Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
45. Sitzung vom 24. Oktober 1990
Häusler
(A) doch wohl unmöglich. Herr Thiemann, die CDU und besonders
wir zittern schon vor den Nichtwählern, die uns nicht wählen wer
den, weil wir gegen Busspuren und gegen Tempo 30 sind. Für
meine Fraktion erkläre ich: Wir können diesem Antrag nicht
zustimmen. - Danke!
[Beifall bei den REP]
Präsident Wohlrabe: Es liegen keine weiteren Wortmeldun
gen vor. Wer dem Antrag Drucksache 11/1108 unter Berücksich
tigung der Beschlußempfehlung Drucksache 11/1261 seine
Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das Handzei
chen. - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich? - Das erste war
die Mehrheit, damit ist dieser Antrag angenommen.
Die lfd. Nr. 13 A bis 13 C sind durch die Konsensliste erledigt.
[Unruhe]
[32]
Wir kommen dann zur
lfd. Nr. 13 D, Drucksache 11/1282:
Beschlußempfehlungen des Ausschusses für
Stadtplanung und Stadtentwicklung vom 10. Okto
ber 1990 und des Hauptausschusses vom 17. Okto
ber 1990 zum Antrag der Fraktion der CDU über
Wetterführung der Stadtautobahn nach Neukölln,
Drucksache 11/222
- Darf ich dort in der linken Ecke um Ruhe bitten, auch auf der
Senatsbank!
[Zurufe: Namen!]
- Ich möchte ungern Namen nennen, ich möchte nur um Ruhe
bitten, genauso wie auf der rechten Seite, Herr Nagel.
(B) Es ist aufgerufen die Drucksache 11/1282. Wird der Dringlich
keit widersprochen? - Das ist nicht der Fall. Der Ältestenrat
empfiehlt eine Beratung von 5 Minuten Redezeit pro Fraktion.
Herr Giesel, bitte!
[Dr. Köppl (GRÜNE/AL): Sagten Sie Diesel?]
- Auch Diesel ist ein würdiger Name, aber dieser Herr heißt
Bruno Giesel.
Giesel (CDU); Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Wir alle spüren den verstärkten Straßenverkehr insbesondere
seit der Wende in unserer Stadt. Es wird immer schwieriger, den
Straßenverkehr zu beruhigen. Um so wichtiger ist es, daß man in
der Stadt über ein Netz ausreichend dimensionierter Hauptver
kehrsstraßen verfügt. Zu den Hauptverkehrsstraßen zählen in
erster Linie die Autobahnen der Stadt. Wir verfügen über ein Teil
stück eines Stadtautobahnringes, und seit einigen Jahren geht
es darum, diesen Ring weiterzubauen. Wenn Sie einmal nach
Neukölln kommen, in die Silbersteinstraße, wo täglich Zehntau
sende Kraftfahrzeuge - darunter sehr viele Lastkraftwagen -
sich durch eine schmale Straße quälen, weil es keinen anderen
Weg von Ost nach West gibt, dann wird besonders deutlich, wie
dringlich der Weiterbau der Autobahn in Richtung Neukölln und
- da wir jetzt eine offene Stadt sind - nach Treptow ist. Wir
haben deshalb den Antrag eingebracht, den die Koalitionsfrak
tionen im Ausschuß für Verkehr abgelehnt haben, -
Präsident Wohlrabe: Herr Abgeordneter Giesel, gestatten
Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Miosga?
Giesel (CDU); Ja, bitte sehr! Aber ich möchte den Satz noch
beenden. - aber wir haben festgestellt, daß vor einigen Tagen
die SPD auf ihrem Landesparteitag beschlossen hat, nun doch
nicht mehr prinzipiell gegen den Bau von Autobahnen zu sein.
Das nehmen wir mit großem Interesse zur Kenntnis:
[Dr. Köppl (GRÜNE/AL): Wir auch!]
Sie spitzen den Mund, nun wollen wir aber auch wissen, ob Sie (C)
pfeifen können.
[Beifall bei der CDU - Landowsky (CDU): Richtig! -
Buwitt (CDU: Guter Vergleich!]
Miosga (REP) : Herr Giesel, können Sie mir freundlicherweise
sagen, warum die CDU in ihren acht Regierungsjahren es nicht
fertiggebracht hat, die Autobahn in Neukölln weiter fortzuset
zen?
[Gelächter bei der SPD und bei GRÜNE/AL]
Giesel (CDU): Das ist einfach zu beantworten: Das ist eine
Frage von Zeit und Geld.
[Zurufe von GRÜNE/AL - Dr. Niklas (SPD): Sie wollten es
auch nicht! Geben Sie es doch zu!]
In unserer Verantwortung - im Jahr 1988 - ist das vom Bund vor
geschriebene Linienfestlegungsverfahren abgeschlossen wor
den. Nach 1988 hätte gebaut werden können, wir haben das vor
bereitet, nur die rot-grüne Koalition will es nicht vollziehen. Ich
wiederhole: Wir sind sehr gespannt, ob die SPD hier und heute
bereit ist, dem neuen Trend ihrer Politik - wie von ihrem Landes
parteitag festgestellt - zu folgen. Und damit wir es genau wissen,
beantrage ich namens meiner Fraktion eine namentliche Abstim
mung.
[Beifall bei der CDU]
Präsident Wohlrabe: Frau Kollegin Wagner hat das Wort!
Frau Wagner (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren I Ich spreche vor allem Sie an, meine Damen und Herren von (q)
der CDU-Fraktion. Bei den Busspuren haben Sie inzwischen
offenbar etwas gelernt. Ich muß allerdings feststellen, daß Ihr
hier vorliegender Antrag ein Rückfall in die 60er Jahre ist und in
die Verkehrspolitik des alten CDU-FDP-Senats mit seiner über
holten —
[Starker Beifall bei der SPD und bei GRÜNE/AL -
Buwitt (CDU): Und weshalb sind Sie auf dem Parteitag
zurückgefalien?]
- Wir sind hier nicht auf dem Parteitag. Wir sind hier im Parla
ment,
[Preuss (CDU): Das war Durchfall!]
und ich vertrete die Position der SPD-Fraktion.
Präsident Wohlrabe; Gestatten Sie eine Zwischenfrage,
Frau Abgeordnete?
Frau Wagner (SPD): Nein, heute nicht!
[Gelächter bei der CDU - Zurufe von der CDU:
Heute nicht!]
- Wenn ich vielleicht weiterreden darf! Vielleicht ist es möglich,
meine Damen und Herren von der CDU, daß Sie doch noch
etwas dazulernen!
[Buwitt (CDU): Ach, glauben sie wirklich?]
Ich habe gesagt, daß Ihr Antrag ein Rückfall ist
[Buwitt (CDU): Ja, das sagten Siel]
in die alte Politik des CDU-FDP-Senats mit seiner überholten
Straßen- und Autobahnplanung, die Sie mit Ihrem Antrag wie
der aus der Schublade hervorholen. Ich möchte an ein paar Pro
jekte erinnern, die Sie geplant haben und die Sie auch durchfüh
ren wollten, bevor es zur großen Wende gekommen ist. Ich erin
nere an die Neuköllner Autobahn, um die es hier geht,
[Buwitt (CDU): Richtig, um die geht es hier!]
2351