Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
71. Sitzung vom 28. Juni 1984
Frau Zieger
(A) und welche finanziellen Modelle möglich sind. Meine
Fraktion hat es leider nicht erreichen können, daß gleich
in die Beschlußempfehlung Taxifahrten zum BVG-Tarif
aufgenommen wurden, sondern das ist nur eine Proto
kollnotiz geworden. Leider ist es auch nicht dazu gekom
men, daß der Senat — der immer auf alten Pfaden tappt
— verpflichtet wird, mit Gruppen zusammenzuarbeiten,
die draußen diese Forderung vertreten. Nun denn: Eine
solche Expertise wird erstellt werden, zwar zum 31. De
zember, obwohl ich einen Bericht zum 31. Oktober für
sinnvoller gefunden hätte. Ob das neue Berichtsdatum
erfüllt wird, ist schließlich auch noch fraglich; denn die
Berichte kommen ja leider selten pünktlich.
Weil dieser Antrag über unsere Fraktion hinaus eine
sehr breite Unterstützung bekommen hat, weil es der
direkteste und einfachste Weg ist, die Bedrohung von
Frauen nachts tatsächlich dadurch aufzuheben, daß sie
Taxen benutzen können, hoffe ich, daß Sie sich diesem
Problem ernsthaft zuwenden. — Entschuldigen Sie, bitte,
daß ich jetzt abbreche, weil ich einfach nicht mehr kann.
[Beifall bei der AL]
Stellv. Präsident Longolius: So, wir kommen dann zu
den Abstimmungen. Zunächst stimmen wir ab über die
Beschlußempfehlung über besseren Schutz der Opfer von
Sexualstraftaten. Der Rechtsausschuß empfiehlt die Ab
lehnung des Antrages. Wir stimmen aber ab über den
Antrag der Fraktion der SPD, Drucksache 9/1568. Wenn
Sie ihm zustimmen wollen, dann bitte ich um Ihr Hand
zeichen. — Die Gegenprobe! — Enthaltungen! Das ist ab
gelehnt.
Jetzt kommen wir zur Beschlußempfehlung über den
Schutz der Intimsphäre bei Gerichtsverhandlungen für
Opfer einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbestim
mung. Wer dem Antrag der Fraktion der CDU und der
Fraktion der F.D.P., Drucksache 9/1584, unter Berücksich
tigung der Beschlußempfehlung, Drucksache 9/1966, seine
Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das
Handzeichen. — Gegenprobe! — Enthaltungen! Das ist so
beschlossen.
Wir kommen jetzt zur Beschlußempfehlung über Finan
zierung von Taxifahrten für Frauen und Mädchen. Wir
stimmen ab über den Antrag der Fraktion der AL in der
Fassung der Beschlußempfehlung des Ausschusses für
Frauenfragen. Bei Zustimmung bitte ich um ihr Hand
zeichen. — Die Gegenprobe! — Enthaltungen! Bei einer
Gegenstimme und bei einigen Enthaltungen so beschlos
sen.
[Allgemeine Unruhe]
Ich rufe auf
lfd. Nr. 21, Drucksache 9/1948:
Beschlußempfehlung des Ausschusses für Arbeit
und Wirtschaft vom 19. Juni 1984 zum Antrag der
Fraktion der SPD über Nutzung von Stadtgas
(Erdgas) für die Energieversorgung des Neubau
gebietes auf den Rudower Feldern, Drucksache
9/1713
Wird das Wort in der Beratung gewünscht? — Das ist
nicht der Fall. Wer der Beschlußempfehlung, durch die
der Antrag für erledigt erklärt wird, seine Zustimmung zu
geben wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. Die
Gegenprobe! — Enthaltungen? — Bei Nichtteilnahme fast
der Hälfte der Abgeordneten ist das so beschlossen.
Ich rufe auf (C)
lfd. Nr. 22, Drucksache 9/1956:
Beschlußempfehlung des Ausschusses für Bundes
angelegenheiten und Gesamtberliner Fragen vom
14. Juni 1984 zum Antrag der Fraktion der AL über
Maßlosigkeit etablierter Politiker Teil 3, Drucksache
9/1781
hierzu auch ein Änderungsantrag der Fraktion der Alter
nativen Liste;
Der Senat wird aufgefordert, dem Abgeordneten
haus innerhalb einer Woche einen Bericht über die
Verwicklungen Berliner Parteien in den Parteispen
denskandal vorzulegen.
In dem Bericht ist insbesondere aufzuführen;
— einzelne Spender
— Höhe der Spenden
— betroffene Parteien.
Das Wort in der Beratung hat Herr Dr. Köppl.
[Unruhe bei der CDU und der SPD]
Dr. Köppl (AL): Ja, meine Damen und Herren, das ist
nun einmal das Lieblingsthema, das hier immer zu später
Stunde ansteht. Ich kann es nicht ändern.
[Dr. Lehmann-Brauns (CDU): Doch, Sie
könnten schweigen!]
Das ist immer nach 0.00 Uhr hier auf der Tagesordnung,
und ich muß Ihnen sagen, daß ich diese Rede nicht zu
Protokoll geben werde. Ich habe sie auch nicht schrift
lich vorliegen, sondern ich habe sie in meinem Kopf. Des
halb muß ich sie hier auch halten.
Die Alternative Liste hat Ihnen vor etwa vier Wochen
einen Antrag unter dem sinnvollen Titel „Die Maßlosig
keit etablierter Politiker Teil 3“ vorgelegt — wenn das so
weitergeht, werden wir in diesem Jahr am Ende dieser
Fortsetzungsfolge wohl noch das Dutzend voll kriegen —,
in dem wir den Senat auffordern, eine Bundesratsinitiative
gegen die Amnestiepläne der Bundesregierung bezüglich
der illegalen Parteispenden zu ergreifen. Dieser Antrag
ist mittlerweile überholt, weil es durch den breiten Protest
der Bürger und durch die Verunsicherung besonders in
den Kreisen der F.D.P., ob man mit diesen Praktiken noch
in der Lage ist, über die 5 %-Hürde zu kommen, gelungen
ist, diese Amnestiepläne zu kippen.
Es ist aber inzwischen etwas anderes in Berlin passiert.
Es ist nämlich auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion
herausgekommen, daß es auch in Berlin eine Parteispen
denaffäre gibt. Also auch in Berlin! Das ist ja damals
von Ihnen bestritten worden; wir hatten da ja mal ein
bißchen nachgefragt. Es ist damals von Ihnen bestritten
worden, daß auch Berliner Parteien in diesen Skandal
verwickelt sind.
Nun gibt es eine einfache Milchmädchenrechnung: Die
SPD fragt an. In diesem Falle kann man davon ausgehen,
daß sie selbst nicht betroffen sein wird. Damit muß man
rechnen; sie hat ja ihre Leute in der Innenverwaltung.
Das ist ihr gut gesteckt worden; sie ist aber selbst nicht
betroffen.
Bei der AL — bei allen bösen Verleumdungen hier im
Raum — wird man davon ausgehen können, daß die
Großindustrie nicht gerade uns subventioniert; denn wir
4358