Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
34. Sitzung vom 11. September 1986
1882
Sen Dr. Turner
(A) gangszeit bis zur Einigung mit den Krankenkassen und der Kas
senärztlichen Vereinigung Berlin die Sondersprechstunde fort
geführt werden kann. Darüber hinaus darf ich Ihnen mitteilen,
daß die Deutsche Krebshilfe sich bereit erklärt hat, für zunächst
zwei Jahre fünf weitere Stellen zu finanzieren. Der Präsident der
Freien Universität prüft derzeit, inwieweit Spenden einer Eltern
hilfe zur Weiterfinanzierung von drei Stellen über ca. zwei Mona
te nach erfolgreichen Verhandlungen zurückerstattet werden
können.
Angesichts der allgemeinen Haushaltslage der Freien Univer
sität Berlin muß ich aber auch darauf hinweisen, daß aus den Zu
schüssen für den Lehr- und Forschungsbetrieb dauerhaft nicht
die Aufwendungen für besonders teuere Leistungen in der Kran
kenversorgung bestritten werden können. Ich habe allerdings die
Hoffnung, daß die Kassenärztliche Vereinigung in Berlin zu einer
sachgerechten Vertragsschließung bereit ist. Ich darf daran die
Erwartung knüpfen, daß auch die Verhandlungen mit den Kran
kenkassen über die stationäre Versorgung zu einem vernünftigen
Ergebnis führen. In keinem Fall dürfen Streitigkeiten in diesen
Verhandlungen zu Belastungen der Patienten oder deren Ange
hörigen führen. Bei einem negativen Verhandlungsergebnis
wären die besonderen Belastungen für den Haushalt der Freien
Universität dem Abgeordnetenhaus gegenüber ausführlich dar
zustellen.
Präsident Rebsch: Erste Zusatzfrage - der Fragesteller
Krebs!
Krebs (CDU): Herr Senator, Ihre Antworten auf die Münd
lichen Anfragen sind für mich sehr erschöpfend, und ich bin froh
darüber, -
Präsident Rebsch: Eine Zusatzfrage, Herr Kollege, habe ich
zugelassen!
(B)
Krebs (CDU): Ja, Herr Präsident, die kommt auch! - daß
keine Unterbrechung der medizinischen Versorgung stattfand. In
diesem Zusammenhang frage ich Sie aber, Herr Senator: Wie
beurteilen Sie die - ich will es einmal vorsichtig formulieren -
unmögliche Pressepolitik der Abteilung des Kaiserin-Auguste-
Viktoria-Krankenhauses, und wie wird in Zukunft sichergestellt,
daß sich derartiges nicht mehr wiederholen kann?
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung: Ich
beurteile das Ergebnis dessen, was man da als Pressepolitik be
zeichnen kann, als negativ, und zwar deswegen, weil es nicht
Aufgabe einzelner Abteilungen sein kann, ohne Wissen der Lei
tung der Universität Äußerungen abzugeben, ohne daß der
Sachverhalt geklärt ist, vor allem dann, wenn solche Äußerungen
geeignet sind, bei Patienten und bei deren Angehörigen zu einer
unbegründeten Verunsicherung zu führen. Auf Ihre Frage will ich
noch einmal wiederholen: Ich beurteile diese Pressepolitik nega
tiv und rüge sie.
[Beifall]
Zum anderen darf ich Ihnen sagen, daß ich den Präsidenten
der Freien Universität gebeten habe, darauf hinzuwirken, daß
sich die Mitglieder der Universität über die Rechtslage im klaren
zu sein haben, die nämlich besagt, daß die Vertretung der Uni
versität nach außen Angelegenheit des Präsidenten ist und Wis
senschaftler nur in den Angelegenheiten, in denen ihr Fach
betroffen ist, also in wissenschaftlichen Fragen, die Möglichkeit
der Außendarstellung haben. Hier aber handelt es sich um eine
Organisationsfrage der Krankenversorgung; hierzu Stellung zu
nehmen, ist eindeutig Angelegenheit der Universitätsleitung.
Frau Brinckmeier (SPD): Herr Senator, wir nehmen zumin
dest zur Kenntnis, sehen es aber eine Idee anders, daß nach
dem Ziehen der „Notbremse“ durch die Krankenhausleitung nun
mehr der Senat —
Präsident Rebsch: Frau Kollegin, ich bitte doch die Zusatz
frage —
Frau Brinckmeier (SPD): Ich kann eine Vorbemerkung
genauso machen, wie der Kollege Krebs sie gemacht hat. Es gilt
gleiches Recht für alle hier im Hause!
[Beifall bei der SPD]
Präsident Rebsch: Frau Kollegin, ich habe das bei dem Kol
legen Krebs gerügt und bitte doch, hier keine neuen Sitten einzu
führen. - Bitte stellen Sie jetzt Ihre Zusatzfrage!
[Oh! bei der SPD und der AL]
Frau Brinckmeier (SPD): Ich habe hier eine den Abgeord
neten allgemein zustehende Bewertung abgegeben, wenn zum
Beispiel ein zuständiger Senator wie der Herr Senator Fink hier
überhaupt nicht antwortet. - Also, ich frage: Wie gedenkt der
Senat in Zukunft, da wir eben auch wieder gehört haben, daß
der Bestand dieser Stellen auch nur für eine Übergangszeit ge
währleistet ist, wie also gedenkt der Senat in Zukunft nach Reali
sierung seines Krankenhausplanes die ambulante Versorgung
dieser krebskranken Kinder sicherzustellen angesichts der Tat
sache - wie Sie es hier selber betont haben -, daß der Wissen
schaftsrat es nicht als Aufgabe der Universitäten ansieht, die
regionale Gesundheitsversorgung sicherzustellen, und weil nach
dem Krankenhausplan die Klinik Heubnerweg wegfallen soll? -
Es besteht wohl ein Zusammenhang zwischen Krankenhaus
planung und der Universität in diesem Fall.
Präsident Rebsch; Bitte sehr, Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung: Es be
steht mit Sicherheit kein Zusammenhang zwischen der Kranken
hausplanung und dem hier angesprochenen Problem. Der Senat
gedenkt weiterhin, auf der Basis der Rechtslage der Reichsversi
cherungsordnung und auf der Rechtslage der Zuständigkeiten
der Universitäten in Forschung und Lehre dafür Sorge zu tragen,
daß eine solche Versorgung auch in Zukunft sichergestellt ist,
gleichgültig, ob in einem Universitätsklinikum oder in einem
anderen Bereich.
Präsident Rebsch: Nächste Zusatzfrage - Frau Kollegin
Brinckmeier!
Frau Brinckmeier (SPD): Herr Senator, sehen Sie nicht sel
ber einen Widerspruch in Ihren Antworten auf die Fragen, wenn
Sie im ersten Teil sagen, daß nie und zu keiner Zeit daran ge
dacht war, diese sehr segensreiche Stelle zu schließen, und
auch in Zukunft nicht daran gedacht ist, Sie gleichzeitig aber
sagen, es gebe viele Imponderabilien, bevor die Finanzierung
dort tatsächlich gesichert ist? - Für mich ist das ein totaler
Widerspruch in Ihrer Antwort auf die Frage.
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Turner, Senator für Wissenschaft und Forschung: Ich
sehe diesen Widerspruch nicht und kann nur meine Ausführun
gen, die ich zu den drei Fragen und zu den Zusatzfragen ge
macht habe, wiederholen.
Präsident Rebsch: Herr Krebs, Sie haben noch eine weitere
Zusatzfrage. Bitte schön! - Verzichtet? - Dann die Abgeordnete Präsident Rebsch: Herr Haberkorn - zur nächsten Zusatz-
Brinckmeier! frage!
(D)