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Stabtb .»Sßerf. Sihung am 11. SNärg 1915.
»efentlicE) infolge Anfehung geringerer SSelegungSgtffetn. Sic
mürbe bann erleii)tert burd) eine borübergeh-mbe 3utüd>
bräagnng ber auhevorbentlid)en Ausgaben in ben betben
Ejtroorbinarien unb fd)liefjlid) burd) bie 4 SKillionen, richtiger
5Vj NMioaen auSmodjenbe 9NeI)ceinnal)me aus ben ^Berliner
EieftrigitäiSmerfen für 1915. $d) barf fagen, baff biefe
NJehteinnohme aus bem Eigenbetricb im groeiten Sgatbjahr
Oorfid):ig, fogar fef)t öorftdjtig gifdjöftt ift. 3 11111 ©djtnß
mucbe bie Balance fjerbeigefüi^ct burd) eine Erhöhung beS
EinfommeufteuecgiifdjlogS um 25 pEt. 3d) merbe mir
erlauben, meine Herren, im EtatSanSidjuh ausführlich bar«
gulegen, baß biefe Erhöhung unbcbingt notmcnbig unb un»
oermeibbac mar
SClieine Herren, eS ift gut unb miüfommcn gemefen, baf)
Staat unb Öleid; burd) bie Art ber Aufhellung il)teS Etats
üon Einführung neuer Steuern unb tion Erhöhung ber he»
fteljeubeu Steuern Abftonb nehmen fonnteu. So i t es ben
Sommimcn, tiiellcidjt niefjt oh ie Abfidjt bet StaatSregicrung,
mögtid) gemefen, burd) eine mahige Steuerert)öf)uug frühgeitig
einer allgu nachteiligen Einmirtnng beS SriegeS auf il;re
gütangen üorgubeugen. SBir haben tro| fdfmanfenber Er»
giebigleit eingelner Steuern bisher mit ftäubig fteigeuben
lleberfd)üffen beS Steuertopitels redjuen fönnen; für 1915
muhten mir auf ©tunb ber Erfahrungen mährenb ber bis»
hetigen SriegSrnonate unb unter bem Einbrud ber allerbingS
jejjt nur teilmeife üorliegeuben Ergebniffe ber Einfommeu»
fteueroeranlagung mit einem SNinnS oon burdjfdjnittlid)
7 pEt. redjnett. 2Bir glauben, hierbei borfidjtig Perfahren gu
hoben. ®ie Nidjtigfeit ber Sßrogentgiffer mirb oielleidjt aud)
belegt burd) einen SSergleid) mit bem NimuS, mit meld);m
bie Staatsregierung bei ber Einfommenfteuer für boS gange
Saut rechnet, nämiid) mit 10 pEt., unb eS ift fein 3>oeifeI,
bafe grohe Seile beS SanbeS gang bebeutenb mehr in ihrem
Einkommen unter bem Stiege leiben merben als gerobe
33ertin. Es ift aber aud) fein S^eifd meine Herren, bah
mehr nod) als baS Qahr 1915 bie Etatsjahre 1916 unb 1917
unter ben SBirfungen beS SriegeS in puncto Steuern gu
leiben haben merben.
Selbftöerftänblid), meine Herren, fönnen getabe bie
Steuern burd) eine frühere ober fpätere SSeenbigung beS
SlriegeS befonberS beeinflußt merben; als ©egengemicht haben
mir ober für alle ^älte gaEjlrcicße ißjften im Etat Por»
gefcljen, bie aud) i n fjall unoo-h-mgefchmer Ereigniffe eine
fefte Stüge beS ©efamtctatS fein merben. Auherbem aber
finb mir in bet Sage, burd) meitere frifdje Slrbeit ben
atlgemeiuert SSerroaltungSaufmanb eingufchrünfeu. Das
fönneu unb müffen mir, meil immer nod) üielfad) ein
bequemer Spielraum Porl)anben ift, unb meil neue, nicht
borauSgufehen.be Aufgaben unb Ausgaben gmeifelloS nod)
fommen merben. 3<h bitte Sie, meine Sperren, bei biefem
Sparen am redjten Ort tatfrdftig im Nahmen ber Selbft»
berroaltung mitgumirfen. Sah man im- übrigen fparen fann,
aud) ohne bie Sulturaufgaben ber Stabt gu beeinträchtigen,
beroeift, glaube id), ber oorliegeabe EtatSentmurf.
9Neine Iperreit, id) tornme gum Sd)luh, unb menn ich
ben ©efamteinbrud beS E.atSentrourfS für baS StiegSjaljr
1915 gufammenfaffen barf, fo fann man mohl fagen, bo| er
eine nodjbtüdliche Stntbgebung beS SSertrauenS gu unferm
Ipcere unb gu unferm SBirtfdjaftSleben, eine Sunbgehung aud)
ber ungefdjmädjten finongiellen SeiftungSfät)igfeit unb Sraft
ber Stabt SBerlin barftellt.
(23raoo!)
Unfere lebten finangieHen Neferpen finb noch nicht ins 2Mb
geführt; auch bie Stobt 93erlin mirb burdjhalten tonnen. 3d)
bitte Sie, meine Herren: prüfen Sie ben EtatSentmurf mohl»
meinenb unb heilen Sie il;u gut 1
(Sebhafter Seifall.)
tßorftcfjer Wuhclct: Nieine ,petrren, es fönnte per»
munbern, bah ber Sperr Oberbürgermeifter heute bei ber erften
Sefung be§ Etats nicht auf feinem fpiage ift. S8ir merben
baS fel)r bebauern; inbeffen bin ich borum erfndjt morben, 3h«
Nad)fid)t angurufen, ba ber Sperr Oberbürgermeifter burd)
eine auhergeroöhnlid) bringenbe Seranlaffung nad) bem Herren»
häufe berufen ift unb bol)er gu feinem gröhten Schmerg bei
ber erften Sefung hier nicht gugegen fein fann.
kleine §er en, mir müffen hier bie ^Beratung beS Etats»
entmurfS unterbrechen, unb id) bitte Sie, j*tst gur
'Wahl eines StaidfchulratS
übergugehen.
34 habe 3hnen gunächft mitguteilen, bah Sperr Sireftor
^rofeffor Dr, Nleömann feine Semerbiing um bie auSge»
fd)riebene Stabtfdpdratsftelle nach einem mir gugegangeneu
Schreiben gurüdgieht.
3ur SBahl felbft habe id) § 32 ber Stäbteorbnung gu
oerlefen.
(Q3efd)ie£;t.)
3d) berufe gu Qnhiern bie Iperren Dr. Suhlmann,
9Dleßfe unb Spenbig unb gum Ißrototollführer $errn StunS.
3d) bitte bie getreu, fid) mit burd) lpanbfd)Iag an EibeSftalt
gu oerpflidften.
tEefchU'ht. — ®ie 2Bol)I erfolgt unter Namensaufruf, unb
baS Ergebnis mirb ermittelt.)
®a§ Ergebnis 3|eet SBaht ift ba§ folgenbc. ES finb
121 Stimmgettel abgegeben morben; baoou maren 29 unbe»
fchrieben, alfo ungültig. ES finb fonad) 92 gültige Stimmen
abgegeben, unb bie abfolnte DKehrheit beträgt mithin 47. ES
haben erhalten Sperr ißrofeffor Dr. Ncimann 91 Stimmen, Jperv
Dr. Seridhenftcincr 1 Stimme. Sperr 2)ireltor Dr. Neimanu
ift fomit gum Stabtfd)ulrat Pon Berlin ermählt. 34) merbe
iljm notürlid) SNitteilung baoon gngefcen taffen.
SKeiue mir fahren fort in ber 33eratnng beS
StatSentrourfS.
StntolPfrorimcter Jeimann: TOeine getreu, burd)
ben Sßelttrieg, in bem mir nuS befinbeu, unb ber baS füreb»
terlidjfte Göefchcljntd in ber bisherigen Eefd)id)tc ber Nienfd)
heit ift, finb alle ntcnfd)lid)cn 3krl)ältniffe unb mit ihnen
bie Slngelegenheiten unferer Stabt ber benfbar febmerften
SBeloftung untermorfen morben. Nile Sßlänc unb öoff
nungen, bie mir für bie ßufunft im allgemeinen unb für
unfere Stabt unb il;re ^inaugen int befonberen hatten, finb
gunächft beifeite gerüdt unb in 3 ra O c gcftellt, unb menn
meine greunbe aud) mit 3h lien c> er feften 3uoerfid)t leben,
bah ‘iSeutfdjlonb fiegreief; bleiben unb leiden EnbeS ungc-
fd)tpächt auS biefem fürd)terlid;en Niugen henDOtgeheu mirb,
fo merben mir unb unfere Kollegen in ben anberen
meinben bod) gunächft unb für bie fommenben 3dh re f ai1111
SBeffereS unb SG3td)ägercS gu tun ßabcu, als nad) beften
träften bie SBunben gu linbent nnb gu heilen, bie biefet
Stieg ber S8ürgerfd)aft gefd)Iagcn hat-
Nteinc Herren, biefer Stieg loar unb ift bie ißrohe auf
baS Ejempel, ob bie beutfdEjcn Eemeinben gefunb unb ent»
midlungSfähig finb, nnb bie SklaftnngSprobe mar für bie
Ecmeinben um fo gröber nnb fdhmerer, als bie StaatSgemalt
fid) naljegu ausfcßließlid; um bie militärifdjen 93ebürfntffc
beS NeidjeS forgte, mährenb bie 3tPiI& e hPrben, minbeftenS
in ben erften fölonaten, in mehr ober minber grober Untätig»
feit oerharrten
(fel;r richtig!)
unb altes, mas gu gefd);cl)eu hatte, nad) hclanntem DNuftev
gunächft ben ©emeinben gufd)obcn.
(Sehr mal)t!)
'Sie Efemeinben haben nad) beften Sräften oerfud)t, ben Diel»
fettigen bisherigen Nufgaben gcred)t gu merben, unb menn
unfere Ökmeinbc int fpegietlen fid) als gefunb unb entmid
IungSfäI)tp ermiefen l) a t» fo ift boS, mie and) mir onerfennen,
ihr eigenes SScrbicnft unb nidjt ctma iegettbeiner pfleglichen
33el)anblung burd) bie ftaatlidjen Snftangen gu bauten.
(Sehr maljr!)
®5ir Ijohcn mtS über biefe $ trt 9 e f;icr fdjon fo oft unter
halten, finb bnrühcr aud) im übrigen fo einig, baß id) ttid)l
nötig häbc, biefe Angelegenheit ineiter gu erörtern.
Nur eine S&smertung möchte id) in biefem 3df amllu ’ 1,s
hang für meine greunbe machen. Senn nämiid) in begiui
auf biefen Stieg fo oft gefogt mirb, bah biefe ober jeni
Slaffe ber (&efcllfd)aft anS ben Erfahrungen bes Sriegev
neue Sehren gietjen, umlernen müffc, mie man es onSgin
brüden pflegt, nnb menn bähet immer BefonberS auf mehu
Partei ongefpielt mirb, fo möchte id) im Gegenteil meinen,
bah feine Slaffe in l J)eutfd)Ionb mehr Aniah hotte, robifä!
mtb öon ©rtutb aus umgulernen als bie fcnfihenbe Stoffe
unb innerhalb berfelben niemanb mehr als bie Negierung^
freife.
(Sehr richtig! bei ben Sogialbcmofroten.)
Ob baS ber galt fein mirb, mirb bie 3»taft ermeifen; mii
merben bie Entmidlnng in Nuljc ohmarten.
Nieinc Partei, bie Sogialbemofratic, ßat in il;reu ein.
gellten SNitgliebern unb in ihren politifdjeu unb gemerffdjaft
liehen Organifationen burd) bie !£at, burd) bie gröhten Opfci
an ©nt nnb SSlnt hemiefen, bafj jcüeS SKihtranen total nitbc
reeßtigt gemefen ift, baS man il;r bisher auf Schritt mit