darum bitten, das; hie Interpellation erst in 14 Tagen beant
wortet wirb.
(Zustimmung.)
Wir treten in hie Tagesordnung ein. Herr Arick führt die
Rednerliste.
Erster Gegenstand der Tagesordnung:
Berichterstattung des Ausschusses zur Vorbereitung
a) -er Neuwahl der ständigen Ausschüsse der Versammlung,
l») der Abordnung der Mitglieder der Versammlung in die
BerwaltungSdedutationeu und Kuratorien.
«) der Zuteilung der Stadtbezirke an die Mitglieder behufs
der Erledigung der Wahlsachen rc.
d) der Besetzung freigewordener Stellen in einigen Aus
schüssen und gemischten Deputationen aus dem Jahrelvll.
— Vorlage 74.
Berichterstatter Stadtverordneter Liebenow: Der eingesetzte
Ausschuß ist bei der Besetzung der Deputationen zunächst von dem
Grundsatz ausgegangen, das; diejenigen Kollegen, welche bereits in
den Verwaltungsdeputationen waren und darin zu bleiben wünschen,
möglichst darin bleiben sollen.
Sodann ist im Ausschuß angeregt worden, die Zahl der Mit
glieder der einzelnen Verwaltungsdeputationeu .möglichst nach der
Stärke der Fraktionen zu besetzen. Da sich dies nicht in allen Fällen
machen ließ, so soll in der Folge bei Neubesetzungen von Deputa
tionen Rücksicht darauf genommen werden.
Nach diesen Grundsätzen ist das Tableau, welches Sie erhalten
haben, zustande gekommen, und ich bitte Sie, es so zu genehmigen.
Nachträglich haben sich aber noch einzelne Aenderungen durch
Einigung von Kollegen untereinander vollzogen. Bei Nr. B 27, Kura
torium für hypothekarische Beleihung aus Stiftungsfonds, hatte der
Ausschuß Herrn Gohlicke gewählt; nach einer Aussprache wird aber
gewünscht, daß Herr George in dieser Deputation bleibe und Herr
Gohlicke wieder ausscheide.
Etwas ähnliches ist der Fall bei Nr. 30, dem Kuratorium für
das Jubelstipendium iu der Luisenschule. Hier wird an Stelle des
Herrn Leis Herr Hahn vorgeschlagen. Bei Nr. 62, der gemischten
Deputation zur Verteilung von 6400 M an Studierende der Univer
sität, ist Herr Frick gewählt worden; er wünscht aber zurückzutreten
zu Gunsten des Herrn Dr. Knauer.
Ferner wird mir noch soeben eine Aenderung überreicht zu
Nr. 33, der Deputation für die städtischen Krankenanstalten. Herr
Dr. Kuhlmann wünscht auszuscheiden, und Herr Dr. Landau wünscht
einzutreten.
Ich bitte Sie, die Anträge des Ausschusses mit allen diesen Aen
derungen zu genehmigen.
(Die Versammlung beschließt demgemäß.)
Bei der Verteilung der Stadtbezirke werden noch folgende Aende
rungen gewünscht: Herr Dr. Levy I, der bisher den Stadtbezirk 13
hatte, wünscht ihn an Herrn Kollegen Leis abzutreten, welcher in
demselben wohnt und dort sehr bekannt ist. Tann möchten die
Herren Drescher und Bäsell die Stadtbezirke 263 und 265 gegen die
Bezirke 268 und 269 umtauschen. Herr Tolksdorf möchte den
Stadtbezirk 106 übernehmen, den bisher Herr Iden hatte. Dieser
wünscht, ihn nicht abzutreten, und infolgedessen kann diese Aenderung
nicht genehmigt werde».
Daun teilt Herr Grunwald mit, daß die ihm zugewiesenen Stadt
bezirke 246 A und D Herrn Fischer übertragen werden möchten, welcher
damit einverstanden ist.
Ten Bezirk 285 wünscht Herr Geriete abzugeben, und Herr
Bötticher wird ihn übernehmen.
Ich bitte Sie, auch diese Aenderungen zu genehmigen.
Stadtverordneter Tolksdorf: Ich hätte sonst nichts gegen die
Verteilung der Bezirke einzuwenden; aber ich sehe nicht ein, warum
ein Kollege sieben Bezirke und ein anderer viel weniger haben muß.
Ich habe gewünscht, den «Bezirk 106 hinzuzunehmen, weil dadurch
ein geschlossenes Karree entsteht, und ich meine, diesen Wunsch könnten
Sie wohl genehmigen.
Stadtverordneter Iden; Der Stadtbezirk 106 ist ein alter
Bezirk, den ich schon lange habe, und ich möchte diesen Stadt
bezirk, wo alle meine Bekannten wohnen, wo ich groß geworden
bin, unter keinen Umständen abgeben. Herr Tolksdorf ist ja immer
zufrieden gewesen, und wenn er sieh vorher mit mir in Verbindung
gesetzt hätte, so hätte ich ihm vielleicht ieinen anderen Bezirk ab
gegeben, aber unter keinen Umständen den Bezirk 106.
(Heiterkeit.)
Vorsteher Michelet: Die letzten Worte des Kollegen Iden können
wir wohl so nicht akzeptieren; denn das letzte Wort hat ja immer
die Versammlung. Insofern aber ist der Wunsch des Kollegen Iden
gerechtfertigt, weil wir nach dem Prinzip verfahren sind, daß jemand,
der einen Bezirk lange Jahre gehabt hat, nicht gezwungen wird,
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ihn abzutreten. Es haben sich ja bei manchen Bezirken einzelne
Wünsche geltend gemacht; ich glaube aber, die können wir nicht im
Plenum austragen, sondern wollen es den Herren überlassen, unter
einander in der Zwischenzeit zu tauschen.
(Zustimmung.)
(Die Versammlung beschließt nach den Anträgen des Ausschusses
und des Berichterstatters.)
Zweiter Gegenstand der Tagesordnung:
Berichterstattung über die Vorlage, betreffend den Abschluß
eines Vertrages mit der Allgemcinen Elektrizitätsgesellschaft
wegen des Baues einer Schnellbahn Gesundbrunnen—Ripdorf.
— Vorlagen 15 und 75.
Hierzu ist ein Antrag von den Herren Dr. Arons und Genossen
eingegangen:
Die Versammlung wolle beschließen, unter Ablehnung der Vor
läge 75 den Magistrat um eine Vorlage zu ersuchen, nach welcher
eine Schnellbahnverbindung zwischen Gesundbrunnen und Rixdors
in eigener Regie der Stadt gemeinde' Berlin sowohl für den Ban
wie für den Betrieb geschaffen wird.
Berichterstatter Stadtverordneter Sonncnfeld: Durch Be
schluß vom 18. Januar d. Js. ist der Streit über die Frage, ob die
ganze Strecke als Untergrundbahn gebaut werden soll, oder ob der
Norden eine. Hochhahn erhalten möge, beendet worden durch die
Stellungnahme dahin, daß au der Linienführung nichts geändert
tvird, paß vielmehr der Norden Berlins die Hochbahn, der andere
Teil die Untergrundbahn erhält. Diese Frage hat daher den Aus
schuß nicht weiter zu beschäftigen gehabt. Die «Aufgabe des Aus
schusses bestand lediglich darin, den Vertrag zu prüfen nach den recht
lichen Sicherheiten, die er der Stadtgemeinde Berlin gewährt, nach
den materiellen Vorteilen, die er den Benutzern bietet, und wir
haben uns im Ausschuß sehr schnell dahin verständigt, daß zu
nächst einige Schönheitsfehler zu beseitigen wären, die darin bestanden,
daß falsche Paragraphen zitiert waren.
Wir haben uns auch zum Nachteil der Stadt Berlin dahin
einigen müssen, daß wir nicht für 42 Millionen, sondern für 42 V--
Millionen zu hasten haben. Aber das war eine notwendige Konse
quenz; es hat sich hier lediglich um einen Rechenfehler gehandelt,
der sich vielleicht auf einen Druckfehler zurückführen läßt.
Eine wichtigere Bestimmung bestand darin, daß die AEG befugt
sein soll, für alle Lieferungen, die sie der neu zu gründenden Aktien
gesellschaft machen ivird, einen Aufschlag von einem Viertel der
Selbstkosten, also von 25 pCt., sich zuzuführen. Im Ausschuß meinte
mau, daß dieser Gewinn zu hoch sei, und zwar einmal, weil nach
Lage der Branche gar nicht regelmäßig ein Verdienst von 25 pEt.
erzielt werde, weil es hinreiche, wenn man der AEG einen Verdienst
von .20 pCt. zusichere, und es ist zweitens die Herabsetzung des
Verdienstes der AEG gefordert worden, weil auch die Stadt Berlin
im § 7 eine Reihe von Leistungen für .diese künftige Aktiengesell
schaft übernommen und sich verpflichtet hat, ihre eigenen Leistungen
mit sehr viel geringerem Verdienst abzugeben, der bis 5 pCt. her
untergeht. Wenn sich die Stadt Berlin mit 5 pCt. Aufschlag be
gnügen muß, der nicht einmal reiner Verdienst ist, sondern Regie
kosten mit enthält, dann schien es uns angemessen zu sein, von der
AEG zu verlangen, daß sie nicht über >20 pCt. hinausgehen darf.
Es bedeutet das freilich eine Minderung des Gewinnes der AEG,
aber eine so gerechtfertigte, daß der Ausschuß einstimmig der Meinung
war, daß die AEG unbedingt auf einen Mehrgewinn über 20 pCt, ■
hinaus verzichten müsse. Wir haben das umsomehr von der AEG
gefordert, als wir im Ausschuß alle anderen (Anträge ablehnten,
die eine höhere Belastung der AEG oder der zu begründenden Aktien
gesellschaft beabsichtigten. Es war der Wunsch ausgesprochen worden,
das; der Zehnpfenuigtarif nicht bloß gelten solle für vier Stationen,
sondern für fünf Stationen. Es war ferner gewünscht worden, daß
eine größere Tarifgemeinschaft mit anderen Konkurrenzbahnen herbei
geführt werden sollte. Wir haben in beiden Beziehungen davon
Abstand genommen, weil wir geglaubt haben, hierdurch ein Scheitern
der Vorlage herbeizuführen aus Gründen, die wir dann vom Stand
Punkt der AEG als ungerechtfertigte nicht betrachten können. Um
somehr aber mußten wir darauf bestehen, daß die AEG sich hier
mit 20 pCt. begnüge.
'Es ist im Ausschuß weiter gefordert worden, daß der verbilligte
Tarif für die Morgenstunden vor 7 Uhr ausgedehnt werde bis zu
7r/a oder 8 Uhr. Wir haben davon Abstand genommen, weil uns
seitens des Magistrats mitgeteilt wurde, daß in dieser Richtung
noch Verhandlungen stattfinden sollten, deren Ergebnis wir in der
heutigen Sitzung wohl erfahren werden.
Eine nach meinem Dafürhalten bedeutungsvolle Bestimmung ist
von dem Ausschuß dem Vertrage eingefügt worden, daß nämlich
die Arbeiter für die Bauausführung nach den Sätzen eines allge
mein anerkannten Tarifvertrages bezahlt werden müssen. Damit die
Frage nicht streitig werden könne, welcher Tarifvertrag als allgemein
anerkannt zu gelten hat, ist von uns die Bestimmung angenommen
worden, daß ausschließlich der Magistrat darüber zu entscheiden habe.