Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
63. Sitzung vom 8. März 1984
Stellv. Präsidentin Wiechatzek
konsequenten Einsparung sinnvoll sein, dies auch
unter dem Gesichtspunkt, daß wir die Vorräte für
die künftigen Generationen so weit wie möglich
schonen müssen. Aber der Senat hält weiter an dem
Konzept fest, das in den nächsten Jahren ein gro
ßes Überangebot an Strom und Gas bringen wird
und damit unweigerlich in die Verschwendungswirt
schaft führt. Die enorm kostenaufwendige Kraft
werksplanung der Bewag in Verbindung mit den
gewaltigen Erdgasmengen, die ja auch abgeseizt
werden sollen, macht jedes konsequente Einspa
rungsprogramm, das ja auch teuer wäre, illusorisch.
Außerdem ist die derzeitige Kraftwerksplanung
viel zu langfristig angelegt, um die Berliner Wälder
zu retten und den gesundheitlichen Belastungen für
die Bevölkerung, besonders für Kinder und alte
Leute, schnell entgegenzuwirken. Was wir brauchen,
sind kurzfristige, durchgreifende Maßnahmen, und
wir wissen alle, daß es sowohl im Enquete-Bericht
als auch von anderer Seite praktikable Handlungs
empfehlungen dafür gibt. Dem stehen aber ganz
andere Interessen, vor allem auch das unzeitgemäße
Expansionsstreben der Bewag, entgegen.
Wie wenig der Senat die Gefahren der herkömm
lichen Energiewirtschaft für die Umwelt und damit
für uns alle ernst nimmt, zeigt der Fall Buschhaus.
Der Regierende Bürgermeister, der in seiner Re
gierungserklärung behauptet hat, der Senat fühle
sich dem Umweltschutz in besonderer Weise ver
pflichtet, dieser Regierende Bürgermeister hat sich
von seinem Kollegen Albrecht mit einem so unver
antwortlichen, faulen Kompromiß abspeisen lassen,
daß einem die Worte dafür fehlen, und nun ver
sucht er auch noch, dieses verheerende Ergebnis
als einen „Verhandlungserfolg“ zu verkaufen.
Wer dem Antrag der Fraktion der SPD im Wortlaut der
Beschlußempfehlung seine Zustimmung zu geben wünscht,
den bitte ich um das Handzeichen. — Danke schön! Damit
stelle ich fest, daß die Enquete-Kommission eingesetzt ist.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 16, Drucksache 9/1637:
Beschlußempfehlung des Ausschusses für Arbeit
und Wirtschaft vom 27. Februar 1984 zum Antrag
der Fraktion der SPD über Förderung der Berufs
ausbildung von Mädchen, Drucksache 9/1389
Wird das Wort in der Beratung gewünscht? — Das ist nicht
der Fall. Der Ausschuß empfiehlt, den Antrag der Fraktion
abzulehnen. Wer dem Antrag Drucksache 9/1389 seine Zu
stimmung zu geben wünscht, den bitte ich um das Hand
zeichen. — Danke! Gegenprobe! — Damit ist der Antrag
abgelehnt.
Wir kommen jetzt zu den dringlichen Beschlußempfeh
lungen, und zwar
1- Beschlußempfehlung des Ausschusses für Stadtent
wicklung, Umweltschutz und Verkehr zur Vorlage über den
31- Änderungsplan zum Flächennutzungsplan,
2. Beschlußempfehlungen des Ausschusses für Stadt
entwicklung, Umweltschutz und Verkehr sowie des Haupt
ausschusses zur Vorlage über die Kongreßhalle und
3. vier Beschlußempfehlungen des Hauptausschusses
zu Vorlagen gemäß §38 der Geschäftsordnung.
Wird der Dringlichkeit widersprochen? — Das ist nicht der
Fall. Dann ist die Dringlichkeit der Beschlußempfehlungen
anerkannt.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 16 a, Drucksache 9/1642:
Beschlußempfehlung des Ausschusses für Stadtent
wicklung, Umweltschutz und Verkehr vom 1. März
1984 zur Vorlage — zur Beschlußfassung — über den
31. Anderungsplan vom 11. Oktober 1982 zum Flä
chennutzungsplan von Berlin vom 30. Juli 1965, zu
letzt geändert durch den 24. Anderungsplan vom
25. Mai 1981, Drucksache 9/1476
Wird das Wort in der Beratung gewünscht? Das ist nicht
der Fall. Ich lasse dann abstimmen über die Vorlage Druck
sache 9/1476 unter Berücksichtigung der Beschlußempfeh
lung Drucksache 9/1642. Wer dieser Vorlage unter Berück
sichtigung der Beschlußempfehlung seine Zustimmung
geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen. — Danke
schön! Gegenprobe! — Damit ist die Vorlage angenom
men.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 16 b, Drucksache 9/1653:
Beschlußempfehlungen des Ausschusses für Stadt
entwicklung, Umweltschutz und Verkehr vom 1. März
1984 und des Hauptausschusses vom 7. März 1984
zur Vorlage — zur Beschlußfassung — über den
Wiederaufbau und die künftige Nutzung der Kon
greßhalle Berlin, Drucksache 9/1553
Wird das Wort in der Beratung gewünscht? — Herr Abge
ordneter Petersen!
Petersen (fraktionslos): Frau Präsidentin! Meine Damen
und Herren! Keine der hier anwesenden Parteien mit Aus
nahme der Liberalen Demokraten
[Heiterkeit]
wird meinem Vorschlag gleich zustimmen, in der Kongreß
halle ein gesamtdeutsches Friedensinstitut einzurichten.
Wir — und ich hoffe, auch die Öffentlichkeit — nehmen zur
Kenntnis, wie ernst es Ihnen mit der Verständigung zwi
schen den beiden deutschen Staaten offensichtlich ist.
Wir haben gemeinsam am 9. Februar beschlossen, daß
wir für sinnvoll hielten „die Errichtung eines gemeinsamen
Instituts in Berlin, das die Sicherung des Friedens durch
Erforschung von Kriegsursachen fördert“. Wo sind nun
Ihre Vorschläge zu diesem Gedanken geblieben? Es gibt
nicht einen einzigen, außer meiner Idee, man könnte in der
Kongreßhalle, mit der sonst niemand etwas anzufangen
weiß, genau dieses Institut einrichten. Ein gleichberechtigt
besetztes Gremium von Wissenschaftlern beider deut
schen Staaten wäre denkbar, ein Kuratorium mit wechseln
dem Vorsitz etwa. Sie haben sich nicht dafür interessiert.
Welche vielfältige Aufgaben könnten da wahrgenommen
werden! Vielleicht haben Sie endlich die Freundlichkeit,
sich über ein so ernstes Thema mehr Gedanken zu ma
chen, als nur vor Beginn der Sitzung dieses Hohen Hauses
mit Leerformeln die Einheit der Nation zu beschwören.
Für die Liberalen Demokraten jedenfalls ist im Gegensatz
zu Ihnen allen — und da nehme ich keine Fraktion aus —
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