Stadtv.-vers . Sitzung a
Vagen verkauft habe, der mir den . Zuschß geliefert hat , wie
ch es aber im Januar machen soll; weiß ich nicht . !Der wird
uch ermessen können, daß alle Hansbestzer in großer Sorge
ind , selbst wenn sie vermögend sind ; denn dann haben sie oft
och Ausstände, bei denen - sie auf die Zinsen verzichten müssen .
ch erkeune gern an , daß der Magistrat das Beste will/ aber
as reicht nicht aus, und ich möchte den Magistrat bitten , zu
rwägen , ob es nicht ,möglich sei, daß man eine Aufbesserung
vornehmen könnte, nameutlich bei den Kriegsteilnehmern . Ich
)in der Ueberzeugung , daß diese dringend geboten erscheint .
Benn einem z . B, wie mir für 96 . M , die mir eine Frau
'chuldet , 22, 50 M . geboten werden , so möchte ich wohl wissen,
,
oas man damit machen soll . Wer da kein besonderes Ver-
.
nbgen besitzt, dürfte wohl außerstande sein, aus diesen
Einnahmen die Abgaden und Zinsen zu bezahlen.
Wenn nun gesagt wird, daß mau doch dafür sorgen müsse,
daß die Kriegsteilnehmer bei ihrer Rückkehr nicht eine Schulden-
last . vorsinden , so bin ich derselben Ansicht . Dann müssen wir
aber andere Verbesserungen voruehmen ; sonst sind diese Lasten
so groß, daß sie die Kriegsteilnehmer nachher nicht leisten
können .
Ich möchte daher den Magistrat doch bitten , zu erwägen ,
ob nicht eine .Besseruug durch eine Anleihe geschaffen werden
könnte, die amortisiert wird , und bei der wir nur aus 1 pct .
Steuererhöhung jährlich zu rechnen brauchen .
Stadtverordneter Mommsen : Meine Herreu, die
Frage der Deckung dieser md anderer Kosteu, die wir iu '
diesen irgszeiten haben , steht ja heute nicht znr Debatte /
und daher hätte Herr Kollege Iden diese Aussührmgeu
wohl mterlassen köuneu ; denn es steht ja ausdrücklich im
Magistratsantrage : über die endgültige Deckung bleibt be-
sonderer Gemeindebeschluß vorbehalten . Meine Frennde
.
werden sich ihre -Stellung zur Deckmg vorbehalten ; aber
hente darüber zu debattieren , hat meines Erachtens keinen
Zweck.
Was die Sache selbst anbetrifft, so dars ich im An-
schluß an frühere Debatten fü r meine F-reunde erkläreu ,
.
daß wir die Vorlage des Magistrats, wie sie vorliegt,
annehmen. Wir - danken dem Magistrat dafür, daß er die
Bedenken gegen dic Ausdehuug dieser Unterstützung über
die bisherige Klasse, über die Kriegsteilnehmer, hinans über-
wnnden hat md uns mit einer Vorlage kommt, die eine
generelle Regelung anch für weitere Kreise gibt .
Der Herr Oberbürgermeister hat mit Recht darauf
hingewiesen , daß wir die Vorlage nicht für den gegen-
uärtigen Zustand allein zu beschtießen haben . Daß der
Stand der Arbeitslosigkeit in Berlin uud über Berliu hin-
aus in Deutschtand in den gcgenwärtigen .Kriegszeiten
sehr günstig für uns ist , darüber könnet wir uns alle
frenen ; aber wir wissen nicht, was noch kommt . Ich halte
es für durcheus richtig , daß wir hter den Rahmeu schaffen ,
in den wir alle Eventnalitäten , die etwa an uns heran-
treten könnten , einsparmen können .
Einzelne Bedenken gegen die Fornrulierung können wohi
bestehen ; aber in diesen Dingen soll man schnell haudeln,
den Rahmen schaffen , das enzelne wird sich nachher dnrch
die Praxis von selbst ergeben .
Nun ein Wort zu den Ausführungen der Herren KOL
legen Dr . Knauer nnd Iden. Ich will auf die Sache nicht
eingehem ich habe nicht ein- Interesse daran , hier immer
erneut eine Hausbescherdebatte zu eröffnen . Ich möchte
die .Herren nur dorauf aufinerkfam machen, daß die Ueber-
schrift der Vorlage und auch der Text des Magistratsan-
trages heißt Vorlage über die ' Gervährung von Miets-
beihilfen an Erwerbs- uud Arbeitslose. Das ist der einzige
Titel , der äms das Recht gibt, aus Mitteln der Allgemeinheit
Unterstützungen zu gervähren . Die Herren, die innner be-
haupten , die Unterstützung sei zu gering , weil den Hans-
befitzern dabei nicht genug zufließe, verschieben damit Zweck
und Sinn der Vorlage uud führen uns anf ein Gebiet ,
worin sie, ich bin fest überzeugt , die große Mehrheit der
Versammlung zu ihren absoluten Gegnern haben . Wir
wollen also dieses Gebiet nicht betreien.
Der Magistrat bemerkt mit Recht - es ist selbstverständlich
.
für uns , daß wir den Arbeitslosen und den durch den
Krieg Geschädigten die Unterstützung nn so lieber ge-
währen, als von dieser Hilfe auch die Hausbesttzer Vorteil
haben. Meine Herren; durchaus verständig ! Aber mit
diesem -verständigen Rahmen sollten auch die Herren Haus-
bescher und thre Ve eter in .dieser Versammlung durche
aus zufrieden - sein und davon absehen, so wichtige und stark
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n 3. Dezember 1914 .
einschleidende Vorlagen innncr wieder zu bezeichnen , wie
es Herr Dr . Knaner tt, als ciuen ritt oder eine Etappe
auf dem Wege .
Meine Herren , ich bin mit dem Herrn Koltegen Modlet
ganz einig ; wir -werden nicht so leicht dazu kommen , über
den ziffermäßigen Rahmen, den der Magistrat und wir
mit ihm durch Annahme dieser Vorldge heute ziehen wollen ,
hinanszugehen . Wir könneu nur dann darüber hinausgehen
und davor mbgen wir bewahrt ' bleiben , wenu sich'
zeigt, daß die Not in diesen Kreisen so groß wird, daß die
Miets- und Arbeitsloseuunterstützung allein nicht mehr ans
reicht . Wenn wir das tun müßten, dann würden die Hau
besitzer keinen Vorteil davon haben . Was wir den Hansbe-
sitzern leisteu könneu, das ist in diesar Vorsage ' zweifellos
reichlich und im Rahmen des Irgendmöglichen geleistet . Ich
möchte -daher die Herren bitten, von der Verschiebmg dieser
wichtigen Frage nnf ein Gebirt , das wir hier gar nicht zu
behandeln haben, für die Znkunft abzusehen . Meine Fremde
werden der Borlage, wie sie vorliegt , ohne Ausschußberatnng
,
zustimmen .
.
Stadtrat Dr. Franz : Meine Herren, was das Inkrast-
treten dieser Vorlage an langt, so ist der Augenblick Ihres
Brschlnsses der Zeitpunkt, mit dem die Vorlage in Kraft
tritt . Wir werden , wenn die Verfammlung die Vorlage
heute annimmt, eine l6eschäftsamveisung erlassen , und es
tritt dann sofort die Möglichkeit ein , die Unterstützungen
zu bewilligen .
Was nun die Karenzzeit betrifft, so werden wir bei
den bereits vorher Unterstützteu davon ausgehen , daß das
eine Zeit ist , wo der Betveffende auch arbeitslos gewesen
ist, md . wir werden - diese Zeit daher in die vier Wocheu
hineinrechnen , die wir als Voraussetzung für die Gewäh-
rung dar M ietbeihill'e festgesetzt haben.
' Bei den Ausländern wird von Fall zu Fall entschio
den . Ist es jemacd, der schon lange ü Berlin wohnt ,
so wird die Unterstüung ebenfalls gewährt werden müssen ;
ist es jemund, der eben erst hergezogen ist, so wird sie ab-
r--
gelehnt werden müssen .
Stadtvero rdneter Ritter : Meine Herren, auch ich
habe namens meiner Freunda die Erklärung abzugeben ,
daß wir der Vorlage ohne Ausschußberatung zustinnnen
werden . Wenn wir hier das Wort ergreifen, so geschieht
es aus dem Umstande, daß wir auch einzelne spezielle Be-
trachtungen über die Vorlage , anstellen wollen und dabei
auch eine allgemeine Bemerkung nicht unterlassen zn dürfeu
glanben .
Die Zahlen, die der Herr Oberbürgermeister gegeben hat,
und die Lage, die er geschllhert hat, sind erfr icherweise
eine Folge der Erfolge uuserer Truppen draußeu, 'nnd es
läßt sich auch uicht bestreiten, daß man sich die Sache bei
Eintritt des Krieges vielleicht viel schlimmer vorgesteltt
hat, als sie glücklicherweise jetzt vor uns ' liegt. Das will
ich auch mit großer Freude persönlich feststellen.
l n hat der Herr Oberbürgermeister die -Zahlen des
Vorjahres mit denen dieses Jahres verglichen , und da
möchte ich mir allerdings die Beinerkung erlauben, . daß
die Schlußfolgerungen wohl nicht ganz zutreffen. Die
Zahlen , die der Herr Oberbürgermeister genannt hat
ans den Gewerkschaften waren- am 23 . November nach
der amtlichen Statistik 2l 329 Arbeitslose -, finden da-
durch ihre volle , Ergänzung , daß wir mgefähr 45 bis
' 50 pct . Nichtorganifierte hiuzuschlagen müssen . Es kommt
auch serner in Betracht und das bitte ich dabei zu be
achten , daß sich unte.r de iegsteilnehmern auch eine
ganze Reche von solchen Leut sinden, die , n sie nicht
zunr eg eingezogen wäreu, jedenfalls arbeitslos seiu
würden.
,
hr richtig ! )
1
Es hat sich auch die Zahl der Beschaftigten deshalb envas
erniedrigt, weil in den letzt Wochen, wie Ihnen ja nicht
unbekannt ist, auch ältere Jahrgänge zu den Fahnrn be
rufen worden sind .
.
Wenn wir uns zum Wort gemeldet haben, dann haben
wir nur den einen Wuusch, ' daß die Vorlage von den Unter.
stützungskonnnisstrnen lovai und lant gehandhabt werde .
s. chstabeGerade bei solchen Vorlagen gilt das Wort :
tötet, der Geist macht lebendig. Gerade wie man davon
ausgeht, die Verh ältuisse zu erfassen, wird auch der Erfolg
sein. Deshalb wird man wohl nicht so -engherzig vorge ,
wie mau -es vielleicht dem chstaben nach in der Vor-
lage liest.