Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
41. Sitzung vom 10. März 1983
(A) Präsident Rebsch: Letzte Zusatzfrage, Herr Kollege Thomas!
Thomas (SPD): Herr Senator, in Erinnerung an die Tatsache, daß
Sie im Ausschuß für Betriebe aufgrund von Hinweisen aus dem
Kreis der Abgeordneten einräumten, daß die 0,5 Prozent jährliche
Aufwandsreduzierung für die Mitarbeiter der BVG in einigen Jahren
zu unerträglichen Verhältnissen führen kann, wie auch das Lei
stungsangebot der BVG in bedrohlicher Weise reduziert werden
muß, daß man diese 0,5 Prozent Kostenminderung eines Tages
überprüfen könne, Sie aber heute stringent die 0,5prozentigen
Kostenreduzierungen verteidigt haben, darf ich fragen, ob die
Offenheit, die Sie im Ausschuß für Betriebe gezeigt haben, ange
sichts der Anwesenheit der übrigen Mitglieder des Senats von Ber
lin Ihnen im Moment nicht angebracht erscheint?
Präsident Rebsch; Herr Senator Wronski!
Wronski, Senator für Arbeit und Betriebe: Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Herr Kollege Thomas! Es geht nicht um die
Frage der Angemessenheit, vielmehr geht es um die Frage nüchter
ner Kalkulation. Ich würde Ihnen und uns raten, wenn die Vorgabe
des Senats nachweislich undurchführbar ist, daß wir zu gegebener
Zeit gemeinsam darüber sprechen. Auf absehbare Zeit, also für die
nächsten vier bis fünf Jahre, halte ich die Vorgabe des Senats
beschlusses für machbar.
Präsident Rebsch: Ich rufe auf die Mündliche Anfrage über
Thesenpapier eines CDU-Volksbildungsstadt-
rates
und über den Walter Henkels 1974 in der „FAZ“ ein faszinierendes
Portrait geschrieben hat. Ich habe Dräker erreicht, und er ist hilf
reich gewesen, er hat Willi Otten-Philippenbracht angesprochen, je
nen Mann, der 1982, Sie haben das sicher gelesen, in der Antarktis
auf einer Eisscholle eine deutsche Flagge gehißt hat, was dann, wie
Sie wissen, zum Protest der DDR geführt hat.
[Heiterkeit und Beifall bei der CDU]
Und in der Tat hat Willi Otten-Philippenbracht das Papier gefunden,
und er hat es Edmund F. Dräker zugestellt. Ich erwarte nun, Hohes
Haus, die Übermittlung des Papiers durch Edmund F. Dräker. Aber
in diesem Falle folge ich der Veröffentlichung in der „TAZ“, die ge
schrieben hat, daß nach ihren Ermittlungen Edmund F. Dräker
94 Jahre alt sein muß. Ich weiß nun nicht, ob man ihn nun zeitlich
drängen darf.
[Beifall bei der CDU]
Präsident Rebsch: Zur nächsten Zusatzfrage, Herr Kollege
Fabig!
Fabig (F.D.P.): Ich bedauere, daß ich in der Fragestunde nur die
Gelegenheit habe, Fragen zu stellen. Man müßte eigentlich auf
diese Antwort anders reagieren.
[Beifall bei der SPD]
Ich frage: Warum sieht sich der Senat nicht in der Lage, auf die
klar gestellte Frage zu antworten? Ich habe ja einenTeil dieses The
senpapiers zitiert und möchte zumindestens auf den zitierten Teil
eine Antwort haben.
Das Wort hat der Abgeordnete Fabig.
Präsident Rebsch: Frau Senatorin Dr. Laurien!
(B) Fabig (F.D.P.): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich
frage den Senat: Wie beurteilt der Senat ein Thesenpapier des
Volksbildungsstadtrates Peter Mudra (CDU) zur Personalpolitik in
den Schulen, in dem es u. a. heißt: „Für diesen Kleinkrieg im Verbor
genen brauche ich den Rückhalt der Partei. Die Lehrer- und Schul-
ieiter-Personalpolitik wird eine Schlüsselaufgabe sein“?
Präsident Rebsch: Zur Beantwortung - Frau Senatorin Dr. Lau
rien!
Frau Dr. Laurien, Senatorin für Schulwesen, Jugend und Sport:
Herr Präsident! Herr Abgeordneter! Dieser Satz stammt von keinem
Mitglied des Senats. Wir können keine Stellung zu einem Satz neh
men, den ein anderer - der sich damals nicht in amtlicher Position
befunden hat - angeblich formuliert hat.
[Pätzold (SPD): Was sagt denn
der Dienstrechtssenator dazu?]
Der Satz ist hier isoliert zitiert. Ich kann nicht einmal die Richtigkeit
dieses Zitates nachprüfen, da ich in der Tat trotz intensiver Ermitt
lungen nicht in den Besitz des Papiers gelangen kann.
Frau Dr. Laurien, Senatorin für Schulwesen, Jugend und Sport:
Herr Präsident! Herr Abgeordneter! Meine Damen und Herren! Das
Thesenpapier des Stadtrats Mudra liegt mir nicht vor. Meine Rück
frage bei Herrn Stadtrat Mudra hat ergeben, daß er dieses Thesen
papier vor eineinhalb Jahren für den Kreisvorstand seiner Partei
erarbeitet habe und daß ihm selbst kein Exemplar dieses Thesen
papiers mehr vorliege.
[Gelächter bei der SPD]
Ich war nun in einer außerordentlich schwierigen Situation und
habe noch einmal nachgefragt und dann von Herrn Mudra die wei
tere Auskunft bekommen, daß er dieses Papier selbst auch jetzt
nicht zu Gesicht bekommen hat, daß dieses interne Papier vor
Monaten, so seine Auskunft, von der SPD der Presse übergeben
worden sei, daß dieses Papier damals aber nicht zum Gegenstand
besonderer Darstellungen gemacht worden sei. Herr Mudra hat mir
dann selbst die Auskunft gegeben, daß nach seinen Informationen
dieses Papier dann von der CDU erneut der SPD zugereicht wor
den sei und dieses nun zu einer Anfrage in der Bezirksverordneten
versammlung geführt habe. In dieser für mich fast verzweifelten
Situation
[Heiterkeit bei der SPD]
habe ich mich an den Ihnen sicher bekannten, berühmten Ministe
rialdirektor Dr. h.c. Edmund F. Dräker gewandt. Sie wissen, das ist
jener Dräker, der wegen seiner Verdienste noch im Ruhestand vom
Ministerialdirigenten zum Ministerialdirektor befördert worden ist,
Präsident Rebsch: Zu einer weiteren Zusatzfrage, Herr Kollege
Fabig!
Fabig (F.D.P.) : Ich frage den Senat: Besitzt der Senator für
Schulwesen, Jugend und Sport nicht mehr das Recht der obersten
Schulaufsicht über die Volksbildungsstadträte?
Präsident Rebsch: Frau Senatorin!
Frau Dr. Laurien, Senatorin für Schulwesen, Jugend und Sport;
Der Verfasser dieses Papiers war, als er es verfaßt hat, nicht Volks
bildungsstadtrat.
Präsident Rebsch; Zur nächsten Zusatzfrage, Herr Wendt!
Wendt (AL): Frau Senatorin! Wie bewerten Sie in diesem Zu
sammenhang die Tatsache, daß in Charlottenburg bereits - sozusa
gen als Folge dieser Strategie - zwei Lehrer versetzt worden sind
und daß in diesem Zusammenhang über einen der versetzten Leh
rer vom Schuldirektor eine illegale Nebenakte geführt wurde?
Präsident Rebsch; Frau Senatorin!
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