jetzige Breite beträgt 27 m, und die Hochbahn wird durch die staat
liche Eisenbahnverwaltung gezwungen, sie ans 37 m zu verbreitern.
Nun sind dein Magistrat verschiedene Petitionen zugegangen, und auch
in der Versammlung ist der Wunsch zum Ausdruck gekommen, die
Brücke doch gleich so zu verbreitern, daß sie mit den Fluchtlinien der
Straße, in gleiche Richtung gebracht wird. Der Magistrat meint, daß
das nicht nötig sei, sondern daß es genüge, die Brücke von 27 auf
39 m zu verbreitern. Hierbei hat der Magistrat außer Acht gelassen,
daß die Brücke setzt frei von jedem Hindernis ist; der Verkehr kann
jetzt vollständig frei darüber hinweggehen. Die Hochbahn, die 14 m
breit sein wird, wird dem jetzigen Verkehr diese 14 m in der Breite
entziehen, und es wird die Aufgabe sein, wenn die Hochbahn in der
Mitte der Brücke Platz genommen hat, nach rechts und links wieder
zusammen 14 m zuzurech reu. Die heutige Breite der Brücke von 27 m
maßte also aus 41 m verbreitert werden; erst dann würde rechts und
links für den Damm und das Trottoir so viel Raum bleiben, wie
heute schon für den gesamten Verkehr vorhanden ist. Wer nicht bloß
rechnerisch denkt, so wie die Zahlen es in der Vorlage angeben, sondern
wer sich heiOe auf die Brücke hinstellt, der muß sagen, daß der Verkehr
ganz enorm ist. Bei der Brücke liegt ja auch der Ausgang der Ring
bahn, und wir hatten neulich Gelegenheit, Magistratsmitglieder und
Stadtverordnete, auf der Brücke zu stehen — es handelte sich um eine
andere Angelegenheit —, und wir waren erstaunt, wie jedesmal, wenn
die Züge ankamen, hundert und aber hundert Menschen über die Brücke
hinwegfluteten. Wenn man noch bedenkt, daß dort auch der Hoch
bahnhof hinkommt, sodaß der Verkehr noch viel größer wird, als er
jetzt schon ist, so, meine ich, müssen wir es als Pflicht betrachten, doch
in einem Ausschuß zu beraten, ob nicht die Brücke so breit werden
muß, daß sie für alle Zeiten genügt, auch wenn die Kosten etwas
beträchtlicher werden. -Ich möchte warnend in Erinnerung bringen,
daß wir erst vor kurzem eine Brücke, die garnicht mal so alt ist, die
Schillingsbrücke, bedeutend haben verbreitern müssen, und ich erinnere
an die Zustande an der Bellealliancebrücke, die nur Bilder zeigen, die
für unsere Beschlüsse maßgebend sein müßten.
Wir bauen ja solche Brücken nicht für wenige Jahre, sondern für
Menschenalter hinaus; das mögen die hohe Versammlung wie der
Magistrat berücksichtigen. Ich bitte Sie also, meinen Ausschußantrag
anzunehmen.
Stadtverordneter Baumann: Ich kann mich im großen und
ganzen den Ausführungen des .Herrn Vorredners nur anschließen. Die
Verbreiterung der Brücke ist seit vielen Jahren ein Schmerzenskind
der Schönhauser Allee, und es ist kein Jahr vergangen, >vo nicht die
Anwohner diesen Wunsch vorgebracht haben. In der Ticsbauverwaltiing
ist wiederholt davon gesprochen worden. Der Herr Magistratsvertreter
hatte mitgeteilt: unsere Verhandlungen mit dem Eisenbahnfiskus sind
noch nicht soweit Wir dürfen es also jetzt mit großer Freude be
grüßeil, daß Magistrat und Fiskus zu einem Einvernehmen gekommen
sind; bedauern allerdings müssen wir, daß die Brücke nicht in voller
Breite hergestellt wird. Ich hätte schon in der Tiefbaudeputation diesen
Antrag vertreten, wenn er dort verhandelt worden wäre; aber diese
Vorlage ist direkt vom Magistrat gekommen, weil die Sache sehr eilig
war. Eine Vorgartenfluchc existiert nur noch auf dein Papier, die
Vorgärten existieren garnicht mehr. Wenn wir jetzt die Straße durch
die Brücke wieder einschnüren, so erhalten wir wieder eine Brücke mit
4 Winkeln, die im Volksmund einen sehr häßlichen Namen führen.
Ich bitte Sie, für den Antrag aus Ausschuß zu stimmen oder —
falls dieser nicht mehr eingesetzt iverden kann — den Magistrat zn er
suchen, die Brücke in voller Breite von Bauflucht zu Bauflucht her
zustellen. Ich behalte mir vor, diesen Antrag zu stellen, falls der
Herr Magistratsvertreter diese Erläuterungen geben würde.
Stadtbaurat .brause: Meine Herren, der Magistrat würde
gegen eine Ansschnßberatung nichts einzuwenden haben, wenn sie im
vorliegenden Falle noch möglich wäre. Von der Eisenbahnverwaltnng
haben wir aber die Erklärung bekommen, daß mit dem Bau der Brücke
demnächst begonnen werden solle, und wenn wir uns heute nicht
schlüssig machen, daß eine Verbreiterung noch über das Maß hinaus
stattfinden soll, das der Magistrat seinerzeit beschlossen hat — und
für welche Verbreiterung Sie seinerzeit 9000 M bewilligt haben —,
dann wird die Brücke so ausgeführt und es ist dann schwierig und
kostspielig, später eine Aenderung vorzunehmen, weil die Träger für
die Fußgängerbrücke schwächer sind als die Fahrbahnträger und später
durch stärkere ersetzt werden müßten. Es bleibt also nichts übrig, als
daß Sie heute einen Beschluß fassen.
Der Magistrat hat Ihnen die Vorlage gemacht, die Brücke von
27 m auf 39,6 m zu verbreitern; das mackst eine Differenz von 12,6 m.
Einer der Herren Vorredner hat gesagt, daß diese Verbreiterung für
den Verkehr vollständig verloren gehe, weil die Hochbahn dahin käme.
Da kommen aber doch nur einige eiserne Stützen hin, und für den
Fußgängerverkehr wird durch Herstellung der Mittelpromenade viel
gewonnen. Wenn die Vorgärten vor den Häusern gefallen sind, bleiben
7, 8 m breite Bürgersteige; man kann nicht behaupten, daß dieses
Maß für die Brücke in voller Breite notwendig wäre, da auf der
Brücke keine Schaufenster sind.
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Wollen Sie über den Vorschlag des Magistrats hinausgehen, so
würde der Magistrat nach meiner Empfindung nachgeben, wenn Sie
etwa folgendes beschließen: die Fahrdämme sollen in voller Breite von
9,2 m durchgeführt werden, ebenso die Promenade in voller Breite
von 13,6 m, die Breite der Bürgersteige dahingegen, die jetzt ein
schließlich der Vorgärten 8,7 in beträgt, soll auf der Brücke auf je 5 m
ermäßigt werden. Daun wird sich das Bild zeigen, daß ich dort auf
dein Tische ausgelegt habe. Die Gesamtbreite wird daun 42 m, während
die Straße zwischen den Baufluchten 49 m hat.
Nach der Vorlage des Magistrats betragen die Mehrkosten gegen
über den 9000 M, die Sie schon bewilligt haben, 13000 .75; wollen
Sie auf 42 m verbreitern, so kostet es 25 000 M mehr, und wollen
Sie auf 49 m verbreitern, also auf die volle Straßenbreite einschließlich
der Vorgärten, so kostet es 60 000 M mehr. Ich glaube, meine Herren,
der letzte Vorschlag geht zn weit. Sie brauchen keine 8,7 m breiten
Bürgersteige zu beiden Seite» auf der Brücke, wenn Sie schon eine
Mittelpromenade vo: 13y 2 m auf der Brücke selbst haben. Wenn
Sie die Magistratsvorlage nicht annehme» wollen, möchte ich Ihnen
empfehlen, Ihre Wünsche wenigstens auf dieses Projekt von 42 m
Breite, daß 25 000 Ah mehr kostet, zn beschränken.
Stadtverordneter Mars: Ich und meine Freunde haben gewiß
nichts gegen die Uebecweisung in eine» Ausschuß auszusetzen. Wir hatten
von vornherein die Befürchtung, die der Herr Banrat erklärt hat, daß
die Verhandlungen mit dem Fiskus immer in die Länge gezogen
werden, und wir wollen, ehe wir alles verlieren, das wenige annehmen,
was der Magistrat fordert. Nachdem wir gehört haben, daß diese
Vorlage nickst einmal die Tiesbandeputation passiert hat, sodaß die
Fachleute ihre Meinung hätten aussprecheu können, stehen wir doch
auf dem Standpunkt, wenn wir heute nicht einig werden, wenigstens
soweit zn gehen, daß wir dem Vorschlage, den der.Herr Banrat heute
gemach, hat, unsere Zustimmung geben, damit wir wenigstens etwas
bekommen. Wir müssen immer in Betracht ziehen, wie bisher der
Fiskus mit der Kommune gespielt hat. Ich möchte bitten, daß wir
heute wenigstens die Breite von 42 m beschließen.
Stadtverordneter Max Schulz (I): Meine Herren, mit dem
Fiskus machen wir ja sonderbare Erfahrungen, und es ist eigentümlich,
daß uns kucz vor den Ferien eine solche Vorlage gemacht wird, von
der der Magistrat wußte, daß sie sehr eilig ist, sodaß eine Ausschuß-
beratung kau n noch möglich sein wird u id wir dadurch in eine
Zwangslage geraten. Das darf uns aber nicht abhalten, hier mit
oste , k'arem Blick in die Zukunft zn schauen und zu erwägen, ob
nicht 60000 M, die die Verbreiterung auf die volle Straßensluckst--
linie c. i • l ert, in wenigen Jahren zu über 100000 M anwachsen werden.
A,s ■ i rr Kstiege Reimann davon sprach, daß ein Magistrats-
Mitglied u, .- einige Stadtverordnete sich die Gegend aus einer anderen
Ursache angesehen hätten, da war ich auch dabei und bin erstaunt, wie
uns eine solche Vorlage gemacht werden kann. Denn die Freguenz
aus dieser Brücke ist heute schon so groß, daß man geradezu von einer
Notlage sprechen kann mit Rücksicht auf die Verhältnisse, die augen
blicklich durch diese enge Brücke vorhanden sind. Wenn dort eine
Haltestelle neben der Haltestelle der Ringbahn von der Hochbahn gerade
an der Brücke angelegt wird, möchte ich diese Zustände nicht sehen,
und ich kaun begreifen, daß die Anwohner der Gegend, die die Ent
wicklung in den letzten Jahren mit angesehen haben, fürchten, daß
durch diese Umstände geradezu eine Kalamität entstehen wird.
Nun sagte der Herr Vaurat: auf der Brücke wird keine Stauung
entstehen, weil keine Gebäude und keine Läden dort vorhanden sind.
Wen» er heute hinausgehen würde, würde er sehen, daß die Ansamm
lung auf der Brücke ungeheuer ist, ohne daß Läden da find.
Wenn in der Vorlage davon gesprochen wird, daß in der Flucht
linie der Vorgärten verbreitert werden soll, könnte bei diesem oder
jenem in der Versammlung, der die Gegend nicht aus Augenschein
kennt, die Meinung entstehen, als wenn dort überhaupt noch Vor
gärten vorhanden wäre». Die Vorgärten dort sind schon lange im
Jweresse des Verkehrs gefallen. Wir würden an der Brücke einen
Engpaß schaffen. Ich erinnere nur an die eisernen Pfähle, die in der
Königstraße am Alexanderplatz vor dem Grand Hotel standen; mit
wieviel Kosten mußten wir dieses Verkehrshindernis beseitigen! Sv
wird es auch hier kommen, und ich halte es für eine Kurzjichtigkeit,
für eine Versündigung, wenn wir nicht heute den Antrag annehmen,
den Magistrat aufzufordern, mit dem Fiskus über die volle Straßen
breite in Verhandlungen zu treten, falls nicht heute die Versammlung
schon die dazu erforderlichen 60 000 M bewilligt.
Vorsteher Michelet: Es ist ein Eventnalantrag eingereicht für
den Fall, daß die Einsetzung eines Ausschusses abgelehnt wird: wir
beantragen, den Magistrat zu ersuchen, die Brücke im Zuge der Schön
hauser Allee von Bauflucht zu Bauflucht auszuführen.
(Die Versammlung lehnt die Einsetzung eines Ausschusses ab; die
zweite Beratung wird eröffnet.)
Stadtbaurat Krause: Meine Herren, der Stadtverordnete Schulz
hat dem Magistrat den Vorwurf gemacht, daß wir erst so spät mit