Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
18. Sitzung vom 16. November 1989
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Dr. Staffelt
(A) ist doch nicht unser, sondern Ihr Problem, Herr Buwitt. Darauf
möchte ich hier noch einmal in aller Deutlichkeit aufmerksam
machen.
[Beifall bei der SPD]
So kann man nicht miteinander verfahren. Ich möchte für die
Zukunft bitten, da wir diesbezügliche Wünsche der Opposition
immer zu respektieren bereit sind, uns das frühzeitig zu sagen,
damit wir das auch in den Fraktionen umsetzen können.
[Beifall bei der SPD]
Präsident Wohlrabe: Gibt es weitere Wortmeldungen?
- Das ist nicht der Fall. Dann kommen wir zur Abstimmung,
wobei ich darauf hinweisen möchte, daß der Datenschutzbeauf
tragte nach dem Gesetz mit der Mehrheit der Mitglieder des
Abgeordnetenhauses gewählt werden muß; das sind minde
stens 70 Stimmen. Wer für die Wahl von Herrn Dr. Garstka ist,
den bitte ich um sein Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Wer
enthält sich der Stimme? - Keine Enthaltung! Ich übersehe
nicht, ob hier genug Stimmen für die Wahl abgegeben worden
sind. Ich bitte die Geschäftsführer, mir zu bestätigen, daß alle da
sind. Es dürfen nur der Kollege Momper und ein weiterer fehlen.
[Abg. Kern (SPD); Nur die beiden fehlen! -
Zuruf von der AL: Alle da!]
- Gut, dann gehen wir davon aus, daß es auf dieser Seite 71
Stimmen sind. Damit ist Herr Dr. Garstka gewählt.
[Beifall bei der SPD und der AL]
Ich stelle somit ausdrücklich fest, daß Herr Dr. Hansjürgen
Garstka mit der erforderlichen Mehrheit zum Berliner Daten
schutzbeauftragten gewählt worden ist. Ich beglückwünsche
Herrn Dr. Garstka zu seiner Wahl und wünsche ihm im Namen
des Hauses eine erfolgreiche Arbeit in diesem wichtigen Amt.
- Herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Garstka!
[Beifall bei der SPD und der AL]
Ich rufe auf
ifd. Nr. 15, Drucksache 11/428:
Wahl einer Person zum Mitglied des Kabelrats
Es handelt sich um eine Ersatzwahl für den Rest der Amtszeit.
Die CDU macht den Vorschlag, Herrn Winfried Fest zum Mit
glied des Kabelrats zu wählen. Weitere Vorschläge liegen nicht
vor. Wird dazu das Wort gewünscht? - Bitte, Frau Weißler!
Frau Weißler (AL): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren I Nach mehr als vier Jahren Kabelpilotprojekt treten wir nun in
eine neue und meiner Meinung nach entscheidende Phase der
Medienpolitik in Berlin ein. Es geht um das Zusammentragen
gemachter Erfahrungen und um deren Auswertung. Eine sehr
differenzierte und sehr nüchterne Haltung gegenüber dem
Kabelrundfunk mit all seinen merkwürdigen Blüten wie den zwei
felhaften Eheanbahnungsprogrammen im Mischkanal des Fern
sehens bis hin zu fast ungehört verklingenden Angeboten des
Kabelhörfunks hat sich allgemein durchgesetzt. Erfolgreicher
waren die neuen terrestrischen Privatfunker, allerdings sind man
che von Ihnen auch nicht weniger obskur.
[Unruhe - Frau Hohenberger (AL): Lauterl]
Auch über diese drahtlosen und privaten Rundfunksender ist
der Kabelrat die Aufsichtskraft. Der Name täuscht also eine Ein
schränkung vor, die so nicht besteht. Das Kabelpilotprojekt läuft
planmäßig im August 1990 aus. Ist bis dahin kein Gesetz zur
Regelung des privaten, kommerziellen Rundfunks in Berlin erlas
sen —
Präsident Wohlrabe; Frau KolleginI Ich bitte doch, beim
Thema zu bleiben! Es geht hier um die Wahl eines Ersatzmit
glieds.
Frau Weißler (AL); Es sind einige grundsätzliche Aussagen (C)
zu seinen Aufgaben notwendig!
[Zuruf von rechts: Nein, sind sie nicht!]
Präsident Wohlrabe: Nein, Sie müßten - wenn schon
- etwas zum Kandidaten selbst sagen!
Frau Weißler (AL): Es geht um sein Amt; mich interessiert
auch seine Tätigkeit, nicht nur die Person des Herrn Fest!
[Frau Künast (AL): Man muß darüber reden,
wen man in welches Amt wählt!
Also muß das Amt definiert werden I -
Buwitt (CDU): Das ändert doch nichts an der Wahl!]
Ich mache es sehr kurz!
Präsident Wohlrabe: Danke!
Frau Weißler (AL): Wenn es ab August 1990 keine gesetz
liche Regelung für diesen Bereich gibt, dann wird der Kabelrat
und damit auch Herr Fest noch bis Ende 1991 im Amt bleiben,
um seine Aufsichtspflicht auszuüben. Das heißt, der Kabelrat ist
eine wichtige Verbindungsstelle zwischen der medien- und
gesellschaftspolitischen Diskussion und den Anbietern.
In der jetzigen Übergangsphase, in der die bisherigen Struktu
ren noch nicht aufgelöst, die neuen aber noch nicht etabliert
sind, in der aufgrund dieser Situation verläßliche Informationen
über diese neuen Strukturen diskutiert werden müssen, ver
schenkt unserer Meinung nach die SPD eine Chance, medien
politisches Profil zu zeigen. Ich finde es auch etwas merkwürdig,
daß die Kolleginnen und Kollegen der SPD wirklich nicht in der
Lage gewesen sein sollen, selbst einen fähigen Medienpolitiker
zu finden.
Ein weiterer Aspekt kommt dazu; Der Geist des Gesetzes, das (D)
zugegebenermaßen an Eindeutigkeit in dieser Frage der Nach
wahl einiges vermissen läßt, sieht vor, daß die Zusammenset
zung im Kabelrat die politischen Stärkeverhältnisse im Abgeord
netenhaus wiedergibt. Die Stärkeverhältnisse der Fraktionen
- das ist nämlich das Maß, wonach Kandidaten vorgeschlagen
werden dürfen.
[Anhaltende Unruhe]
Die Verhältnisse im Abgeordnetenhaus haben sich geändert,
und es widerspricht unserer Meinung nach auch dem Geist des
Gesetzes, wenn die überholten politischen Mehrheitsverhält
nisse im Kabelrat überwintern dürfen. Auch sind wir nicht dafür
gewählt worden, um solche Verhältnisse zu dulden. Die Fraktion
der AL wird sich daher gegen die Wahl von Herrn Fest ausspre
chen.
[Beifall bei der AL]
Präsident Wohlrabe: Gibt es weitere Wortmeldungen? -
Das ist nicht der Fall. Wer also für den Benannten ist, den bitte
ich um das Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Das war die
erforderliche Zweidrittelmehrheit, damit ist der Kandidat Fest
gewählt. - Enthaltungen - danach hatte ich vergessen zu
fragen - liegen nicht vor. Ich stelle auch hier fest, daß der Vorge
schlagene mit der erforderlichen Mehrheit zum Mitglied des
Kabelrats gewählt ist.
Wir kommen zur
Ifd. Nr. 16, Drucksache 11/429:
Wahl von vier Personen zu Mitgliedern des Ver
waltungsrats der Wohnungsbau-Kreditanstalt Ber
lin
Es werden von der Fraktion der CDU vorgeschlagen die Abge
ordneten Buwitt und Franke, von der Fraktion der SPD der Abge
ordnete Edel und der Abgeordnete Lüdtke. Gibt es dazu Wort-