Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
73. Sitzung vom 21. April 1988
Präsident Rebsch
(A) b) Drucksache 10/2153:
Antrag der Fraktion der AL über Flächennutzungsplan
’84 (1)
c) Drucksache 10/2154:
Antrag der Fraktion der AL über Flächennutzungsplan
’84 (2)
d) Drucksache 10/2157:
Antrag der Fraktion der AL über Flächennutzungsplan
’84 (3)
e) Drucksache 10/2158:
Antrag der Fraktion der AL über Erstellung des Flä
chennutzungsplans ’84
Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang mitteilen, daß die
Vorlage über den Flächennutzungsplan, Drucksache 10/2117,
von mir vorab gegen den Widerspruch der SPD und der AL an
den Sonderausschuß überwiesen wurde.
Herr Senator Starnick, Sie bitten um das Wort?
[Sen. Dr. Starnick: Kurz!]
- Zu einem kurzen Wort - bitte!
Dr. Starnick, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt
schutz: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und
Herren! Da mir mitgeteilt wurde, daß zwischen den Fraktionen
Konsens besteht, über die Einbringung des Fiächennutzungs-
(B) plans selbst inhaltlich keine Aussprache zu führen, möchte ich
auch darauf verzichten, hier eine ausführliche Begründung
vorzutragen, und gebe meinen Redebeitrag zu Protokoll.
[Bravo! bei der CDU - Beifall bei der F.D.P.,
der CDU und der SPD]
Gestatten Sie mir aber eine Anmerkung.
[Nee! bei der AL]
Ich glaube, meine Mitarbeiter haben es verdient, daß ich den
Umstand, daß der FNP84 heute dem Abgeordnetenhaus mit
seinem umfangreichen Begleitmaterial zur ersten Lesung
vorliegt, zum Anlaß nehme, ihnen ausdrücklich für ihren
enormen Arbeitseinsatz zu danken,
[Beifall bei der F.D.P. und der CDU - Härtig
(AL); Das ist doch pure Heuchelei!]
mit dem sie in den zurückliegenden Jahren, Monaten und vor
allem Wochen zum Zustandekommen des neuen Flächennut
zungsplans maßgeblich beigetragen haben. Ich freue mich,
daß Sie mit Ihrem Beifall diese Arbeit ebenfalls anerkennen.
[Beifall bei der F.D.P. und der CDU]
Was viele durchaus dem Senat gegenüber wohlmei
nend Eingestellte mit großer Skepsis bezweifelt haben,
daß es dem Senat gelingen werde, den Flächennut
zungsplan '84 zu dem von ihm vorgesehenen Termin
dem Abgeordnetenhaus zur Beschlußfassung vorzule
gen und was Gegner des Fiächennutzungsplans’84
bedauern, ist heute Fakt: Der Flächennutzungsplan ’84
liegt dem Abgeordnetenhaus von Berlin ordnungsge
mäß zur Beratung und Beschlußfassung vor, und - was
ich aus meiner Sicht natürlich sehr begrüße - das
Parlament ist in dem für die Beratung des FNP 84
eingesetzten Sonderausschuß bereits in die fachliche
Diskussion und Beratung eingetreten.
Ich möchte im Rückblick auf die beiden letzten
Sitzungen dieses Sonderausschusses aus meiner Sicht
gerne hervorheben, daß sich erfreulicherweise die
Beratungen dort ganz überwiegend sachbezogen und
konzentriert gestalten, wofür der Senat dankbar ist. Es
war immer meine Erwartung, daß sich ein großer Teil
der lautstarken Kritik, die sich im Verlauf des Aufstell
ungsverfahrens des Flächennutzungsplans gezeigt
hat, als vordergründige unsachliche Polemik entlarven
wird, wenn sich das Parlament anhand der Beratungs
unterlagen konkret mit dem Flächennutzungsplan ’84
befassen wird. Im Interesse der Sache wäre es daher
wünschenswert, wenn auch die weiteren Beratungen
auf eben diesem sachlichen Niveau fortgesetzt werden
könnten, das bislang die Debatte im Sonderausschuß
geprägt hat.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle auch
beim Rat der Bürgermeister, der sehr zügig und
konzentriert seine Stellungnahme zum Entwurf des
FNP 84 angegeben hat- und dies auch deshalb konnte,
weil die Bezirke in allen Stufen des Aufstellungsverfah
rens kontinuierlich beteiligt worden sind -, die dem
Abgeordnetenhaus und dem Sonderausschuß als zu
sätzliches Beratungsmaterial zur Verfügung gestellt
worden ist. Ausdrücklich bedanken möchte ich mich
auch erneut bei den Berliner Bürgerinnen und Bürgern,
die in den zurückliegenden Jähen vom Zeitpunkt der
vorgezogenen Bürgerbeteiiigung an über die erste
öffentliche Auslegung bis hin zur zweiten öffentlichen
Auslegung sowohl kritisch wie auch fachkundig das
Aufstellungsverfahren des neuen FNP begleitet haben
und durch ihre zahlreichen Anregungen und Bedenken
in wichtigen Bereichen zu Änderungen des Planent
wurfs beigetragen haben.
Wir debattieren heute nicht zum ersten Mal über den
FNP 84, und ich will Sie deshalb auch nicht mit all jenen
Argumenten erneut konfrontieren, die an dieser Stelle
bereits mehrfach vom Senat vorgetragen worden sind.
Mir liegt vielmehr daran - wie ich schon eingangs
betont habe-, daß die Beratungen im Sonderausschuß
eng auf die Sache bezogen und auf der Grundlage der
zu beschließenden Vorlage fortgesetzt werden. Ich will
mich deshalb an dieser Stelle auf einige wesentliche
Aspekte beschränken, die allerdings zum Gesamtver
ständnis unerläßlich sind.
Der Senat hat weder aus Übermut noch aus unkriti
scher Planungseuphorie beschlossen, für das gesamte
Stadtgebiet einen neuen Flächennutzungsplan aufzu
stellen, sondern es dürfte allgemeiner Konsens sein,
daß der gültige FNP einer dringenden Ablösung bedarf,
weil er seine Leitfunktion als grundlegendes Planwerk
für eine geordnete städtebauliche Entwicklung schon
seit langem nicht mehr erfüllt. Daß er diese Leitfunktion
nicht mehr erfüllt, beweisen die etwa 60 Änderungsplä
ne und die nicht länger hinnehmbare Genehmigungs
praxis bei Bauprojekten, die in einer Vielzahl von
Fällen Baugenehmigungen im Wege der Befreiung am
geltenden FNP vorbei getroffen hat.
Konsens dürfte auch unter allen Beteiligten darüber
bestehen, daß der alte FNP in seinen wesentlichen
Zielvorstellungen als überholt und damit als nicht mehr
zeitgemäß zu beurteilen ist. Der Senat mußte sich
daher aus seiner Verantwortung der für Stadtplaner
sicher reizvollen, für die Politik jedoch mühsamen und
offensichtlich wenig populären Aufgabe stellen, in
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