ßcntralfteße für frantenernüßrnng im Blebiginalamt er 
öffnet werben. Skfe ßentrale feßt fid) unter bem Votfiß 
beg ©tabtmebiginalratg gnfammen aug ärgtlid)en Blit- 
gtkoern biefer Vetfammlnng, aug Slergten nnb Virwal- 
tunggbirettoren nnferer Äranfenßäufet unb ang Vertretern 
beg 9lergteaugfd)uffeg bon ©roßbetlin. S« biefer 3entral- 
fteße Werben bie ©onberbewißigungen famtlidjer BaßrnngS- 
mittel für Ülrante, wie Büld), ©aßne, (gier, Vutter, ffleifd), 
meßlßaltigc Baßrunggmittel, gentralifiert werben. Sen- 
jenigen flranteu, bie nießt in ber Soge finb, bon ben 3ufaß- 
farlen unb Veguggfcßeinen ©ebrand) gu maeßen, weit fie ent- 
Weber bie Baßrunggmittel nießt felbft einßolen ober einßolen 
laffen tonnen, ober weil ißnen bie ^degenßeit fcl.tt, fid) 
gn §aufe bie ßioßmaterialien fad)gemäß ßerridjten unb fod)en 
gn laffen, foß bie fßtögtidjfeit gegeben werben, fid) ffranteu- 
toft aug ben Ärantenßaufern gegen Vegaßlnng unb gegen 
Slnredjmmg auf bie Sebengmittelfarten gn berfd)afffii. 
2lud) bk VeWtßigung biefer Ärantenßangfpeifung geßt 
burd) bie 3 £ btrale. 
Sir glauben, auf biefe Seife bk S'tagc ber ©rnüßrnng 
ber Shanten, natürlidß mit ben ©infdjräntungen, wie fie 
bie Srieggberßältniffe mit fid) bringen, befrkbigenb löfen 
gu tonnen. 
Von einet Unterernäßrung bet Vebölterung tann big 
jeßt nid)t bie Vebe fein; erft bor turgem ift wteber baranf 
ßingewiefen worben, baß ber ©rnäßrunggguftanb ber 
©d)ultinber ein guter ift. Sir Woßen aber mit ben ge- 
fd)ilberten Btaßnaßmen etwaigen ©d)äblid)teiten, bie bei 
ber Baßrunggnnttelfuappßeit für bie 3 l d ltl1 f t immerßin 
nießt auggefd)loffen werben tönnen, beigeiten borbeugen. 
©tabtb. Dr. Bteinc Herren, wenn ber §err 
©tobtmebiginalrat ung ßier nur borgetragen ßätte, wcldje 
erfprkßlidie ©inrießtung bie neue 3entralfteße für fronten- 
ernaßrnng, bie unter feinem Vorfit) organifkrt ift, ber 
Vebölternng bietet. Würben wir feine Veranlaffung ßaben, 
baranf gu reagieren; benn äße Bütgtkber bet Verfamm-- 
Inug, foweit fie an biefer Drganifation beteiligt finb, 
ßalten bie ©inricßtnng für glüdlirß unb ctfolgberfprcdjenb. 
©r ßat fieß aber gemüßigt gefeßen, bem §crrn .toßegeu 
BJommfen beignfprittgen nnb gegen meinen $reunb 5>inße 
gu polcmifieren, inbem er glaubte, fo eine Slrt Vogcl- 
ftraußpolitif gu betreiben buttß bie Veßauptnng, ißnt ober 
ben ärgtlidjen foßegen fei bon einer Unterernäßrung ber 
Vebölterung nießtg betannt. $dj bebaute, ongbrüctlid) er« 
Eiären gu müffen: biefe Eingabe cntfprid)t nidßt beit 
Satfodjen. ©t ßat fiel) baranf berufen, baß itgenbweldjc 
©djulärgte bie Veßanptung aufgefteßt ßätten, bon einet 
Unterernäßrung bet ©djulfugenb fei nid)t bie Bebe. Sent- 
gegenübet beßanpte idj, baß bk ©djulärgte feit über gwei 
Soßren Vericßt nidjt erftottet ßaben. Ueber Biotibe tarnt 
man ja nidjt abftimmen; aber eg liegt für muß auf bet 
§anb, baß bag gefdjeßen ift, Weil bie ©djulärgte bei ißrer
	        
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