Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
35. Sitzung vom 10. Dezember 1982
Stellv. Präsident Longolius
Ich rufe auf die
lfd. Nr. 17 c, Drucksache 9/933:
BeschluBempfehlungen des Ausschusses für Arbeit
und des Hauptausschusses zur Vorlage — zur Be
schlußfassung — über Programm zur Förderung der
Berufsausbildung im Land Berlin, Drucksache 9/511
Der Dringlichkeit hatten Sie schon zugestimmt. Die Aus
schüsse verzichten auf eine Berichterstattung. Wird das Wort
zur Beratung gewünscht? — Der Abgeordnete Wendt hat
das Wort.
Wendt (AL): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es
ist ja mit den Ausbildungsprogrammen und Programmen
gegen die Jugendarbeitslosigkeit, die dieser Senat vorlegt,
immer etwas schwierig; so auch mit diesem. Es sind in
diesem Programm durchaus begrüßenswerte Sachen drin;
die Förderung der Ausbildungsplätze bei den Eigenbetrieben
wird begrüßt, mehr Ausbildungsplätze bei den freien Trä
gern werden ebenfalls begrüßt, wenn wir — das haben wir
im Ausschuß ja besprochen — auch einige Schwierigkeiten
da haben. Aber lassen Sie mich ganz kurz erklären, warum
sich meine Fraktion hier im Plenum bei der Abstimmung
dennoch enthalten wird.
[Buwitt (CDU): Das machen Sie doch bei jedem
Punkt so!]
— Ja, Herr Buwitt, weil wir eben nicht einfach mit Mehr
heiten arbeiten, sondern es durchaus als wichtig empfinden,
auch zu argumentieren. Hier geht es in diesem Programm
schlicht und einfach darum, daß Unternehmer, die mehr
Ausbildungsplätze anbieten, diese sogenannte Kopfprämie
von 5 000 DM bekommen, was in der Konsequenz nichts
anderes heißt, als das sie, sollte ihre Ideologie von der
sozialen Marktwirtschaft realitätsbezogen sein, für etwas
Geld bekommen, was sie eigentlich ganz selbstverständlich
tun müßten, und dies vermögen wir nicht einzusehen!
[Beifall bei der AL]
Stellv. Präsident Longolius: Weitere Wortmeldungen
liegen nicht vor. Der Ausschuß für Arbeit empfiehlt, die Vor
lage anzunehmen. Wer der Vorlage Drucksache 9/511 seine
Zustimmung zu geben wünscht, den bitte ich jetzt um das
Handzeichen. — Gegenstimmen! — Enthaltungen? — Bei
Enthaltungen der AL-Fraktion ist das angenommen.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 17 d, Drucksache 9/918:
BeschluBempfehlung des Ausschusses für Wissen
schaft und Forschung vom 6. Dezember 1982 — zur
Vorlage zur Kenntnisnahme — gemäß Artikel 47 Abs. 1
der Verfassung von Berlin über Verordnung über
Beiträge zum Studentenwerk Berlin, Drucksache 9/702
Hier war auch bereits die Dringlichkeit anerkannt worden.
Wird das Wort zur Berichterstattung gewünscht? — Das ist
nicht der Fall. Wird das Wort zur Beratung gewünscht? —
Herr Senator Dr. Kewenig, bitte, Sie haben das Wort.
Dr. Kewenig, Senator für Wissenschaft und Kulturelle
Angelegenheiten: Herr Präsident! Ich möchte nur gerne
erklären, daß meine Verwaltung dem Votum des Haupt
ausschusses, nämlich eine Staffelung der Sozialbeiträge für
das Wintersemester 1983/1984 vorzunehmen, entsprechen
wird, daß eine solche Regelung aber für das Sommer
semester 1983 nicht mehr durchführbar ist, weil die Rück
meldefrist am 1. Dezember an der Freien Universität schon
begonnen hat und eine Änderung im laufenden Verfahren
zu einer totalen Konfusion führen und auch Verwaltungs
kosten verursachen würde, die weit höher wären als das,
was wir da tatsächlich durch die Reduktion sparen
würden. Aus diesem Grunde darf ich Sie unterrichten, daß
wir ab dem frühestmöglichen Zeitpunkt dem, was im Haupt
ausschuß beschlossen worden ist, entsprechen werden.
Stellv. Präsident Longolius: Nächster Redner ist der Ab
geordnete Dr. Kremendahl.
Dr. Kremendahl (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Meine Fraktion hat sich im Sommer anläßlich der
Novellierung des Studentenwerksgesetzes grundsätzlich
gegen die Einführung von Studentenwerksbeiträgen ausge
sprochen. Wir hielten dies damals angesichts der bildungs
politischen und sozialen Situation nicht für angemessen. Die
Mehrheit des Hauses hat sich gleichwohl für die rechtliche
Ermöglichung der Einführung solcher Beiträge entschieden.
Der Hauptausschuß hat auf unsere Anregung hin beschlos
sen, daß der Beitrag nicht, wie im Verordnungsentwurf des
Wissenschaftssenators vorgesehen, pro Semester 30 DM,
sondern im Regelfall 20 DM betragen soll, wobei für Lang
zeitstudenten bei entsprechender Überschreitung der Höchst
förderungsdauer nach dem Bundesausbildungsförderungsge
setz eine Steigerung zunächst um 20 DM, bei weiterer Über
schreitung dann um 60 DM vorgesehen ist. Dessen ungeachtet
hat der Senator für Wissenschaft und Kulturelle Angelegen
heiten im Wissenschaftsausschuß argumentiert, daß diese
Umstellung für das Sommersemester 1983 nicht mehr
administrierbar sei. Daraufhin hat auf unseren Antrag hin
der Wissenschaftsausschuß mehrheitlich beschlossen, die
hier vorliegende Verordnung dahingehend zu ändern, daß
der Einstiegsbeitrag dann wenigstens nicht 30 Mark, son
dern 20 DM betragen sollte.
Wir sind inhaltlich der Auffassung, daß es wenig Sinn
macht, zunächst mit einem höheren Beitrag zu beginnen, den
man dann reduzieren muß. Wir sind der Auffassung, daß
der betroffenen, finanziell recht belastete Personenkreis nicht
auch noch zusätzlich über die Beitragshöhe in Verwirrung
und Verunsicherung gestürzt werden sollte. Wir bekunden
außerdem unser Befremden darüber, daß es nicht möglich
sein soll, einen Auflagenbeschluß des Hauptausschusses,
den wir im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen
hier in Kraft gesetzt haben, für das Sommersemester 1983
umzusetzen. Denn, und da sind wir keineswegs einäugig,
was Langzeitstudenten angeht, die oft noch lange nach
ihrem Examen die universitären Einrichtungen benutzen, da
sind wir durchaus dafür, daß sie entsprechend höher zur
Kasse gebeten werden. Aber für den Großteil der Betrof
fenen ist eine Inkraftsetzung von 30 DM jetzt nicht zumutbar!
Deshalb bitten wir Sie, der Beschlußempfehlung des Wis
senschaftsausschusses zu folgen, daß bereits bei der Rück
meldung für das Sommersemester 1983 an den Berliner
Hochschulen ein Regelbetrag von 20 DM gezahlt werden
muß.
[Beifall bei der SPD]
Stellv. Präsident Longolius: Nächste Rednerin ist Frau
Abgeordnete Kohlhepp.
Frau Kohlhepp (AL); Herr Präsident! Meine Damen und
Herren! Wie Sie ja wissen, sind wir grundsätzlich gegen die
Einführung von Sozialbeiträgen für Studenten, weil wir
meinen, daß dies nur das Tor öffnet, um die Kosten für
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