Path:
Volume Nr. 11, 17. Oktober 1985

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1985, 10. Wahlperiode, Band I, 1.-18. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode 
11. Sitzung vom 17. Oktober 1985 
486 
Sen Fink 
(A) benötigen auf welchen Feldern, so daß dann die Betreffenden, 
die sich im Rahmen dieser Aktion gemeldet haben, ganz spontan 
ihre Mitarbeit erklären können. 
Ich möchte die Gelegenheit hier gerne wahrnehmen, dazu auf 
zurufen, in allen Feldern, wo es geht, sich an dieser Aktion zu be 
teiligen und andere zu ermutigen, an dieser Aktion teilzunehmen. 
Es ist notwendig, daß wir die professionellen Dienste, die wir in 
Berlin in einem beachtlichen Maße ausgebaut haben, ergänzen 
durch nachbarschaftliche und ehrenamtliche Tätigkeit, weil es 
noch viel zuviele Berlinerinnen und Berliner gibt, die einen Man 
gel an Kontakt haben und vereinsamt sind. Hier können nachbar 
schaftliche ehrenamtliche Tätigkeiten und Dienste helfen. 
Stellv. Präsident Longotius: Erste Zusatzfrage - Flerr 
Biederbick! 
Biederbick (F.D.P.): Darf ich noch einmal nachfragen bezüg 
lich des Punktes der Prüfung der Fachkunde derjenigen, die hier 
ehrenamtlich helfen wollen? Auf diese Frage sind Sie ja nicht ein 
gegangen. Darf ich das so verstehen, daß die von Ihnen genann 
ten Verbände, die dann ja diejenigen, die sich melden, aufneh 
men und mit ihnen arbeiten sollen, diese Prüfung, ob jemand ge 
eignet und in der Lage ist, diese Arbeit zu verrichten, vornehmen 
und daß sie eben nicht von Ihnen vorgenommen wird? 
Stellv. Präsident Longolius; Senator Fink! 
Fink, Senator für Gesundheit und Soziales: Für Tätigkeiten, 
die eine entsprechende fachliche Vorbildung verlangen, werden 
die ehrenamtlichen Kräfte nicht eingesetzt, sondern dort werden 
die professionellen Kräfte eingesetzt. Die ehrenamtlichen Kräfte 
werden für solche Tätigkeiten eingesetzt, wo eben keine ent 
sprechende fachliche Vorbildung notwendig ist. 
Richtig ist, daß es notwendig ist, dafür zu sorgen, daß der 
' Flilfsbereite und der Hilfsbedürftige, daß die richtigen Menschen 
zueinander kommen. Die von mir vorhin genannten Institutionen 
bieten Gewähr dafür, daß dieses in einem optimalen Maße ge 
schieht - zumal wir ja, wie Sie vielleicht wissen, für jede Sozial 
station eine Sozialarbeiterstelle finanzieren mit der Aufgabe, ge 
rade die Kontakte zwischen den Hilfsbedürftigen und denjeni 
gen, die nachbarschaftlich ehrenamtlich tätig sein wollen, herzu 
stellen. 
Stellv. Präsident Longolius: Herr Edel! 
Edel (SPD): Herr Senator, können Sie uns beantworten, ob 
die Institutionen, für die Sie werben, Sie um Hilfe gebeten haben, 
weil sie unter Personalmangel leiden, also zum Beispiel die be 
zirklichen Sozialkommissionen? 
Können Sie uns weiterhin mitteilen, Herr Senator, was die 
doch sehr aufwendige Werbeaktion - 14 Tage, sagten Sie - ge 
kostet hat, damit wir uns ein Bild darüber machen können, wie 
sich Ertrag und Kosten zueinander verhalten? 
Stellv. Präsident Longolius: Senator Fink! 
Fink, Senator für Gesundheit und Soziales: Ich kann Ihnen 
gerne dazu Auskunft geben: Die Aktion selber wird in etwa einen 
Betrag von 300 000 DM verursachen, von denen 150 000 DM 
durch die Stiftung „Hilfswerk Berlin“ finanziert werden. Ich halte 
diese Mittel für sehr gut angewandt. Wenn Sie beispielsweise 
bedenken, mit welchen Millionen für Waschmittel und derglei 
chen geworben wird, 
[Gelächter bei der SPD und der AL] 
dann muß ich sagen: Es ist wirklich wichtig, daß man hier für eine 
der wichtigsten Sachen auf der Welt, nämlich für mehr mit 
menschliches und nachbarschaftliches Engagement, wirbt. 
[Frau Bischoff-Rlanz (AL); Auf demselben Niveau!] 
Denn es darf einen überhaupt nicht wundern, wenn in der Bun- (C) 
desrepublik Deutschland sehr viel weniger das Nachbarschaft 
liche und Ehrenamtliche ausgeprägt ist als beispielsweise im an 
gelsächsischen Raum. Das liegt eben nicht zuletzt daran, daß wir 
über viel zu viele Jahre immer zu sehr auf den Staat gebaut 
haben. Der Staat ist aber gar nicht in der Lage, alle sozialen Pro 
bleme zu lösen, die er anscheinend zu lösen vorgibt. Die Erfah 
rungen, die man in den vergangenen Jahren damit gemacht hat, 
zeigen, wie wichtig es ist, daß die fachlichen, professionellen 
Dienste ergänzt werden um nachbarschaftliche und ehrenamt 
liche Tätigkeit. Die ganzen Diskussionen gerade auch in den Be 
reichen, wo auch Sozialarbeiter aufgeschlossen diskutieren, zei 
gen, daß viele, gerade auch freundschaftliche Beziehungen 
ganz besonders stark und gut aufgenommen werden können, 
wenn eben ein nachbarschaftliches Engagement vorliegt. 
Nun zu Ihrer zweiten Frage: Sie haben gefragt, ob diese Aktion 
von den Wohlfahrtsverbänden unterstützt wird. Ich kann dieses 
bejahen. Ich möchte gerne darauf hinweisen, daß ich mich auch 
bei dieser Gelegenheit ausdrücklich dafür bedanken möchte, 
daß beispielsweise neben dem Regierenden Bürgermeister von 
Berlin auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Bran 
denburg, Herr Kruse, der Generalvikar der Katholischen Kirche, 
HerrTobei, Herr Galinski, der Präsident der Ärztekammer, bis hin 
zu Juppi Becher von der UFA-Fabrik diese Aktion unterstützen 
und auch der geschäftsführende Verband im Rahmen der Liga, 
also die Arbeiterwohlfahrt durch Herrn Buschmann, ausdrücklich 
bei dieser Aktion und bei der Vorstellung dieser Aktion vertreten 
waren als Vertreter derjenigen, die diese Aktion mitunterstützen; 
denn ihnen kommt sie ja letzten Endes auch zugute. 
[Vereinzelter Beifall bei der CDU] 
Stellv. Präsident Longolius: Herr Momper! 
Momper (SPD): Herr Senator, wie hoch sind denn die Kosten 
für diese PR-Aktion? (D) 
[Zurufe von der CDU: Hat er doch gesagt!] 
Stellv. Präsident Longolius: Senator Fink! 
Fink, Senator für Gesundheit und Soziales: Herr Abgeord 
neter Momper, Ihr neues Amt und ein gewisses Wechseln aus 
dem sozialpolitischen Gebiet wird dafür verantwortlich sein, daß 
Sie nicht mitbekommen haben, daß ich die Frage gerade eben 
beantwortet habe. 
Stellv. Präsident Longolius: Ich werde daraufhin dem Kol 
legen Biederbick nachher noch eine weitere Zusatzfrage gestat 
ten, weil dies keine Frage im Sinne der Fragestunde war. Herr 
Haberkorn, bitte! 
Haberkorn (AL): Herr Senator! Ist Ihnen die ziemlich vernich 
tende Studie der Freien Universität - Professor Grottian, Lütke 
und andere - bekannt, die sich mit Ihrer letzten Aktion „Ich für 
Dich“ - oder „Ich für ich“, je nach Sicht des Betrachters - aus 
einandersetzt und die zu dem Ergebnis kommt, daß nicht mehr 
als sehr notwendige Hilfen für Sozialstationen - weil die dort an 
fallenden Arbeiten nicht abgedeckt werden können - von Ihnen 
angedacht werden? Wie beurteilen Sie diese Studie? Haben 
Sie sich mit ihr auseinandergesetzt und eigene Schlußfolge 
rungen daraus gezogen? 
Stellv. Präsident Longolius: Senator Fink' 
Fink, Senator für Gesundheit und Soziales: Mir ist die Studie, 
von der Sie geredet haben und die unter der Leitung von Profes 
sor Grottian erstellt worden ist, natürlich bekannt. Ich habe 
dazu bereits Stellung genommen. Es ist eine Studie, die nicht 
sorgfältig erstellt worden ist - indem beispielsweise lediglich 
eines der möglichen Einsatzfelder befragt worden ist, nämlich
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.