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am 5. März 1914 .
Ich habe die Pflicht, Ihnen den Eid abzunehmen
und zwar in folgender Form ;
Ich schwöre zu Gott, dem Allmächugen und Allwissen-
den, daß Seiner Königlichen Maiestät von Preußeu ,
meinem Allergnädigsten Herrn, ich untertänig, treu nnd
gehorsam bin nnd alle mir vermöge meines Amtes ob-
liegenden Pflichten nach meinem besten Wissen uud Ge-
wissen genau erfüllen, auch die Versassnng gewissen-
haft beobachten will . So wahr mir Gott helse !
(Die Stadträte Reimann md Francke leisten den Eid .
w-- '
So händige ich Ihnen denn. Ihre . Bestallmgen aus
und heiße Sie hierdnrch in den Magistrat eingeführt .
.
Vorsteher Michclet : Meine sehr verehrten" Herreu,
Herr Stadtrat Reimann und Herr Stadtrat Kommerzieurat
Francke ! Es gereicht mir znm ganz besonderen Vergnügen ,
Sie uamens der Stadtverordueteuversammlung bei Ihreu
Einlritt iu das Magistratskollegium auf das srenndlichste
zu begrüßen . . Ich verbinde damit zugleich unsern besten
Dank für die Vereitwilligleit , mit der Sie unserm Nufe
ann Eintritt in das Magistratskolleginm Folge geleistet
habeu .
Ihuen, verehrter Herr Stadtrat Reiman n , sind die
0läume hier nicht fremd . Wie schon der Herr Oberbürger-
meister erwähnte, haben Sie seit 17 Jahreu das Amt
eines Stadtverordneten hier in diesen . Räumeu in Treue,
mit Gewissenhaftigkeit und Arbeitsfrendigkeit verwaltet Sie
kenneu infolgedessen anch nnsere städtischen Verwaltungs-
zveige , ganz besonders . aber die, iu deuen Sie mit be-
sonderem, lebhaftem Interesse tätig gewesen sind und nns
drch Ihre Mitarbeit den Beweis geliefert haben , daß Sie
ein Mann von Gervissenhaftigkeit nnd Sie besonders an
zeichneuder großer Charakterfestigkeit sind . Sie wissen selbst
die hentige Zeit erfordert Männer ; uud einen solchen glau-
beu wir für den Dienst in der städtischeu Selbstverwaltnug
in Ihuen gesuuden zu haben.
Sie, Herr Stadtrat Francke, treteu mit der Annahme
der Wahl anf ein nenes Gebiet, in eine Ihuen bis dahin
fern gelegene Tätigkeit , auf ein Gebiet, das zu beacern
Sie bis jetzt noch keine Gelegenheit gesnndeu . Wir haben
aber alle zu Ihnen das seste Vertraueu nnd die Hoffnuug ,
daß Sie Ihre vielfachel reichen Kenntnisse ucd Erfahruugen ,
die Sie im Leben gesammelt und bisher mit grostem
Erfolg in Ihreu Berufe nutzbar angelegt habeu , in Zn-
kufc auch für da T6ohl nnserer Stadt mit aller Kraft
,einsetzru werden .
Meiue Herren , ich habe in der langen Reihe vvu
Jahren hier im Amte schon so nmnchen Bürger in dieses
Ant eiutreten sehen ohne irgendwelche Vorkenntnisse der
städtischen Verwaltung ; ich habe dabei stets die Beobachtung
gemacht , daß , je länger je mehr, bci den Herren die Freudig-
feit iu der gemeinsamen Arbeit, sei es im Magistrat,
sei es mil der Stadtverordnetenversammlung, stets zu -
genonmeu, und daß sich bei ihnen allen immer das Wort
bewährt hat l 'appetit vient en mangeant ! An Arbeit
m dies anch bei Ihnen wahr zn nmchen wird es
nicht fehlen . Es ist mir nicht eriunerlich , daß irgendeiner
dcr Herren jemals freiwillig vom Amt zurückgetrete wäre,
es sei denu , daß ihn körperliches Leideu oder ücksicht
auf seine Gesundheit dazu gezwungen hätten ,
Meine Herren , die Bürgerschaft wird Ihuen für Ihre
selbstlose Tätigkeit, für das Oper, das Sie der Allgemein-
heit bringen , mit Dank lohnen . Abec frcilich , meine Herreu ,
den schönsten uud reinsten Dauk werden Sie doch iumer
nur in Ihrer oigenen Brust zu snchen haben nud ihn
sicherlich dort finden . Von ganzem Herzen vünsche ich
Ihnen bei Ihrem Eiutritt, daß Ihnen die ueue Arbeit
volle Befriedigung gewähren, nnserer Stadt ader znm Heil
nnd Segeu gereichen möge. Mit diesem lunsche rufe ich
Ihnen nameus der Versammluug bei Ihrem Eintritt uoch-
mal ein herzliches Glückaus zu .
(Lebhafter Beifall .
Meine Herren , wir fahren in nnserer Beratung sort .
Dreizehnter Gegenstand der Tagesordnung :
Vorlage zur Beschlußsassung -- über den Etat der
Alterversorgungsanstalt der aiser Wilhelm - und
Vor-Angnstastiftnng für das Etatsjahr 1914 .
lage 169 .
Unserer Gepstogenheit geuäß schlage ich vor, diesen kleinen
Etat en bloe anznnehmen .
Die Versammluug beschließt denugemäß .
Stadtv .-vers. Sitzun
)aß es nicht zweckmäßig ist, mit den Krankenhäusern weit
inaus zu gehen ; denn wollten wir jetzt überhaupt draußen
mfangen, müßten wir bekanntlich , sehr weit gehen .
Nun kommt eins dazu , meine Herren. Die Anregung ,
ie Herr Kollege Rosenow gegeben hat, kommt bezüglich des
rankenhauses Moabit einfach zu spät . Sie hätte vor 10
ahren gegeben werden müssen, ehe wir grundsätzlich in dieser
Versamulung den Um- oder vielmehr Nenbau des ganzen
rankenhauses Moabit beschlossen haben . Wir sind ja jetzt
lnitten in diesem Neubau drin . Also die heutige Vorlage ist -
zine Konsequenz unserer früheren Beschlüsse, und wir müssen
daran festhalten .
Was die Kosten des Krankenhauses betrifft, so ist die
Meinung aufgetaucht , hier koste das Bett nnr 6000 M .
eine Herren, die Vorredner haben schon darauf hingewiesen ,
daß 4 Millionen schon verbaut sind ; also das Bett kostet
auch hier -- ohne Grund und Boden, ueine Herren -
10 000 M . Ich halte allerdings auch diese Summe für enorm
hoch ; aber wie die Diuge legen , sind ja alle unsere Be-
mühungen , sie herabzudrücken, bisher ohne Erfolg geblieben ,
Bietleicht gelingt es dem Ausschuß .
(Die versammlung beschließt die Einsetzung eines Aus :
schusses . )
Vorsteher Michelet : Meine Herren, wir werden unsere
Beratungen jetzt unterbrechen müssen für die
Einsührnng und Vereidigung der zu ubesoldeteu
Stadträten gewählteu Herren Kanfmann Georg Rei -
mann und tönigl . Kommerzieurat Arthur Francke.
Ich bitte die -Herren Bry, Liebenow, Hellriegel und
Dyhrenfurth, die beiden Herren in den Saal geleiten zu wollen .
(Geschieht . )
Dberbürgermeister Wermnth : Meine verehrteu
Herren Kollegen ! Sie sind dazu berufen , die breite Lückc
zu füllen, die im Magistrat dnrch das Ansscheiden unseres
Ehrenbürgers Marggraff md unseres Städtältesteu Gehricke
sich geöffnet hat . Zwei wackere Vorbilder in der Tat,
Vorbilder für Sie nnd für nns l ' Zweier Männee, welche
von ganzer Seele das Ehreuamt ais ipren Hauptberuf
betrachteten , den öffentlichen Dienst allem anderen vor-
anstellten ! Das ist ja nun dem , der noch mitteu im
(öedränge des Geschästslebens steht , nicht immer in solchem
Maße möglich - er bringt ms dafür als Entschädigung
dic tägliche Erfahrug eben dieses Geschäftslebens . Aber
wir brauchen einen Ersatz durch Männer, die , wie Sie, meine
Herren , fest entschlosseu sind, den vollen .Anteil an der
Verantwortung uud an der schweren Bürde des groß-
städtischen Exekutivkörpers auf sich zu uehmen . Wohl ge-
rüstet hierzu treten Sie bci uns ein .
Ihr Eintritt in den Magistrat, verehrler Herr Kollege
Reimanu , bewirkt wiedermn, daß die Hälfte der uub-
soldeten nnd damit eiu Viertel aller Mitglieder des Magistrats
ans den Reihen der Stadtverordueten hervorgegangen sind .
Eine 17 jährige kritische Beobachtung und Benrteilnng der
Haudluugen des Magistrats gibt Ihnen den archimedischeu
mkt für ihr eigenes Wirken ,
(Heiterkeit ,
.
und zu solchem positiveu Schaffen sind Sie in besonderem
Maße anch vorbereitet und befähigt durch ein 27 jähriges
treues Wirkeu anf den verschiedensten Feldern des städti -
schen Dienstes .
Sie , Herr Kommerzienrat Francke, gesellen sich zu
der Hälfte, die aus dem unerschöpflichen Schatze des Ver-
liner Erwerbslebens mmittelbar hat entnommen werden
dürfen . Mit Frende zählen wir Sie, Ihre Familie nnd
Ihr Handelshaus znu echten erlinertum . Ihre Arbeit
hat Ihnen de Blick auf das vroße gerichtrt . Haudel , In-
dustrie und Landwirtschaft dehnen Ihren Gesichtskreis weit
hinaus über die Grenzen unseres Weichbildes , nnd dennoch
wissen Sie das alles zu einem Verliner Schwerpnnkt zu
vereinigen, von dem aus Sie anch die außerordentlichen
Dimensionen unseres städtischen Verwaltungsdienste wev
den zu erfassen und : u beherr 'chen wissen .
Meine Herren, ich habe die Ehre, Sic beid m deu Ma -
gistrat eiuznführeu , de sie kollegialisch .. empfängt Ich
führe Si ein in dem Vertraueu, daß Sie das lebendigc
Streben, die Besonnenheit nud den Gemeiusinn mit uns
teilen werden, welche die Mitliede des Magistrat zu
einem kraftvollen nsammenwirkeu verbiudeu