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Volume Nr. 35, 25. September 1986

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1986, 10. Wahlperiode, Band II, 19.-35. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode 
35. Sitzung vom 25. September 1986 
Sen Dr. Starnick 
(A) Programme, Demonstrationsvorhaben für „ökologisches Bauen“ 
gefördert, etwa die Energiesparhäuser am Lützowufer im Bezirk 
Tiergarten oder das Internationale Begegnungszentrum für Wis 
senschaftler an der Wiesbadener Straße im Bezirk Wilmersdorf. 
Auch in Zukunft wird der Senat derartige Modellvorhaben als 
wirtschaftsdienliche Umweltinnovationen fördern. Für solche 
Bauvorhaben ist jedoch noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich 
hoffe, wir leisten diese gemeinsam. 
Zu 6: Über den Erfolg des in der Großen Anfrage angespro 
chenen Programms der Neuanpflanzung von Straßenbäumen 
kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend be 
richtet werden, da die Pflanzzeit im Spätherbst dieses Jahres 
noch aussteht. Eine Umfrage bei den für die Umsetzung des Pro 
gramms verantwortlichen Bezirken ergab, das voraussichtlich 
rund 60% der Mittel für Neupflanzungen, rund 40% für Stand 
ortverbesserungen verausgabt werden bzw. wurden. Dies be 
deutet, daß ca. 700 Bäume neu angepflanzt werden können. 
[Zuruf von der AL Wir wollen doch erstmal 
die alten erhalten!] 
- Ich komme gleich darauf. - In den Straßen von Berlin (West) 
gibt es heute wieder rund 240 000 Bäume. Seit 1981 sind dem 
nach rund 11 000 Bäume hinzugekommen. Der Vorkriegsbe 
stand - etwa 268 000 Bäume - ist allerdings noch nicht erreicht. 
Ich möchte aber schon jetzt auf folgende Aspekte hinweisen: 
Schwerpunkt der künftigen Tätigkeit in diesem Bereich darf nicht 
mehr allein die Neupflanzung von Straßenbäumen sein, vielmehr 
ist der Erhaltung und Förderung des Bestandes verstärkte 
Beachtung zu schenken. 
[Beifall des Abg. Tiedf (F.D.P.) und bei der AL] 
Der Gesundheitszustand von Straßenbäumen wird in periodi 
schen Abständen durch Infrarot-Luftbildaufnahmen festgestellt. 
Die ersten Auswertungen der Aufnahmen vom Spätsommer ver 
gangenen Jahres werde ich dem Abgeordnetenhaus voraus- 
(B) sichtlich Ende dieses Jahres vorlegen können. 
Um den Gesamtbestand an Straßenbäumen gesundhalten zu 
können, hat mein Haus die Biologische Bundesanstalt für Land- 
und Forstwirtschaft gebeten, die Schadenskomplexe zu unter 
suchen und praktische Handlungskonzepte und -empfehlungen 
zu geben. Die Bezirke werden in der Schwerpunktsetzung im 
Rahmen ihrer Eigenverantwortung für das öffentliche Grün in 
diesem Zusammenhang besonders gefordert sein. Der Senat 
wird dem Abgeordnetenhaus auf der Basis der Erkenntnisse 
dieser Untersuchung ein langfristiges Programm zur nachhalti 
gen Sicherung des Straßenbaumbeslandes vorlegen. 
Zu 7: Zu den herausragenden Maßnahmen der letzten Jahre 
im Bereich der Gartendenkmalpflege gehörten insbesondere die 
weit über die Grenzen Berlins hinaus beachteten Arbeiten zur 
Wiederherstellung eines Teils der großen Parklandschaft in G lie- 
nicke. ln enger Zusammenarbeit mit den Bezirken konnte im Be 
reich der Gartendenkmalpflege ferner der Körnerpark in seiner 
aten Schönheit wieder entstehen, auch der Viktoria-Luise-Platz 
in Schöneberg, der Ludwigkirchplatz und der Fasanenplatz in 
Wilmersdorf. Für die kommenden Jahre sind u. a. der Reuterplatz 
in Neukölln und die Ceciliengärten in Schöneberg vorgesehen. 
Alterspräsident Poritz: Gestatten Sie eine Zwischenfrage, 
Herr Senator? 
Dr. Starnick, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt 
schutz: Bitte! 
Alterspräsident Poritz: Bitte! 
Wagner, Jürgen (SPD): Herr Senator Starnick! Sie haben 
aufgezählt, welche Parks inzwischen wieder vorzüglich herge 
richtet wurden. Welche Möglichkeiten obliegen Ihrer Senatsver 
waltung, auf die bezirklichen Gartenbauämter Einfluß zu nehmen, 
daß die Parkwege nicht nach und nach alle zugepflastert und be 
toniert werden? 
Dr. Starnick, Senator für Stadtentwicklung und Umwelt- (C) 
schütz: Ich möchte das so beantworten, Herr Abgeordneter: Ich 
glaube, schon angedeutet zu haben, daß das Landschaftspro 
gramm einen Maßnahmenkatalog enthalten wird, der auch als 
Handlungsanweisung für die Gartenbauämter der Bezirke zu ver 
stehen ist und der gemeinsame Ziele definiert. Insofern hoffe ich 
darauf, daß durch diesen Maßnahmenkatalog die Bezirke ange 
leitet werden, ökologische Wegebepflasterungen vorzunehmen. 
Im Rahmen von Sondermaßnahmen zur 750-Jahr-Feier wer 
den ferner der Tiergarten, der Jagdschloßpark in Glienicke, die 
Gutsparke in Tegel und Britz, der Schustehruspark in Charlot- 
tenburg, Vorgärten in der Schloßstraße in Charlottenburg und 
erste Maßnahmen auf historischen Friedhöfen, hier insbeson 
dere vor dem Halleschen Tor in Kreuzberg, berücksichtigt. 
Der Senat wendet für die Gartendenkmalpflege erhebliche 
Mittel auf. Neben Sondermitteln zur 750-Jahr-Feier von 19,5 Mil 
lionen DM für die Jahre 1984 bis 1987 stehen jährlich Mittel von 
ca. 1 Million DM zur Verfügung. Hinzu kommen bezirkliche In 
vestitionsmaßnahmen von gartendenkmalpflegerischen Inter 
esse. So wurden für den Körnerpark - die Bauwerke ausge 
schlossen - ca. 6 Millionen DM, für den Viktoria-Luise-Platz 
825 000 DM, für den Ludwigkirchplatz 670 000 DM und für den 
Fasanenplatz rd. 150 000 DM, insgesamt als ca. 7,6 Millionen 
DM aufgewendet. In der Investitionsplanung sind ca. 3,6 Millio 
nen DM für die gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen am 
Reuterplatz in Neukölln und in den Cäciliengärten in Schöne 
berg vorgesehen. 
Die künftigen Schwerpunkte der Gartendenkmalpflege wer 
den vermehrt im innersfädtischen Raum liegen. Hier gilt es vor 
dem Hintergrund der gewachsenen Stadtstruktur, die für das 
engere Lebensumfeld ortstypischen grünen Bereiche, mit denen 
sich die Bürger zu identifizieren vermögen, durch gezielte Quali 
tätsverbesserungen aufzuwerten. Vorgesehen sind der Viktoria 
park in Kreuzberg, der Schloßpark in Charlottenburg, die Fortfüh 
rung der Arbeiten im Tiergarten und im Lietzenseepark in Char- (D) 
lottenburg; Stadtplätze, z. B. der Hohenstaufenplatz in Kreuz 
berg und der Savignyplatz in Charlottenburg, außerdem Vorgär 
ten und Gartenhöfe, beides lange vernachlässigte Objekte in 
dieser Stadt. 
Im Bereich der Friedhöfe ist insbesondere vorgesehen, das 
ABM-Programm für besondere Instandsetzungsmaßnahmen zu 
nutzen, und mit kirchlichen Selbsthilfeorganisationen sollen auf 
den Kreuzberger Friedhöfen begonnene Arbeiten auch nach der 
750-Jahr-Feier weitergeführt werden. 
Für Parkanlagen ist die Erstellung sogenannter Parkpflege 
werke beabsichtigt, ein weiteres Instrument, um den Zielen des 
Landschaftsprogramms nachzukommen, wie dies zur Zeit für 
den Tiergarten geschieht. In diesen Riegewerken werden nicht 
nur Aussagen zu Wiederherstellungsmaßnahmen getroffen. 
Breiten Raum nimmt ein Katalog von Rlegemaßnahmen ein, der 
je nach Anlage eine differenzierte, kontinuierliche Riege sicher 
stellen soll. Die Erstellung dieser Parkpflegewerke geschieht in 
enger Abstimmung mit den zuständigen Gartenbauämtern der 
Bezirke und unter Berücksichtigung der Belange des Natur 
schutzes und der Landschaftspflege. 
Der historische Park und Garten ist Zeugnis der Gartengestal 
tung vergangener Zeiten. Er ist der Teil der Identität der Stadt 
und ihrer Unverwechselbarkeit, er ist wie ein historisches Bau 
werk erlebbarer Teil einer geschichtlichen Entwicklung, Aus 
druck ihrer jeweiligen geistigen, sozialen, wirtschaftlichen und 
politischen Verhältnisse und Erinnerungsstätte für historische Er 
eignisse. Der historische Park und Garten ist zugleich erlebnis 
reich gestalteter Erholungs- und Bildungsraum. In Unkenntnis 
ihrer Bedeutung haben sie allerdings bislang kaum eine sach 
gerechte Riege erfahren, sind durch Eingriffe entstellt worden 
oder werden häufig als leicht verfügbare Flächen für andere Nut 
zungen angesehen. Die Gartendenkmalpflege ist daher als Teil 
des Grünflächenwesens bemüht, die vielfach in ihrem Kultur- 
und Erlebniswert beeinträchtigten Parkanlagen zu bewahren 
und durch beispielhafte Wiederherstellung qualitative Impulse 
für das heutige öffentliche Grünflächenwesen zu geben und 
1990
	        
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