Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
76. Sitzung vom 25. Oktober 1984
Sen Franke
(A) Im übrigen haben wir im Rahmen der bisherigen Untersu
chungen für den Ausbau des Innenteils, nämlich für die
unterlassene Instandsetzung, nicht unerhebliche Summen
bereits jetzt schon einsparen können. Wir werden auch
weiterhin versuchen, die erforderlichen Einsparungsmaßnah
men vorzunehmen.
Dieser Senat ist bisher bei seinen Vorausplanungen hin
sichtlich von Baumaßnahmen äußerst korrekt gewesen. Hier
ist möglicherweise eine Ausnahmesituation eingetreten, weil
Planzeichnungen, die eigentlich den Zustand nach der Fer
tigstellung des Gebäudes zeigten und von einem vereidigten
Sachverständigen geprüft worden sind, nicht mit der tatsächli
chen Bauausführung übereinstimmen. Worauf das zurückzu
führen ist, untersuchen wir zur Zeit. Ich ziehe es vor, Herr
Abgeordneter Jungclaus, die Kostensteigerungen unter mei
nem Vorgänger, Harry Ristock, die sich niemals auch nur
annähernd an die Planungen gehalten haben, hier nicht
vorzutragen. Aber ich stelle Ihnen das gern zur Verfügung, so
daß Sie das nächste Mal anders tragen können.
[Beifall bei der CDU]
Stellv. Präsident Longolius: Herr Kollege Röseler stellt die
nächste Zusatzfrage.
Röseler (CDU); Herr Senator! Habe ich aus Ihren Worten zu
' Recht entnommen, daß Sie alles daransetzen wollen, um den
ursprünglich vorgesehenen Kostenrahmen doch noch zu
halten?
Zweitens: Da die Kollegen von der SPD nach persönlichen
Konsequenzen fragen, können Sie dem Haus noch einmal
erläutern, welche persönlichen oder politischen Konsequen
zen frühere Senatoren aus explosionsartigen Kostensteige-
(B) rungen, wie z.B. beim Congress Centrum, gezogen haben?
[Wagner (SPD): Das ist wohl neuerdings eine
Pflichtfrage?]
Stellv. Präsident Longolius: Bitte, Herr Senator!
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsi- ■
dent! Herr Abgeordneter! Selbstverständlich werden wir alles
versuchen, den bisher vorgegebenen Kostenrahmen zu hal
ten. Ich erkläre aber, daß die Untersuchungen noch nicht
abgeschlossen sind. Frühere Senatoren haben keine Konse
quenzen gezogen, sie haben es vorgezogen, sich von der
Berliner Bevölkerung abwählen zu lassen.
[Beifall bei der CDU]
Stellv. Präsident Longolius: Zur letzten Zusatzfrage - Herr
Kollege Dr. Dittberner!
Dr. Dittberner (F.D.P.): Herr Senator! Sie haben in Ihrer
ersten Antwort die Alternative aufgezeigt, entweder die zu
sätzlichen Kosten zu realisieren, wozu es eines Beschlusses
des Abgeordnetenhauses bedarf, oder aber - wenn ich das
richtig in Erinnerung habe - umzupianen. Würde das bedeu
ten, daß Sie auch in Aussicht stellen oder mit dem Gedanken
spielen, beispielsweise eine andere Firma mit der Durchfüh
rung des Wiederaufbaus zu beauftragen?
Stellv. Präsident Longolius: Bitte, Herr Senator!
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr Präsi
dent! Herr Abgeordneter! Ich bin da möglicherweise mißver
standen worden. Ich habe die ganz klare Vorgabe, einmal für
den konstruktiven Wiederaufbau etwa 35 Mio DM und für den
Rest etwa 15 Mio DM zur Verfügung zu haben. Die 15 Mio DM
haben wir bereits durch Untersuchungen reduzieren können.
Im übrigen sehe ich zur Zeit absolut keine Notwendigkeit, eine
andere Firma mit dem Wiederaufbau zu beauftragen, ganz
abgesehen davon, daß das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit
zu Mehrkosten führen würde.
Stellv. Präsident Longolius: Meine Damen und Herren! Die
Fragestunde ist damit beendet. Alle bis jetzt nicht beantworte
ten Fragen werden gemäß § 51 Abs. 5 unserer Geschäftsord
nung schriftlich beantwortet.
Wie vorhin beschlossen, rufe ich jetzt auf die
Aktuelle Stunde
zum Thema „Bedarfsdeckung und Fehlsubventionie
rung im Wohnungsbau“
verbunden mit der
Drucksache 9/2199:
Antrag der Fraktion der SPD über Einschränkungen bei
der Erhebung der Fehlbelegungsabgabe
Wir haben beschlossen, daß die maximale Redezeit je
Fraktion 20 Minuten betragen wird. Die Beratung wird vom
Kollegen Simon eröffnet.
Simon (CDU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Lassen Sie mich einleitend zu dieser Aktuellen Stunde fest
stellen, daß es das Ziel der Wohnungsbaupolitik der CDU ist,
jedem Berliner Mieter eine bezahlbare und gut erhaltene
Wohnung zu schaffen bzw. zu erhalten. An diesem Ziel werden
wir uns messen lassen müssen, und wir werden uns auch
daran messen lassen.
Ich komme zunächst zum Problemkreis der Bedarfsdek-
kung: Hier ist das Ziel ganz eindeutig. Wir wollen, daß sich der
Berliner Markt vom Vermietermarkt zum Mietermarkt ent
wickelt. Wir werden alles tun, um dieses zu erreichen.
[Beifall bei der CDU]
Der Berliner Mieter soll künftig nicht mehr wie in den
Jahrzehnten der Vergangenheit in der Situation sein, daß der
Vermieter sich aussuchen kann, wen er - egal zu welchem
Preis - nimmt. Künftig soll sich der Mieter aussuchen können,
welche Wohnung ihm paßt und welche er bezahlen kann; er
soll also die Wahl haben.
[Beifall bei der CDU]
Das ist unser Ziel.
Hinsichtlich der Anzahl der Wohnungen in Berlin ist es ganz
eindeutig, das wissen wir alle, nicht nur in diesem Haus, daß
wir in Berlin die beste Situation in der gesamten Welt haben,
nämlich rund 1,1 Millionen Wohnungseinheiten. Aber das
Problem war und ist teilweise noch - darüber darf und kann
man nicht hinwegsehen - die Qualität. Von da her müßte
weiterhin gebaut werden, und zwar in ganz erheblichem
Maße, um dieses Ziel zu erreichen.
Lassen Sie mich Ihnen dieZahlen nennen, damit man sehen
kann, was dieser Senat, was diese Koalition in diesem Lande
Berlin in den letzten dreieinhalb Jahren tatsächlich auf
diesem Gebiet geleistet hat. In den Jahren 1981 bis 1983 sind
in Berlin 23000 Wohnungen neu bezogen worden. 9000
Wohnungen befinden sich zurZeit in der Baufertigstellung und
sind bald bezugsfertig, ln diesem und im nächsten Jahr
4662