Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
32. Sitzung vom 31. Mai 1990
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Sen Wagner
A) dämm erreicht wurde; das beweisen unter anderem die günsti
gen Busfahrzeiten, der verringerte Durchgangsverkehr und das
große positive Echo, das uns vor allem von Autobusfahrgästen
erreicht.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur ersten Zusatzfrage - Herr
Thiemann!
Thiemann (SPD); Herr Senator, wie erklären Sie es sich, daß
am Kurfürstendamm - womöglich im Gegensatz zu anderen
Bereichen der Stadt - der Einzelhandel, die Gewerbetreiben
den von Anfang an sehr positiv zu diesen Maßnahmen standen
und offensichtlich nach wie vor dazu stehen?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Herr Senator!
Wagner, Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe: Eine Erklä
rung ist sicher die, daß wir hier in der Lage waren, zumindest
einen Teil der Wünsche des Einzelhandels zu berücksichtigen,
indem der Kurfürstendamm die Mittelspur aufnahm und damit
der Wirtschaftsverkehr gegenüber der früheren Situation im
Grunde bevorzugt wird.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur nächsten Zusatzfrage -
der Kollege Pagel, bitte!
Pagel (REP): Herr Senator, sind Sie in der Lage, konkret zu
sagen, wieviel Zeit ein Fahrgast nun einspart, wenn er die über
den Kurfürstendamm fahrenden Buslinien in Anspruch nimmt?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Herr Senator!
| Wagner, Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe: Herr Abge-
ordneten ich bin nicht in der Lage dazu; denn man muß das an
den jeweiligen Verhältnissen eines Staus messen, in den der Bus
zuvor häufig geraten ist und der ihn aufgehalten hat. Es kam vor,
daß Busse - je nach Verkehrslage - bis zu einer halben Stunde
Verspätung auf dem Kurfürstendamm hatten. Wir wissen jetzt,
daß Verspätungen nicht mehr verkommen, und wir hoffen, daß
die Möglichkeit besteht - das muß geprüft werden -, die Fahr-
ä pläne so zu ändern, daß eine Beschleunigung der Busse in ihrer
f Fahrzeit über den Kurfürstendamm erreicht wird.
|
Stellv. Präsidentin Frohnert: Dritte Zusatzfrage - der Kol-
| lege Giesel!
I
Giesel (CDU): Herr Senator, Sie sprachen davon, daß das
Gewerbe den Busspuren am Kurfürstendamm positiv gegen
überstünde. Ich kann mir das nicht erklären und frage Sie des
halb: Wie ist es erklärlich, daß, obwohl allenthalben in der Stadt
in den Zentren mehr Menschen einkaufen als in früheren Jahren,
insbesondere am oberen Kurfürstendamm entschieden weniger
; Menschen die Einkaufsmöglichkeiten nutzen und offensichtlich
die Geschäfte bereits erhebliche Umsatzeinbußen feststellen
müssen? - Ist es nicht offensichtlich so, daß die Attraktivität des
Kurfürstendamms als eine Einkaufsstraße sinkt?
[Buwitt (CDU): Und die Anlieferer sind schon gar nicht
damit einverstanden!]
1 Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur Beantwortung - Herr
Senator Wagner!
Wagner, Senator für Arbeit, Verkehrend Betriebe: Herr Abge-
' or dneter, ich bezog mich bei meiner Antwort auf die Mitwirkung
der „Arbeitsgemeinschaft City“ bei der Ausarbeitung dieser Bus-
s Pur und gehe davon aus, daß die Akzeptanz im großen und gan-
| vorhanden ist. Ich bestätige Ihnen - ich nehme an, das war
Ihre Frage -, daß mir Briefe von drei Geschäftsinhabern am obe-
ren Kurfürstendamm zugegangen sind, die für sich selbst
Schwierigkeiten reklamieren. Wir werden auch diesen Dingen (C)
nachgehen.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Die nächste Zusatzfrage
kommt vom Kollegen Niklas.
Dr. Niklas (SPD): Herr Senator, können Sie bestätigen, daß
sich die Befürchtungen, die man hinsichtlich der gemeinsamen
Nutzung der Busspur durch Busse und Fahrradfahrer haben
durfte, nach den Ergebnissen der ersten Wochen - erfreulicher
weise - als grundlos erwiesen haben und das dies vor allem dar
an liegt, daß durch die sorgfältige Beobachtung der Nutzung der
rechten Fahrspur die Möglichkeit gegeben ist, auf Dauer eine
Lösung zu finden, die Nutzung der Busspur durch Busse und
Radfahrer miteinander verträglich macht?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Bitte, Herr Senator Wagner!
Wagner, Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe: Herr Abge
ordneter Dr. Niklas, ich bitte um Verständnis dafür, daß ich Ihnen
das so noch nicht bestätige. Ich hatte in meinen Eingangsaus
führungen gesagt, daß wir das sehr genau beobachten müssen.
Im großen und ganzen zeigt die bisherige Erfahrung eine Verträg
lichkeit hinsichtlich der Form, wie sie angelegt wurde. Ich muß
allerdings hinzufügen, daß es bedauerlicherweise - es mögen
Einzelfälle sein, aber es gibt sie - provokative Behinderungen
von Bussen durch Radfahrer gegeben hat, und zwar sehr unan
genehme, mit Gefährdung auch der Fahrgäste. Ich weise auf
diesen Vorgang hin. Die BVG hat die Vorsitzende des Verbands
der Fahrradfahrer gebeten, hier - soweit sie es kann - einzugrei
fen; denn wir wollen Verträglichkeit herstellen und möglichst ein
positives Ergebnis auch dieses Versuchs.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur vorletzten Zusatzfrage -
der Kollege Gramer! (Q)
Gramer (AL): Herr Senator, wie bewerten Sie die Tatsache,
daß es nach fast einjähriger Diskussion um die Busspuren am
Kudamm nicht möglich war, mit Einführung der Busspuren den
Fahrplan zu ändern, weil damit auch erhebliche Geldmittel
durch die Verringerung der Umläufe eingespart werden können?
Sehen Sie in der Mittelspur am Kurfürstendamm und den jetzi
gen Erfahrungen ein Beispiel auch für andere Straßen, zum
Beispiel die Schloßstraße in Steglitz?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur Beantwortung - Herr
Senator Wagner!
Wagner, Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe: Herr Abge
ordneter! Zu Ihrer ersten Frage: Ich halte mich mit einem endgül
tigen Urteil zurück und bitte dafür um Verständnis. Die einjährige
Diskussion hat zu meinem Bedauern nicht bewirkt, daß man auf
einen neuen Fahrplan vorbereitet gewesen wäre. Ich habe öffent
lich kritisiert, daß unserer Verkehrsbetrieb zu wenig Flexibilität
gezeigt hat. Mir ist zugesagt worden, daß nunmehr eine Anpas
sung erfolgt.
Zur Frage, ob das ein Beispiel ist: Wir werden, wenn diese
Busspurführung auf dem Kurfürstendamm ihre Bewährung hinter
sich hat, wenn also nach einem Zeitablauf wirklich beurteilt wer
den kann, ob das eine einwandfreie Lösung ist, natürlich bei
zukünftigen Einrichtungen von Busspuren dieses Modell immer
wieder in Erwägung ziehen. Aber, Herr Gramer, Sie wissen es
auch selbst; Der Querschnitt der Straßen läßt häufig eine solche
Busspurführung nicht zu. Vor diesem Hintergrund werden wir
nach wie vor dort, wo es eingeführt werden soll, Straße für
Straße zu prüfen haben, welche Möglichkeit überhaupt gegeben
ist und welche gegebenenfalls die günstigere ist.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur letzten Zusatzfrage -
Herr Reipert!