Stadtv.-Verf.
e) des Werkzeugmachers Ernst Kühne, Sie- enrotiber
Straße 31,
f) des Schneiders Heinr. Seidel und feiner Familie,
Elsässer (Str. 25,
g) des Stellmachers Johann Rutter, Alte Jakobstr. 174,
h) des Kaufmanns Alfred Nosseck, Schönhauser Allee 5.
Meine .Herren ich schlage Ihnen vor, jetzt zum fünften
Gegenstand überzugehen.
(Zustimmung.)
Er behandelt:
Wahl von je einem Bürge rveputierten durch Stimm-
zettclabgabe
1. für die Deputation für das Wohnungswesen,
2. für die Gewerbcdepntation.
Zuerst erfolgt die Wahl in die Deputation für das
Wohnungswesen. Durch einen Druckfehler in der Tages
ordnung ist dafür der Rentier Ehenbaum vorgeschlagen;
der Herr heißt wirklich Ehrenbaum. Ferner ist der Rentier
Otto Klein vorgeschlagen.
(Die Wahl erfolgt.)
Das Ergebnis wird nachher festgestellt werde».
Wir kommen jetzt zur Wahl in die Gewerbedepu-
tation.
(Die Wahl erfolgt.)
Ich bitte die Herren, das Ergebnis draußen festzustellen.
Wir fahren inzwischen in unserer Tagesordnung fort.
Meine Herren, wir haben heute ein eigentümliches
Schicksal: die Nummern der Tagesordnung bedeuten heute
nichts für die Reihenfolge.
(Heiterkeit.)
Wir müssen jetzt zum zweiundztvanzigsten Gegenstand
der Tagesordnung schreiten:
Borlage — zur Beschlußfassung — über Mietung
bon Bureauräumen in Haufe Klosterftraße 65/67 für
die Vergrößerung des technischen Bureaus des Stadt
baurats für den Tiefbau. — Vorlage 538.
Stadtverordneter Hintze: Meine Herren, mit der
Mietung der Räume sind meine Freunde einverstanden. Wir
inltcit auch den Preis für angemessen. Wir bitten aber, in
)en Vertrag eine Klausel aufzunehmen, ivoimch die Vermie
tn, g der übrigen Räume an Geschäfte und Gewerbebetriebe,
reiche ruhestörenden Lärm verursachen, nicht gestattet wird.
Wie mir bekannt wurde, wird beabsichtigt, die vierte Etage
- die dritte mieten wir — als Schneiderwerkstatt zu ver
nieten. Es wäre doch eine unangenehme Sache, wenn unsere
ethnische» Beamten unter einer solchen Schneiderstube arbeiten
eilten. Daraus muß natürlich in dem Vertrage bedacht ge-
lommen werden, daß solche Gewerbebetriebe in den übrigen
Räumen nicht gestattet sein sollen. Ich glaube, dieser Wunsch
äßt sich leicht durchführen, da ja weitere Räumlichkeiten in
liefern großen Hause bis jetzt noch nicht vermietet sind; wir
iud die ersten, die hineinziehen.
Stadtbaurat Krause: Daß dort eine große Schneiderei
angerichtet werden soll, ist uns nicht bekannt. Aber viel
mbequemer wäre eine Druckerei gewesen, die dort mieten
rollte; ans diesem Projekt ist aber nichts geworden, ein
Beitrag ist nicht zustande gekommen. Wir haben uns bereits
leßchcrt; es ist uns die Erklärung zugegangen, daß irgend
reiche ruhestörenden Betriebe dort nicht zugelassen werden.
(Die Versammlung beschließt nach dem Antrage des
Magistrats, wie folgt:
Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß
behufs Vergrößerung des technischen Bureaus des Stadt
baurats für den Tiefbau der im Hause Klosterstraße 65/67
im 3. Stockwerk belegene etwa 360 qm große Raum zu
einem jährlichen Mietpreise von 6000 M auf 5 Jahre
gemietet wird und die Mittel hierfür ans dem Etat
Kapitel XI 5, Titel VIII, ungeachtet der Etatsüberschrei
tung entnommen bezw. zur Verfügung gestellt werden.)
Borsteherstellvertrcter Cassel: Meine Herren, nun
'in ich gezwungen, Ihnen den Nachtrag zur Verhandlung zu
mterbreiten. Fünfunddreißigster Gegenstand der Tages-
irdnung:
Vorlage — zur Bcschlußsassung —# betreffend die
Veranstaltung der Gedächtnisfeier für Richard
Wagner. — Vorlage 550.
Sitzung am 22. Mai 1913. 271
Bei dieser Vorlage habe ich als stellvertretender Vorsteher
etwas zu bemerken. Es heißt in der Vorlage:
Mit Rücksicht auf den Ausfall der Sitzung der geehrten
Versammlung in der Pfingstwoche können wir erst jetzt
diese Vorlage machen und haben deshalb inzwischen mit
den Vorverhandlungen beginnen müssen.
Ich will nur erklären, daß ich mich veranlaßt gesehen hätte,
wenn mir die Vorlage am Sonnabend vor Pfingsten zuge
gangen wäre, eine Sitzung nach Pfingsten einzuberufen, damit
die Mitglieder der Versammlung Gelegenheit gehabt hätten,
vor dem Tage der Feier darüber Beschluß zu fassen. Die
Vorlage ist aber erst nach Pfingsten vor einigen Tagen ein
gegangen.
Stadtverordneter Tobe: Meine Herren, damit die
Vorlage bald in Kraft treten kann, will ich mich möglichst
kurz fassen.
(Heiterkeit.)
Im Namen meiner Freunde empfehle ich die Annahme. Ich
bin aber von meinen Freunden ausdrücklich beauftragt,
unserem Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß die Vor
lage so spät kommt. Ich glaube, annehmen zu dürfen, daß
der Magistrat nicht erst heute ans dem Abreißtalenüer er
fahren hat,
(Heiterkeit)
daß Richard Wagners hundertjähriger Geburtstag ist. Wir
glauben, daß es doch wünschenswert ist, daß wir bei solchen
Vorlagen auch Gelegenheit haben, besonders diejenigen unter
uns, die künstlerisch veranlagt sind,
(Rufe: Ladewig! — Große Heiterkeit)
ich Will nur auf den Kollegen Ladewig verweisen —, unsere
Meinung, die mitunter auch etwas 'sehr Gutes zur Sache
beitragen kann, zur Geltung zu bringen. Ich bitte also,
künftig etwas schleuniger solche Vorlagen zu machen.
Ich bitte Sie, die Vorlage einstimmig anzunehmen.
(Bravo!)
Stadtverordneter Zubeil: Meine Freunde haben gegen
die Veranstaltung der Wagnerfeier nichts einzuwenden, wir
werden auch den Mitteln, die dazu erforderlich sind, zu
stimmen. Aber auch dem Magistrat dürfte wohl bekannt ge
wesen sein, daß Richard Wagner am 22. Mai vor hundert
Jahren geboren ist; daher wäre es wohl angebracht gewesen,
rechtzeitig an die Versammlung heranzutreten. Aber nachdem
nun die Feier zu einem Teil jchott stattgefunden hat — der
erste Teil ist schon vorüber — und weiter in einer guten
halben Stunde stattfinden wird, muß ich doch bemerken, daß
man nicht daran gedacht hat, daß in Berlin weit in die
Zehntausende gehende Steuerzahler sind, die schwer mit der
Existenz zu kämpfen haben, daß man diese 4 Konzerte
Kapellen übertragen hat, deren Mitglieder nicht einen Pfennig
Steuern bezahlen. Ich bin der Meinung, daß der Magistrat
wohl an die Bcrufsmusiker hätte denken können. Nachdem
wir erst vor 14 Tagen zu dem Verbandstage der Berufs
musiker 500 M bewilligt haben, hätte der Magistrat daran
denken können, daß diesen Steuerzahlern, die, wie ich schon
sagte, schwer um ihre Existenz kämpfen müssen, neben den
Militärkapellen wohl ein oder zwei Plätze hätten eingeräumt
werden können. Daß das nicht geschehen ist, dagegen müssen
wir uns ganz energisch wenden. Wir haben die Pflicht, die
Mittel, die von den Steuerzahlern zu allgemeinen Zwecken
aufgebracht werden, auch wiederum Steuerzahlern zukommen
zu lassen ttttb nicht Leuten, die nicht einen einzigen Pfennig
Steuern der Stadt Berlin einbringen. Ich möchte also
bitten, wenn in Zukunft wieder eine solche Vorlage kommt,
daß sie rechtzeitig an uns gelangt, damit wir gegen ein
solches Vorgehen Einspruch erheben können.
Bürgermeister Dr. Reicke: Meine Herren, der Vor
wurf, der dem Magistrat gemacht wird, daß diese Vorlage
zu spät kommt, ist att sich unbedingt gerechtfertigt. Aber es
verdient wohl, hervorgehoben zu werden, daß in der vorigen
Woche die (Sitzung ausfiel, womit nicht gerechnet werden
konnte. Wir wußten natürlich schon seit langer Zeit aus dem
Kalender, daß wir an diesem Tage die Feier halten würden.
Aber gerade der Punkt, den der Herr Vorredner erwähnt hat,
hat dazu geführt, daß längere Verhandlungen mit dem General
kommando nötig waren, und das hat die Verzögerung ver
schuldet. Diese Verzögerung war vom Magistrat nicht vor
ausgesehen worden.
Nun haben wir auch an den Gesichtspunkt gedacht, den