Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode
34. Sitzung vom 28. Juni 1990
1805
Frau Sen Klein
werden. Dies ist ein bedauerlicher Zustand, und das ist die Kritik.
Es kann nicht so sein, daß der Zweck die Mittel heiligt. Der Senat
von Berlin sieht so und dies wird - wie ich Ihnen eben geantwor
tet habe - vom Senat einheitlich so verstanden.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur weiteren Zusatzfrage -
Herr Hapel, bitte!
Hapel (CDU): Herr Innensenator Pätzold I Sind Sie im Gegen
satz zu Ihrer Kollegin Klein mit mir der Meinung, daß der Drogen
krieg, den wir weltweit führen müssen, auch zu besonderen Maß
nahmen zwingt und daß in dem Zusammenhang zum Beispiel in
der Bekämpfung der schlimmen Drogenkriminalität verdeckte
Ermittler eingesetzt werden müssen?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Herr Senator Pätzold!
Pätzold, Senator für Inneres: Ich kann Ihnen nur noch einmal
bestätigen, daß natürlich der Kampf gegen die weltweite Dro
genkriminalität entschlossen geführt werden muß, daß auch über
neue Formen dabei nachgedacht werden muß. Allerdings wird
es auch Aufgabe des Staates sein - da scheint es mir da und
dort Defizite zu geben, auch in der politischen Betrachtung -,
darauf zu achten, daß die notwendigen strengen, repressiven
Maßnahmen im Einklang stehen mit möglichst intensiv wirkenden
vorbeugenden Maßnahmen. Denn in der Tat wird die Repression
in dem Maße nicht notwendig sein - und wer will sie schon von
vorneherein -, wie es gelingt, des Problems ansonsten mit prä
ventiven Mittel Herr zu werden. Aber das Notwendige wird auch
in der repressiven Bekämpfung geschehen.
finden. Dem werde ich hier jedenfalls durch die Beantwortung
von Fragen, die offensichtlich darauf - und nur darauf - zielen,
keinen Vorschub leisten.
■V?
■■■■
(B)
Stellv. Präsidentin Frohnert: Eine weiter Zusatzfrage - von
Herrn Wronski!
Kritik hier nicht entstanden, und dann hätte jeder für sich im (C)
Bundesrat seine Entscheidung fällen können.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur Antwort - Frau Senatorin
Klein!
Frau Klein, Senatorin für Frauen, Jugend und Familie: Danke,
Frau Präsidentin! Herr Abgeordneter Löhe, diese Auffassung ist
durchaus zutreffend. Ich kann nur das wiederholen, was ich vor
hin gesagt habe. Uns geht es - und ich denke, das ist die Ver
pflichtung einer ressortzuständigen Jugendsenatorin - um die
Prävention und um die Hilfe für die Abhängigen. Uns kann es in
erster Linie nicht darum gehen, Kleinhändler, die in der Regel
eben auch „user“ sind, zu verfolgen, und zwar mit repressiven
Maßnahmen. Der Schwerpunkt dieses Rauschgiftbekämpfungs
plans - und dies wiederhole ich - liegt ausschließlich auf dem
repressiven Teil. Dies ist, wogegen sich Berlin im Verbund mit
anderen Bundesländern zur Wehr gesetzt hat.
Im übrigen: Dieses Vorgehen ist nicht nur von Berlin kritisiert
worden, sondern auch beispielsweise von Mitgliedern der Regie
rungskoalition, der FDP, in Bonn. Herr Dr. Hirsch hat sich sehr
intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt. Wenn Sie, Herr
Hapel, versuchen, etwas anderes herauszuhören, sind Sie - so
denke ich - bei diesem Senat an der falschen Adresse.
[9]
Stellv. Präsidentin Frohnert: Wir kommen zur nächsten
Mündlichen Anfrage der Abgeordneten Frau Friedl über
Gesundheitsgefährdungen beim Abriß
der Berliner Mauer durch freigesetzte
Asbestfasern
(D)
Bitte, Frau Friedl!
Wronski (CDU): Herr Senator Pätzold! Teilen Sie die Mei
nung, die Ihre Kollegin Frau Klein vor zwei Sätzen geäußert hat,
daß auf repressive zusätzlicher Art deswegen verzichtet werden
soll, weil sie einen kausalen Zusammenhang zwischen Drogen
handel und übermäßigem Drogenkonsum nicht zu erkennen ver
mag?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Herr Senator Pätzold!
Pätzold, Senator für Inneres: Ich weiß nicht, ob Sie die Posi
tion von Frau Kollegin Klein zutreffend wiedergegeben haben. Im
allgemeinen wird es sich empfehlen, wenn sich jeder möglichst
nur auf seinem Gebiet äußert, weil er da wahrscheinlich auch am
fachkundigsten ist. Ich bin jedenfalls nach wie vor der Meinung,
daß in der Tat präventiv das Notwendige geschehen muß und
repressiv genauso. Ich würde ungern sehen wollen, daß da, wo
wir in Grundprinzipien durchaus übereinstimmen, der Versuch
unternommen wird, nun möglichst doch eine Differenz zwischen
dem einen Senatsmitglied und dem anderen zu suchen und zu
finden. Dem werde ich hier jedenfalls durch die Beantwortung
von Fragen, die offensichtlich darauf - und nur darauf - zielen,
keinen Vorschub leisten.
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur letzten Zusatzfrage - der
Kollege Löhe!
Löhe (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Frau Senatorin! Ich frage Sie; Stimmen Sie mir zu, daß diese Kri
tik deshalb undifferenziert ist, weil offensichtlich der Ansatz
dieses Nationalen Rauschgiftbekämpfungsplans falsch ist?
Denn nach Ihrer Antwort von vorhin wäre es wohl sinnvoller
gewesen, man hätte zwei so gegensätzliche Punkte wie Präven
tion und polizeipolitische Maßnahmen getrennt. Dann wäre diese
Frau Friedl (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen und Her
ren! Obwohl das von mir erfragte Problem bereits in gemein
samer Sitzung von Senat und Magistrat behandelt wurde, wie ich
gestern der Presse entnommen habe, frage ich den Senat:
1. Trifft es zu, daß beim Abbau der Berliner Mauer asbesthal
tige und asbestfreie Bestandteile nicht gesondert demontiert
werden?
2. Sieht der Senat gemeinsam mit dem Magistrat eine Mög
lichkeit, um sowohl die an Abriß und Entsorgung der Mauer
beteiligten Handwerker als auch die Anwohner vor freigesetzten
Asbestfasern zu schützen?
Stellv. Präsidentin Frohnert: Zur Antwort - Frau Senatorin
Stahmer!
Frau Stahmer, Bürgermeisterin und Senatorin für Gesund
heit und Soziales: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Liebe Frau Friedl! Nach unseren Erkenntnissen ist es so, daß die
einzelnen Segmente aus armierten Beton- und Fertigbauteilen
ohne Asbestzusatz sind. Nur die Mauerkronen sind in Teilab
schnitten mit Asbestzementrohren versehen. Wir haben bereits
vor einiger Zeit mit den entsprechenden zuständigen Dienststel
len des Magistrats und diese haben auch untereinander darüber
gesprochen, daß eine sachgemäße getrennte Demontage
durchgeführt wird. Damit ist insbesondere die Bezirkshygienein
spektion beschäftigt. Sie haben es bereits gesagt, in der gemein
samen Sitzung von Senat und Magistrat ist das ebenfalls festge
stellt worden. Der für Umwelt- und Naturschutz zuständige
Stadtrat Holger Brandt ist mit hinzugezogen worden, so daß wir
davon ausgehen können, daß die Angelegenheit von Berlin aus
sehr ordentlich geregelt wird.
[Palm (CDU): Sie demontieren nur bei Ostwind!]