Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
23. Sitzung vom 18. Januar 1990
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(A) Dr. Mitzscherling, Senator für Wirtschaft: Herr Abgeord
neter Vogt! Ich verweise auf die Beantwortung der Fragen 1
und 2. Der Senat hat unter Abwägung aller Umstände ange
sichts der Knappheit der verfügbaren Flächen, die er vorzugs
weise Fertigungsbetrieben zur Verfügung stellt, aber auch ange
sichts der Beschlußlage früherer Senate allen vom Moabiter
Werder umzusetzenden Betrieben einen Ersatzstandort zur Ver
fügung zu stellen, keine andere Möglichkeit gesehen, als diese
Teilfläche des in Rede stehenden Grundstücks in der Flotten
straße der Firma H. anzubieten. Der Senat hofft, daß durch
eigene Bemühungen der Firma H. eine andere Lösung, unter
Umständen auch in einer Kooperation mit einer Firma in der
DDR, gefunden werden kann. Ich könnte mir auch eine bessere
Nutzung dieses Grundstücks vorstellen.
Präsident Wohlrabe: Frau Birkelbach hat jetzt das Wort!
Frau Birkelbach (AL): Herr Senator! Ist es angesichts der
Entwicklung in den letzten Monaten nicht möglich gewesen oder
ist es noch möglich, die Idee aufzugreifen, bestimmte, insbeson
dere sehr flächenintensive Betriebe auf Pachtgelände am
Rande Berlins in der DDR ganz oder teilweise anzusiedeln? Mir
schien immer dieser Fall als ein dafür prädestinierter. Sind Bemü
hungen in der Richtung unternommen worden; zu welchen
Ergebnissen haben diese gegebenenfalls geführt?
Präsident Wohlrabe: Bitte, Herr Senator!
Dr. Mitzscherling, Senator für Wirtschaft: Frau Abgeordnete
Birkelbach! Ich hatte in der Beantwortung der Frage 2 des Herrn
Abgeordneten Vogt auf diese Möglichkeit ausdrücklich hinge
wiesen, daß auch das Umland unserer Stadt als eine Nutzungs
möglichkeit für die Ansiedlung eines Speditionsbetriebs als ge
eignet erscheinen könnte. Da offensichtlich die in Rede
stehende Firma derartige Überlegungen selbst anstellt, kann ich
nur hoffen, daß es zu einer solchen Lösung kommen wird. Dar
über hinaus ist der Senat über die dafür zuständigen Stellen
beider Seiten an die DDR herangetreten mit der Bitte, die auf
grund der Wünsche vieler Firmen mögliche Anpachtung von Flä
chen im grenznahen Bereich zu prüfen und mit geeigneten
Standortangeboten zu versehen. Wir warten heute auf entspre
chende Angebote aus der DDR.
Präsident Wohlrabe: Das Wort zur Zusatzfrage erhält Herr
Kollege Dr. Köppl!
Dr. Köppl (AL): Herr Senator I Gibt es Wünsche der Firma H.,
die Erbbauzinsen bei der Verlagerung der Firma auf das Grund
stück in der Flottenstraße wegen der angeblichen besonderen
Förderungswürdigkeit der Firma abzusenken, und wie wird der
Senat auf solche Wünsche der Firma, die Erbbauzinsen abzu
senken, reagieren?
Präsident Wohlrabe: Herr Senator - bitte!
Dr. Mitzscherling, Senator für Wirtschaft: Herr Abgeord
neter Dr. Köppl I Diese Wünsche sind mir nicht bekannt. Ich kann
nicht ausschließen, daß solche Wünsche der Verwaltung gegen
über geltend gemacht worden sind. Ich will Ihnen die Antwort
gern schriftlich geben, wenn Sie gestatten.
Präsident Wohlrabe: Eine Zusatzfrage vom Abgeordneten
Hildebrandti - Ist er nicht da? - Dann kommt jetzt der Kollege
Pagel.
Pagel (REP): Herr Senator! Ich möchte gerne wissen, wann
die Firma H. vertraglich verpflichtet ist, das Grundstück auf dem
Moabiter Werder zu räumen.
Präsident Wohlrabe: Herr Senator - bitte!
Dr. Mitzscherling, Senator für Wirtschaft; Herr Abgeord- (C)
neter Pagel! Nach den festgelegten Terminketten ist als Termin
für eine endgültige Freimachung der 31. März 1991 vorgesehen.
Präsident Wohirabe: Zum Schluß noch einmal der Abge
ordnete Vogt mit einer Zusatzfrage!
Vogt (CDU): Herr Senator! Vorhin ist von Ihnen nicht die
Frage beantwortet worden, ob bei der Überprüfung der Grund
stücke, von denen Sie ausgegangen sind, auch das von mir
genannte Areal am Rande des Flughafens - Sternstraßensied
lung genannt, wo das Land Berlin große Flächen vorhält - und
der Bereich der Speerplatte überpriift worden sind und ob Sie
gegebenenfalls bereit sind, diese Überprüfung noch vorzuneh
men.
Präsident Wohlrabe: Herr Senator - bitte!
Dr. Mitzscherling, Senator für Wirtschaft: Herr Abgeord
neter Vogt! Aus den mir vorliegenden Unterlagen ist ersichtlich,
daß die Speerplatte eines der in Rede stehenden Grundstücke
gewesen ist. Das andere kann ich in dieser Liste nicht finden,
aber ich bin gern bereit, dem noch nachzugehen.
Präsident Wohlrabe; Damit sind wir am Ende dieser
Anfrage.
Wir kommen nun zur Mündlichen Anfrage des Abgeordneten
Edel über
Ausschöpfung des Wohnungsbau
programms 1989
Herr Edel hat das Wort.
(D)
Edel (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
frage den Senat:
1. Welche Programmzahlen hatte das Wohnungsbaupro
gramm 1989?
2. Wie wurde das Wohnungsbauprogramm 1989 im einzel
nen erfüllt?
Präsident Wohlrabe: Zur Beantwortung - der Senator für
Bau- und Wohnungswesen, Herr Nagel, bitte!
Nagel, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsi
dent! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Edel! Angesichts
der dramatischen Entwicklung auf dem Berliner Wohnungsmarkt
wurde als erste baupolitische Maßnahme vom neuen Senat der
Wohnungsneubau angekurbelt. Das Wohnungsbauprogramm
1989 wurde zunächst auf 7 000 Wohneinheiten angehoben. Im
Oktober 1989 sind dann weitere 652 Wohnungen im Dachge
schoß aufgrund großer Nachfrage hinzugekommen, so daß das
Wohnungsbauprogramm 1989 insgesamt 7 625 Wohnungen,
davon 3 000 im 1. Förderungsweg, also im klassischen sozialen
Mietwohnungsbau, umfaßte.
Mit dem Ergebnis für 1989 wurden die besten Wohnungsbau
förderungszahlen seit 1982 erzielt. Am 30. Dezember 1989
waren 7 527 Wohnungen bewilligt; das sind 46 % mehr als zum
gleichen Zeitpunkt des Jahres 1988. Damals waren es lediglich
5 149 Wohnungen. Das Ergebnis wird in den nächsten Tagen
noch besser werden, da die mangels Nachfrage nicht verbrauch
ten Mittel im Eigentumsprogramm B - für Höherverdienende
- in einer Sitzung des Bewilligungsausschusses am 30. Januar
1990 zugunsten des Mietwohnungsbaus im 3. Förderungsweg
umgeschichtet werden, so daß dann mindestens 500 weitere
Wohnungen bewilligt werden können. Damit wird das Woh
nungsbauprogramm 1989 deutlich übererfüllt sein. Darüber hin
aus werden auch noch rund 1 000 freifinanzierte Wohnungen im
Dachgeschoß geschaffen.