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Volume Nr. 15, 12. Oktober 1989

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1989, 11. Wahlperiode, 1.-16. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 11. Wahlperiode 
15. Sitzung vom 12. Oktober 1989 
677 
Michaelis 
Abschließend noch einige Sätze zu dem von Ihnen wolkig 
behaupteten Scheitern der politischen Rahmenbedingungen 
des rotgrünen Senats für die Wohnungsbaupolitik. Wenn Sie 
heute bereits von Scheitern sprechen, müssen Sie sich messen 
lassen an der Politik, die Sie selbst in den letzten Jahren betrie 
ben haben. Für 1989 - also für dieses Jahr - hatten Sie einen 
Haushalt mit sage und schreibe 2 500 Sozialwohnungen aufge 
stellt, 1 700 Wohnungen im 3. Förderungsweg und 2 300 
Eigentumsmaßnahmen. 
[Buwitt (CDU): Ungeheuerlich!] 
Sie haben also sehr zielgerichtet den sozialen Wohnungsbau 
verkümmern lassen, 
[Edel (SPD): So ist es! - Buwitt (CDU): Das ist falsch!] 
und nun beklagen Sie scheinheilig, daß es schwierig ist, diesen 
wesentlichen Bereich der Baupolitik wieder hochzupäppeln. 
- Dieses genau haben wir vor, und zwar in Zusammenarbeit. Und 
wie der Bausenator zutreffend ausgeführt hat, sind wir dabei in 
diesem Jahr schon recht weit gediehen, weiter jedenfalls, als Sie 
im letzten Jahr um diese Zeit waren. 
[Buwitt (CDU): Ist und bleibt falsch! Wer Diskussionen 
so führt, aus dem kann ja nichts werden!] 
Ich bin daher durchaus hoffnungsfroh, daß die angepeilten 
3 000 Wohnungen in diesem Jahr erreicht werden können und 
daß es für die mächsten Jahre möglich sein wird, diese Zahlen im 
1. Förderungsweg zu steigern. Denn, darüber sollten sich wenig 
stens die Wohnungsbaupolitiker klar sein - ich weiß nicht, ob 
Sie sich als ein solcher verstehen, Herr Buwitt -, 
[Günther (SPD): HeizungsbauI] 
daß die Wohnungsnot einzig und allein durch Wohnungsneubau 
im 1. Förderungsweg wirksam bekämpft wird. Der von der CDU 
forcierte 3. Förderungsweg und die Eigentumsmaßnahmen 
befriedigen zwar eine Nachfrage, helfen jedoch den Wohnungs 
suchenden so gut wie überhaupt nicht, da es keine Mietpreisbin 
dung und keine Belegungsbindung gibt. 
Was hat ein Obdachloser von einem Eigentumsprogramm, 
was hat er von einer Dachgeschoßwohnung, die zum Preis von 
15 bis 20 DM pro Quadratmeter gebaut wird? 
[Edel (SPD): Da können sie vielleicht in der 
Tiefgarage schlafen!] 
Wir sind der Meinung, daß der Erfolg der Wohnungsneubaupoli 
tik nicht in erster Linie an der Gesamtzahl der geförderten Woh 
nungen gemessen werden kann, sondern daran, wie viele Woh 
nungen den wirklich Bedürftigen zur Verfügung gestellt werden 
können. In diesem Sinne kann weniger mehr sein. Dem können 
Sie entnehmen, daß wir uns auch in der zukünftigen Umschich 
tung des Haushalts vom 1. in den 3. Förderungsweg widerset 
zen werden. 
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Herr Michaelis, Ihre 
Redezeit ist zu Ende! 
Michaelis (AL): Zum Schluß ein Satz — 
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Ja, gut! 
Michaelis (AL); Zum Schluß ein Satz als Versuch, die Posi 
tion meiner Partei mit einem Satz zu umschreiben: Wir wollen 
sicherlich nicht den Wohnungsneubau verhindern, 
[Buwitt (CDU): Sie wollen ja auch auf dem Flughafen 
Tempelhof bauen!] 
aber wir wollen eine Wohnungsneubaupolitik verhindern, die 
mehr schädlich als nützlich ist. 
Bevor ich den Nächsten Tagesordnungspunkt aufrufe, möchte (C) 
ich dem Kollegen Reipert die Gelegenheit zur Abgabe einer 
persönlichen Bemerkung gemäß §65 unserer 
Geschäftsordnung geben. 
[Edel (SPD): Er will jetzt Britzer Straße doch bauen 
lassen!] 
Reipert (CDU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! 
Ich möchte mich mit aller Entschiedenheit gegen die Bemerkung 
von Herrn Senator Nagel verwahren, daß ich dümmliche Partei 
politik beim Bauprojekt Britzer Straße betriebe. Ich nehme in 
Ausübung meines Abgeordnetenmandates die berechtigten 
Interessen der dortigen Bewohner wahr, und selbst Herr Nagel 
hat im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung vor Ort zuge 
standen, daß die zur Zeit geplante Bebauung zu hoch und zu 
massiv ist und noch einmal überdacht werden muß. Im übrigen 
habe ich mich nicht gegen eine Wohnbebauung ausgespro 
chen, sondern gegen das Wie. 
Im übrigen steht es einem Senator nicht zu, einen Abgeord 
neten zu maßregeln. 
[Edel (SPD): Da gebe ich Ihnen recht!] 
Ein Senator muß sich im Gegenteil bewußt sein, daß e r derje 
nige ist, dessen Handeln von den Abgeordneten kontrolliert wird. 
[Beifall - Edel (SPD): Auch da gebe ich Ihnen recht! - 
Buwitt (CDU): Ein großes Maul hat er ja schon immer 
gehabt!] 
Es würde mir nie einfallen, bei Zurufen von der Senatsbank von 
„Blöken“ zu sprechen, und ich erwarte von Herrn Nagel, daß er 
das ebenfalls nicht tut. 
[Beifall von der CDU] 
(D) 
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: So, Kolleginnen und Kol- 
gen, wir kommen jetzt zur 
Lfd. Nr. 10, Drucksache 11/356: 
Große Anfrage der Fraktion der CDU über Errich 
tung einer Hochspannungsleitung von der Stadt 
grenze Berlin (West) bis Kraftwerk Reuter West 
Begründen möchte diese Große Anfrage der Kollege Palm. 
Palm (CDU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Hebren! 
Wir haben diese Große Anfrage nicht deshalb nochmals wort 
gleich eingebracht, weil wir sie etwa so gut finden, sondern des 
halb weil auf wir auf Ihre Große Anfrage zwei Antworten bekom 
men haben, mehrere, und der Grund, warum wir sie einbringen, 
ist der, daß diese Antworten sich in etlichen wichtigen Punkten 
genau widersprochen haben. 
[Günther (SPD): ist ja wohl nicht richtig!] 
Und wir erwarten vom Senat, entweder gesagt zu bekommen, 
welche Antwort denn richtig ist, oder daß wir heute eine Antwort 
bekommen. Zur Begründung möchte ich Ihnen einige Zitate aus 
den beiden Reden gegenüberstellen, damit Ihnen klar wird, was 
wir meinen. - Zur Rechtmäßigkeit des Vertrags hat Herr Dr. 
Mitzscherling, der Wirtschaftssenator, erklärt: 
Das seit Mitte Juli diesen Jahres vorliegende Gutachten 
kommt zu dem Ergebnis, daß der der Vertrag weder gekün 
digt noch verändert werden kann. Der Vertrag ist für alle 
Beteiligten verbindlich. 
[Günther (SPD): Na und?] 
[Beifall bei der AL] 
Stellv. Präsidentin Brinckmeier: Weitere Wortmeldungen 
liegen nicht vor. Damit ist die Große Anfrage erledigt. 
Frau Dr. Schreyer hat in Ihrer Rede erklärt: 
Dies sind die Gründe, weshalb von der AL und von kriti 
schen Bürgerinnen und Bürgern die Vertragsbindung ange- 
zweifelt wird.
	        
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