Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
74. Sitzung vom 27. September 1984
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Stellv. Präsident Longolius
lichkeit anerkennen wollen, dann bitte ich um Ihr Handzei
chen. - Danke, das ist so beschlossen. Dann muß ich
korrekterweise fragen, ob Wünsche zur Begründung oder zur
Beratung dieses Antrages vorhanden sind?
[Zuruf des Abg. Freudenthal (AL)]
- Ich will nur korrekt sein, Herr Freudenthal, es tut mir
furchtbar leid. Dann ergibt sich aus dem Text - und das ist
inzwischen auch schon beantwortet worden - eine Überwei
sung an den Hauptausschuß. Wer dem zuzustimmen wünscht,
den bitte ich um das Handzeichen. - Danke, das ist so
beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 22, Drucksache 9/2086:
Antrag der Fraktion der AL über Erhalt des ehemaligen
Schultheiß-Geländes „Am Tempelhofer Berg“, Berlin-
Kreuzberg
Wortmeldungen in der Beratung gibt es nicht. Der Ältestenrat
empfiehlt die Überweisung an den Ausschuß für Bau- und
Wohnungswesen, der federführend sein soll, und an den
Ausschuß für Stadtentwicklur<g, Umweltschutz und Verkehr.
Bei Zustimmung bitte ich um Ihr Handzeichen. - Die Gegen
probe! - Enthaltungen? - Also, bei Beteiligung mancher
Abgeordneter ist das so beschlossen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 23, Drucksache 9/2095:
Antrag der Fraktion der CDU und der Fraktion der
F.D.P. über Handwerksprogramm
Das Wort in der Beratung hat der Kollege Wagner.
Wagner (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Ich darf nach Hause. Ich hoffe, die meisten von Ihnen auch.
Meine Damen und Herren, ich gebe deshalb meine Rede zu
Protokoll.
[Beifall und Heiterkeit im gesamten Haus]
Die SPD-Fraktion ist gerne bereit, über diesen Antrag
hier und heute zu beraten und abzustimmen. Ich kann
mir aber einige kritische Anmerkungen dazu nicht
verkneifen. Für mich ist dies ein typischer Show-Antrag
der mehrheitsbeschaffenden Fraktionen. Es ist
schlimm genug, daß sie sich dafür nicht zu schade sind.
Der Antrag ist dünn, allgemein und bietet nichts Neues,
es ist im Prinzip kalter Kaffee.
Viele Vorschläge sind bereits seit langem von der
SPD-Fraktion hier im Abgeordnetenhaus eingebracht
worden. Es ist häufig erstaunlich, zu sehen, wie mit
einem bestimmten Zeitabstand entweder der Senat
oder die Koalitionsfraktionen mit gleichen Vorschlägen
wieder aus dem Mustopf kommen. Ich vermute, daß der
Hintergrund für ihre Aktivität der ist, daß die Hand
werkskammer die Strukturprogramme des Senats
deutlich kritisiert hat, weil sich das Handwerk darin
nicht wiederfindef. Jetzt muß schnell noch eine Initiati
ve zum Handwerk nachgeschossen werden.
Ich will Ihnen kurz an einigen Beispielen darlegen,
wo und wann dies alles schon einmal gesagt und
gefordert wurde:
- Die Forderung nach Anwendung neuer Technolo
gien ist zunächst eine Banalität. Wenn der Senat
die Möglichkeiten der Beteiligung von Handwerks
betrieben am Gründerzentrum der TU Berlin bis
her noch nicht ventiliert hat, dann ist es schlimm
genug. Das gleiche gilt für den Innovationsfonds.
Offensichtlich haben CDU und F.D.P. während der
Haushaltsberatungen 1984 nicht gemerkt, warum
die SPD-Fraktion eine Austrocknung des Innova
tionsfonds für kleine und mittlere Unternehmen
gefordert hat. Hier sind natürlich auch gezielt
Handwerksbetriebe einzubeziehen.
- Was die Existenzgründungen angeht, so gibt es
doch eine ganze Palette von Förderungsmöglich
keiten. Sagen sie doch deutlich, was sie konkret
wollen. Diese Formulierung dient doch nur dazu,
die Jungmeister namentlich zu erwähnen. Das ist
unseriös.
- Das gleiche gilt für die Forderung nach Hilfen für
eine stärkere Absatzorientierung. Die SPD-Frak
tion hat unter anderem konkrete Vorschläge ge
macht für die Einbeziehung von Handwerksbetrie
ben und anderen kleinen und mittleren Unterneh
men in Berlin in die Entwicklungsarbeit mit der
dritten Welt. Ich erinnere hierbei sowohl an die
Haushaltsberatungen 1984 als auch an unseren
Antrag über Ausbau Berlins als Zentrum des Nord-
Süd-Dialogs und der Entwicklungszusammenar
beit vom 22. Juni 1984.
Wollen Sie zusätzliche Ergänzungen im Berlin
förderungsgesetz?
- Meine Damen und Herren von der CDU und F.D.P.,
dies ist nun wirklich ein Punkt, der aus unseren
Anträgen abgeschrieben ist. Bereits am 21. Okto
ber 1983 haben wir einen Antrag über „Beschäfti
gung von Generalübernehmern und Generalunter
nehmern bei öffentlich sowie öffentlich geförder
ten Bauten Berlins“ eingebracht. Danach soll die
Beschäftigung von Generalübernehmern unter
bleiben und die Heranziehung von Generalunter
nehmern auf die Fälle beschränkt bleiben, in
denen sie unabweisbar ist. Ferner haben wir im
Antrag der SPD-Fraktion über Bekämpfung der
Schwarzarbeit in Berlin gefordert, die Aufträge für
öffentlich sowie öffentlich geförderte Bauten Ber
lins in möglichst viele Teilleistungen zu zerlegen
und unmittelbar an solche Firmen zu vergeben, die
die Aufträge überwiegend mit eigenen Arbeitneh
mern durchführen können. Ferner soll geprüft
werden, inwieweit die Freigrenzen für eine frei
händige Auftragsvergabe der öffentlichen Hand
angehoben werden, ln der letzten Sitzung des
Ausschusses für Arbeit und Wirtschaft haben wir
darüber beraten, der Tagesordnungspunkt wurde
vertagt, bis ein Bericht des Senats vorliegt,
- Die Forderung nach Hilfen bei der Schaffung von
Gewerberäumen für Handwerksbetriebe entbehrt
nun jeder Originalität. Ich könnte viele Beispiele
anführen, wo das von der SPD-Fraktion gefordert
wurde. Ich will nur an zwei erinnern. In den
Haushaltsberatungen 1984 wurde von der SPD-
Fraktion die Förderung der Erschließung von Indu
strie- und Gewerbeflächen, insbesondere auch
der Nutzung von mehrgeschossigen Industriebau
ten und der Gewerbeumsiedlung gefordert. Eben
so haben wir uns in diesem Zusammenhang für
eine Sanierung vorhandener Gewerbehöfe sowie
einen Neubau von Gewerbehöfen, soweit erforder
lich, eingesetzt. Auf den gleichen Problemzusam
menhang haben wir in unserem Antrag über ein
Konzept von Gewerbemieten in Berlin vom 2. März
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