der Vorlage über die Verwendung des Erlöses einein Ausschuß von
10 Personen zur Vorberatung zu überweisen.
Stadtverordnete» Locfcr: Meine .Herren, meine Freunde sind
mit dem Preise des Grundstückes einverstanden; sie halten ihn für
ganz normal, und es wäre sehr gut, wenn wir das Grundstück für
diesen Preis jetzt los würden. Dagegen wollen wir über die Ver
wendung des Geldes nähere Auskunft in einem Ausschuß haben, dg
es sich nicht empfiehlt, darüber in öffentlicher Versammlung zu sprechen.
Stadtverordneter Ewald: Meine Herren, meine Freunde
ersuchen Sie, diese Vorlage einem Ausschuß von 15 Mitgliedern zu
überweisen. Es heißt bei dieser Vorlage, daß wir das Grundstück
> vor 38 Jahren mit 30 M für 1 qrn erworben haben; es soll jetzt
mit 105,76 M für 1 qm verkauft werden. Das Grundstück liegt hart
an der Hasenheide; das Teilgrundstück ist die Front nach der Hasen-
x Heide; die Ecke gehört zu dieser Vorlage nicht, aber die Nebengrundstücke
um die Ecke von der Fichtestraße. Wenn man sich die Gegend näher
ansieht, so wird man finden, daß die Hasenheide etwas ganz anderes
geworden ist, als sie früher war. Es ist ein sehr guter Verkehr dort,
und deshalb halten ivir den Preis von 105,76 M für viel zu niedrig.
Meine Herren, ich habe mich der Mühe unterzogen, in der Gegend
Umfrage zu halten; ich bin in der Fichtestraße bei verschiedenen Haus
wirten gewesen und habe mich erkundigt, was sie für die Quadratrute
gegeben haben, und da ist mir gesagt worden, daß sie mit 1 700, 1 800
bis zu 2100 M für die Quadratrute das Land erworben haben.
Wenn man den Durchschnitt mit 1 900 ,M annimmt, so würde das
ungefähr 130 .tt für 1 qm ergeben. Es ist eine Fläche von 3 870 qm,
und das würde bei einem solchen Preise eine Differenz von 100 000 M
ergeben.
Meine Herren, der .Herr Magistratsvertreter wird mir wahr
scheinlich nachher erwidern, ■ daß dieses Grundstück schon seit längerer
Zeit ausgeboten worden ist, und daß sich kein Käufer dafür gefunden,
hat, daß der Magistrat vollständig zufrieden gestellt wäre mit diesem
Preise, weil sich jetzt ein Käufer gefunden hat. Ich muß aber be
merken, daß es hierbei ebenso zugegangen ist, wie es gewöhnlich bei
unsern Grundstücksverkäufen geht. Das Terrain ist im ganzen aus
geboten worden, von den 3'/ 2 ha geht allerdings der Gasbehälter
ab, sodaß noch eine sehr große Fläche, 8 600 qm, übrig bleibt. Sie
werden mir zugeben, daß, ivenn ein Mensch das erwerben soll, ein
ziemlich großes Kapital dazu gehört. Nachdem sich kein Käufer für
das ganze Terrain gefunden hat, hat man es parzelliert und die ein
zelnen Parzellen ausgebotcn; da hat sich sofort ein Käufer gefunden.
Man kann auch nicht sagen, daß das Grundstück so sehr lange brach
liegt, daß uns durch Zinsenverlust Schaden zugefügt werden könnte.
Es wird den meisten, die in der Gegend Bescheid wissen, bekannt
sein, daß das Grundstück das frühere Cafo Heinesche Lokal war; das
ist vor ungefähr 2 Jahren eingegangen. Nebenan sind Privatgrund
stücke verkauft worden, und nunmehr ist auch dieses Grundstück par
zelliert worden.
Wir halten den Preis, wie ich vorhin schon sagte, für viel zu
eriug. Ich erinnere daran, daß ich, als in der Mülleuhofstraße,
also in derselben Gegend, einige Grundstücke verkauft werden sollten
— wenn ich nicht irre, zu 120 M —, auch davon gesprochen habe,
daß der Preis zu billig ist. Diese Gegend ist bedeutend besser, viel
mehr frequentiert, nnt> hier will man sich mit 105,76 M begnügen.
Meine Herren, wenn meine Parteifreunde schon nicht damit ein
verstanden sind, daß überhaupt ohne die größte Notwendigkeit städtische
Grundstücke verkauft werden, weil die Stadt nicht genug Terrain
haben kann, so muß ich doch sagen: wenn man schon verkaufen will,
soll mau nicht in den Fehler verfallen, daß man zu billig verkauft.
Gewöhnlich, wenn die Stadt kauft, bezahlt sie sehr teuer, wenn sie
verkauft, erhält sie sehr wenig.
Meine Herren, es ging das Gerücht in der Gegend um, in der
die Grundstücke liegen, daß dort eine höhere Mädchenschule erbaut
werde» sollte. Ich weiß nicht, was an dem Gerücht dran ist. Wenn
es richtig fein sollte, weiß ich nicht, warum wir überhaupt dieses Grund
stück verkaufen sollen. Dann soll man es doch einfach für städtische
Zwecke behalten und nicht einem Privatmann überliefern. Ich ersuche
Sie deswegen, die Vorlage einem Ausschuß von 15 Mitgliedern zu
überweisen.
Stadtrat Rast: Es ist immer bedenklich, gegen einen Ausschuß
sprechen zu müssen; ich habe auch nicht die Absicht, dagegen zu sprechen.
Ich will nur einige Irrtümer des Herrn Vorredners berichtigen.
Das Grundstück gehört der Gasverwaltung, die seit Jahren bemüht
gewesen ist, es zu verkaufen; es ist nicht gelungen. Jetzt haben wir
einen Teil des Grundstückes zum Verkauf gestellt; es soll nur ein
kleinerer Teil des Grundstückes veräußert werden, da es nicht möglich
war, das ganze Grundstück zu verkaufen. Ein annähernd so hohes
Gebot wie dieses, ist aber bis jetzt überhaupt nicht eingegangen.
Wenn der Herr Vorredner sagt, ivir verkauften 1 qm mit 105 M,
so stimmt das nicht ganz; denn Sie dürfen nicht vergessen, daß
das Vorgartenland mitbezahlt wird; das beträgt allein über 36 000 M.
Einen Vorteil hat der Käufer vom Vorgarten nicht; im Gegenteil,
er muß ihn anlegen, noch instandhallen und muß die 36 000 ,.U
aus den übrigen Teil des Baulandes verteilen. So ganz richtig find
also die Ausführungen des Herrn Vorredners nicht.
Im übrigen ivird sich die Sache im Ausschuß erläutern lassen.
Ich habe diese Vorlage auch nur vertretungsweise übernommen, halte
aber den Preis für durchaus angemessen.
Stadtverordneter Ewald: Meine Herren, wenn der Herr
Vertreter des Magistrats ausgeführt hat, daß sich der Preis des
einzelnen Quadratmeters dadurch teurer stellen würde, daß Vor
gartenland vorhanden ist, so bemerke ich hierbei, daß es wahrscheinlich
wieder heißt: zu den Bedingungen, die bei der Stadt üblich sind, —
so daß der Käufer von Anliegerbeitrügen frei wird. Das heißt
ungefähr, daß uns das, was au Vorgartenland vorhanden ist, ver
loren geht, so daß der Preis von 105,-r, .H. ungefähr bestehen bleibt,
beim der Käufer die Auliegerbeiträge von dem abrechnet, was
er an Vvrgartenland verliert.
(Die Versammlung beschließt die Einsetzung eines Ausschusses.)
Neunter Gegenstand der Tagesordnung:
Vorlage zur Beschlußfassung —, betreffend die Neberweifung
des gesamten Grundstücks Blumcuftraße 63a in die Ver
waltung der Schuldcputatio», und Vornahme von baulichen
Veränderungen im Vorderhanfe. — Vorlage 609.
(Die Versammlung beschließt nach dem Antrage des Magistrats,
wie folgt:
Die Versammlung ist damit einverstanden, daß das Vorderhaus
des Grundstücks Blumenstraße 63a in die Verwaltung der Schul-
deputation übergeht, und bewilligt zur Vornahme von baulichen
Veränderungen und Ausbesserungen in diesem Hause den Kosten
betrag von 8 600 M, der aus XIII 2 Extraordinarium 1 (Dis
positionsquantum für unvorhergesehene Ausgaben) zu entnehmen ist.)
Zehnter Gegenstand der Tagesordnung:
Vorlage — zur Beschlußfassung—, betreffend die Verbreiterung
der Prenzlauer Straße von Alexanderstraße bis Lothringer
Straße. — Vorlage 610.
Es ist ein Antrag eingegangen, die Vorlage einem durch die Ab
teilungen zu wählenden Ausschuß von 15 Mitgliedern zur Vorberatung
zu überweisen.
Stadtverordneter Hildebrand: Meine Herren, meine Freunde
können diese Vorlage ohne' weiteres nicht annehmen. Ich bitte Sie,
sie einem Ausschuß von 15 Mitgliedern zu überweisen.
Meine Herren, wenn Sie die Stadtkartc von Berlin ansehen,
so werden Sie sehen, daß gerade die Verlängerung der Prenzlauer
Straße auf ein Areal von Ländereien stößt, was erst im Entstehen
begriffen ist. Vor der Ringbahn hat man vor 5 Jahren angefangen
zu bauen, und hinter der Ringbahn bis nach Heiuersdorf und Pankow
ist das ganze Gelände noch unbebaut; die Straßen sind dort an
gelegt. Wir haben also zu erwarten, daß die Gegend in der Zukunft
Hunderttausende und aber Hunderttaufende von Menschen aufnehmen
wird. Nun sagt der Magistrat in seiner Vorlage: der Verkehr durch
die Prenzlauer Straße wird nicht so intensiv groß sein, er wird
abgelenkt durch die Weydingerstraße. Es wäre nach meinem Dafür
halten ein Malheur, wenn dieser Verkehr durch die Weydiugerstraße ab
gelenkt werden sollte, um die Leute nach dem Alexanderplatz zu bringen.
Die Alexanderstraße, die zwischen der Kaiser Wilhelmstraße und
der Prenzlauer Straße schon an sich ziemlich belastet ist, würde noch
mehr belastet werden und würde sich alsdann a u ch als zu eng
erweisen. Unser Geschäftszentrum befindet sich nicht Unter den
Linden, sondern zwischen dem Alexanderplatz und dem Potsdamer
Platz. Es wird selbstverständlich jeder, der von der Prenzlauer Allee
nach dem Alexauderplatz will, de» nächsten Weg, also die Prenz
lauer Straße entlang fahren.
Meine Herren, die Vorlage kostet nach den Angaben des Ma
gistrats bei einer Verbreiterung auf 19 m 3 130000 M; weitn wir
aber ganze Arbeit machen und die Straße auf 22 bis 24 m ver
breitern, wie wir es bei der Neuen Königstraße und der Laudsberger
Straße beschlossen haben, so ist der Preisunterschied verhältnismäßig
gering; der Mehrpreis beträgt, wie mir von sachverständiger Seite
versichert wurde, nur 1 400 000 J(.
Meine Herren, wir bauen nicht Straßen für 10 und 20 Jahre,
sondern für 100 und mehr Jahre, und um eine solche Vorlage zur
Annahme zu bringen, will der Magistrat diesen verhältnismäßig
kleinen Betrag ersparen.
Ich bitte, dem Antrage meiner Freunde stattzugeben und die
Vorlage einem Ausschüsse von 15 Mitgliedern zu überweisen.
Stadtverordneter Leid: Meine Herren, namens meiner
Freunde möchte ich kurz zum Ausdruck bringen, daß auch wir die
Magistratsvorlage für ganz unzulänglich halten. Auch ivir meinen,
daß sie den Verkehrsbedürfnissen der Prenzlauer Straße nicht gerecht
Ivird. Wir sind ferner der Meinung, daß die Begründung, die der