Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
21. Sitzung vom 8. Dezember 1989
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(A) Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Herr Roß, gestatten Sie
eine Zwischenfrage des Kollegen Braun?
Roß (SPD): Nein, meine Redezeit ist leider beschränkt! - Es
kann nicht sein, daß insbesondere die Frauen in unserer Stadt in
den vergangenen Jahren mit extrem schlechter Bezahlung diese
Defizite unserer Gesellschaft immer wieder ausgleichen mußten.
Das werden wir verbessern.
[Beifall bei der SPD - Zuruf des Abg. Vetter (CDU)]
Wir haben damit begonnen,
[Buwitt (CDU): Sie haben damit begonnen,
die Leute zu belügen I]
die unverantwortliche Krankenhausplanung des Kollegen Fink
vom Kopf auf die Füße zu stellen, Herr Kollege Vetter! Wir wollen
umsteuern in der Krankenhausplanung hin zu einer integrierten
Gesundheitsplanung, in der ambulante und stationäre Bereiche
abgestimmt miteinander entwickelt werden. Durch den Bevölke
rungszustrom sind die Entwicklungszahlen für die Planung neu
zu überdenken. Sie wissen, daß wir trotz Ihrer Proteste damit
begonnen haben, kleine gemeindenahe Krankenhäuser, wie das
Krankenhaus Britz und das Krankenhaus Sankt Marien, beson
ders zu fördern.
(B)
Wir wissen alle, daß wir in Berlin zu viele Betten der Maximal
versorgung hatten und uns Krankenhausbetten der Grund-
sowie der Schwerpunktversorgung gefehlt haben. Wir wollen
In der Krankenhausversorgung weg vom Finkschen „Mekka der
Medizin“ hin zu einem „Mekka der Gesundheit“.
[Beifall bei der SPD und der AL]
Wir haben deshalb in den Haushaltsberatungen 600 000 DM
zusätzlich für die Erarbeitung einer soliden Datenbasis, die wir
bei Amtsantritt nicht vorgefunden haben, zur Verfügung gestellt.
Auf der Basis dieser neuen Daten werden wir - im Gegensatz
zum Vorgängersenat - mit allen Betroffenen gemeinsam eine
integrierte Gesundheitsplanung entwickeln.
In diesem Zusammenhang werden auch die Sozialstationen
im Rahmen der Gesundheitsversorgung der Bürger unserer
Stadt eine wichtige Rolle einehmen. Wir möchten uns, Frau
Senatorin, deshalb noch einmal ausdrücklich für Ihre sehr erfolg
reiche Vermittlungsrolle bei den Riegesatzverhandlungen zwi
schen Sozialstationen und Krankenkassen während der laufen
den Haushaltsberatungen bedanken.
[Beifall bei der SPD]
mit dem Landessportbund zu beschließen. Hier ist ein neues (C)
wegweisendes Zeichen zur gesundheitlichen Prävention in
unserer Stadt gesetzt worden.
[Beifall bei der SPD -
Zuruf von der CDU; Eine Minute haben Sie noch zu reden!]
Viele kranke Menschen in unserer Stadt haben keine Lobby
und können sich deshalb nicht wehren. Wir haben es als unsere
dringendste Aufgabe begriffen, diese Menschen in der schwieri
gen Umbruchsituation unserer Stadt nicht zu vergessen.
Die Bekämpfung von Aids bleibt ein Schwerpunkt der
Gesundheitspolitik in unserer Stadt. Ich freue mich, daß in den
vergangenen Jahren in diesem Punkt immer Gemeinsamkeit
gestanden hat. Wir haben während der Haushaltsberatungen
durch Umschichtung im Haushalt erreichen können, daß zusätz
lich 600 000 DM besonders für das Projekt „Stop Aids“, ähnlich
wie in San Francisco, zur Verfügung gestellt werden. Ebenso
haben wir für den Behindertenbereich 350 000 DM zusätzlich
zur Verfügung gestellt. Ich würde mich freuen, wenn es an dieser
Stelle bei der Gemeinsamkeit bleiben könnte.
[Dr. Franz (CDU): Machen Sie das mal bei Methadon...!]
Ich möchte in diesem Zusammenhang ganz besonders für die
Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Ihres Hauses
meinen Dank aussprechen, insbesondere den Mitarbeitern der
Abteilung VII und der des Landesamts für Zentrale Soziale Auf
gaben, allen voran dem amtierenden Präsidenten, die in den letz
ten Tagen und Wochen hier Übermenschliches geleistet haben.
[Beifall bei der SPD]
Durch ihrer aller Einsatz ist es gelungen, die gesundheitliche und
soziale Betreuung unserer Gäste aus der DDR sicherzustellen.
Ich würde mich freuen, Herr Kollege Fink, wenn wir alle in diesem
Haus zum Wohl der Bürger in West- und in Ost-Berlin wenig
stens an diesem Punkt unsere Gemeinsamkeit bewahren könn
ten! - Schönen Dank!
[Beifall bei der SPD und der AL] ^
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Für die Fraktion der
Republikaner hat jetzt der Abgeordnete Voss das Wort.
[Teige (AL); Da sind Sie ja schon wieder!]
Voss (REP): Es tut mit leid, daß Sie mit mir vorlieb nehmen
müssen.
Die Koalition von SPD und AL hat bereits zu Beginn dieser Legis
laturperiode im Abgeordnetenhaus einen Antrag zum Sozialsta
tionengesetz eingebracht. Wir streben mit diesem Gesetz Aus
sagen zum Tätigkeitskatalog der Mitarbeiter, zur Qualitätssiche
rung der Arbeit in den Sozialstationen sowie zu einer soliden
Finanzierung an.
[Zuruf des Abg. Fink (CDU)]
Die SPD-Fraktion will in diesem Zusammenhang eine Sozialsta
tionengesellschaft nach dem Vorbild der Krankenhausgesell
schaft errichten, um dem ambulanten Bereich das notwendige
politische Gewicht in der Gesundheits- und Sozialversorgung zu
geben, das er bisher nicht hatte.
[Fink (CDU): Sind Sie denn für Sozialstationen?]
- Herr Kollege Fink, ein wesentlicher Schwerpunkt des neuen
Gesundheitsplans werden Geriatriezentren sein, die insbeson
dere bei unseren älteren Bürgerinnen und Bürgern vorbeugend
wirken und so das Schicksal eines Lebensabends im Kranken
heim verhindern helfen sollen.
[Beifall bei der SPD - Buwitt (CDU): Sprüche ...I]
- Warten Sie doch einmal abl
Wir haben im Lauf der Haushaltsberatungen einen wesent
lichen Schwerpunkt bei der gesundheitlichen Prävention
gesetzt. Es ist bei den Haushaltsberatungen gelungen, einen
Forderungsbetrag von 175 000 DM im nächsten Jahr für die
Finanzierung eines Sportgesundheitsparks in enger Absprache
[Edel (SPD); Sie können ja auf Ihren Beitrag
verzichten I - Weitere Zurufe]
- Ich denke nicht daran, Herr Kollege Edel!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der
Einzelplan 11 betrifft ein Ressort, dessen Leitung und dessen
Mitarbeiter in den vergangenen Wochen und in diesen Tagen in
besonderem Maß von den Folgen der aktuellen deutschland
politischen Entwicklung betroffen sind. Unbeschadet unter
schiedlicher grundsätzlicher politischer Auffassungen oder auch
nur politischer Bewertungen von Detailfragen, zum Beispiel auch
bei der Lösung der jetzt anstehenden sozialpolitischen Pro
bleme, halte ich es menschlich und politisch für geboten, der Lei
tung und den Mitarbeitern der Senatsverwaltung für Gesundheit
und Soziales, auch stellvertretend für alle Mitarbeiter der Berliner
Verwaltungen, die in diesen Tagen außerordentlich gefordert
waren und sind, Dank zu sagen.
[Beifall bei den REP]
Ich schließe in diesen Dank alle jene Berlinerinnen und Berli
ner ein, die insbesondere im sozialen Bereich, aber auch in ande
ren Funktionen in den vergangenen Tagen und Wochen mehr
getan haben, als es ihre Rlicht war, und die diese Mehrarbeit mit
hoffnungsfrohem Blick auf eine veränderte und menschlichere
Zukunft in Deutschland fortsetzen.
[Zuruf von der AL; Wer hat denn das geschrieben?]
- Das möchten Sie gern wissen!