Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
20. Sitzung vom 7. Dezember 1989
(A)
(B)
Sen Pätzold
Ich würde auch gern den Oppositionsfraktionen sagen wollen,
daß es einen entscheidenden Unterschied macht, ob man nur
auf innere Sicherheit oder, was sehr viel mehr bedeutet und sehr
viel tiefer reicht, auf den inneren Frieden in unserem Gemeinwe
sen bedacht ist. Die innere Sicherheit ist ein kostbares Gut, aber
man wird das nur bewahren können, wenn es gelingt, den inne
ren Frieden zu sichern. Ich denke, dazu haben wir eine Menge
getan. Diese Frage entscheidet sich zuallererst daran, wie der
Staat, wie die Polizei mit kritischen, aber friedlichen Bürgern um
geht.
[Beifall bei der SPD und der AL]
Der Irrglaube gehört der Vergangenheit an, daß man kritischen,
aber friedliebenden Bürgern zuallererst mit dem Polizeiknüppel
entgegentreten müsse. Das hat ein Ende! Das sei gesagt, damit
es jeder weiß.
Dennoch werden wir mit großer Geschlossenheit und Ent
schlossenheit gegen jede Form von Gewalt Vorgehen. Diese
Gewalt manifestiert sich viel mehr, als einige wahrhaben wollen,
in weißen Kragen. Da darf sich auch jeder darauf verlassen, daß
das Notwendige geschieht. Nachdem in den letzten Jahren sehr
bewußt die Kapazitäten der Kriminalpolizei und der Staatsan
waltschaft in diesem Bereich ausgedünnt worden waren, haben
wir unter bewährter Führung das alles wieder aufgebaut, was
notwendig ist, damit endlich und vielleicht auch im nachhinein
der in der Stadt weiterverbreiteten Korruption das Handwerk
gelegt wird. Gegenüber kritischen, friedlichen Bürgern werden
wir sehr viel Sensibilität obwalten lassen.
Ich möchte Herrn Landowsky einmal bitten, mit dem Unfug
aufzuhören, was die Alliierten angeblich alles verhindert hätten.
Alles das, was wir an Maßnahmen beim Verfassungsschutz, bei
der Polizei getroffen haben und noch treffen werden, geschieht
in voller Übereinstimmung mit den Alliierten.
[Buwitt (CDU): Das ist doch keine Frage!]
Zum Ausländerbereich: Es wäre gut, wenn Herr Landowsky
lernen könnte, richtig zu zitieren. Ich habe mich nach Bildung des
Senats immer für das kommunale Wahlrecht der Ausländer
eingesetzt, habe aber dazu gesagt: Diese Koalition wird auch
dafür sorgen, daß diese rechtlich sicher umstrittene Frage auf
jeden Fall gerichtlich überprüft werden kann. - Wir zeigen dabei
ein anderes Rechtsbewußtsein als unsere Vorgängersenate.
Das heißt; Entweder wird ein Verfassungsgericht in Berlin
geschaffen, was nicht allein von uns abhängt, oder wir werden
das Gesetz über das Wahlprüfungsgericht rechtzeitig so ändern,
daß diese Frage auf jeden Fall einer rechtlichen Prüfung unterzo
gen werden kann. Nicht mehr und nicht weniger habe ich gesagt.
Was haben Sie daran eigentlich auszusetzen?
Was die Ausländerpolitik in Gänze angeht, sage ich Ihnen:
Wir werden humanen Umgang mit allen Menschen pflegen, mit
Deutschen wie mit Ausländern. Wir kennen diese verheerenden
Unterschiede nicht, die Sie machen wollen, insbesondere in Zei
ten der Not. Nein, es gebieten humane Gesinnung und Christen
tum, mit jedem Nächsten sauber, anständig und menschlich um
zugehen.
[Beifall bei der SPD]
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Herr Senator Pätzold,
gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Pagel?
Pätzold, Senator für Inneres: Herrn Pagel halte ich nun nicht
für so gut, daß ich ihm eine Zwischenfrage gestatten müßte, und
deshalb sage ich nein. - Ich sage weiter dazu: Es darf auch jeder
darauf bauen, daß wir bei allen, die hier sind, dafür sorgen wer
den, daß sie fair behandelt werden. Wir werden aber auch das
Augenmaß obwalten lassen müssen, was diese Stadt insgesamt
noch verträgt. So sehr ich die Ideale der Alternativen Liste ver
stehe und teile, fürchte ich, daß meine konkrete Verantwortung
auch dazu beitragen muß, daß man die Grenzen des Möglichen
im Auge behält. In diesem Rahmen wird das Menschenmögliche
für die Mitmenschen getan werden.
Im übrigen, weil Sie nun wieder mit der Straftäterregelung
kommen, kann ich Ihnen sagen: Sie werden in dem neugefaßten
endgültigen Ausländererlaß die Positionen vorfinden, die das
Bundes-Ausländergesetz und die höchstrichterliche Rechtspre
chung des Bundesverfassungsgerichts vorschreiben.
[Dr. Wruck (CDU): Warum haben Sie das nicht
gleich gemacht? - Weitere Zurufe von der CDU]
Insgesamt sage ich Ihnen deshalb sehr bewußt, meine sehr
verehrten Damen und Herren: Auch die Innenpolitik und gerade
die Innenpolitik wird ihren Beitrag dazu leisten, daß es in unserer
Stadt menschlich zugeht, daß die Verwaltungen auf die sozialen
Bedürfnisse der Bürger ausgerichtet sind. Wir werden unseren
Beitrag zum inneren Frieden leisten, ebenso zur Liberalität und
Rechtsstaatlichkeit. Darauf darf sich in dieser Stadt und in
diesem Parlament jeder verlassen.
[Beifall bei der SPD]
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Meine Damen und Her
ren I Es gibt zu den Einzelplänen 05 und 35 keine weiteren Wort
meldungen, so daß wir jetzt zu den Abstimmungen kommen.
Zunächst lasse ich abstimmen über die Änderungsanträge der
Fraktion der CDU, und zwar lfd. Nr. 2 zu Kapitel 05 10/Titel
425 11. Wer diesem Änderungsantrag die Zustimmung geben
möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenprobe! -
Stimmenthaltungen? - Damit ist der Antrag abgelehnt.
Lfd. Nr. 3 betrifft Kapitel 05 20/Titel 422 01. Wer diesem
Änderungsantrag die Zustimmung geben möchte, den bitte ich
um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? -
Damit ist auch dieser Antrag abgelehnt!
Kapitel 05 20/Titel 515 01: Wer diesem Änderungsantrag
seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzei
chen. - Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Bei drei Stimm
enthaltungen ist dieser Antrag abgelehnt.
Wir kommen beim gleichen Kapitel zum Titel 522 10. Wer
diesem Änderungsantrag die Zustimmung geben möchte, den
bitte ich um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthal
tungen? - Ebenfalls abgelehnt.
Schließlich beim gleichen Kapitel Titel 540 23: Wer diesem
Änderungsantrag seine Zustimmung geben möchte, den bitte
ich um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthaltun
gen? - Auch dieser Änderungsantrag ist abgelehnt worden.
Dann kommen wir zu dem Änderungsantrag der Fraktion der
SPD und der Fraktion der AL. Wer Ihm seine Zustimmung geben
möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Gegenprobe!
- Stimmenthaltungen? - Dieser Änderungsantrag ist angenom
men worden.
Jetzt kommen wir zur Abstimmung über die Einzelpiäne 05 und
35 unter Berücksichtigung der Änderungen gemäß Drucksache
11/483 und der Sachbeschlüsse gemäß Drucksache 11/482
sowie der soeben beschlossenen Änderung gemäß Änderungs
antrags der Fraktion der SPD und der Fraktion der AL. Wer
diesem Gesamtkomplex die Zustimmung geben möchte, den
bitte ich um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Stimmenthal
tungen? - Liegen nicht vorl Damit sind die Einzelpläne 05 und
35 angenommen worden.,
[Beifall bei der SPD und der AL]
Ich rufe auf
Einzelplan 06 - Justiz -
hierzu:
1. Betragliche Änderungen des Hauptausschusses nach
Drucksache 11/483
2. Änderungen des Hauptausschusses im Stellenplan und in
der Beschäftigungsplanung nach Drucksache 11 /483
(C)
996