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Volume No 24, 4. September 1913

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue40.1913 (Public Domain)

334 Stadtv.-Vers. Sitzung am 4. September 1913, 
Wir haben uns heute — es ging in der kurzen Zeit mir 
telephonisch — mit den betreffenden Unternehmern in Ver 
bindung gesetzt und allerdings festgestellt, daß von ein 
zelnen Unternehmern in einigen wenigen Fällen ein Polier 
mit einem Gesellen oder auch nur ein Polier hinausgeschickt 
worden war, der mit auswärtigen Arbeitern auswärts ar 
beitete. ; | ! ! 
(Hört, hört !) 
Wir haben sofort die Bauämter veranlaßt, in die Verträge 
nun einen entsprechend schärferen Passus einzusetzen, so 
daß wir glauben, daß wir dadurch in der Zukunft gegen 
solche Maßnahmen gesichert sind. 
Ich hatte gestern in der Baudeputation Gelegenheit, 
über den Stand der Arbeiten der Hochbanverwaltung ein 
gehend zu berichten; ich habe jeden einzelnen größeren Ban. 
der im Etat vorgesehen ist, vorgenommen und den Stand 
der Arbeiten dargelegt. Ich hatte den Eindruck, daß das 
befriedigend gewirkt hat. Das alles hier noch einmal im 
Detail Ihnen vorzutragen, würde wohl zu weit sichren; ich 
bin aber dazu bereit, ich habe mein Material hier. Ich möchte 
Ihnen nur zusammenfassend sagen, daß von größeren Ban 
arbeiten vor der Vollendung stehen: eine Feuerwache, eine 
dreifache Gemeindeschule, eine Gemeindedoppelschnle, eine 
Gemeinde- und Hilfsschule sowie eine Baugewerksschnle. 
Diese Bauten werden bis zum 1. Oktober d. I. bezw. 1. April 
ii. I. fertig gestellt. Es befinden sich in der Bauausführung 
weiter: eine höhere Mädchenschule, eine Pflichtsortbildungs 
schule, 4 Gemeindedoppelschulen, eine Badeanstalt, eine Weöe- 
schule und die vierte Irrenanstalt in Buch. In der Vor 
bereitung, derart, daß in den nächsten Wochen mit den Ban 
arbeiten angefangen werden kann, sind: ein Gymnasium, 
2 Realschulen, eine dreifache Gemeindeschule, 2 Gemeinde- 
doppelschnlen, die Blindenschulerweiterung und eine Turn 
halle. Der Etat für 1913 hat beim Hochbau 108 Positionen 
vorgesehen; diese 108 Arbeiten sind bis auf 11 — bleiben 
also 97 — sämtlich entweder fertig oder in Ausführung oder 
in Vorbereitung zur unmittelbar jetzt folgenden Ausfüh 
rung; die übrigen 11 kommen auch noch im Etatsjahr zur 
Ausführung. 
Wir sind aber weiter gegangen. Wir haben uns in den 
letzten Monaten auch besonders die Bauaufgaben angelegen 
sein lassen, für die noch keine Mittel in diesen Etat ein 
gesetzt wurden, einmal, damit sie für den nächstjährigen 
Etat genügend vorbereitet sind, dann aber auch, um für 
alle Fälle eine genügende Masse Material in die Wirklich 
keit bald umsetzen zu können. Von diesen 28 zumeist großen 
Bauaufgaben, die wir jetzt in Bearbeitung haben, für die 
also noch keine Etatsmittel vorhanden sind, werden Ihnen 
in den nächsten Wochen 20 Entwürfe vorgelegt sein, und 
dabei teils spezielle, teils Vorentwürfe zu den Doppel 
schulen in der Finnländischen Straße, der Malplaquet- 
straße, der Sansibarstraße, der Pstader Straße, der Lüderitz- 
straße, der Straße 26a, der Danziger Straße, zu der Gemeinde 
doppelschule und Hilfsschule in der Mandelstraße, der Real 
schule in der Thomer Straße, der Badeanstalt in der Bremer 
Straße, zur Bebauung des Jnselspeichers, für eine Psycho 
pathische Anstalt für Fürsorgezöglinge, für den Renban 
des Rinderschlachthauses, für die Erweiterungsbauten auf 
dem.Viehhof und für die Großmarkthalle. Die Baudepu 
tation hat außerdem, um die Ausführungsarbeiten zu för 
dern, gestern beschlossen, schon jetzt die Mobilien und Uten 
silien für eine Anzahl Bauten, die sich noch im Rohbau 
oder gar erst im Anfangsstadium des Rohbaues befinden, 
zu vergeben; es sind dies die Mobilien und Utensilien für 
7 Gemeindedoppelschulen. Hiernach sollen die Mobilien für 
die Webeschule, für ein Gymnasium und für 2 Realschulen 
vergeben werden. Auch die Fenster werden früher vergeben 
werden; wir können sie nicht gleich herausgeben, weil die 
Ausführungsmaße im Rohbau genommen werden müssen; 
wir wollen sie aber stockwerkweise zur Ausführung bringen. 
(Stadtverordneter Hosfmann: Wir hören die Botschaft!) 
— Ich hoffe, daß Sie die Botschaft gern hören. 
(Stadtverordneter Hosfmann: Allein — —!) 
Ja, ich erinnere Sie nur daran, daß wir Ihnen vor den 
Ferien Gelegenheit gegeben haben, nachdem erst am 12. Juni 
die Vorprojekte für ein Gymnasium in der Dstader Straße 
und für die Gemeindedoppelschule in der Straße 4a von 
Ihnen genehmigt worden wären, schon 14 Tage darauf, am 
26. Juni, die inzwischen durchgearbeiteten speziellen Pro 
jekte und Kostenanschläge zu genehmigen. Ja, noch mehr, 
heute legen wir Ihnen das Vorprojekt zur Gemeindeschule 
in der Sansibarstraße vor; und in der Voraussicht, daß 
e 
Sie die Güte haben werden, dieses. Vorprojekt zu geneh t 
migen, habe ich Ihnen auch schon das speziell durchgem 
beitete Projekt zu dieser Schule mitgebracht. » 
(Heiterkeit.) :l 
Ja, da ich vermute, daß Sie nachher beschließen werde, ' 
bei dieser Schule die Turnhalle und die Aula etwas breite ' 
zu machen, habe ich auch diesen Wunsch schon im spezielle 
Projekt berücksichtigt. ■ 
(Heiterkeit.) ^ 
Stadtverordneter Cassel: Meine Herren, ich ge skat 
mir, im Namen meiner Freunde einige kurze Erklärunge 
abzugeben. 
Daß die wirtschaftlichen Verhältnisse es bringen 
erforderlich erscheinen lassen, die bereits genehmigten Holt 
bauten und Tiefbauten schleunig in Angriff zu nehmen, wii 
von allen meinen Freunden anerkannt, und ich glaube kam , 
daß das irgendwie in dieser Versammlung auf Widerstm ; 
stoßen wird.' Ich kann aber nun zu meiner Freude konstatiere, ' 
daß aus den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeistei 
sich ergibt, daß der Magistrat schon vor langer Zeit, schon i '• 
diesem Frühjahr, die Entwicklung der Verhältnisse voran 
gesehen, sich aber nicht mit der bloßen Voraussicht begnüg 
sondern auch die nötigen Verfügungen getroffen hat, um ei« ' 
möglichst schnelle Inangriffnahme dieser Bauten und Anlage , 
zu bewirken. Es ergibt sich daraus, daß es nicht erst bi i 
Antrages bedurfte, um den Magistrat zu veranlassen, na 
dieser Richtung das Erforderliche zu tun. Dabei will i, i 
aber die Einbringung des Antrages selbst gar keiner Mi n 
billigung unterwerfen; denn sie hat ja Gelegenheit gegebe, e 
die Sache klarzustellen. Meine Freunde und auch ende e 
Mitglieder dieser Versammlung haben ja auch in vielt ü 
Jahren sehr häufig lebhafte Klage erhoben, daß die bewilligte 0 
Bauten nicht so schnell gefördert würden, als es wünschen! e 
wert wäre. 11 
(Sehr richtig!) D 
Also da wir selbst diese Klage wiederholt erhoben haben, | g 
können wir es niemanden verdenken, daß er an den Magiftn ; 
jetzt einen solchen Antrag gerichtet hat. Aber wie wir m 
zu unserer Freude gesehen haben, wie ich nochmals beton g 
haben ja die Verhältnisse dem Magistrat selbst schon -Verai . 
lassung gegeben, das Erforderliche zu tun. I£ 
Meine Herren, Herr Stadtbaurat Hosfmann hat in ,| 
nun eine schöne Blütenlese von Aufgaben aufgezählt, b j 
bereits gelöst sind, die in der Lösung begriffen sind, und d , 
gelöst werden sollen. Das Verzeichnis ist nebenbei berned 
recht stattlich, und man sieht doch, daß die Stadt Berlin nie t 
stecken bleibt, sondern eine so gewaltige Summe von Ne „ 
bauten in Angriff nimmt, daß sich das sehen lassen kann ul tl 
Bemühung, der Entwicklung Berlins als Stadt und di !t 
Schul- und anderweitigen Bedürfnissen sehr weit nachzukomtne, ,, 
Aber ich muß Herrn Geheimrat Hosfmann sagen, da > ( 
wenn diese Liste zwar mit großer Freude begrüßt, aber e [j 
Zweifel an der Ausführung laut geworden ist, er das nie j 
tragisch nehmen darf. Denn wir haben in der Vergangen!)! t 
doch öfter die Erfahrung gemacht, daß solche Bauten, b c 
lange beschlossen waren, erst sehr spät zur Ausführung gl „ 
kommen sind. u 
(Lebhafte Zustimmung.) 
Meine Herren, Herrn Stadtbaurat Hofsmann haj es i 3 1 
der genialen Weise, die ihm nicht bloß als Künstler eigi 11 
ist — denn ich meine, wenn er nicht ein Künstler gewordi » 
wäre, wäre er wahrscheinlich ein sehr guter Diplomat g 
worden —, 
(Heiterkeit) 
Herrn Stadtbaurat Hosfmann hat es im gegebenen Fnl 
nicht an Gründen für die Verzögerungen gefehlt. Trotzde 
blieb ein gewisser Rest des Zweifels und des Unbehagei 
übrig, daß es nicht schneller vorwärts ginge. Anderersei 
aber, nachdem Herr Stadtbaurat Hosfmann alles aufgezüs 
hat, >vas beendet ist, was in Angriff genommen ist, und roj 
noch in Angriff genommen werben wird, halte ich ihn !> 
viel zu klug, als daß er sich in die Lage bringen wird, bi 
er nach drei Monaten oder noch nicht einmal so langer $ 
sich inbezug auf seine Worte desavouiert sieht. Ich rech 
also diesmal, nachdem er dies alles einzeln aufgeführt ha 
ganz bestimmt auf Erfüllung dieser Worte, und ich glaub 
wir werden eben nicht bloß Worte gehört haben, wie h> 
zugerufen worden ist, sondern wir werden auch wirklich b 
Taten sehen. Insofern begrüße ich die Erklärung des Heb 
Stadtbaurats Hofsmann mit großer Freude, und ich 6e«
	        
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