Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
63. Sitzung vom 26. November 1987
(A) Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung: Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Kitt-
ner! Mir ist weder das eine noch das andere bekannt, aber ich
will mich gern darum bemühen, festzustellen, ob Ihre Fragen
auch in eine andere Richtung beantwortet werden können.
Präsident Rebsch: Nächste Zusatzfrage - der Abgeordnete
Dr. Kremendahl!
Dr. Kremendahl (SPD): Herr Senator! Teilen Sie meine Auf
fassung, daß es sich bei dem Programm „Humanisierung der
Arbeitswelt“ um ein herausragendes Beispiel der Zusammen
arbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Gewerkschaften han
delt, und können Sie zusichern, daß sich der Senat von Berlin
gegen jede Kürzung dieses Programms aussprechen wird, falls
es auf Bundesebene solche Bestrebungen geben sollte?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung: Ich
teile die Auffassung, daß es neben anderen Vorgaben ein wichti
ges Programm ist, und ich bin der Auffassung, daß dann, wenn
die Voraussetzungen gegeben sind, die der Intention entspre
chen, die Verhältnisse an den Arbeitsplätzen zu überprüfen und
zu einer Verbesserung zu kommen, alles getan werden muß, um
Kürzungen abzuwenden. Ich bin allerdings nicht der Meinung,
daß Kürzungen nicht am Platze sind, wenn es nicht um den eben
beschriebenen Komplex, sondern darum geht - wie es auch kriti
siert worden ist; auch dies habe ich natürlich aus der Zeitungs
lektüre -, daß Anträge gestellt werden, um Funktionären beider
Tarifvertragsparteien bei Tagungen eine angenehme Atmo
sphäre zu verschaffen. Das ist nicht Sinn dieses Programms. In
B) allen anderen Fällen bin ich natürlich der Meinung, daß wir uns
für den Erhalt einsetzen müssen.
Präsident Rebsch: Nächste Zusatzfrage - Dr. Niklas!
Dr. Niklas (SPD): Herr Senator! Wenn ich einmal davon ab
sehe, daß ich es als außerordentlich unangemessen empfunden
habe, daß Sie mit Hinweis auf formale Dinge hier die Beantwor
tung einer in der Sache gestellten Frage um zwei Fragen ver
zögert haben - wenn ich das ganz verhalten einmal so formulie
ren darf -, frage ich Sie: Wie können Sie sich vorstelien, wenn
Haushaltsmittel gekürzt werden, in diesem Fall ja wohl um
20 Millionen DM, trotz dieser Kürzung - ich nehme an, daß diese
20 Millionen DM für konkrete Dinge in den Haushalt eingestellt
worden waren - weder sachliche noch personelle Folgerungen
daraus zu ziehen sind?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung: Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Niklas!
Ich habe gesagt, daß der Anlaß für die Kürzungen, soweit mir die
Gründe durch die Presse bekannt sind, ist, daß bestimmte Pro
jekte nicht den Voraussetzungen und der Intention des aufgeleg
ten Programms entsprechen. Das heißt, daß nunmehr die zustän
digen Stellen zu prüfen haben werden - bei den Sperrungen ist
dies klar; bei den Kürzungen ist offenbar die Erkenntnis bereits
ein Stück weiter gediehen -, ob die Voraussetzungen in den ge
sperrten Vorhaben vorliegen oder nicht. Ich habe Ihnen gesagt,
daß für Berlin kein Anlaß zur Sorge besteht. Wenn ein Vorhaben
von der Absicht und der nachzulesenden und erkennbaren Philo
sophie dieses Programms nicht umfaßt und gedeckt wird, darf
man sich nicht wundern, wenn solche Sperrungen erfolgen. Das
erleben wir richtigerweise und zutreffenderweise auch im hiesi
gen Parlament; dann kann dieses auch die Folge haben, die Sie
genannt haben. Das habe ich auch nicht in Abrede gestellt. Ich
habe hier nur gesagt, für Berlin sei nichts zu besorgen.
Präsident Rebsch: Letzte Zusatzfrage - der Abgeordnete (<
Biederbick!
Biederbick (F.D.P.): Herr Senator! Ich frage Sie, ob die
Fragen, die beispielsweise der Kollege Wagner gestellt hat,
eigentlich hinsichtlich der Folgen für Berlin beanfwortbar sind,
weil dies doch letztendlich davon abhängt, wie die Qualität der
Anträge ist, die die Berliner Forscher und Firmen stellen, und
nicht eine Frage irgendwelcher Vorstellungen über Schlüsselver
teilung etc.; und ich frage Sie auch, ob nicht hinsichtlich eines
der größten HdA-Programme, das wir derzeit haben - das im
Botanischen Garten -, die Durchführung durch die Bemühun
gen auch des Senats jetzt gesichert wird und durch die Kürzun
gen hier in keiner Weise Beeinträchtigungen stattfinden?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung; Es ist
grundsätzlich richtig, daß die Qualität der Anträge entscheidend
ist. Ich kann Ihnen nur eine Auskunft auf dem Stand der jetzigen
Erkenntnisse geben. Insofern müßte ich mich jetzt wiederholen.
Was das Projekt im Botanischen Garten angeht, ist jedenfalls
wegen der in Aussicht gestellten Kürzungen kein Anlaß zur
Sorge gegeben. Eine andere Frage ist, ob dieses Projekt den
Anforderungen entspricht. Wir sind gerade dabei, das noch ein
mal zu überdenken, und zwar, weil der erste Aufguß - wenn ich
das so nennen darf -, der von einer Kasseler Gruppe geleistet
worden ist, nach Sachverständigenaussagen und auch nach
unserer Auffassung nicht den Ansprüchen entsprach und des
halb einer Überarbeitung zugeführt werden muß.
Präsident Rebsch: Meine Damen und Herren! Bevor ich
nunmehr die Frage des Abgeordneten Wieland aufrufe, möchte
ich darauf hinweisen, daß Zusatzfragen solche sind, die sich aus (D
der Antwort des Senats ergeben. Nun mag es in diesem Hause
Kollegen geben, die die Senatsantwort schon vorher kennen.
Trotzdem ist das Präsidium nicht mehr bereit, Wortmeldungen
entgegenzunehmen, die gestellt werden, bevor der Fragesteller
ausgesprochen oder der Senat begonnen hat, zu antworten.
[Vereinzelter Beifall bei der CDU]
Das Wort hat der Abgeordnete Wieland zu einer Mündlichen
Anfrage über
Undemokratische Manipulationen in einer
Berliner Partei
Wieland (AL); Herr Präsident! Meine Damen und Herren -
vor allem meine Herren von der CDU! Ich frage den Senat:
1. Teilt der Berliner Senat die Einschätzung der beiden ehe
maligen Mitglieder des Landesparteigerichtes der CDU, Gosten
und Mündt, daß in dieser Partei bei Kandidatenaufstellungen
„contra Grundgesetz, Parteiengesetz und Satzung manipuliert
wird“?
2. Wie will der Senat nach den Feststellungen des Kammerge
richtes über die Unwirksamkeit von Parteiwahlen eine wahl
anfechtungsfreie Abgeordnetenhauswahl garantieren, oder hält
der Senat dieses Urteil ebenfalls für willkürlich an der Grenze zur
Rechtsbeugung?
Präsident Rebsch: Zur Beantwortung - Herr Staatssekretär
Conen!
Dr. Conen, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Inne
res: Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten!
Herr Abgeordneter Wieland! Der Senat hält es nicht für seine
Aufgabe, zu Auseinandersetzungen innerhalb der politischen
Parteien über eine ordnungsgemäße Einladung zur Hauptver
sammlung und deren Durchführung Stellung zu nehmen.
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