heute die Polizei in Berlin ausgeübt wird, auf das entschiedenste
Protest zu erheben. Wir haben immer schon verlangt, daß die Stadt
Berlin die Polizei übernehmen soll, weil wir der Meinung sind,
daß, wenn nicht der Polizeipräsident, sondern ein städtischer Beamter
an der Spitze der Polizeiverwaltung steht, solche Mißstände doch nicht
vorkommen können. Der Antrag aus Uebernahme der Polizei auf die
Stadt ist leider vor einiger Zeit begraben worden; wir werden mit
dein Antrage zu gelegener Zeit wiederkommen. Für heute aber mag
es genügen, daß ich hier Protest erhebe gegen alle diese Mißstände,
unter denen die Berliner Bevölkerung leidet, lind deren Verringerung
trotz aller unsrer Debatten bisher noch nicht zu konstatieren ist.
(Bravo!)
Borfteherstellvcrtreter Cassel: Der Herr Referent hat auch
schon über das Feuerlöschwesen referiert, und ich darf annehmen, daß
Sie einverstanden sind, daß wir über die beiden Etats zusammen
abstimmen.
(Die Versammlung stellt die beiden Etats unverändert fest.)
Wir kommen zu VIII, Abteilung 2, A. Straße nreinigung
und Besprengung, U. Ablade wesen, C. Bedürfnis»
a n st alten.
Berichterstatter Stadtverordneter Bruns: Ich schlage vor,
die Beratung der 3 Etats A, B, C zusammen vorzunehmen.
(Zustimmung.)
Auf Seite 947 sind im Extraordinarium 2 Positionen mit je
8500 M eingesetzt. Im Etatausschuß wurde bei diesen Positionen eine
Verwahrung eingelegt, die Sie in dem Protokoll niedergelegt finden.
Im übrigen wurden Anträge an diesen Etat nicht geknüpft, Aenderungen
nicht vorgenommen; ich bitte, den Etat anzunehmen in Einnahme mit
370 825 M, in Ausgabe mit 6 518 655 ..M, also mit einer Mehr
ausgabe von 6 147 830 M.
(Die Versammlung beschließt demgemäß.)
Abteilung 3, Park- und G a r t e n v e r w a l t u n g. Ueber
einige Anfragen gibt das Protokoll Auskunft. Aenderungen wurden
an diesem Etat nicht vorgenommen, und ich bitte im Auftrage des
Etatausschusses, den Etat anzunehmen.
Stadtverordneter Fmverg: Bei der Etatbcratung im vorigen
Jahre erlaubte ich mir an den Magistrat die Frage zu richten, wie
weit es mit der Verlängerung des Biktoriaparks resp. mit der Be
bauung des Aufmarschterrains sei. Damals wurde mir die Antwort
erteilt, daß die Sache sofort in Fluß kommen werde, wenn der Be
bauungsplan für das Tempelhofer Feld feststünde Das ist jetzt der
Fall, und ich möchte meine Anfrage wiederholen. Die Bewohner der
Katzbachstraße und Monumenteustraße leiden unter den Verhältnissen
des Aufmarschterrains sehr. Es ist ein dringender Wunsch, daß der
Viktoriapark seine versprochene Größe erreicht und das neue Gelände
der Bebauung erschlossen wird. Wir haben 3 Millionen in den
Grundstücken investiert, die mehrere Jahre brachliegen und Zinsen
kosten, und ivir.hoffen, daß dort endlich Wohnhäuser errichtet werden.
Es liegt auch im Interesse unsrer Steuerverwaltung, daß dort moderne
Wohnhäuser entstehen.
Bürgermeister l>r. Meiste: Der Plan für die Verwendung
des Aufmarschgeländes, zum Teil als Park, zum Teil zu Bauzwecken,
hat dem Magistrat bereits vorgelegen, und der Magistrat hat Beschluß
gefaßt. Von den beteiligten Verwaltungen werden noch einige kleine
Aenderungen vorgenommen, die der Magistrat gewünscht hat, und
die sehr wenig Zeit in Anspruch nehmen werden. Ich glaube danach,
in 14 Tagen, höchstens 3 Wochen wird der Plan vorgelegt werden
können. Der Grund der Verzögerung ist darin zu finden, daß wir
zunächst abwarten mußten, was aus dem Bebauungsplan für das
Tempelhofer Feld werden würde. Dazu kam dann ein andres Be-
hinderungsmoment: aus sehr beachtenswerten Architektenkreisen gelangte
nämlich an den Magistrat ein Antrag mit gewissen, ganz neuen Ideen
für eine Anlage, und diese schienen dem Magistrat doch so wichtig,
daß der Antrag ernstlich geprüft und durch örtliche Besichtigung seiner
Lösung nahegebracht werden mußte. Auch das ist inzwischen geschehen,
und die Herren werden in kurzem den Plan des Magistrats vor
gelegt bekommen.
(Die Versammlung stellt den Etat in Einnahme mit 37 010 M,
in Ausgabe mit 2 650 990 M, mit einer Mehrausgabe von
2 613 980 M fest.)
Borsteherstellvertreter Cassel: Wir kommen zu Kapitel X
Abteilung 1, Märkisches Muse u m.
Berichterstatter.Stadtverordneter Bruns: Auch bei diesem
Etat sind Aenderungen nicht vorgenommen worben; ich beantrage die
unveränderte Annahme in Einnahme mit 1625 M, in Ausgabe mit
71 815 M, mit einer Mehrausgabe von 70190 M.
(Die Versammlung beschließt demgemäß.)
Abteilung 2, Stadtbibliothek usw. Auch hier sind Aende
rungen nicht vorgenommen, und ich beantrage die unveränderte Annahme,
Stadtverordneter Dr. Levh I: Ich möchte die Gelegenheit
wahrnehmen, den Magistrat um eine Aufklärung zu bitten über den
Stand einer Angelegenheit, die die Versammlung schon seit 1898
beschäftigt. Es handelt sich um den Bau einer Stadtbibliothek.
Damals hat die Versammlung den Magistrat aufgefordert, schleunigst
eine Vorlage einzubringen behufs der Errichtung eines Gebäudes für
die Stadtbibliothck. Dieser Beschluß ist im Laufe der Jahre öfters
wiederholt worden. Vor 5 Jahren ist hier die Auskunft vom
Magistratstisch erfolgt, daß „die Sache weiter bearbeitet" werde; im
Jahre 1909 ist abermals der Beschluß gefaßt worden, den Magistrat
um eine entsprechende Vorlage zu ersuchen. Ich glaube, daß es nur
der Anregung bedarf, um eine allerseits erfreuliche Mitteilung vom
Magislratslische dahin zu erlangen, daß die Angelegenheit jetzt nichi
nur weiter bearbeitet wird, sondern daß sie in einigermaßen absehbarer
Zeit zu einem Abschluß zu führen verspricht. Ich habe aller
dings vernommen, daß neuerdings wieder eine Art Enquete ver
anstaltet worden ist, daß man Sachverständige darüber vernommen
hat oder zu vernehmen gedenkt, in welchem Maße Mittel für die Stadt
bibliothek nötig sein werben. Ich bitte um eine Erklärung, daß das
nicht lediglich die Verlängerung der Bank bedeutet, auf die diese
Angelegenheit jetzt schon seit geraumer Zeit geschoben wird.
Bürgermeister Dr. Reicke: Diese Frage ist im Magistrat so
zusagen aus einer Sachfrage jetzt eine Raumfrage geworden, meines
Erachtens mit gutem Grund. Kaum ein anderer Bau hängt so sehr wie
eine Bibliothek von der Frage ab: wie groß denkt man künftig diese
Bibliothek zu machen? Von der Größe, die man den Sammlungen
zu geben beabsichtigt, hängt natürlich wieder die Wahl des Grundstücks
ab. Dem Herrn Vorredner ist bekannt, daß ein bestimmtes Grundstück
dafür in Aussicht genommen ist, das Jnselspeichergrundstück. Es fragt
sich nun: wieweit braucht man den Jnfelspeicher, wieweit entwertet
man damit vielleicht das übrig bleibende Stück, oder wieweit können
sich auch andere Bedürfnisse auf diesem Grundstück des Jnselspeichers
einrichten? Zur Prüfung dieser Frage ist eine besondere Kommission
eingesetzt worden; sie hat eine Enquete veranstaltet, indem besonders
unterrichtete Persönlichkeiten befragt und Sachverständigengutachten,
eingeholt wurden über die Frage, wie groß man das Bibliotheks
bedürfnis der Stadt Berlin würde bemessen müssen. Die Antworten
von diesen prominenten Persönlichkeiten sind inzwischen eingegangen
und liegen seit 8 Tagen vor. Der Herr Oberbürgermeister hat auch
bereits eine Sitzung für die Kommission anberaumt, die an Hand
dieser Gutachten und an Hand vorliegender Projekte über den Insel-
speicher und einige andere Plätze definitiven Beschluß fassen wird.
Soweit ich weiß, ist diese Sitzung auf etwas über 8 Tage anberaumt
worden.
(Die Versammlung setzt Kapitel X Abteilung 2 mit der Einnahme
von 41050 M, Ausgabe von 361 540 M, also einer Mehrausgabe
von 320 490 -k fest.)
Borsteherstellvertreter Cassel: Wir kommen nun zir Kapitel XI
Abteilung 1, Gehälter der Magistratsmitglieder.
Berichterstatter Stadtverordneter Bruns: Meine Herren,
der Etat schließt in Ausgabe mit 254 376 M ab. Einnahmen sind
in diesem Etat nicht vorhanden. Im Auftrage des Etatsausschusses
beantrage ich die Annahme dieses Etats.
(Die Versammlung beschließt demgemäß.)
Borsteherstellvertreter Cassel: Wir kommen zu Abteilung 2,
Pcrsonalbesoldung.
Berichterstatter Stadtverordneter BrnnS: Auch an diesem
Etat, sind keine Veränderungen vorgenommen worden; er schließt in
Einnahme mit 1974 380 M, in Ausgabe mit 13 990866 M, mit
einer Mehrausgabe von 12 016 486 M. Der Etatausschuß beantragt
die Annahme auch diefes Etats.
(Die Versammlung beschließt demgemäß.)
Borsteherstellvertreter Cassel: Wir kommen zu Abteilung 3,
Ruhegehälter, Witwengelder und Unterstützungen.
Berichterstatter Stadtverordneter BrnnS: Hier wurde eine
Anregung für die kommenden Etats gegeben, über die das Protokoll
Auskunft gibt. Aenderungen wurden bei diesem Etat nicht vorgenommen.
Er schließt in Einnahme mit 30 000 M, in Ausgabe mit 4 644 000 M,
also mit einer Mehrausgabe von 4 614 000 M. Ich beantrage im
Auftrage des Etatausschusies die Annahme.
(Die Versammlung beschließt demgemäß.)
Borsteherstellvertreter Cassel: Wir kommen zu Abteilung 4,.
Statistisches Amt.