Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
82.Sitzung vom /.Dezember 1984
üepelt
(A) Das sind die innovativen Betriebe, die für den Umwelt
schutz die Vorreiter sind. Diese wollen wir auch belohnen,
weil sie sonst diejenigen sind, die von der Bürokratie
erschlagen werden. Dies ist ein wesentliches Konzept in
unserer Vorstellung, wie wir Umweltschutz durchsetzen
wollen.
Denn wenn wir mehr für den Umweltschutz tun wollen —
Ihnen eine fremde Vorstellung —, dann muß man es den
Wirtschaftsunternehmen natürlich auch gestatten, den Um
weltschutz dort durchzusetzen, wo er am effektivsten und
kostengünstigsten durchzusetzen ist. Und wenn das danm
auch noch Gewinn bringt — und im Gegensatz zu Herrn
Ueberhorst gestern versteht der Herr Jo Leinen das durch
aus, er ist ja auch Ihr Parteimitglied; Sie sollten einmal
mit ihm darüber reden —, ist das ein Rezept, wie wir Um
weltschutz effektiv mit der Wirtschaft durchsetzen können-
Für die Zukunft haben wir eine Reihe von Aufgaben..
Sie betreffen die Verhandlungen mit der DDR. Wir haben
die Beteiligung aus Berlin an den deutsch-deutschen Ver
handlungen durchgesetzt. Wir brauchen, das ist keine
Frage, ein schnelles Abkommen.
Wir wollen auch in einem Ballungsraum beispielsweise
deutlich machen, wie Umwelt- und Naturschutz durch
gesetzt werden kann. Ich sage das vor allem auch noch
einmal zu dem Konflikt zwischen dem Sport und dem
Umweltschutz. Wir müssen in Berlin beispielhaft deutlich
machen, daß beides zu einer attraktiven Großstadt gehört,
Freizeit und Erholung, aber auch der Naturschutz, und
beides muß sich miteinander versöhnen.
[Beifall bei der CDU und der F.D.P.]
Wir finden, aufgrund seiner Betroffenheit in der Umwelt-
belastung — das ist die Luft, aber, darüber sind wir uns
' ' ja einig, das wird auch der Boden sein — ist Berlin auf
grund der Forschungseinrichtungen in dieser Stadt prä
destiniert als Standort für internationale Umweltkonferen
zen, die wir in Berlin sehen möchten, beispielsweise für
die Nachfolgesitzung der Münchener Umweltkonferenz.
Dies sind einige Punkte, die über ein Detailprogramm,
weil zu diesem die Zeit nicht reicht, hinausgehen. Aber es
sind Leitlinien dazu. Wir sagen aber auch eines; Sie haben
gesagt, wir haben damit angefangen. Wir haben durch die
Neuschaffung dieses Ressorts das Instrument zum Um
weltschutz geschaffen. Dies war die Chance zum Umwelt
schutz. Herr Pätzold und Herr Ristock haben sich noch
darüber gestritten, welche Kompetenzen wer wahrzuneh
men hat. Wir haben eine Bilanz vorzulegen gehabt.
[Dr. Meisner (SPD): Kompetenzen müssen nicht
nur da sein, sie müssen auch wahrgenommen wer
den! — Freudenthal (AL): Was haben Sie denn
daraus gemacht?]
— Sehen Sie, das wollte ich gerade erzählen. Nun seien
Sie auch still und hören zu. Das freut mich. Nun haben wir
wieder eine gemeinsame Linie. Und wir haben ja auch von
der Schaffung des Ressorts an etwas vorzuzeigen gehabt.
Da braucht sich dieser Senat nicht zu verstecken. Das
geht beim Bewag-Modernisierungsprogramm, beim Alt
lastensanierungsprogramm, beim Hofbegrünungsprogramm
los. Sie sehen unsere Maßnahmen im Naturschutz. Das
geht bis zum Konzept des Flächennutzungsplanes, eines
wesentlichen strategischen Instrumentes. Dies ist eine
stolze Bilanz, hinter der sich weder Senator Hassemer
noch Senator Vetter verstecken müssen.
[Freudenthal (AL): Das sind doch alles nur
Ankündigungen von Entwürfen! — Wachsmuth
(AL): Wäre doch nur Hassemer Senator für
Umweltschutz geblieben!]
— Aber Entschuldigung, das Altlastensanierungsprogramm (C)
wird durchgeführt, und damit haben wir vielen Betrieben
mit Spitzenzuschüssen verholten, umweltfreundlich produ
zieren zu können. Das müssen Sie zur Kenntnis nehmen!
Und diesen Weg werden wir weiter gehen.
Nein, in diesem Jahr haben wir einige Fortschritte ge
macht. Wir haben auch im Haushalt die Mittel für das
Waldgesundheitsprogramm erhöht. Wir haben Mittel zur
Verbesserung des Luftmeßverfahrens eingesetzt. Und wir
haben einen Modellversuch finanziell abgesichert, der ins
besondere die Schadstoffilter für Einzelheizungen betrifft.
Wir sind uns einig — und das haben wir bereits vor zwei
Tagen gesagt —, Herr Meisner, daß natürlich auch die
finanzielle Absicherung bei der Altlastenbeseitigung in
Zukunft weiter gesichert bleibt. Dies war ein Versprechen,
das wir abgegeben haben. Und wenn die diesjährigen
Haushaltsmittel dafür nicht ausreichen, wird das im Nach
tragshaushalt von uns berücksichtigt werden. Dies bleibt
unsere Aufgabe, und aus ihr begeben wir uns nicht heraus.
Nein, dieser Haushalt legt das Fundament, die Chancen
für den Umweltschutz im Jahre 1985 wahrzunehmen. Und
wir sind sicher, das Wählervotum am 10. März 1985 ver
hütt uns dazu, diese Chance für den Umweltschutz auch
für weitere vier Jahre wahrzunehmen. — Ich danke Ihnen
für Ihre Aufmerksamkeit.
[Beifall bei der CDU und der F.D.P.]
Stellv. Präsident Longolius: Bevor ich dem Kollegen
Swinne das Wort erteile, möchte ich die Fraktionen dar
auf aufmerksam machen, daß es sicherlich nicht zulässig
ist, die Gesamtredezeit für jede Fraktion durch unabläs
sige Zwischenrufe zu verlängern. Das ist ein Trick, den
wir hier nicht akzeptieren werden. Ich bitte also um Auf- (P)
merksamkeit für den Redner. Es ist Herr Swinne.
Swinne (F.D.P.): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Bei mir können Sie ruhig Zwischenrufe machen,
ich habe noch so viel Redezeit, ich kann die alle ver
kraften.
Vor einem Jahr hat die Opposition zum Haushalt für
Stadtentwicklung und Umweltschutz geschwiegen. In die
sem Jahr hat Herr Dr. Meisner für die SPD-Fraktion nur
aus einem Parteiprogramm einer Koalitionsfraktion zitiert
und daraus seine Schlüsse gezogen über die eigentliche
konkrete Arbeit.
[Dr. Meisner (SPD); Aus Ihrem Programm konnte
ich ja keine Schlüsse ziehen. Sie haben ja keins
und sind dann sowieso nicht mehr da!]
Und der liebe Kollege Freudenthal hat sich hier nur in
resignativen Äußerungen ergangen, ohne selbst eine Per
spektive zu entwickeln.
[Freudenthal (AL): Wir haben doch genug
Vorschläge eingebracht!]
Ich wundere mich einfach, daß eine Partei wie die Alter
native Liste, die vorgibt, Vorreiter des Umweltschutzes
in dieser Stadt zu sein, in einer der wichtigsten Debatten
in einem Jahr — wie heute — einfach ein paar resignative
Bemerkungen und Handbewegungen macht. Dann ist
Ruhe.
[Dr. Mahlo (CDU): Der war nicht vorbereitet!]
Aus diesem Grunde möchte auch ich das Hohe Haus
nicht mit meinen Äußerungen zu sehr langweilen. Trotz
dem glaube ich, daß diese Koalition schon einiges in der
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