Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
19. Sitzung vom 16. Januar 1986
Präsident Rebsch eröffnet die Sitzung um 13 Uhr.
Präsident Rebsch: Meine Damen und Herren! Ich eröffne
die 19. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin und be
kunde unseren unbeugsamen Willen, daß die Mauer
fallen und daß Deutschland mit seiner Hauptstadt Berlin
in Frieden und Freiheit wiedervereinigt werden muß.
Vor Eintritt in die Tagesordnung möchte ich eines Mannes ge
denken, dessen Name mit der Berliner Nachkriegsgeschichte
und mit der Politik in und für Berlin untrennbar verbunden ist.
[Die Anwesenden erheben sich.]
Im Alter von 77 Jahren ist am 6. Januar unser ehemaliger
Kollege, der frühere langjährige Berliner Bundestagsabgeord
nete Kurt Mattick, gestorben.
Mit ihm verliert unsere Stadt
— einen leidenschaftlichen Sachwalter ihrer Interessen,
— einen Politiker, der sich über Parteigrenzen hinaus Hochach
tung erworben hat,
— einen großen Sozialdemokraten.
Kurt Mattick gehörte von 1946 bis 1951 der Stadtverordne
tenversammlung an. Von 1951 bis 1953 war er Mitglied des
Abgeordnetenhauses von Berlin, und von 1953 bis 1980 - also
27Jahre lang - vertrat er Berlin im Deutschen Bundestag.
Kurt Mattick - am 27. Juni 1908 in Berlin-Rummelsburg ge
boren, von 1922 bis 1926 zum Maschinenschlosser ausgebildet
und schon frühzeitig politisch interessiert - trat 1926 der Sozial
demokratischen Partei Deutschlands bei. Während der national
sozialistischen Gewaltherrschaft war er illegal in der Gruppe
„Neu Beginnen“ politisch tätig. Nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges wurde er Persönlicher Referent von Otto Suhr in der
Zentralverwaltung der Deutschen Industrie. Ab 1946 gehörte er
der Stadtverordnetenversammlung und später dem Abgeord
netenhaus von Berlin an. Immer stärker engagierte er sich in der
Berliner Landespolitik, und auch als Mitglied des Deutschen
Bundestages war er immer einer derjenigen, die maßgeblichen
Einfluß auf das politische Geschehen innerhalb der Stadt hatten.
Von 1963 bis 1968 war er Landesvorsitzender der SPD Berlin.
Im Bundestag widmete sich Kurt Mattick insbesondere
außen-, sicherheils- und deutschlandpolitischen Fragen. Alle, die
ihn persönlich kannten, spürten, daß er zutiefst unter der Teilung
seines Landes und seiner Vaterstadt litt, daß die Probleme der
Menschen diesseits und jenseits der Grenzen schwer auf ihm
lasteten und daß er mit all seinen Kräften - und oft darüber hin
aus - engagiert war. In der Arbeit für Berlin hat sich Kurt Mattick
verzehrt.
Das Vertrauen, das ihm Wähler und Partei entgegenbrachten,
hat er stets als Verpflichtung zum Einsatz seiner ganzen Energie
empfunden.
Wir alle haben ihm viel zu verdanken. Seine Lebensleistung für
unsere Stadt wird unvergessen bleiben. Kurt Mattick hat sich um
Berlin verdient gemacht.
Meine Damen und Herren I Sie haben sich zu Ehren des Ver
storbenen erhoben; ich danke Ihnen.
Meine Damen und Herren I Es liegen Ihnen zwei Anträge auf
Durchführung einer Aktuellen Stunde vor, und zwar
1. Antrag der Fraktionen der CDU und der F.D.P, zum Thema;
„Entwicklung des Flugverkehrs von und nach Berlin“
2. Antrag der Fraktion der AL zum Thema; „Der sogenannte
Kompromißvorschlag des Berliner Senats zum § 116 des
Arbeitsförderungsgesetzes“
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf den Nachfrags
tagesordnungspunkt hinweisen und ferner gemäß Empfehlung
des Ältestenrats Vorschlägen, in der heutigen Aktuellen Stunde
den Antrag der Fraktionen der CDU und der F.D.P. zu behan
deln. - Es erhebt sich kein Widerspruch; dann ist so beschlos-