Stadtv.-Vers.
Hecheblich. Nun ist zwar richtig, daß auf dem Aufmarsch-
.Ggelände für Spielplätze durch zwei ganz gute Spielplätze
Mvorgesorgt ist, die aber nur für Kinder bestimmt sind. Für
^Sportplätze eignen sich diese Plätze nicht. Das Bedürfnis
■noch sportlichen Veranstaltungen in jener Gegend ist aber
»zweifellos groß. Wenn Sia sich an einem Sonntag nach
Ibem Tempelhofer Feld hinbegeben, so werden Sie sich über«
teS cu 9 en - daß die Behauptung, die ich aufgestellt habe, den
jMatsachen entspricht.
M Nun ist auch im Ausschuß gesagt worden, daß das
,.«lles richtig sei, aber das Tempelhofer Feld sei für
'Liefe Zwecke da. Meine Herren, vergessen Sie eins
wicht! Das Tempelhofer Feld gehört der Stadt Berlin
flücht, es gehört dem Fiskus, und es ist nicht aus-
, (! »efil)Iofscn, daß es früher oder später verkauft wiro und
»schließlich auch bebaut wird, lote das bereits mit der
■i«ine» Seite geschehe» ist. In diesem Falle würde die
.«Befriedigung dieses sportlichen Bedürfnisses durchaus ge
hindert werde», weint die Bebauung des Tempelhofer Feldes
Iriiher oder später doch einmal einsetzen würde. Dann aber,
rjjneiue Herren, haben wir keinerlei Ersatz zur Befriedigung
j,«ieses Bedürfnisses. Wen» wir jetzt beschließen, die uns zur
„-Verfügung stehende Freifläche zu bebauen, können »vir in
„Ipäteren Jahren auf keine Weise dieses Bedürfnis »ach sport
lichen Veranstaltungen erfüllen.
, E J Meine Herren, es ist im Ausschuß schon dargetan morden,
[(jliiß auch Lehrpersonen in jener Gegend sich in diesem Sinne
^Bereits ausgesprochen und direkt gewünscht haben, daß
jjjltc Stadt im vorliegenden Falle auf dieses Bedürfnis Rück
licht nimmt, nicht bloß auf dieses Sportbedürfnis, sondern
atPitch darauf, daß den Schulkindern Spielplätze unter der Auf
licht von Lehrern zur Verfügung stehen,
ttl In der Pädagogischen Zeitung ist kürzlich bereits darauf
fylingctviefeit worden, daß Lehrer mit unseren Schulkindern,
n-lie sich auf dem Tempelhofer Feld zuin Spielen aufgehalten
laben, vom Tempelhofer Feld fortgewiesen worden sind, weil
Ina» ihre Anwesenheit dort nicht dulden wollte. Man hat
»Wohl nichts dagegen, tvenn anderes Publikum sich dort auf-
etilält; von den Schulkindern glaubt man, daß sie die Gras-
larbe ruinieren würden. Wir haben deshalb vorgeschlagen,
r-lur den Teil an der Dreibundstraße zu bebauen, um auch
iit»azu beizutragen, daß ein Teil der Kosten des Aufmarsch»
htleläuders uns wieder zufließt, den übrigen Teil aber frei-
erllihalten.
iii[ In diesem Sinne haben meine Freunde sich erlaubt
linen Antrag zu stelle». Wir bitten Sie, diesem Antrag zu-
Älustiininen.
Stadtrat Berndl: Meine Herren, der uns heute
pDestelltc Antrag hat bereits dem Ausschuß vorgelegen. Er
Mt dort in aller Gründlichkeit und Ausführlichkeit be-
'-»»prochen und beraten worden. Der Antrag ist im Ausschuß
kllbgelehnt worden.
Maßgebend, meine Herren, war für die Ablehnung
^Insbesondere die Erwägung, daß — der Herr Referent
■’iat das eben bereits ausgeführt — bei der Erwerbung
Wes Tempelhofer Feldes seinerzeit viele Millionen haben
, lufgewendet werden müssen, und daß man, um diese tost»
Mpielige Erwerbung schmackhaft zu machen, seinerzeit aus-
Hrücktich die Bedingung aufgenommen hat, einen großen
Mcil des Tempelhofer Feldes freizuhalten, um ihn später
:ll |utztmr zu machen. Es ist, wenn ich mich recht erinnere,
"'ler Stadtverordnetenversammlung hier eine ganz be-
»iiniute Summe genannt werden, die wieder herausgewirt-
Et |i)aftet werden sollte. Mit dieser Bedingung hat seinerzeit
"'lic Stadtverordnetenversammlung dem Erwerb des Tei»
|j J |elhofer Feldes^zugestimmt.
Der Ausschuß meinte, daß die Gründe, die damals
.Horhanden waren, auch heute noch maßgebend seien und
Helten müßten. Der Ausschuß war in überwiegender Mehr-
sIeit der Ansicht, daß der Spielplatz, den wir hier erwerben
,Würden, zu kostspielig werden würde. So viele Millionen
.in einer Gegend aufzuwenden, in der schon durch die un
mittelbare Nähe des Viktoriaparkes und durch das für heute
lud in absehbarer Zeit ausreichende Tempelhofer Feld
,»enug Spielplätze und Tummelplätze voll Licht und Luft
garantiert seien, glaubte der Ausschuß nicht verantworten
Hu können.
,1 (Sehr richtig!)
li| Auch ciu weiteres Moment ist nicht von der Hand
|u weisen, das nämlich, daß die Freilassung des ganzen
Geländes als Spielplatzes weniger den Bewohnern Berlins
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als denen des angrenzenden Tempelhofer Feldes zugute
kommen Und Vorteile bieten würde. Hieran würde durch
Zulassung der Bebauung nur an der einen Straße, wie
die Herren Antragsteller es wollen, kaum etwas geändert
werden.
Diese beiden Gründe waren es hauptsächlich, die den
Ausschuß bestimmt haben, den Antrag abzulehnen. Ich
bitte Sie, diese Gründe auch heute für Sie maßgebend sein
zu lassen und ebenfalls den Antrag abzulehnen.
(Bravo!)
Stadtverordneter Licbcuom: Meine Herren, ich
kann das, was der Herr Stadtrat ausgeführt hat, nur voll
bestätigen.
Der Ausschuß hat sich speziell mit der Bebauung
dieses freibleibenden Teiles nicht nur in einer, sondern
in zwei Sitzungen beschäftigt. Es ist vielfach über die
Art und Weise gesprochen worden, in der die Bebauung aus
geführt werden sollte. Meine Herren, dem Wunsch schließ
lich, daß dort die ganze Fläche möglichst als Spielplatz
bleiben sollte, wurde entgegengehalten, daß wir dann einen
Spielplatz schaffen würden, der mehr den Bewohnern des
Tempelhofer Feldes zugute kommen würde als unsern
Berliner Bürgern. Um dem entgegenzutreten, wird jetzt
der Vorschlag gemacht, die Dreibundstraße zu bebauen,
damit dadurch eine Mauer gegen das Tempelhofer Feld
errichtet wird. Ich glaube aber, daß diese Häuserreihe,
welche an der Dreibnndstraße errichtet werden soll, nicht ver
hindern wird, daß der neu zu schaffende Spielplatz, den
Bewohnern des Tempelhofer Feldes dadurch mehr als
unsern Berliner Bürgern zugute kommen würde. Außerdem
ist ein Spielplatz frei gelassen worden. Um Sportfeste zu
feiern, dürste anderswo sich Gelegenheit bieten.
Meine Herren, der vorliegende Antrag ist im Aus
schuß bereits mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Ich
bitte deshalb, hier ebenfalls so zu beschließen.
Berichterstatter Stadtverordneter Stapf (Schluß
wort): Ich kann nur bestätigen, daß im Ausschuß dieser Antrag
gründlich durchgesprochen worden ist und mit denselben
Gründen, die hier von dem Herrn Magistratsvertreter und
dem Herr» Vorredner wiederholt worden sind, beseitigt
wurde. Ich bitte Sie, auch hier diesen Antrag abzu
lehnen und dem Antrage des Ausschusses, d. H. der Magi
stratsvorlage zuzustimmen.
(Die Versammlung lehnt den Antrag der Stadtverord
neten Dr. Arons und Genossen ab und beschließt nach dem
Antrage des Magistrats, wie folgt:
Die Versammlung erklärt sich mit dem vorgelegten
Entwurf für die Bebauung des südlichen Teiles des Auf
marschgeländes und mit den im Plane angegebenen Flucht
linienänderungen einverstanden.)
Borsteherstellvertrcter Cassel: Dritter Gegenstand
der Tagesordnung:
Berichterstattung des Ausschusses zur Borberatung
der Vorlage, betreffend
1. Fluchtlinienfestsetzung in dem Bauviertel hinter
der Universität und Erbauung einer Brücke
über den Kupfergraben,
2. Errichtung eines Gebäudes zum Abschluß des
umzugestaltenden Kegelplatzes. — Vorlagen 532
und 571.
Berichterstatter Stadtverordneter Mommsen:
Meine Herren, die Vorlage, die Sie an den Ausschuß ver
wiesen haben, hat bereits in dieser Versammlung im Plenum
von allen Seiten grundsätzliche Zustimmung gefunden.
Im Ausschuß ist daher der Hauptsache nach nur über
die Einzelheiten des Planes vom Magistrat Aufklärung
erbeten und gegeben worden. Die beiden Stadtbanräte
haben eingehend die einzelnen Grundlagen der Vorlage
erörtert.
Der Herr Stadtrat für den Hochbau erläuterte an
der Hand sehr eingehender Zeichnungen und Pläne die
architektonische Wirkung der gesamten Anlage. Er be
gründete insbesondere die Notwendigkeit der Errichtung des
Rundbaues au dem jetzigen Hegelplatz. Dabei hob er die
Vorzüge des abgeänderten Entwurfs für den Erweiterungs
bau der Universität gegenüber der ursprünglich beabsich
tigten Bebauung hervor, die bezweckte, lediglich die Süd
seite des Universitätsgartens, des jetzigen botanischen
1*
Sitzung am 5. Juni 1913.