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Volume No 20, 5. Juni 1913

Full text: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Public Domain) Issue40.1913 (Public Domain)

Stadtv.-Vers. 
Hecheblich. Nun ist zwar richtig, daß auf dem Aufmarsch- 
.Ggelände für Spielplätze durch zwei ganz gute Spielplätze 
Mvorgesorgt ist, die aber nur für Kinder bestimmt sind. Für 
^Sportplätze eignen sich diese Plätze nicht. Das Bedürfnis 
■noch sportlichen Veranstaltungen in jener Gegend ist aber 
»zweifellos groß. Wenn Sia sich an einem Sonntag nach 
Ibem Tempelhofer Feld hinbegeben, so werden Sie sich über« 
teS cu 9 en - daß die Behauptung, die ich aufgestellt habe, den 
jMatsachen entspricht. 
M Nun ist auch im Ausschuß gesagt worden, daß das 
,.«lles richtig sei, aber das Tempelhofer Feld sei für 
'Liefe Zwecke da. Meine Herren, vergessen Sie eins 
wicht! Das Tempelhofer Feld gehört der Stadt Berlin 
flücht, es gehört dem Fiskus, und es ist nicht aus- 
, (! »efil)Iofscn, daß es früher oder später verkauft wiro und 
»schließlich auch bebaut wird, lote das bereits mit der 
■i«ine» Seite geschehe» ist. In diesem Falle würde die 
.«Befriedigung dieses sportlichen Bedürfnisses durchaus ge 
hindert werde», weint die Bebauung des Tempelhofer Feldes 
Iriiher oder später doch einmal einsetzen würde. Dann aber, 
rjjneiue Herren, haben wir keinerlei Ersatz zur Befriedigung 
j,«ieses Bedürfnisses. Wen» wir jetzt beschließen, die uns zur 
„-Verfügung stehende Freifläche zu bebauen, können »vir in 
„Ipäteren Jahren auf keine Weise dieses Bedürfnis »ach sport 
lichen Veranstaltungen erfüllen. 
, E J Meine Herren, es ist im Ausschuß schon dargetan morden, 
[(jliiß auch Lehrpersonen in jener Gegend sich in diesem Sinne 
^Bereits ausgesprochen und direkt gewünscht haben, daß 
jjjltc Stadt im vorliegenden Falle auf dieses Bedürfnis Rück 
licht nimmt, nicht bloß auf dieses Sportbedürfnis, sondern 
atPitch darauf, daß den Schulkindern Spielplätze unter der Auf 
licht von Lehrern zur Verfügung stehen, 
ttl In der Pädagogischen Zeitung ist kürzlich bereits darauf 
fylingctviefeit worden, daß Lehrer mit unseren Schulkindern, 
n-lie sich auf dem Tempelhofer Feld zuin Spielen aufgehalten 
laben, vom Tempelhofer Feld fortgewiesen worden sind, weil 
Ina» ihre Anwesenheit dort nicht dulden wollte. Man hat 
»Wohl nichts dagegen, tvenn anderes Publikum sich dort auf- 
etilält; von den Schulkindern glaubt man, daß sie die Gras- 
larbe ruinieren würden. Wir haben deshalb vorgeschlagen, 
r-lur den Teil an der Dreibundstraße zu bebauen, um auch 
iit»azu beizutragen, daß ein Teil der Kosten des Aufmarsch» 
htleläuders uns wieder zufließt, den übrigen Teil aber frei- 
erllihalten. 
iii[ In diesem Sinne haben meine Freunde sich erlaubt 
linen Antrag zu stelle». Wir bitten Sie, diesem Antrag zu- 
Älustiininen. 
Stadtrat Berndl: Meine Herren, der uns heute 
pDestelltc Antrag hat bereits dem Ausschuß vorgelegen. Er 
Mt dort in aller Gründlichkeit und Ausführlichkeit be- 
'-»»prochen und beraten worden. Der Antrag ist im Ausschuß 
kllbgelehnt worden. 
Maßgebend, meine Herren, war für die Ablehnung 
^Insbesondere die Erwägung, daß — der Herr Referent 
■’iat das eben bereits ausgeführt — bei der Erwerbung 
Wes Tempelhofer Feldes seinerzeit viele Millionen haben 
, lufgewendet werden müssen, und daß man, um diese tost» 
Mpielige Erwerbung schmackhaft zu machen, seinerzeit aus- 
Hrücktich die Bedingung aufgenommen hat, einen großen 
Mcil des Tempelhofer Feldes freizuhalten, um ihn später 
:ll |utztmr zu machen. Es ist, wenn ich mich recht erinnere, 
"'ler Stadtverordnetenversammlung hier eine ganz be- 
»iiniute Summe genannt werden, die wieder herausgewirt- 
Et |i)aftet werden sollte. Mit dieser Bedingung hat seinerzeit 
"'lic Stadtverordnetenversammlung dem Erwerb des Tei» 
|j J |elhofer Feldes^zugestimmt. 
Der Ausschuß meinte, daß die Gründe, die damals 
.Horhanden waren, auch heute noch maßgebend seien und 
Helten müßten. Der Ausschuß war in überwiegender Mehr- 
sIeit der Ansicht, daß der Spielplatz, den wir hier erwerben 
,Würden, zu kostspielig werden würde. So viele Millionen 
.in einer Gegend aufzuwenden, in der schon durch die un 
mittelbare Nähe des Viktoriaparkes und durch das für heute 
lud in absehbarer Zeit ausreichende Tempelhofer Feld 
,»enug Spielplätze und Tummelplätze voll Licht und Luft 
garantiert seien, glaubte der Ausschuß nicht verantworten 
Hu können. 
,1 (Sehr richtig!) 
li| Auch ciu weiteres Moment ist nicht von der Hand 
|u weisen, das nämlich, daß die Freilassung des ganzen 
Geländes als Spielplatzes weniger den Bewohnern Berlins 
291 
als denen des angrenzenden Tempelhofer Feldes zugute 
kommen Und Vorteile bieten würde. Hieran würde durch 
Zulassung der Bebauung nur an der einen Straße, wie 
die Herren Antragsteller es wollen, kaum etwas geändert 
werden. 
Diese beiden Gründe waren es hauptsächlich, die den 
Ausschuß bestimmt haben, den Antrag abzulehnen. Ich 
bitte Sie, diese Gründe auch heute für Sie maßgebend sein 
zu lassen und ebenfalls den Antrag abzulehnen. 
(Bravo!) 
Stadtverordneter Licbcuom: Meine Herren, ich 
kann das, was der Herr Stadtrat ausgeführt hat, nur voll 
bestätigen. 
Der Ausschuß hat sich speziell mit der Bebauung 
dieses freibleibenden Teiles nicht nur in einer, sondern 
in zwei Sitzungen beschäftigt. Es ist vielfach über die 
Art und Weise gesprochen worden, in der die Bebauung aus 
geführt werden sollte. Meine Herren, dem Wunsch schließ 
lich, daß dort die ganze Fläche möglichst als Spielplatz 
bleiben sollte, wurde entgegengehalten, daß wir dann einen 
Spielplatz schaffen würden, der mehr den Bewohnern des 
Tempelhofer Feldes zugute kommen würde als unsern 
Berliner Bürgern. Um dem entgegenzutreten, wird jetzt 
der Vorschlag gemacht, die Dreibundstraße zu bebauen, 
damit dadurch eine Mauer gegen das Tempelhofer Feld 
errichtet wird. Ich glaube aber, daß diese Häuserreihe, 
welche an der Dreibnndstraße errichtet werden soll, nicht ver 
hindern wird, daß der neu zu schaffende Spielplatz, den 
Bewohnern des Tempelhofer Feldes dadurch mehr als 
unsern Berliner Bürgern zugute kommen würde. Außerdem 
ist ein Spielplatz frei gelassen worden. Um Sportfeste zu 
feiern, dürste anderswo sich Gelegenheit bieten. 
Meine Herren, der vorliegende Antrag ist im Aus 
schuß bereits mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Ich 
bitte deshalb, hier ebenfalls so zu beschließen. 
Berichterstatter Stadtverordneter Stapf (Schluß 
wort): Ich kann nur bestätigen, daß im Ausschuß dieser Antrag 
gründlich durchgesprochen worden ist und mit denselben 
Gründen, die hier von dem Herrn Magistratsvertreter und 
dem Herr» Vorredner wiederholt worden sind, beseitigt 
wurde. Ich bitte Sie, auch hier diesen Antrag abzu 
lehnen und dem Antrage des Ausschusses, d. H. der Magi 
stratsvorlage zuzustimmen. 
(Die Versammlung lehnt den Antrag der Stadtverord 
neten Dr. Arons und Genossen ab und beschließt nach dem 
Antrage des Magistrats, wie folgt: 
Die Versammlung erklärt sich mit dem vorgelegten 
Entwurf für die Bebauung des südlichen Teiles des Auf 
marschgeländes und mit den im Plane angegebenen Flucht 
linienänderungen einverstanden.) 
Borsteherstellvertrcter Cassel: Dritter Gegenstand 
der Tagesordnung: 
Berichterstattung des Ausschusses zur Borberatung 
der Vorlage, betreffend 
1. Fluchtlinienfestsetzung in dem Bauviertel hinter 
der Universität und Erbauung einer Brücke 
über den Kupfergraben, 
2. Errichtung eines Gebäudes zum Abschluß des 
umzugestaltenden Kegelplatzes. — Vorlagen 532 
und 571. 
Berichterstatter Stadtverordneter Mommsen: 
Meine Herren, die Vorlage, die Sie an den Ausschuß ver 
wiesen haben, hat bereits in dieser Versammlung im Plenum 
von allen Seiten grundsätzliche Zustimmung gefunden. 
Im Ausschuß ist daher der Hauptsache nach nur über 
die Einzelheiten des Planes vom Magistrat Aufklärung 
erbeten und gegeben worden. Die beiden Stadtbanräte 
haben eingehend die einzelnen Grundlagen der Vorlage 
erörtert. 
Der Herr Stadtrat für den Hochbau erläuterte an 
der Hand sehr eingehender Zeichnungen und Pläne die 
architektonische Wirkung der gesamten Anlage. Er be 
gründete insbesondere die Notwendigkeit der Errichtung des 
Rundbaues au dem jetzigen Hegelplatz. Dabei hob er die 
Vorzüge des abgeänderten Entwurfs für den Erweiterungs 
bau der Universität gegenüber der ursprünglich beabsich 
tigten Bebauung hervor, die bezweckte, lediglich die Süd 
seite des Universitätsgartens, des jetzigen botanischen 
1* 
Sitzung am 5. Juni 1913.
	        
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