Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
46. Sitzung vom 12. Februar 1987
Präsident Rebsch
(A) Ich eröffne die II. Lesung und schlage vor, die Einzelberatungen
der drei Artikel miteinander zu verbinden. - Ich sehe keinen
Widerspruch. Dann rufe ich auf die Artikel I bis III, die Überschrift
und die Einleitung im Wortlaut der Vorlage Drucksache 10/836
unter Berücksichtigung der Beschlußempfehlung Drucksache
10/1285. Das Wort in der Beratung - wird nicht gewünscht. Ich
schließe die Einzelberatung und verbinde die Einzelabstimmun
gen mit der Schlußabstimmung, Wer dem Vierten Landesbesol
dungsrechtsänderungsgesetz, Drucksache 10/836, unter Be
rücksichtigung der Beschlußempfehlung Drucksache 10/1285
seine Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das
Handzeichen. - Danke sehr! Die Gegenprobe! - Stimmenthal
tungen? - Das erste war die Mehrheit, das ist so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 3, Drucksache 10/1286:
II. Lesung der Vorlage - zur Beschlußfassung -
über Gesetz über die Übernahme von Rückbürg
schaften, Drucksache 10/918, gemäß Beschluß
empfehlung des Hauptausschusses vom 21. Ja
nuar 1987
Auch hier eröffne ich die II. Lesung und schlage vor, die Einzel
beratungen der vier Paragraphen miteinander zu verbinden. - Es
erhebt sich kein Widerspruch. Dann rufe ich auf die §§ 1 bis 4,
die Überschrift und die Einleitung im Wortlaut der Vorlage
Drucksache 10/918. Auch hier ist keine Beratung vorgesehen.
Ich schließe deswegen die Einzelberafung und verbinde die Ein
zelabstimmungen mit der Schlußabstimmung. Der Ausschuß
empfiehlt, die Vorlage anzunehmen. Wer dem Gesetz über die
Übernahme von Rückbürgschaften, Drucksache 10/918, seine
Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das Handzei
chen. - Danke sehr! Das ist so beschlossen.
(B)
Lfd. Nr. 4, Drucksache 10/1303:
II. Lesung der Vorlage - zur Beschlußfassung -
über Gesetz zur Änderung kostenrechtlicher
und stiftungsrechtlicher Vorschriften, Drucksache
10/1057, gemäß Beschlußempfehlung des Rechts
ausschusses vom 29. Januar 1987
Ich eröffne die II. Lesung und schlage vor, die Einzelberatungen
der vier Artikel miteinander zu verbinden. - Kein Widerspruch!
Dann rufe ich auf die Artikel I bis IV, die Überschrift und die Ein
leitung im Wortlaut der Vorlage Drucksache 10/1057. Auch hier
ist keine Beratung vorgesehen. Deshalb schließe ich die Einzel
beratung und verbinde die Einzelabstimmungen mit der Schluß
abstimmung. Auch hier empfiehlt der Ausschuß die Annahme
der Vorlage. - Wer dem Gesetz zur Änderung kostenrechtlicher
und stiftungsrechtlicher Vorschriften, Drucksache 10/1057,
seine Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das
Handzeichen. - Danke sehr! Gegenprobe! - Stimmenthaltun
gen? - Bei einigen Enthaltungen so beschlossen.
Ich rufe nun auf die
lfd. Nr. 5, Drucksache 10/1294:
I. Lesung des Antrags der Fraktion der F.D.P. und
der Fraktion der CDU über Änderung des Kita-
Kostenbeteiligungsgesetzes
Der Ältestenrat empfiehlt hier, die Redezeit bis zu 15 Minuten je
Fraktion festzusetzen. Die CDU hat als erste Fraktion das Wort.
Ich vermute - Kollege Preuss!
Preuss (CDU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen
und Herren! Mit außerordentlichen Anstrengungen sind auf
Initiative der Koalitionsfraktionen im vergangenen Jahr zwei Son
derprogramme zur kurzfristigen Schaffung von Kita-Plätzen mit
einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 130 Millionen DM (C)
umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht worden. Im Oktober ver
gangenen Jahres hat die CDU-Fraktion gefordert, daß die unse
lige Diskussion über letztlich strukturelle Verschlechterungen in
den Berliner Kindertagesstätten zu beenden sei und zumindest
in kleinen Schritten auch pädagogische Verbesserungen herbei
geführt werden müßten. Nachdem der Senat diese Intention
durch entsprechende Beschlüsse in der jüngsten Zeit aufgegrif
fen hat, legen wir nun gemeinsam mit dem Koalitionspartner
einen Gesetzesantrag vor, um die seit nahezu fünf Jahren unver
änderten Kita-Gebühren an die eingetretene Kostenentwicklung
anzupassen. Gleich zu Beginn sage ich hierzu folgendes: Auch
nach dieser Erhöhung wird Berlin die niedrigsten Eltern-Beiträge
im Vergleich zu allen bundesdeutschen Großstädten behalten.
Frau Reichel-Koß - im Hinblick darauf, was Sie einmal von Ihrer
eigenen Politik gesagt haben: Dies ist keine Entscheidung
gewesen zwischen quantitativer oder qualitativer Verbesserung.
Dies zeigt, daß Berlin in Zeiten knapper wirtschaftlicher Ressour
cen sowohl das vorhandene Platzangebot zügig und umfassend
weiter ausgebaut als auch pädagogische Strukturen gesichert
und weiter verbessert hat. Die Themen „Einschränkung der
Öffnungszeiten“, „Anrechnung der Prakfikaten auf den Personal-
schlüssel“, „listenmäßige Überbelegung“ oder „Ausdehnung der
Zahlungspflicht für Eltern auf elf Monate“ sind durch die Diskus
sion der letzten Monate endgültig vom Tisch. Darüber sind wir
sehr glücklich,
[Zuruf von der CDU: Sehr gut! -
Beifall bei der CDU]
Daneben ist es gelungen, die zumindest aus der Sicht der
Jugendpolitiker erforderliche Kita-Beratung - wenn auch unter
schwierigen Bedingungen und nicht optimal - zu erhalten und
das Kernproblem, nämlich eine spürbare Erhöhung der Ver
tretungsmittel, in Angriff zu nehmen. Wir sind uns darüber einig,
daß die Vertretungsmittel nicht ausreichend sein können, aber
wir sind der Auffassung, daß ein erster wichtiger Schritt mit der
Verdreifachung der Vertretungsmittel gegangen worden ist. Wir ^
werden in Zukunft zu prüfen haben, ob dieses ausreicht.
Dies sind zweifelsfrei politische Erfolge, die wir uns nicht von
der Opposition durch die unsinnige Bezeichnung „Verhinde
rungspolitik“ kaputtmachen lassen. Hier liegt ein politischer
Schwerpunkt der Arbeit dieses Senats. Andere Länder zeigen,
daß dies durchaus nicht an der Tagesordnung ist. Bremen und
Hamburg zum Beispiel führen bei wesentlich höheren Elternbei
trägen deutliche Rücknahmen der pädagogischen Leistungen
durch. Dazu muß ich erwähnen, daß in Hamburg erst kürzlich
eine letzte Einsparungswelle des SPD-Senals mit der Strei
chung weiterer 180 Stellen nur durch eine parlamentarische
Initiative der CDU und der GAL in der Hamburger Bürgerschaft
verhindert werden konnte.
[Zuruf von der SPD: Hört, hört!]
Hier liegen auch in Zukunft wichtige Aufgaben, sowohl im
invesfiven wie auch im pädagogischen Bereich. Diese Investi
tionen und personellen Verbesserungen können wir nur durch
führen, wenn wir unter anderem auch die betroffenen Familien,
deren Kinder in Kindertagesstätten sind, an diesen Mehrbela
stungen angemessen beteiligen - keineswegs voll.
[Frau Kiele (AL): Das wäre ja noch schöner!]
Die SPD fordert erneut so etwas wie den Nulltarif. - Kita ist für
die SPD eine Bildungseinrichtung - im Sinne von Schulgeldfrei
heit.
[Beifall bei der SPD]
Ich sage an dieser Stelle erneut ganz deutlich, daß sich hier
ein grundlegender Dissens befindet. Für die CDU ist die Kita
eine wichtige sozialpädagogische und familienergänzende Er
ziehungsmaßnahme. Sie ist keine allgemeine Bildungseinrich
tung, und es gibt keine Kita-Pflicht. Deshalb teilen wir die Auffas
sung der SPD nicht. Die SPD hat in dieser Frage mehrfach ihre
Meinung geändert, zumindest war sie in dieser Frage in der Ver
gangenheit wankelmütig. Bis 1978 gab es Kita-Beiträge unter
SPD-Verantwortung. In dieser Zeit mußte eine Familie mit einem
2761