Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
46. Sitzung vom 12. Februar 1987
Rasch
Letzter Satz zur Begründung: Wir finden schon, daß es sinn
voll ist, nachdem wir hier nach der Verschärfung der Smog-
Verordnung erste Erfahrungen mit ihr gemacht haben - und zwar
sehr praktische Erfahrungen -, diese hier im Parlament zu dis
kutieren und den Senat auch zu bitten, uns im Rahmen einer
Großen Anfrage präzise Analysen jetzt schon zu geben, soweit
er das bereits kann, und daraus auch gegebenenfalls rechtzeitig
- und zwar für Berlin insgesamt und auch für die Kooperation
zum Beispiel mit der DDR - Konsequenzen und Rückschlüsse
zu ziehen. Das ist ein derart aktuelles Thema, das eher ansteht
[Nagel (SPD): Der Beitrag war ein Beitrag
zur Luftverschmutzung!]
als die Frage Mietpreisbindung, die wir sehr sorgfältig beraten
werden. - Vielen Dank!
[Beifall bei der F.D.P. und der CDU]
Stellv. Präsident Longolius: Herr Kollege Buwitt ist der
nächste Redner.
Buwitt (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es
ist nicht zu bestreiten, daß beide Themen, die beantragt worden
sind, für die Bevölkerung einen hohen Stellenwert haben
[Beifall der Abg. Frau Ahme (AL)]
und für das Leben in dieser Stadt von Bedeutung sind. Wir
haben diese Themen immer sehr ernst genommen und haben
uns mit diesen Problemen in der Vergangenheit auch intensiv
auseinandergesetzt, vor allen Dingen mit der Frage der Mieten in
dieser Stadt. Diese Frage stand sehr oft im Mittelpunkt unserer
Arbeit, und die Bevölkerung hat eine Zusage von uns, daß wir
dafür sorgen werden, daß in Zukunft auch die Mieten für alle
Bevölkerungsteile bezahlbar bleiben.
[Beifall bei der CDU und der F.D.P.]
An diese Zusage werden wir uns halten. Der Kollege Rasch hat
ja bereits darauf hingewiesen, daß zur Zeit eine Anhörung im
Fachausschuß stattfindet. Diese Anhörung sowie die Aus
wertung werden uns weitere Anregungen dafür geben, wie wir
dieses Thema sachgerecht lösen können.
Stellv. Präsident Longolius: Gestatten Sie eine Zwischen
frage, Herr Buwitt?
Buwitt (CDU): Es ist nicht üblich, glaube ich, daß man in
Anbetracht der Dringlichkeit mit Zwischenfragen arbeitet. Wir
wollen hier keine neuen Sachen einführen.
[Frau Abg. Ahme (AL): Seien Sie doch flexibel! -
Lohauß (AL): Sie haben doch gar keinen
Antrag gestellt!]
- Machen Sie sich keine Gedanken, ich bin flexibel genug.
[Frau Abg. Ahme (AL) meldet sich zu Wort.]
Die Frage der Hetzkampagne und der elenden Verunsicherung,
Herr Nagel, die Sie hier eingeführt haben - Herr Rasch hat auch
dieses bereits gesagt -, ist doch wohl von Ihnen betrieben
worden und nicht von uns. Wenn Sie über eine Lösung
sprechen, die zur Zeit des Bundeskanzlers Schmidt
[Zuruf des Abg. Wagner, Horst (SPD)]
mit Ihren Stimmen beschlossen worden ist, und Sie heute in
diesem Ton darüber reden, dann ist es eigentlich nur ein Armuts
zeugnis für das, was Sie befürwortet haben, und wahrscheinlich (C)
eine nachträgliche Begründung dafür, daß der Kanzler Schmidt
wirklich abgelöst werden mußte.
[Zurufe von der SPD -
Beifall bei der CDU und der F.D.P.]
Wir glauben, daß der Bevölkerung nicht durch Angst
kampagnen, sondern durch die Lösung der Probleme gedient ist.
An der arbeiten wir.
Wer aber noch in diesem Winter Folgerungen aus der Dis
kussion um die Luftreinhaltung ziehen will, der muß sich wirklich
beeilen. Auch dieses ist ein ernsthaftes Problem. Wir glauben,
dies ist gut geeignet dazu,
(Zurufe von der SPD und der AL]
daß wir unter den Fraktionen die Meinungen austauschen über
das, was in den letzten Wochen in Berlin geschehen ist, und von
dem, was unserer Auffassung nach in den nächsten Wochen
geschehen muß. Eine Aktuelle Stunde ist in erster Linie das Aus
tauschen der Meinungen unter den Fraktionen und nicht das
Abfragen von Senatsmeinungen zu irgendwelchen Themen.
Deshalb werden wir dem Thema der Aktuellen Stunde „Smog“
zustimmen.
[Nagel (SPD): Wer hat Dir das wieder
aufgeschrieben? - Beifall bei der CDU und der F.D.P,]
Stellv. Präsident Longolius: So, meine Damen und Herren,
wir kommen jetzt zu den Abstimmungen, zunächst einmal über
das Thema der Aktuellen Stunde. Es gibt in der Geschäfts
ordnung nicht eine erste oder zweite - das können wir nachher
noch kurz klären -, sondern es gibt d i e Aktuelle Stunde, und
über das Thema dieser Aktuellen Stunde stimmen wir jetzt zu
nächst ab. Ich stelle zunächst den Antrag der Fraktion der SPD
zur Abstimmung: „Derzeitige Haltung des Senats zur Aufhebung
der Mietpreisbindung.“ Wer dieses Thema heute diskutieren (p)
möchte, den bitte ich um das Handzeichen. - Ich bitte um die
Gegenprobe! - Dieser Vorschlag ist also abgelehnt.
Dann stelle ich den Antrag der AL-Fraktion zur Abstimmung;
das Thema wäre: „Gelungener Start in die autofreie Stadt“.
Wenn Sie dieses Thema diskutieren wollen, bitte ich um Ihr
Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Enthaltungen? -
Auch dieser Vorschlag ist abgelehnt.
Jetzt stimmen wir ab über den Antrag der Fraktion der F.D.P:
„Bewältigung der Smog-Situation in Berlin“. Wenn Sie das zum
Thema der Aktuellen Stunde machen wollen, bitte ich jetzt um Ihr
Handzeichen. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Das Thema der
Aktuellen Stunde steht damit fest.
Ich komme jetzt auf den Geschäftsordnungsantrag der Kol
legin Ahme zurück. Eine zweite Aktuelle Stunde ist in der
Geschäftsordnung nicht vorgesehen; sie ist mit den übrigen Vor
schlägen zur Reform der Geschäftsordnung im Orkus der Ge
schichte im Wartestand - möchte ich einmal so sagen. Wenn
das Plenum einmütig diese Abweichung von der Geschäfts
ordnung beschließt, dann können wir natürlich so verfahren.
Insofern frage ich jetzt, ob es Widerspruch gegen diesen Vor
schlag der AL-Fraktion gibt. - Das ist der Fall. Und wenn auch
nur ein Abgeordneter sich dagegen geäußert hätte, dann hätten
wir dieses Verfahren nicht wählen können. Insofern ist auch
dieser Vorschlag hier nicht gebilligt worden.
Ich möchte jetzt noch auf die Liste der Dringlichkeiten
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