Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
61. Sitzung vom 29. Oktober 1987
Frau Bm Dr. Launen
(A) Technologien in der beruflichen Bildung“ vom Bundesministe
rium für Bildung und Wissenschaft gefördert und durchgeführt.
Der zweite Ansatz, der hier zu nennen ist, ist das sogenannte
CAD-Zentrum - also Computer-Aided-Design-Zentrum. Zielset
zung ist dort, die Einsatzbedingungen derCAD-Technikals bran-
chen- und berufsübergreifende Entwicklung in ausgewählten
Wirtschaftsbereichen und Ausbildungsberufen zu verbessern.
Es läuft übrigens zur Zeit bei ITW ein Seminar, das genau mittel
standsbezogen die CAD-Techniken und die Eingliederung in die
Betriebe in der Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Fachhochschule
und Praxis verwirklicht. Dieses von mir eben genannte CAD-Vor-
haben richtet sich an Ausbilder und Meister aus Berliner Klein-
und Mittelbetrieben, die dieses erworbene Wissen als Multiplika
toren in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen weitergeben sollen.
Dies ist eine gänzlich neuartige Maßnahme - in der zweiten Qua
lifikationskampagne war sie enthalten -, die in den nächsten vier
Jahren vom Bildungswerk der Berlinerwirtschaft gemeinsam mit
der Technischen Universität durchgeführt wird.
Gemeinsam mit der Staatlichen Technikerschule, ebenfalls
vom Bildungswerk der Berliner Wirtschaft durchgeführt und vom
Senat unterstützt, ist im Rahmen einer Anschubfinanzierung -
nicht etwa einer Dauersubvention, sondern nachdrücklich einer
Anschubfinanzierung - das Zentrum für PC-Qualifizierung zu
nennen, PC-Qualifizierung bzw. Büro-Qualifikation. Dort werden
die Teilnehmer mit den Möglichkeiten der modernen Bürokom
munikation vertraut gemacht, und sie sollen dann befähigt wer
den, in ihren Betrieben die PC-Planung einzubringen.
Wir haben in Berlin eine Zusammenfassung des Weiterbil
dungsangebots in dem „Wegweiser für die Weiterbildung der
Ausbilder“ jährlich vorgelegt. Wir haben gerade wieder eine
neue Veröffentlichung dieser Art.
Zur zweiten Frage - die vorhin schon durch die Frage des
Herrn Abgeordneten Kuhn angeklungen ist - bemerke ich, daß
einerseits auch bei begehrten Berufen es immer noch offene
•gj Stellen gibt, andererseits in manchen Berufen Überhang be
steht. Das Handwerk klagt, daß es offene Stellen hat, für die es
nicht geeignete Bewerber findet. Diese Lage wollen wir nutzen,
und ich wiederhole das, was ich vorhin gesagt habe, daß wir im
Rahmen der dritten Qualifikationskampagne besondere Förde
rinstrumente prüfen für Jugendliche ohne Hauptschulabschluß
und für Jugendliche mit Sonderschulabgangszeugnis. Wir wol
len da entsprechende Maßnahmen zur Förderung dieser Gruppe
einbringen.
Was die Ausländer angeht, so haben wir hier in den Schulen
eine starke Berufsberatung und auch das Arbeitsamt. Zum Bei
spiel Kreuzberg hat ganz gezielte Beratungsmaßnahmen ange-
boten, die in derTat hierauch helfen. Und das Berufsamt hat rd.
20 % Kreuzberger Ausländer; es hat aber insgesamt noch sehr
viel mehr Ausländer, die dort zu einer qualifizierten Ausbildung
geführt werden.
[Beifall bei der CDU]
Stellv. Präsident Longolius: Herr Lesnau!
Lesnau (CDU); Frau Bürgermeisterin, gerade im Zusammen
hang mit dem sich anbahnenden Rückgang der Nachfrage darf
ich fragen: Wie steht es um die Weiterbildung der Berufsschul
lehrer und damit, daß der Lernort Berufsschule auch in Zukunft
für die Zukunft ausbilden kann?
Stellv. Präsident Longolius: Frau Senatorin!
Frau Dr. Laurien. Bürgermeisterin und Senatorin für Schul
wesen Berufsausbildung und Sport: Herr Präsident! Herr Abge
ordneter! Meine Damen und Herren! Dies ist ein ganz wichtiger
Punkt, denn etwa die neuen Ausbildungsordnungen Elektro oder
Metall, auch Einzelhandel und Chemie haben hier eine ganz
große Forderung nach Kenntnisverbesserung aller Beteiligten.
Ganz besonders bei Elektro und Metall, wo für die industriellen
Ausbildungsberufe die Ausbildungsordnungen verabschiedet
sind, jetzt die Ordnungsmittel bundesweit erarbeitet werden. In ((
diesen Kommissionen sind auch Berliner. Und zu meiner großen
Freude ist es uns gelungen, im Rahmen der zweiten Qualifika
tionskampagne nicht nur das CAD-Programm für die Ausbilder,
sondern ein auf fünf Jahre gestuftes Fortbildungsprogramm für
1 200 Berufsschullehrer anzusetzen. Wir finanzieren dieses ein
mal, sov/eit es die Sachmittel angeht, aus dem, was Herr Pieroth
in der Qualifikationskampagne hat, ich aber habe hier auch den
Lehrerüberhang eingesetzt, so Beschäftigungspositionen sowie
Stellen; sodaß dann unter Befreiung vom Unterricht in einem
Fünfjahresprogramm 1 200 Berufsschullehrer qualifiziert auf die
neuen Ausbildungsordnungen hin fortgebildet werden. Soweit
ich von meinen Kollegen höre, ist das in keinem anderen Land
bisher eingeleitet oder gar schon, wie bei uns, haushaltsmäßig
verabschiedet.
[Beifall bei der CDU]
Stellv. Präsident Longolius: Herr Wagner!
Wagner, Horst (SPD): Frau Senatorin, welche Erkenntnisse
liegen dem Senat vor, um die Entwicklung der Zahl der angebo
tenen Ausbildungsplätze in den von Ihnen genannten besonders
zukunftsträchtigen neugeordneten Metall- und Elektroberufen
beurteilen zu können? Und in diesem Zusammenhang; Welche
Strategien hat der Senat, um die sicher teurer werdende Ausbil
dung und qualifizierter werdende Ausbildung in neugeordneten
Handwerksberufen zu unterstützen, die ja ebenfalls in Kürze ver
abschiedet werden und damit Fragen der überbetrieblichen Aus
bildung aufwerfen?
Stellv. Präsident Longolius: Frau Senatorin!
Frau Dr. Laurien, Bürgermeisterin und Senatorin für Schul
wesen, Berufsausbildung und Sport: Herr Präsident! Herr Abge
ordneter! Meine Damen und Herren! Ich nehme einmal den zwei
ten Teil Ihrer Frage auf. Genau da greifen die vorhin erwähnten f 0,
veränderten Bedingungen unseres Förderungsprogramms, daß
nämlich ein Betrieb, der einen Ausbilder in eine solche Fortbil
dung schickt - das ist das eine - dafür Zuschüsse bekommt;
das andere sind die von mir eben erwähnten CNC-, CAD- und
PC-Programme, die ganz besonders auf mittelständische Be
triebe gerichtet sind. Und wenn Sie nun sagen, die Ausbildung
wird teurer, dann kann ich nur feststellen: Wenn es im Produk
tionsablauf, für den Betrieb, ja auch für seine Ergebnisse wichtig
ist, solche Instrumente zu haben, dann kann das nicht vom Staat
finanziert werden. Wir können nur Anschubfinanzierung und
Fortbildungsfinanzierung geben.
Nun komme ich auf den ersten Teil Ihrer Frage: Die Ausbil
dungsplätze in diesen Bereichen - so jedenfalls die bisherigen
Auskünfte der zuständigen Innung und Kammer - haben gezeigt,
daß auch im Metallbereich bereits Ausbildungsplätze nicht be
setzt waren. Sogar im Elektrobereich, einem sonst von hoher
Nachfrage gekennzeichneten Bereich, haben wir offene Plätze,
so daß es vor allem darum geht, Jugendliche, die sich nicht dafür
melden, stärker zu motivieren, sich dort zu melden. Und diese
Werbung können wir nur unterstützen; sie muß aber von den Be
trieben, von der Wirtschaft selbst verantwortlich vollzogen wer
den.
Stellv. Präsident Longolius: Herr Wagner!
Wagner, Horst (SPD); Frau Senatorin! Teilt der Senat meine
Sorgen, daß die Zahl der Ausbildungsabbrecher in Berlin unge
wöhnlich hoch ist und ebenso die Durchfallquoten in einer Viel
zahl von Handwerken weif über dem Bundesdurchschnitt liegen,
und was tut der Senat an dieser Stelle?
Stellv. Präsident Longolius: Frau Senatorin!
Frau Dr. Laurien, Bürgermeisterin und Senatorin für Schul
wesen, Berufsausbildung und Sport: Herr Präsident! Meine
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