Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
64.Sitzung vom 22.März 1984
Sen Franke
Berliner Stadtkommmandanten - ab 9. März noch einmal sehr
intensiv solche Panzergräben gezogen worden sind.
[Wagner (SPD): Ich kann mich erinnern!]
Wir haben immer wieder versucht - das wird selbstverständlich
vor jedem Bauvorhaben getan uns sachkundig zu machen;
und wir haben zum Beispiel auf aufgrund der Hinweise, die wir
und insbesondere auch das Bezirksamt Neukölln erhalten
haben - nämlich Splittergräben - dort Untersuchungen ange
stellt. Sie waren seinerzeit ergebnislos; das Luftbild, das einen
Panzergraben zeigt, ist ja erst Ende Dezember 1983 zu uns ge
langt, mußte ausgewertet werden und brachte das Ergebnis,
daß wir dann ab Februar 1984 dort aktiv werden konnten, unter
anderem mit der Folge, daß das Gelände Rarrland-Siedlung,
das auch von dem Panzergraben betroffen ist, nicht zur Be
bauung freigegeben wurde, sondern wir haben es ausgeschrie
ben und dort sofort mit der Suche begonnen, bei der wir schon
ziemlich weit fortgeschritten sind.
Präsident Rebsch: Bevor ich dem Abgeordneten Schoen-
thal das Wort zur letzten Zusatzfrage gebe, erteile ich dem
Abgeordneten Jungclaus zur Geschäftsordnung das Wort.
Jungclaus (SPD): Herr Präsident! Wir behandeln hier ein
Thema, das die Sicherheit der Anwohner, das die Sicherheit der
künftigen Bewohner in dieser Gegend und die Sicherheit der
Kinder, die dort die Kindertagesstätte besuchen sollen, betrifft.
Die SPD-Fraktion hat sich von dieser Frage, die sie gestellt hat,
Aufklärung bis ins kleinste erhofft - das ist bisher nicht gesche
hen. Wir meinen aber, daß das Thema so wichtig ist, daß wir
dazu eine Aktuelle Stunde beantragen, die sich mit diesem
Thema etwas ausführlicher beschäftigt.
[Beifall bei der SPD und der AL]
Präsident Rebsch: Herr Landowsky möchte dagegen
sprechen. - Bitte!
Landowsky (CDU): Herr Kollege Jungclaus, wir erachten
das Thema in gleicher Weise für wichtig wie Sie.
[Kunzeimann (AL): Aber!]
Wir haben auf der heutigen Tagesordnung drei Mündliche
Anfragen zu diesem Themenkomplex; und die Aktuelle Stunde
hat ja an sich die Aufgabe, parlamentarisch ein aktuelles Thema
in seiner politischen Gewichtung darzutun,
[Beifall bei der CDU - Zurufe von der SPD:
Eben! - Ja! - Wachsmuth (AL): Aktueller geht's
doch gar nicht!]
deswegen schlagen wir Ihnen vor, ein sachgerechteres Mittel
zu wählen, und zwar eine Sondersitzung des zuständigen Aus
schusses, in dem eine ausreichende, sachlich-inhaltlich aus
führliche Diskussion möglich ist, und nicht in Fünf-Minuten-Bei-
trägen diese Sache ausschließlich zu politisieren, sondern im
Interesse der Bürger in einer ausführlichen Diskussion einer
wirklichen Sachlösung zuzuführen. Deshalb sind wir gegen
eine Aktuelle Stunde und vielmehr für eine Sondersitzung des
zuständigen Parlamentsausschusses.
[Beifall bei der CDU - Widerspruch von der SPD -
Momper (SPD): Das war nackte Angst!]
Präsident Rebsch: Meine Damen und Herren! Da nur bei
Einverständnis aller Fraktionen ein Übergang zu einer Aktuellen
Stunde möglich ist, hat nunmehr der Abgeordnete Schoenthal
das Wort zu einer Zusatzfrage zu der vorher behandelten
Mündlichen Anfrage.
Schoenthal (SPD): Kann das zuständige Mitglied des
Senats dem Abgeordnetenhaus verbindlich erklären, daß bei
der ja im wahrsten Sinne des Wortes brisanten Situation eine
Genehmigung zur Aufstellung von Flüssiggas-Tanks oder eine
bereits erteilte Vorgenehmigung zurückgezogen und eine (C)
andere nicht erteilt wird?
Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator Franke!
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen; Erste Kon
takte mit Senator Vetter haben ergeben, daß wir selbstverständ
lich einen Flüssiggas-Tank nicht —
[Momper (SPD); Sie haben dort Kontakte aufgenommen? -
Weiterer Zuruf von der SPD: Jetzt eben?]
- Nein, schon früher! -
[Momper (SPD): Ja, ja, natürlich! - Ulrich (SPD);
Deswegen auch keine Aktuelle Stunde!]
- Ach, Herr Momper! -
[Weitere Zurufe von der SPD und der AL -
Glocke des Präsidenten]
Präsident Rebsch: Meine Damen und Herren! Ich bitte um
Ruhe. Es ist eine Frage gestellt worden, und der Kollege hat ein
Anrecht darauf, daß der Senator ihm darauf eine verständliche
Antwort gibt.
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Sie würden
der Sicherheit der Bevölkerung viel mehr dienen, wenn Sie hier
sachlich diskutieren würden.
[Beifall bei der CDU]
Natürlich habe ich mit Herrn Vetter Kontakt aufgenommen, um
uns abzustimmen, wer die Frage beantwortet, und kollegial, wie
wir das nun einmal behandeln, haben wir uns darauf geeinigt,
daß ich sie beantworte.
Es ist selbstverständlich sichergestellt, daß dieser Flüssig
gas-Tank nicht aufgestellt wird, bevor die Munitionssuche vor W
Ort beendet ist.
[Momper (SPD): Na, das beruhigt uns natürlich zutiefst!]
Präsident Rebsch: Ich erteile nunmehr dem Abgeordneten
Wachsmuth das Wort zu einer Mündlichen Anfrage über
Sprengstoff in den Rudower Feldern
Wachsmuth (AL): Herr Präsident! Meine Damen und Her
ren! Ich frage den Senat:
1. Warum wird trotz der Bedenken des Bezirksamts Neukölln
dem Sicherheitsbedürfnis der Bauarbeiter und der zukünftigen
Mieter nicht durch einen totalen Baustopp auf der gesamten
Baustelle Rechnung getragen, sondern nur an dem Gebäude,
das direkt über dem Panzergraben errichtet wird, bis die Muni
tionssuche und -bergung abgeschlossen ist?
2. Wer kommt für die immensen Kosten auf, die durch die
vorgesehene Art der Munitionssuche und -bergung entstehen
- die Gebäude bleiben stehen, es wird unter ihnen gesucht -,
obwohl die Existenz des Panzergrabens vor Baubeginn bekannt
war und somit auch mit Munitionsfunden zu rechnen war; und
ist gewährleistet, daß diese Kosten nicht auf die Baukosten und
damit auf die später zu zahlende Miete umgelegt werden?
Präsident Rebsch: Zur Beantwortung hat ebenfalls Herr
Senator Franke das Wort.
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Bedenken
des Bezirksamts Neukölln zur vorgesehenen Verfahrensweise
für die Munitionsbergung auf den Rudower Feldern sind mir
und meiner Verwaltung nicht bekannt, sind uns gegenüber auch
nicht geäußert worden. Dem Sicherheitsbedürfnis der Bauar
beiter wird durch die Vorgehensweise Rechnung getragen. Ich
bin vor Ort gewesen, habe mit Bauarbeitern gesprochen - es
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