334 Stadtv.-Vers. Sitzung am 4. September 1913,
Wir haben uns heute — es ging in der kurzen Zeit mir
telephonisch — mit den betreffenden Unternehmern in Ver
bindung gesetzt und allerdings festgestellt, daß von ein
zelnen Unternehmern in einigen wenigen Fällen ein Polier
mit einem Gesellen oder auch nur ein Polier hinausgeschickt
worden war, der mit auswärtigen Arbeitern auswärts ar
beitete. ; | ! !
(Hört, hört !)
Wir haben sofort die Bauämter veranlaßt, in die Verträge
nun einen entsprechend schärferen Passus einzusetzen, so
daß wir glauben, daß wir dadurch in der Zukunft gegen
solche Maßnahmen gesichert sind.
Ich hatte gestern in der Baudeputation Gelegenheit,
über den Stand der Arbeiten der Hochbanverwaltung ein
gehend zu berichten; ich habe jeden einzelnen größeren Ban.
der im Etat vorgesehen ist, vorgenommen und den Stand
der Arbeiten dargelegt. Ich hatte den Eindruck, daß das
befriedigend gewirkt hat. Das alles hier noch einmal im
Detail Ihnen vorzutragen, würde wohl zu weit sichren; ich
bin aber dazu bereit, ich habe mein Material hier. Ich möchte
Ihnen nur zusammenfassend sagen, daß von größeren Ban
arbeiten vor der Vollendung stehen: eine Feuerwache, eine
dreifache Gemeindeschule, eine Gemeindedoppelschnle, eine
Gemeinde- und Hilfsschule sowie eine Baugewerksschnle.
Diese Bauten werden bis zum 1. Oktober d. I. bezw. 1. April
ii. I. fertig gestellt. Es befinden sich in der Bauausführung
weiter: eine höhere Mädchenschule, eine Pflichtsortbildungs
schule, 4 Gemeindedoppelschulen, eine Badeanstalt, eine Weöe-
schule und die vierte Irrenanstalt in Buch. In der Vor
bereitung, derart, daß in den nächsten Wochen mit den Ban
arbeiten angefangen werden kann, sind: ein Gymnasium,
2 Realschulen, eine dreifache Gemeindeschule, 2 Gemeinde-
doppelschnlen, die Blindenschulerweiterung und eine Turn
halle. Der Etat für 1913 hat beim Hochbau 108 Positionen
vorgesehen; diese 108 Arbeiten sind bis auf 11 — bleiben
also 97 — sämtlich entweder fertig oder in Ausführung oder
in Vorbereitung zur unmittelbar jetzt folgenden Ausfüh
rung; die übrigen 11 kommen auch noch im Etatsjahr zur
Ausführung.
Wir sind aber weiter gegangen. Wir haben uns in den
letzten Monaten auch besonders die Bauaufgaben angelegen
sein lassen, für die noch keine Mittel in diesen Etat ein
gesetzt wurden, einmal, damit sie für den nächstjährigen
Etat genügend vorbereitet sind, dann aber auch, um für
alle Fälle eine genügende Masse Material in die Wirklich
keit bald umsetzen zu können. Von diesen 28 zumeist großen
Bauaufgaben, die wir jetzt in Bearbeitung haben, für die
also noch keine Etatsmittel vorhanden sind, werden Ihnen
in den nächsten Wochen 20 Entwürfe vorgelegt sein, und
dabei teils spezielle, teils Vorentwürfe zu den Doppel
schulen in der Finnländischen Straße, der Malplaquet-
straße, der Sansibarstraße, der Pstader Straße, der Lüderitz-
straße, der Straße 26a, der Danziger Straße, zu der Gemeinde
doppelschule und Hilfsschule in der Mandelstraße, der Real
schule in der Thomer Straße, der Badeanstalt in der Bremer
Straße, zur Bebauung des Jnselspeichers, für eine Psycho
pathische Anstalt für Fürsorgezöglinge, für den Renban
des Rinderschlachthauses, für die Erweiterungsbauten auf
dem.Viehhof und für die Großmarkthalle. Die Baudepu
tation hat außerdem, um die Ausführungsarbeiten zu för
dern, gestern beschlossen, schon jetzt die Mobilien und Uten
silien für eine Anzahl Bauten, die sich noch im Rohbau
oder gar erst im Anfangsstadium des Rohbaues befinden,
zu vergeben; es sind dies die Mobilien und Utensilien für
7 Gemeindedoppelschulen. Hiernach sollen die Mobilien für
die Webeschule, für ein Gymnasium und für 2 Realschulen
vergeben werden. Auch die Fenster werden früher vergeben
werden; wir können sie nicht gleich herausgeben, weil die
Ausführungsmaße im Rohbau genommen werden müssen;
wir wollen sie aber stockwerkweise zur Ausführung bringen.
(Stadtverordneter Hosfmann: Wir hören die Botschaft!)
— Ich hoffe, daß Sie die Botschaft gern hören.
(Stadtverordneter Hosfmann: Allein — —!)
Ja, ich erinnere Sie nur daran, daß wir Ihnen vor den
Ferien Gelegenheit gegeben haben, nachdem erst am 12. Juni
die Vorprojekte für ein Gymnasium in der Dstader Straße
und für die Gemeindedoppelschule in der Straße 4a von
Ihnen genehmigt worden wären, schon 14 Tage darauf, am
26. Juni, die inzwischen durchgearbeiteten speziellen Pro
jekte und Kostenanschläge zu genehmigen. Ja, noch mehr,
heute legen wir Ihnen das Vorprojekt zur Gemeindeschule
in der Sansibarstraße vor; und in der Voraussicht, daß
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Sie die Güte haben werden, dieses. Vorprojekt zu geneh t
migen, habe ich Ihnen auch schon das speziell durchgem
beitete Projekt zu dieser Schule mitgebracht. »
(Heiterkeit.) :l
Ja, da ich vermute, daß Sie nachher beschließen werde, '
bei dieser Schule die Turnhalle und die Aula etwas breite '
zu machen, habe ich auch diesen Wunsch schon im spezielle
Projekt berücksichtigt. ■
(Heiterkeit.) ^
Stadtverordneter Cassel: Meine Herren, ich ge skat
mir, im Namen meiner Freunde einige kurze Erklärunge
abzugeben.
Daß die wirtschaftlichen Verhältnisse es bringen
erforderlich erscheinen lassen, die bereits genehmigten Holt
bauten und Tiefbauten schleunig in Angriff zu nehmen, wii
von allen meinen Freunden anerkannt, und ich glaube kam ,
daß das irgendwie in dieser Versammlung auf Widerstm ;
stoßen wird.' Ich kann aber nun zu meiner Freude konstatiere, '
daß aus den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeistei
sich ergibt, daß der Magistrat schon vor langer Zeit, schon i '•
diesem Frühjahr, die Entwicklung der Verhältnisse voran
gesehen, sich aber nicht mit der bloßen Voraussicht begnüg
sondern auch die nötigen Verfügungen getroffen hat, um ei« '
möglichst schnelle Inangriffnahme dieser Bauten und Anlage ,
zu bewirken. Es ergibt sich daraus, daß es nicht erst bi i
Antrages bedurfte, um den Magistrat zu veranlassen, na
dieser Richtung das Erforderliche zu tun. Dabei will i, i
aber die Einbringung des Antrages selbst gar keiner Mi n
billigung unterwerfen; denn sie hat ja Gelegenheit gegebe, e
die Sache klarzustellen. Meine Freunde und auch ende e
Mitglieder dieser Versammlung haben ja auch in vielt ü
Jahren sehr häufig lebhafte Klage erhoben, daß die bewilligte 0
Bauten nicht so schnell gefördert würden, als es wünschen! e
wert wäre. 11
(Sehr richtig!) D
Also da wir selbst diese Klage wiederholt erhoben haben, | g
können wir es niemanden verdenken, daß er an den Magiftn ;
jetzt einen solchen Antrag gerichtet hat. Aber wie wir m
zu unserer Freude gesehen haben, wie ich nochmals beton g
haben ja die Verhältnisse dem Magistrat selbst schon -Verai .
lassung gegeben, das Erforderliche zu tun. I£
Meine Herren, Herr Stadtbaurat Hosfmann hat in ,|
nun eine schöne Blütenlese von Aufgaben aufgezählt, b j
bereits gelöst sind, die in der Lösung begriffen sind, und d ,
gelöst werden sollen. Das Verzeichnis ist nebenbei berned
recht stattlich, und man sieht doch, daß die Stadt Berlin nie t
stecken bleibt, sondern eine so gewaltige Summe von Ne „
bauten in Angriff nimmt, daß sich das sehen lassen kann ul tl
Bemühung, der Entwicklung Berlins als Stadt und di !t
Schul- und anderweitigen Bedürfnissen sehr weit nachzukomtne, ,,
Aber ich muß Herrn Geheimrat Hosfmann sagen, da > (
wenn diese Liste zwar mit großer Freude begrüßt, aber e [j
Zweifel an der Ausführung laut geworden ist, er das nie j
tragisch nehmen darf. Denn wir haben in der Vergangen!)! t
doch öfter die Erfahrung gemacht, daß solche Bauten, b c
lange beschlossen waren, erst sehr spät zur Ausführung gl „
kommen sind. u
(Lebhafte Zustimmung.)
Meine Herren, Herrn Stadtbaurat Hofsmann haj es i 3 1
der genialen Weise, die ihm nicht bloß als Künstler eigi 11
ist — denn ich meine, wenn er nicht ein Künstler gewordi »
wäre, wäre er wahrscheinlich ein sehr guter Diplomat g
worden —,
(Heiterkeit)
Herrn Stadtbaurat Hosfmann hat es im gegebenen Fnl
nicht an Gründen für die Verzögerungen gefehlt. Trotzde
blieb ein gewisser Rest des Zweifels und des Unbehagei
übrig, daß es nicht schneller vorwärts ginge. Anderersei
aber, nachdem Herr Stadtbaurat Hosfmann alles aufgezüs
hat, >vas beendet ist, was in Angriff genommen ist, und roj
noch in Angriff genommen werben wird, halte ich ihn !>
viel zu klug, als daß er sich in die Lage bringen wird, bi
er nach drei Monaten oder noch nicht einmal so langer $
sich inbezug auf seine Worte desavouiert sieht. Ich rech
also diesmal, nachdem er dies alles einzeln aufgeführt ha
ganz bestimmt auf Erfüllung dieser Worte, und ich glaub
wir werden eben nicht bloß Worte gehört haben, wie h>
zugerufen worden ist, sondern wir werden auch wirklich b
Taten sehen. Insofern begrüße ich die Erklärung des Heb
Stadtbaurats Hofsmann mit großer Freude, und ich 6e«