Abgeordnetenhaus von Berlin - 10. Wahlperiode
5. Sitzung vom 13. Juni 1985
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Bm Lummer
(A) stehen. Jeder hat dabei so seine Bilder und Vorstel
lungen.
[Zuruf der Frau Abg. Dr. Schramm (AL)]
— Sehr gut, ich freue mich über Ihre Bewertung. Ich weiß,
daß Sie sich mit mir mit Interesse beschäftigen. Dieses
Interesse will ich Ihnen auch nicht streitig machen.
Nun aber zum Sachverhalt, Herr Kollege Lange. Bis
zum gestrigen Tage, das ist also der 12. Juni 1985, haben
sich bei der Berliner Ausländerbehörde 59 Ausländer —
ich sage ausdrücklich: Ausländer —, davon zwei Kinder,
gemeldet. Das sind solche, die zwischen Mitte und Ende
Mai aus Rumänien eingereist sind.
Für zwei weitere Personen hat der Paßkontrolldienst
an der Waltersdorfer Chaussee Pässe einbehalten und an
die Ausländerbehörde geleitet, ohne daß die Inhaber bis
her bei dieser Behörde erschienen wären. Aber sie wer
den dies sicherlich noch tun.
Über weitere Einreisen nach dem 31.Mai 1985 ist uns
nichts bekannt. Ich neige daher dazu, davon zu reden,
daß von einer Einreisewelle zumindest noch nicht die
Rede sein kann. Wir sagen, die Zahl 59 ist keine Welle.
Aber dabei mögen auch Wertungsunterschiede existieren.
Diese Personen nun, von denen hier die Rede ist.
haben Pässe mit einem ganz bestimmten Aufdruck. Dieser
lautet: „Für Personen ohne Staatsbürgerschaft“. Sie sind
zum Teil schon im vergangenen Jahr ausgegeben worden
— mit einer Ausreiseerlaubnis verbunden — vom rumä
nischen Innenministerium.
Aus diesen Pässen nun kann nicht in jedem Fall ge
schlossen werden, daß es sich um staatenlose Personen
(B) handelt. Denn um das beantworten zu können, muß in
jedem Einzelfall geprüft werden, ob die Entlassung aus
der rumänischen Staatsangehörigkeit beantragt und die
sem Antrag von der rumänischen Behörde entsprochen
worden ist. Es hat auch in der Vergangenheit Einreisen
von Personen aus Rumänien mit derartigen Pässen ge
geben, die gleichwohl rumänische Staatsangehörige
waren. Bis zur eindeutigen Feststellung und Klärung die
ser Frage werden sie bei uns als Personen mit unge
klärter Staatsangehörigkeit geführt.
Nun zur schwedischen Regierung; Es ist uns bekannt,
daß die schwedische Regierung dagegen protestiert hat,
daß Rumänien die Ausreise von über hundert Personen
nach Schweden ermöglicht hat, ohne daß diese Personen
ein Einreisevisum für Schweden besaßen. Der Senat steht
in engem Kontakt zur Bundesregierung, um eine Klärung
der Situation herbeizuführen, denn das Verhalten der
rumänischen Regierung ist ganz gewiß ungewöhnlich und
völkerrechtlich äußerst problematisch.
Bei der Gesamtbewertung kommt es naturgemäß dar
auf an, wie sich die Einzelfälle darstellen. Diese Einzel
gespräche werden von uns geführt schon deshalb, weil
von diesen 57 Personen — zwei Kinder sind dabei —
25 einen Asylantrag gestellt haben. Bei sieben Antrag
stellern liegen jetzt die Ergebnisse der ersten Befragung
vor. Das sieht so aus, daß die Ausreise aus Rumänien von
den Personen selbst — zum Teil schon seit Jahren —
betrieben worden ist. Sie wollten hinaus, sie wollten sich
in die USA, nach Italien oder auch in die Bundesrepublik
Deutschland begeben, das heißt auswandern aus Rumä
nien. Dies ist der Sachverhalt, so wie er sich bisher dar
stellt. Wir sind selbstverständlich gern bereit, dem Haus
das Ergebnis der Befragung mitzuteilen, wenn die Befra
gungen abgeschlossen worden sind, und auch die Bewer
tung der Bundesregierung, die aufgrund diplomatischer
Kontakte zustande gekommen ist.
Stellv. Präsident Longolius: Erste Zusatzfrage — Herr (C)
Abgeordneter Dr. Lange!
Dr. Lange (F.D.P.): Herr Senator! Da sich der Sachver
halt nach Ihren eigenen Ausführungen offenbar erst
gestern oder vor wenigen Tagen so herausgestellt hat,
wie Sie ihn hier vorgetragen haben; Teilen Sie nicht
meine Auffassung, daß es klüger gewesen wäre, sich mit
öffentlichen Erklärungen zu dieser Problematik, die vor
14 Tagen abgegeben wurden aus Ihrem Hause und von
dem Senatspressesprecher, etwas mehr zurückzuhalten,
so daß das Verwirrspiel um diese Rumänen in den letzten
14 Tagen nicht diese Dimensionen angenommen hätte,
die es leider angenommen hat?
Stellv. Präsident Longolius: Senator Lummer!
Lummer, Bürgermeister und Senator für Inneres; Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege
Dr. Lange! Was die Klugheit anbetrifft, sind wir einer
Auffassung.
Stellv. Präsident Longolius: Neue Zusatzfrage — Herr
Dr. Lange!
Dr. Lange (F.D.P.): Herr Senator! Kann man Ihre Be
merkung so verstehen, daß Sie alles in Ihren Kräften
Stehende tun werden, um für die Zukunft sicherzustellen,
daß bei solch diffizilen und sensiblen Fragen der Senat
zumindest mit einer Zunge spricht?
Stellv. Präsident Longolius: Senator Lummer!
Lummer, Bürgermeister und Senator für Inneres: Das,
Herr Kollege Dr. Lange, werde ich schon im eigenen
Interesse tun, natürlich auch im übergeordneten Inter
esse. Ich bitte allerdings, auch einmal sagen zu dürfen,
daß gelegentlich Mitarbeiter — ganz gleich welcher Ver
waltung — unter einen Aussagedruck gestellt werden, der
manchmal die Grenzen des Zumutbaren übersteigt.
Stellv. Präsident Longolius: Keine weiteren Zusatz
fragen..
Wir kommen dann zur fünften Mündlichen Anfrage, die
der Kollege Führer stellt Uber
Zubringerverkehr der BVG zur BUGA
Führer (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren! Ich frage den Senat:
1. Weiche Erfahrungen wurden mit dem Zubringerver
kehr der BVG zur BUGA bisher gemacht?
2. Wird der Senat in Verbindung mit der BVG Konse
quenzen aus diesen Erfahrungen ziehen und, wenn ja,
welche?
Stollv. Präsident Longolius: Senator Wronski!
Wronski, Senator für Verkehr und Betriebe: Herr Präsi
dent! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Füh
rer! Zunächst einige Fakten: In der Zeit vom 26. April bis
zum 11. Juni besuchten die BUGA nach deren .Angaben
ca. 1,7 Millionen Personen. Davon benutzten für die Hin-
und Rückfahrt die BVG-Sonderlinie ab bzw. zum U-Bahn
hof Johannisthaler Chaussee 170 000 Fahrgäste, ab und