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Volume Nr. 49, 13. Oktober 1983

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1982/83, 9. Wahlperiode, Band III, 33.-53. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode 
49. Sitzung vom 13. Oktober 1983 
Buwitt 
(A) Hier hilft unseres Erachtens keine Besserwisserei derer, 
die schon immer gewußt haben, wie schlecht der Ber 
liner Wald dasteht, sondern nur der rasche Einsatz aller 
verfügbaren Mittel, um hier gegenzusteuern. 
[Kunzelmann (AL); Bla, bla, bla!] 
Ich darf Ihnen namens meiner Fraktion versichern, daß wir 
die hausgemachten Probleme mit Energie anpacken wer 
den, wie die Konzepte für Bewag und GASAG hier auswei- 
sen, und daß wir Druck auf diejenigen ausüben werden, 
die ihren Dreck über der Stadt abladen. Wir glauben, daß 
die anstehenden Beratungen in Bayern über die Errich 
tung einer Kläranlage in der DDR ein gutes Beispiel 
geben können. 
Darüber hinaus wird meine Fraktion morgen den An 
trag stellen, wesentliche Mittel in den Haushalt einzuset 
zen, um die Umrüstung von Taxis auf Gas in unserer Stadt 
voranzutreiben. 
[Beifall bei der CDU] 
Auch dieses dürfte ein sinnvoller Beitrag für den Um 
weltschutz sein. 
Herr Schneider, Sie hatten die S-Bahn und die Be 
triebskosten und deren Übernahme durch den Bund an 
gesprochen. Tatsache ist leider, daß es im Bund sozial 
demokratische Abgeordnete waren, die mit Verve den 
Standpunkt vertreten haben, daß Betriebskosten durch 
den Bund nicht übernommen werden sollen. 
[Schneider (SPD): Da fragen Sie mal, 
wie es denen geht. Die sind von Vogel zu 
sammengestaucht worden!] 
(B) 
Meine Damen und Herren, gestern standen wir imHaupt- 
ausschuß vor der nicht ganz glücklichen Situation, über 
ein schon zu Recht gelobtes Programm des Wirtschafts 
senators in Verbindung mit seinem Einzelplan beraten zu 
sollen, ohne daß eine fertige Vorlage an das Abgeordne 
tenhaus Vorgelegen hätte. Lassen Sie mich trotzdem auf 
dieses in seinen Grundzügen schon bekannte Programm 
eingehen, das auf die Vorläuferprogramme 1982 und 1983 
aufbaut. Ergebnisse und Erkenntnisse dieser zum Teil 
neu eingefügten Maßnahmen, aber auch der investiven 
Anteile der Haushalte 1982 und 1983 abzufragen, dient 
unsere heutige Große Anfrage. Das neue Programm baut 
auf diesen Maßnahmen auf, bezieht aber auch neue wich 
tige Gesichtspunkte mit ein, so zum Beispiel den bisher 
nicht berücksichtigten Vertrieb. In großen Teilen handelt 
es sich um eine Aufstockung schon vorhandener Haus 
haltstitel, die individuell mehr auf die Anforderungen und 
Bedürfnisse der Wirtschaft zugeschnitten werden. So 
wurden weitere Felder für strukturverbessernde Maßnah 
men erschlossen, um Wachstumsbereiche besser einschät 
zen, mehr Chancenkapital für technologieorientierte Un 
ternehmen zu mobilisieren und den Betrieben neue Ver 
triebswege anbieien zu können. Außerdem erscheint es 
uns auch bedeutungsvoll, daß eine Gesellschaft für neue 
Berufe ins Leben gerufen wird, die in Verbindung mit 
EDV-Herstellern innovative Fachkräfte ausbilden soll. Er 
wähnenswert erscheint mir in diesem Zusammenhang, 
daß der Senat auch in diesem Bereich von der Dauersub 
ventionierung abgeht und nur noch den Anstoß zu neuen 
Maßnahmen finanziell unterstützen wird. 
[Beifall bei der CDU und der F.D.P.] 
Des weiteren sind nachfrageverstärkende Maßnahmen 
vorgesehen, die nicht unbedingt kostenmäßig zu Buche 
■ schlagen, sondern die insbesondere eine Vereinfachung 
der verwaltungsmäßigen Abläufe beinhalten. Hierdurch (C) 
wird der zeitliche Rahmen von der Beauftragung bis zur 
Realisierung, zum Beispiel bei Baumaßnahmen, breiter 
angelegt. 
1982 und 1983 war und ist eine erfolgreiche Politik in 
den Bereichen der beruflichen Ausbildung und der ABM- 
Programme zu registrieren. So konnte sich Berlin einen 
Spitzenplatz bei der Bereitstellung von Lehrstellen si 
chern. Hier hat das Programm des Senats zur Verbesse 
rung der Ausbildungsplatzsituation nachhaltige Wirkun 
gen gezeigt. Daß dieses Programm auch 1984 als ein 
dominierendes Element im Haushalt veranschlagt ist und 
weiterentwickelt wurde, versteht sich für uns von selbst. 
Ebenso erfreulich ist, daß das ABM-Programm eine wei 
tere Aufstockung für 1984 um 2750 Beschäftigungsstellen 
erfahren wird. Diese Maßnahme, die oft — und so auch 
heute geschehen — Gegenstand unberechtigter Kritik 
war, hat für meine Fraktion so lange eine beschäftigungs 
politische Bedeutung, wie Konjunktur und Wettbewerbs 
fähigkeit der Wirtschaft keine anderen Lösungen zulassen. 
[Beifall bei der CDU] 
Beschäftigungswirksame Impulse zu geben und eine 
straffe Personalpolitik im öffentlichen Dienst zu betrei 
ben, sind für diesen Senat, aber auch für meine Fraktion 
kein Widerspruch. Woher sollte denn sonst der Finanz 
senator die notwendigen Mittel nehmen, um die vorher 
angesprochenen Beschäftigungsmaßnahmen finanzieren 
zu können? So mußte selbstverständlich auch der Per 
sonalhaushalt des Landes Berlin seinen Beitrag leisten. 
Der kontinuierliche Rückgang der Personalkostenquote 
macht es möglich, daß außerhalb des eigenen Personal 
körpers Finanzmittel trotzdem beschäftigungswirksam in 
der freien Wirtschaft eingesetzt werden konnten. Ich ' ' 
glaube, daß anerkennend hervorgehoben werden muß, 
daß die Haushalte für die Jahre 1982 und für 1983 wie 
auch der Haushaltsplanentwurf für das Jahr 1984 sich auf 
dem richtigen Pfad des Abbaus der Oberverwaltung und 
der personellen Luxusversorgung bewegen. Nach nicht zu 
friedenstellenden linearen Kürzungen auf dem Personal 
sektor ist es für 1984 erstmals gelungen, mehr nach auf 
gabenkritischen Gesichtspunkten das Stellenvolumen be 
hutsam zu schmelzen. Die aufgetretenen Schwierigkeiten 
sind für meine Fraktion aber Anlaß genug, den Senat 
und die Bezirke in Gänze aufzufordern, stärker als bisher 
die eigenen Ressorts aufgabenkritisch abzuklopfen. 
[Beifall bei der CDU] 
Das, was an aufgabenkritischen Stellenveränderungen 
vorgelegt wurde, bestätigt die Richtung, aber auch die 
noch weit verbreitete Unfähigkeit zur Selbstkritik an der 
eigenen Funktion. Der gesamte öffentliche Dienst muß 
flexibler auf Veränderungen der Anforderungen, die an 
ihn gestellt werden, reagieren. Hier tut noch ein gehöri 
ges Maß an Aufklärung und Verständnis not, um den rich 
tigen Ansatz in akzeptable Lösungen umzusetzen. 
[Beifall bei der CDU] 
Ein gutes Beispiel für die Funktionsfähigkeit des öffent 
lichen Dienstes ist unsere erst kürzlich aufgestellte For 
derung, mehr Teilzeitarbeitsplätze einzurichten. Schon das 
in der vergangenen Woche im Senat verabschiedete Pro 
gramm der Wirtschaftsverwaltung hat dem Rechnung ge 
tragen und verbreitert die Palette des Arbeitsangebots. 
Daß meine Fraktion in Fragen der Arbeitszeitregelung 
tabulos jeden Vorschlag prüft, haben wir schon mehrfach 
erklärt; dazu zählen Lebens- wie Wochenarbeitszeit. Wer 
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