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Stadtv.-vers . Sitzun
brauchten . Kurz , ueiue Herren , Unbehagen, Schwierigkeiten ,
Uuannehmlichkeiten überal , ganz abgeschen von dem Im-
ponderabi (e, daß Sie, vhue e nötig zn haben , hier eine
Steuer geschaffen haben, die uicht nur die Produzenten,
sondern in gleichem Maße auch die Konsumenten belastet
uud drückt und die ganz allgemein in der Oeffetlichkeit als
nngerecht und unsozial empfunden wird !
Ich habe das vorige Mal des Weitereu ausgeführt uud
will es deshalb diesmal nicht tun , daß auch die Konsumenten
schwer unter dieser Steuer zu leiden haben , besonders na-
türlich die unbemittelten Klassen, weil fie ihre kleinen Ver-
gnügmgen und Zerstreuungen sch mehr als sonst zu versagen
haben , und wenn sie es sich einmal leisten, mit billigereu
Plätzen vorlieb nehmen müsseu, als dies früher der Fall war .
Böses Beispiel verdirbt gute Sitten ! Dem bösrn Ber
spiel von Berlin folgend, hat Charlottenburg vor wenigen
Tagen anch eine Lustbarkeitssteuer beschlossen . Man hat sich
allerdings gehütet , fo hohe Steuersätze in die Steuer-
ordnung hineinzuschreiben , wie das bei nnserer Berliner
Steuerordnung geschehen ist . Hier in dieseu Saale ist nun
gerade bei den Etatsberatungen ost gemg darauf hingewieseu
worden, daß die Berliner Finanzen weit besser und gesünder
seien als die aller Vorortgemeinden , selbst als die der be -
günstigsten westlichen Vororte . Ich für meinen Teil habe
solchen Behauptungen niemals widersprocheu , und ich möchte
meinen , die Stadt Berlin könnte gar keinen besseren und
schlagenderen Beweis für die Richtigkeit dieser Behanptung
geben, als wenu Sie , meine Herren, sich hente entschließen ,
die Kinematographensteuer aufzuheben . Zur Erhebnng dieser
Steuer liegt weder ein äußerer Zwang durch staatliche Gesetze ,
noch auch eine innere Notivenoigkeit vor . Um den Etat,
wie ihn der Magistrat ausgestellt hat , und wie ihn die Herren
in seinen Hauptpnnkten bereits genehmigt haben , zn ba-
lanzieren , brauchen Sie die 800- oder 900 000 M nicht, die
das Nettoaufkommen aus dieser Kiuematographensteuer sein
würde . Bei der Einkommensteuer ist das Plus von einer
Million Mark, das in den jetzigen Etatsentwurf gegen das
Vorjahr eingesetzt ist, rein rechnerisch aus den Vorgängen
des letzten Jahres durch vorsichtige Schätzungen gefunden
worden . Den Generalpardon und seine Wirkung hat der
Herr Kämmerer bei der Schätzung der Einkommensteuer voll-
kommen aus dem Spiele gelassen . Er wird sich gedacht
haben : kriege ich den Etat so , wie ich ihn hier bei der Ein-
kommensteuer aufgestellt habe , glatt durch, so habe ich infolge
des Generalpardous gleich ein hübsch volles Spartöpschen
--
bei Seite/'gestellt .
(Sehr richtig ! .bei den Sozialdemokraten . )
Nach allem , was man von kleinen, mittleren und großen
Städten bisher ehört hat, ist es doch vollkommen aus,
geschlossen, daß gerade Berlin eine Ausnahme machen soll ,
und daß hier in Berlin infolge des Generalpardons nicht
Vermögen md entsprechende Einkonuen zntage treten
werden, von denen man bisher nichts gewnßt hat .
Es steht für mich also fest, daß das Anfkommen as
der Einkommensteuer weit höher sein wird als veranschlagt ;
es wird höher als veranschlagt auch selbst dann sein/ wenn
Sie unserm Antrag entsprechend bei der Kinematographen-
steuer die eine Million streichen md den Etatsansatz bei der
Einkommensteuer von 45 auf 46 Millionen erhöhen.
Ich bitte Sie : geben Sie Erwägungen Nanm, vie ich
mir erlaubt habe sie ' anznstellen, und beseitigen Sie durch
Aufhebung dieser Lustbarkeitssteuer eine Menge Mißvergnügen, .
Unannehmlichkeiten und Schwierigkeiten , die sich in der
Bürgerschaft bereits angesammelt haben ! Es ist nicht gut
zu heißen , daß neue Mittel, die die Stadtgemeinde für die
Zwecke der Allgemeinheit braucht , in der Form von Sonder-
steuern aufgebracht werden , die einige wenige Schultern
drücken . Dies kann um so weniger gntgeheißen werden , da
die Einkommensteuer sicherlich aus den angegebenen Gründen
höhere Erträge als erwartet abwerfen wird , md da wir zu-
versichtlich hoffen , daß Sie noch im Laufe dieses Jahres für
unsere Stadtgemeinde eine neue Stenerquelle ersrhließen
werdeu , die weit besser und reichlicher fließt, als dies ie
eine Lustbarkeitssteuer.tun[könnte
(Zuruf : ' Welche ?)
-- Die Verstadtlichung der BEW ' ! --
,,
Ich bitte Sie , meine Herren : nehmen Sie uusern
Antrag an !
(Lebhafter Beifall . )
am 24 . Mrz 1914 .
orsteber ichelet : Meiue H Sie haben d
zugestimmt , daß wir über die Einkommensteue ud Ki
matographenstener gemeinsam beraten . Wir haben aber d
Neferat über die Kinematographensteuer noch nicht e
gegengenommen . Ich ersuche daher den Herrn Referent
znerst darüber zu berichten .
Verichterstatter Stadtverordneter Licbeuo
Meine Herren , im Etatsausschuß ist von keiner Sei
auch von den Freuuden des Herrn Heimann nicht, e
Antrag gestellt worden , diese Steuer abzulehnen .
Aulrag isi hier vollständig neu . Es wäre vielleicht ga
gnt ge-wesen , wenn darüber vorher eine Debatte im Eta
ansschust stattgefunden hätte . So kaun ich mich ais Re
rent zn den Ausführungen des Herrn Heimann nicht m-i
änßern md bitte Sie deshalb im Namen des Etatsa
schusses , die Kinematographenstener so anznnehmen, wie
vom Magistrat ns vorgelegt worden ist
.
,
Kämuerer Vöß : Ich darf zunächst meinem Bedau
darüber Ansdrnck gebeu, daß die Frage, die Herr Sta
verordneter Heimann eben behandelt hat, nicht bereits
Etatsausschuß zur Sprache gebracht worden ist . Ich wsn
dann fehr gern im einzelnen das Material vorgetragen hab
das nachgewiesen haben würde , daß die Voraussetznngen, r
.
denen der Antrag ausgeht , nicht zntreffend sind .
Nachdem ich in Nvvember vorigen Jahres hier Mi
teilnngen gemacht hatte über die bis dahin feststellba
Wirkungen der Kiuosteuer, habe ich , veranlaßt durch . t
Widersprnch, der teilweise in dieser Versamulung erhok
wurde, geglanbt, auch mal in anderen großen deutschen Städ
nachsragen zu müssen , wie denn dort die Verhältnisse
Laufe des Jahres 1913 sich gestaltet haben, insbesondere imv
weit dort eine Einwirkung der Lustbarkeitssteuer, die in al
großen deutschen Städten bereits längst vorhanden ist , auf
wirtschaftliche Lage sich beinerkbar gemacht hat . Da habe ich f
gestellt , daß überall änderswo genau wie iu Berlin der Ri
gang der Einnahmen bei den Lustbarkeitsunternehmm
nicht der Steuer, sondern der Wirtschaftslage und anderen
sonderen Umständen zugeschrieben wird .
(Sehr richtig ! )
.
Für die Kinos kann ich das sogleich an neuen Zahlen na
weisen, die, glaube ich, sehr deutlich sprechen , und bei der
die Verhältnisse, die Herr Heimaun eben vorgetragen
bereits berücksichtigt sind . Jst es nicht auffallend , daß
Zahl der stenerpflichtigen Kinos im Jahre der Einsühr
der Steuer zugenommen, die der steuerfreien aber ab
nonnuen hat ?
(Hört, hört ! )
Da kann man doch nicht gut sagen , daß die Kinematograph
theater durch die Einsührung der Steuer in ihrem Betri
irgendwie beeinträchtigt worden sind -
Wenn man das im einzelnen unterscht7- ein Beisp
r
will ich gleich nennen -- so ' findet sich das bestätigt . We
zum Beispiel Herr Heimann auf die Kammerlichtspicle h
gewiesen hat und auf den Rückgang der Einnahmen u
das Minus wurde angegeben, nicht aber die Bruttoeinnahm
nur durch einen Vergleich der Bruttoeinnahmen köu
fo ist dabei nicht erwälman ein Urteil gewinnen --
worden , daß die Kammerlichtspiele sich selbst die allerstärl
Konkurrenz dadurch bereitet haben, daß sie in Charlottenb
i
lan einer Stelle, die äußerst konknrrenzfähig ist , in
Tauentzienstraße in der Nähe des Wittenbergplatzes ein eige
Konkurrenzunternehmeu errichtet haben .
(Sehr richtig ! )
Ist es denn ein Wunder, daß , wenn ich zwei große Unh
nehmungen hinstelle, das eine dann nicht mehr genau so v
einbringt wie vorher ? Das ist doch eigentlich selbstverständli
Die Zahl der steerpflichtigen Kinos hat zugenomnn
zwar nicht wesentlich ; aber immerhin , sie hat zugenomnn
Die Zahl der steuerfreien Kinos ist dagegen heruntergegan
sie ist von 87 a uf 74 zurückgegangen . Das bestätigt
Auffassung, die ich mir erlabt habe, schon im Novem
vorzutragen, daß die steuerfreien Kinos, die Kinos überhan
sehr beeinträchtigt worden sind nicht nur dnrch die W
schaftslage , sondern vor allen Dingen dnrch die Einschränkn
die der Besuch von Kindern durch die behördlichen V
schriften erfahren hat .
Ich darf hier noch einen allgemeinen Gesichtspunkt v
ausschicken , der beleuchtet , in welcher Weise gegen die L
barkeitssteuer vorgegangen worden und ..Stimmung gemu