Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
44. Sitzung vom 22. Januar 1987
Haberkorn
(A) werden das nicht viel bemerken, weil Sie in geheizten Autos
fahren und Zentralheizung haben.
Den Flächennutzungsplan heute zur Beratung als Aktuelle
Stunde zu beantragen, ist aus unserer Sicht eine Brüskierung
und eine Ignoranz gegenüber all denen, die wegen der Kälte
schiere Not leiden!
[Beifall bei der AL]
Das ist ein Fakt, den Sie nicht zur Kenntnis nehmen.
Der Senat verfährt hier nach dem Motto: „Was kein Problem
sein darf, hat gefälligst auch keines zu sein!" Sicher hat auch
der Flächennutzungsplan seine aktuelle Bedeutung wegen
seiner Auswirking auf die künftige Lebensqualität der Men
schen in dieser Stadt. Die unmittelbare Not aber und der
skandalöse Umgang des Senats mit diesem Produkt, mit der
Kohle, muß uns aber heute zu diskutieren wichtiger sein.
[Beifall bei der AL]
Die Aktuelle Stunde hätte dazu dienen können, der Öffent
lichkeit Information und Aufklärung zu geben über die beste
henden Rechtsansprüche auf Winterbeihilfe jeglicher Art.
Dies ist bis heute vom Senat unterlassen worden. Die Diskus
sion heute ist auch für uns deshalb so immanent wichtig, weil
jeder Tag eines Haushaltes ohne Kohle die betroffenen
Haushalte weiter verschuldet. Der Rückgriff auf Gas und
Strom heißt, daß jetzt nicht aktuell bezahlt werden muß, aber
die Jahresendabrechnungen in nicht zurückzahlbarer Höhe
auf den Haushalten lasten werden. Auch das wollen Sie nicht
zur Kenntnis nehmen.
Unser Thema dem des Flächennutzungsplanes vorzuzie
hen ist sehr wichtig, weil aktuell vom Spar- und Lächel-
Senator Fink die große sozialpolitische Wende in dieser Stadt
eingeläutet wird; dieses Thema vorzuziehen ist sehr wichtig,
denn ab jetzt, von diesem Winter an sind Wohlfahrtsverbände
und Nachbarn verantwortlich für die Notleidenden in dieser
Stadt. Wer nicht sammelt, wer dem anderen nicht hilft, ist
daran schuld, daß Not gelitten wird. Den Senat geht das von
diesem Winter an nicht mehr an. Wir werden das im nächsten
Winter noch zu spüren bekommen. Und die Aktuelle Stunde
über unser Thema hätte bedeutet, daß die Koalition uns hätte
erläutern können, warum in einem so reichen Land wie der
Bundesrepublik Hilfskampagnen für Notleidende ins Lebens
gerufen werden müssen, als wären wir in einem von einer
Erdbebenkatastrophe heimgesuchten Land.
[Beifall bei der AL]
Ich kann Sie nur autfordern, bei aller Aktualität des Flächen
nutzungsplanes den aktuellen sozialpolitischen Skandal der
letzten Jahre heute mit uns zu diskutieren und die Koalition
aus ihrem Schweigen herauszubringen. Ich nehme an, Sie
werden genau anders entscheiden. Aber ich sage Ihnen, diese
Kohle wird dem Senat noch zu brennen geben.
[Beifall bei der AL]
Präsident Rebsch: Das Wort hat der Abgeordnete Buwitt.
[Helms (AL): Der hat doch Kohlen gekriegt! -
Frau Ahme (AL): Ausgerechnet!]
Buwitt (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Uns allen sind die Sorgen unserer Mitbürger, vor allem der
sozial schwachen wichtig. Ich schließe da niemand in diesem
Hause aus. Wenn es um die Brennstoffhilfe geht, ist festzustel
len, daß es vom vorigen zu diesem Jahr eine Aufstockung
gegeben hat, daß sich der Fachausschuß mit dieser Frage
beschäftigt hat und daß der Senat in seiner gestrigen Sitzung
festgestellt hat, daß jedem individuelle Hilfe zustatten kommt,
der einen Bedarf hat und sich in einer Notlage befindet.
[Zurufe von der AL]
Um was es darüber hinaus geht, ist eine generelle Auf
stockung, und da hat der Senat zu erkennen gegeben, daß er
diese bei anhaltender Kälte ohne Prüfung des Einzelfalles
ebenfalls gewähren wird. Wir glauben, daß damit dieses
Thema für den einzelnen, und zwar für den einzelnen Bedürfti
gen, zufriedenstellend geregelt ist.
Was wichtig wäre, ist die individuelle Hilfe für den einzelnen
Bürger durch den Bürger, weil die Bedürfnisse teilweise nicht
materieller Art, sondern in Form von Arbeitskraft und Arbeits
leistung zu erbringen sind.
Zur Frage des Flächennutzungsplanes, unserer Aktuellen
Stunde: Der Flächennutzungsplan stellt Weichen für unsere
Stadtentwicklung, weit in das nächste Jahrtausend hinein.
[Klinski (AL): Sackgasse!]
Der Senat hat seine Vorstellungen nach der ersten Bürgeraus
legung nun vorgelegt, und das Abgeordnetenhaus hat sich mit
den Vorgaben und den Eckdaten auseinanderzusetzen. Dabei
werden sicher Einzelfragen im Ausschuß zu beraten sein. Wir
halten diese Frage für die Weiterentwicklung dieser Stadt für
sehr wichtig und bitten Sie deshalb um Zustimmung zu
unserer Aktuellen Stunde.
[Beifall bei der CDU und der F.D.P.]
Präsident Rebsch: Meine Damen und Herren, weitere
Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Wir kommen dann zur
Abstimmung. Ich lasse abstimmen über das Thema der SPD
und der CDU. Wer diesem Thema seine Zustimmung zu geben
wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. - Danke sehr!
Gegenprobe! - Das ist bei einigen Gegenstimmen so be
schlossen. Damit haben wir das Thema der CDU- und der SPD-
Fraktionen für die Aktuelle Stunde.
Abschließend möchte ich dann noch auf die Dringlichkeiten
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