Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
34. Sitzung vom 28. Juni 1990
1877
(A) [73]
t
Mündliche Anfrage Nr. 11
des Abgeordneten Michael Gramer (AL) Uber
Wiederherstellung der Verkehrswege in Berlin
Ich frage den Senat;
1. Ist dem Senat bekannt, daß in der Öffentlichkeit der Ein
druck herrscht, als begreife er mit „Wiederherstellung der durch
den Mauerbau unterbrochenen Verkehrswege“ fast ausschließ
lich die Wiederherstellung von Straßenverbindungen, und teilt er
diesen Eindruck, hält er ihn für falsch und wie will er ihm begeg
nen?
2. Angesichts der Tätigkeit in Personalunion von Staats
sekretär Görler und dem persönlichen Referenten Fuderholz -
insbesondere nachdem die Deutsche Reichsbahn termingerecht
zum 2. Juli die Baumaßnahmen für den durchgehenden S-Bahn
betrieb am Bahnhof Friedrichstraße beenden wird - frage ich
den Senat, ob er mit dieser Ämterverquickung die Übertragung
des Transrapid-Tempos im Gleisbau von Berlin (Ost) nach Berlin
(West) oder das Schneckentempo von BVG und SenBauWohn
von Berlin (West) nach Berlin (Ost) beabsichtigt.
Antwort der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungs
wesen vom 28. Juni 1990
Im Namen des Senats von Berlin beantworten wir Ihre nicht
erledigte Mündliche Anfrage gemäß § 51 Abs. 5 der Geschäfts
ordnung des Abgeordnetenhauses wie folgt:
Zu 1:
(B) Nein. Dem Senat ist lediglich der falsche Eindruck des Frage
stellers bekannt. Dem kann der Senat nur dadurch begegnen,
daß er dem Fragesteller - wie bisher - geduldig immer wieder
die Fakten erläutert.
Zu 2:
Ein persönlicher Referent mit dem genannten Namen ist dem
Senat nicht bekannt. Richtig und aus Presse, Funk und Fernse
hen bekannt ist, daß der Staatssekretär und der Planungsrefe
rent der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen mit
großem Erfolg als stellvertretende Stadträte für den Magistrat
von Berlin (Ost) tätig sind.
Ein Gleisbau im Transrapid-Tempo von rund 400 Kilometern in
der Stunde ist dem Senat auch von der schnellen Deutschen
Reichsbahn nicht bekannt. Es ist auch nicht beabsichtigt, dieses
Gleisbau-Tempo, so es möglich ist, in Berlin (West) anzuwenden.
Dies wäre weder stadtverträglich noch ökologisch vertretbar,
denn selbst Füchse und schnelle Hasen hätten kaum eine
Chance, den heranrasenden Gleisbautrupps zu entkommen. Der
Senat würde es sich als einen Erfolg anrechnen, einer Abkehr
von einer angeblichen derartigen Praxis in Berlin (Ost) beizutra
gen.
Im übrigen nutzt der Senat gerne noch einmal die Möglichkeit,
auf den zügigen Ablauf der Arbeiten für die netzverbindenden
S-Bahnbaumaßnahmen, die wenigstens eines Minimums an Pla
nung, aber auch öffentlicher Ausschreibungsverfahren bedürfen,
hinzuweisen. Der Erwähnung bedarf offenbar auch, daß nicht nur
Gleisbau notwendig ist, sondern auch die Errichtung einer Viel
zahl von Bauwerken und die Neuinstallation der gesamten tech
nischen Ausrüstung.
Abschließend weist der Senat mit Bedauern darauf hin, daß
bei dem Tempo der durchzuführenden Gleisbauarbeiten die
Gefährdung von Leben und Gesundheit etwaiger an der Gleis
bautrasse in ökologischen Nischen wohnender Schnecken nicht
immer ausgeschlossen werden kann.
Nagel
[74] (C)
Mündliche Anfrage Nr. 12
des Abgeordneten Ernst-August Poritz (CDU) über
Personalausweiskontrolien auf dem
Flughafen Tegel, hier: Faischunterrichtung des
Abgeordnetenhauses durch den Innensenator
Ich frage den Senat:
1. Wie kam der Senator für Inneres dazu, in der letzten Frage
stunde auf eine Mündliche Anfrage zu behaupten, die Personal
ausweiskontrollen auf dem Flughafen Tegel seien genau einen
Tag zuvor abgeschafft worden, wenn diese Kontrollen seitdem
unverändert weitergegangen sind?
2. Hat der Innensenator hier etwas verkündet, was mit den
zuständigen Alliierten noch gar nicht abgestimmt war und wozu
ihm die Legitimation fehlte, oder aus welchen anderen Gründen
hat er das Parlament unzutreffend unterrichtet?
Antwort der Senatsverwaltung für Inneres vom 28. Juni
1990
Im Namen des Senats von Berlin beantworten wir Ihre nicht
erledigte Mündliche Anfrage gemäß § 51 Abs. 5 der Geschäfts
ordnung des Abgeordnetenhauses wie folgt:
Zu 1:
Durch ein Büroversehen war die Antwort auf die Mündliche
Anfrage Nr. 2 des Abgeordneten Klaus Dürr in der 33. Sitzung
des Abgeordnetenhauses am 14. Juni 1990 in einem Punkt
fehlerhaft. Der Verzicht auf die Paßkontrollen für Deutsche bei
Inlandsflügen von den Berliner Flughäfen aus wird voraussicht
lich erst mit dem umfassenden Abbau der innerdeutschen Kon
trollen am 1. Juli 1990 und nicht am 13. Juni wirksam werden. Die
alliierten Schutzmächte haben erklärt, zu diesem Datum die
BK/O (70) 3 vom 29. Juni 1970, die den Paßkontroll- und Siche
rungsdienst der Polizei zu einer lückenlosen Kontrolle aller Rei
senden verpflichtet, die Berlin auf dem Luftweg verlassen, ent
sprechend zu modifizieren. Wir haben den Abgeordneten Klaus
Dürr mit Schreiben vom 21. Juni 1990 gebeten, den bedauer
lichen Fehler zu entschuldigen, und Senatskanzlei, Polizeibe
hörde und Öffentlichkeit entsprechend unterrichtet.
Zu 2:
Der Senat hat sich seit längerem intensiv und mit Erfolg
bemüht, gemeinsam mit den alliierten Schutzmächten die Kon-
trollmaßnahmen auf den Berliner Flughäfen der politischen Ent
wicklung - besonders nach dem 9. November 1989 - anzupas
sen. Neben dem Verzicht auf die besonderen Kontrollen Deut
scher aus der DDR und Berlin (Ost) seit dem 17. April 1990 und
dem Wegfall der Speicherung personenbezogener Daten für alli
ierte Stellen seit dem 6. Juni 1990 wurden mit den Alliierten auch
die reduzierten Kontrollmaßnahmen bei Inlandsflügen einver
nehmlich erörtert. Lediglich der Zeitpunkt des Inkraftretens
wurde von einem Mitarbeiter der Senatsinnenverwaltung irrtümli
cherweise bereits für den 13. Juni 1990 angenommen, obwohl
die Maßnahme erst mit der förmlichen Aufhebung der alliierten
Bestimmung zum 1. Juli 1990 wirksam werden kann.
Wir bitten die Abgeordneten ausdrücklich um Entschuldi
gung.
Pätzold
[75]
Mündliche Anfrage Nr. 13
des Abgeordneten Dieter Hapel (CDU) über
Rotation beim Innensenator
Ich frage den Senat;
1. Treffen Pressemeldungen zu, wonach der Staatssekretär
beim Senator für Inneres, Herr Borrmann, Koordinator für die
(D)