Path:
Volume Nr. 26, 8. März 1990

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1989/90, 11. Wahlperiode, 17.-34. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode 
26. Sitzung vom 8. März 1990 
1316 
Sen Pätzold 
(A) Ich wäre dankbar, wenn alle in der Bevölkerung das erkennen 
würden, was ich bereits in der Antwort auf eine Zusatzfrage zum 
Ausdruck zu bringen suchte: daß ohnehin, nachdem Freizügig 
keit eingetreten ist, viele Menschen aus der ganzen Welt, insbe 
sondere aber aus dem Osten 
[Bogen (REP): Insbesondere Kriminelle!] 
zu uns zu kommen versuchen. - Das war ein schlimmer Zwi 
schenruf, daß da lauter Kriminelle kommen! 
[Bogen (REP): Insbesondere!] 
Über lange Jahre hinweg waren es immer „die Brüder und 
Schwestern“, egal ob sie aus dem deutschen oder aus dem 
europäischen Osten kamen. Ich lege Wert auf die Feststellung, 
daß dann, wenn mehr Menschen nach Berlin kommen, auch die 
Kriminalitätsgefahr größer ist. Und insbesondere wenn viele 
Menschen aus lange verarmten Ländern zu uns kommen, wird 
man natürlich damit rechnen müssen. Welche Auswirkungen 
dies hat, habe ich in der Aussage zum Ausdruck zu bringen ver 
sucht, daß eine große, nunmehr offene Metropole viele Men 
schen anzieht, und nicht nur solche, die es immer gut mit uns 
meinen. 
Präsident Wohlrabe: Herr Kollege Adler zum Schluß! 
Adler (CDU); Senator Pätzold! Teilen Sie meinen Eindruck, 
daß der Diskurs, den Sie hier zur Ablenkung von den Fragen über 
uns haben ergehen lassen, eher dazu angetan ist, Ihre eigene, 
ganz persönliche Unfähigkeit zu bemänteln, mit diesem Problem 
fertigzu werden? 
[Bravo! von der CDU - 
Beifall bei der CDU und den REP] 
Präsident Wohlrabe: Herr Senator, Sie haben das Wort! 
1 Pätzold, Senator für Inneres: Es gehört ja schon einiges an 
Zumutungsfähigkeit dazu, zu meinen, daß ich Ihre Auffassung 
auch noch teilen sollte. Ich teile sie natürlich in keiner Weise! 
Präsident Wohlrabe: Damit ist das Thema erledigt. 
Es kommt das nächste Thema; Frau Dr. Zillbach stellt die 
Frage. Das Thema lautet 
Versuche bei der BVG zur Reduzierung 
des Kraftstoffverbrauchs von Bussen 
Bitte, Frau Doktor! 
Frau Dr. Zillbach (SPD): 1. Werden bei der BVG Versuche 
zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs von Bussen durchge 
führt? Wenn ja, welche? 
2. Werden auch Versuche mit technischen Neuerungen 
durchgeführt, wie z. B. zur Optimierung der Antriebstrategien, 
Einsatz von Wasserstoff als Kraftstoff oder zum Einsatz von Kata 
lysatoren oder Filtern? 
Präsident Wohlrabe: Herr Senator Wagner, bitte zur Ant 
wort! 
Wagner, Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe: Herr Präsi 
dent! Meine Damen und Herren! Frau Dr. Zillbach, ich beant 
worte die Frage wie folgt. 
Zu 1: Die BVG führt immer wieder Versuche zur Verringerung 
des Kraftstoffverbrauchs vor allem ihrer Omnibusse durch. So 
entwickelte die BVG zum Beispiel eine Schaltung, die das Auto 
matikgetriebe bei Fahrzeugstillstand selbsttätig in den Leerlauf 
schaltet. Diese von der BVG entwickelte Technik ist inzwischen 
von der Industrie übernommen worden. Außerdem wurden die 
Schaltprogramme der Getriebe in Versuchsreihen den Berliner 
Verkehrs- und Geländeverhältnissen optimal angepaßt. Mit (C) 
diesen Maßnahmen konnte der Gesamt-Dieselkraftstoffver 
brauch der BVG um 2 % gesenkt werden. - Dieser Wert mag 
einigen zunächst gering erscheinen; wenn man sich jedoch vor 
Augen hält, daß die Antriebstechnologien für Omnibusse 
inzwischen sehr weit entwickelt sind, und wenn man bedenkt, 
daß diese 2 % einer jährlichen Einsparung von jährlich 62 000 
Litern Kraftstoff entsprechen, kann man die hohe Bedeutung 
auch und besonders für die Umwelt erkennen. 
Auch andere Ansätze zur Kraftstoffeinsparung wurden und 
werden von der BVG verfolgt. So wurden zum Beispiel Fahrver 
suche mit besonders widerstandsarmen Reifen unternommen, 
die jedoch erfolglos blieben. Es ist nur natürlich, daß viele Versu 
che ohne das erhoffte positive Ergebnis enden. Dennoch ermun 
tert der Senat die BVG und auch die anderen Eigenbetriebe, 
weiter konsequent an Energieeinsparmaßnahmen zu arbeiten. 
Zu 2; Folgende technische Neuerungen wurden und werden 
erprobt: 
a) Die Erprobung von zwei Bus-Prototypen mit Methanolan 
trieb und anschließendem Flottenversuch mit 14 Fahrzeugen. 
Alle Fahrzeuge dieses Versuchs sind mit Katalysatoren ausgerü 
stet. Der Versuch ist abgeschlossen und wird zur Zeit ausgewer 
tet. 
b) Die Erprobung eines Bimotor-Busses mit zwei Antrieben, 
einmal für Grundlast, einmal für Spitzenlast. Der Versuch geht in 
die zweite Phase. Ein Standardbus mit diesem Antrieb ist bestellt 
und wird noch in diesem Jahr geliefert. 
c) Die Erprobung eines neuen Busses mit Kunststoffkaros 
serie, der sogenannte Metroliner. Dieses Fahrzeug zeichnet sich 
durch geringeres Eigengewicht und Korrosionsresistenz aus. 
Erprobt werden Dauerhaltbarkeit im Betrieb, Fahrgastakzeptanz 
und Kraftstoffverbrauch. Der Versuch wird mit drei Fahrzeugen 
durchgeführt. 
d) Erprobung eines sogenannten Hydrobusses. Bei diesem 
Fahrzeug wird die Bremsenergie in einem Hydraulikbehälter 
gespeichert und zur Abdeckung von Lastspitzen beim Beschleu 
nigen wieder der Antriebsachse zugeführt. Erprobt werden die 
notwendigen Komponenten sowie der Kraftstoffverbrauch. Im 
Rahmen dieses Versuchs ist ein neuartiges Automatikgetriebe 
für Omnibusse entwickelt worden, bei dem eine elektronische 
Schaltpunktoptimierung eingesetzt wird. Auch diese Technik 
steht unmittelbar vor Übernahme durch die Industrie. Getriebe 
hersteller werden voraussichtlich ab 1991 dieses neuartige 
Getriebe serienmäßig bauen; hiermit werden Kraftstoffeinspa 
rungen von bis zu 20 % erwartet. 
Abschließend will ich noch einmal mitteilen, daß alle Eindeck- 
Omnibusse ab Baujahr 1989 und alle anderen Busse ab Baujahr 
1991 mit Rußfiltern ausgerüstet werden. 
Präsident Wohlrabe: Zu einer Zusatzfrage - Frau Dr. Zill 
bach, bitte! 
Frau Dr. Zillbach (SPD); Arbeitet die BVG mit Verkehrsbe 
trieben anderer Städte zusammen, die vergleichbare Versuche 
durchführen, und sind von dort bereits Ergebnisse in die Planun 
gen der BVG eingeflossen? 
Präsident Wohlrabe: Herr Senator, bitte! Ich darf aber um 
eine kurze Antwort bitten! 
Wagner, Senator für Arbeit, Verkehr und Betriebe: Ich bin 
gern dazu bereit! Die Frage ging in die technischen Einzelheiten, 
und da mußte ich sie so beantworten. - Die BVG arbeitet mit 
sehr vielen Betrieben eng zusammen. Selbstverständlich werden 
dabei auch Erkenntnisse aus Forschungsgebieten ausge 
tauscht. 
Präsident Wohlrabe: Frau Dr.Zillbach!
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.