Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
81. Sitzung vom 22. September 1988
Sen Wronski
(A) Es gibt keine deutsche Rechtsgrundlage. Darauf habe ich
bereits in der Antwort auf die Anfrage des Kollegen Kammholz
hingewiesen. Es gibt keine deutsche Rechtsgrundlage!
Präsident Rebsch: Letzte Zusatzfrage - Herr Abgeordneter
Eggert!
Eggert (AL): Herr Senator! Ist Ihnen bekannt, daß man als
Körperbehinderter unter Umständen - das ist mir persönlich
schon passiert - abgewiesen wird, wenn man bei Buchung nicht
angemeldet hat, daß man Rollstuhlfahrer ist, und ist Ihnen
bekannt, daß eine körperbehinderte Frau beim Rückflug nach
Berlin abgewiesen worden ist, daß sie nicht mehr nach Hause
kam, sie abgewiesen wurde mit dem Hinweis, für sie müßte aus
Sicherheitsgründen eine Begleitperson dabei sein?
[Vetter (CDU): Ganz schön erfunden, mein Lieber!]
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Wronski, Senator für Verkehr und Betriebe: Herr Abgeord
neter Eggert, das ist mir nicht bekannt. Ich bitte Sie, mir den Vor
gang detailliert darzustellen.
[Vetter (CDU): Da werden Sie lange warten können! -
Eggert (AL): Das stand in der Zeitung!]
Ich gehe dem nach.
Präsident Rebsch: Herr Abgeordneter Ekkehard Schmidt
stellt nunmehr für den Abgeordneten Poritz die Mündliche
Anfrage über
Stromverbund
/D\
Schmidt (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Ich frage den Senat:
1. Hat der Senat bereits über die Trassenführung in Spandau
im Rahmen des Stromverbundes entschieden, und mit welchen
Kosten rechnen Senat und Bewag?
2. Hat der Senat Erkenntnisse über die Umweltverträglich
keit?
Präsident Rebsch: Herr Senator Pieroth!
Pieroth, Senator für Wirtschaft und Arbeit: Zu Ihrer ersten
Frage: Nein! Die Kosten für eine Freileitung würden ca. 80 Millio
nen DM betragen, eine Totalverkabelung käme auf ca. 350 Millio
nen DM.
Zur zweiten Frage: Zur Zeit werden Gutachten über die Um
weltverträglichkeit einer Freileitung und einer Verkabelung
erstellt. Die Ergebnisse werden Ende Oktober vorliegen. Nach
Auswertung dieser Gutachten wird der Senat über Art und Tras
senführung der Hochspannungsleitung entscheiden.
Präsident Rebsch: Erste Zusatzfrage - bitte, Herr Schmidt!
Schmidt (CDU): Herr Senator! Welche Gutachter sind
beauftragt worden?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Pieroth, Senator für Wirtschaft und Arbeit: Das sind für den
Bereich „Landschaftsplanung“ das Planungsbüro Prof. Dr. Neu
mann, Berlin, für den Bereich „Städtebau“ der Bund für Architek
tur und Stadtplanung Wassner, Müller und Langwald, Berlin, für
die Energietechnik Herr Prof. Dr. Funk, Universität Hannover.
Prof. Dr. Funk wird auch das Problemfeld „Gesundheitsgefähr
dung durch elektromagnetische Felder“ abdecken. Mit der Koor
dinierung der Fachgutachter einschließlich der beteiligten Be- (C)
hörde wurde die Umweltmanagementberatung Hacke GmbH,
Berlin, beauftragt.
Präsident Rebsch: Nächste Zusatzfrage - der Abgeordnete
Behrendt!
Behrendt (SPD): Herr Senator! Wie bewerten Sie den Vor
gang, daß der Aufsichtsrat der Bewag bereits seinen Beschluß
gefaßt hat im Hinblick auf eine Freileitung ? Stimmen Sie mir dar
in zu, daß unter dieser Prämisse dieses UVP-Verfahren geeignet
sein könnte, die Öffentlichkeit irrezuführen, weil sie nämlich glau
ben muß, es sei noch eine echte Entscheidungsfreiheit gege
ben?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Pieroth, Senator für Wirtschaft und Arbeit: Die Öffentlichkeit
braucht nicht irritiert zu sein; entschieden wird vom Senat nach
Vorlage der Gutachten. Die Bewag bereitet sich auf beide Alter
nativen vor.
Präsident Rebsch: Herr Kapek!
Kapek (AL): Herr Senator! Halten Sie es für eine integre Ver
tragspolitik mit der DDR, wenn Anlagen, die auf DDR-Territorium
erstellt werden, immer genauestens ausgehandelt werden, aber
bei Anlagen, die auf dem Gebiet der Bundesrepublik oder West-
Berlins stehen, nichts genau ausgehandelt wird und dann in der
Regel Probleme mit Umwelt und Naturschutz auftreten und ent
sprechende vertragliche Verzögerungen eintreten?
Präsident Rebsch: Herr Senator! (D)
Pieroth, Senator für Wirtschaft und Arbeit: Was würden Sie
mich fragen, wenn wir mit der DDR ausgehandelt hätten, daß nur
eine Hochspannungsleitung in Frage kommt?
[Heiterkeit]
Präsident Rebsch: Nächste Zusatzfrage - Abgeordneter
Dr. Rüter!
Dr. Rüter (SPD): Wird in die Umweltverträglichkeitsprüfung
sowohl die Freileitung als auch eine unterirdische Leitung einbe
zogen? Wird im Fall einer Freileitung in die Umweltverträglich
keitsprüfung auch einbezogen, daß unter Umständen nach
Erkenntnissen von amerikanischen Wissenschaftlern durch elek
tromagnetische Felder Gesundheitsschädigungen stattfinden
können?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Pieroth, Senator für Wirtschaft und Arbeit; Die Umweltver
träglichkeitsprüfung richtet sich meines Wissens auf die öffent
liche Freileitung, und natürlich wird gerade der Faktor der elek
tromagnetischen Felder untersucht werden.
Präsident Rebsch: Letzte Zusatzfrage - Herr Behrendt!
Behrendt (SPD): Herr Senator! Ist Ihnen bekannt, daß
sowohl das Bezirksamt Spandau wie auch einer der Gutachter
erklärt haben, daß unter dem Zeitdruck, unter dem die UVP
durchgeführt wird, und auf Grund der Tatsache, daß hier eine
Kosten-Nutzen-Analyse und keine Risikoanalyse angestrebt
wird, das ganze Verfahren die Bezeichnung „UVP“ nicht verdient,
sondern allenfalls als gutachterliche Vorprüfung zu betrachten
ist?
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