Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
53. Sitzung vom 24. November 1983
Kunzeimann
(A) Auch unserer Fraktion ist nicht verborgen geblieben, daß
Ihre Senatsverwaltung in äußerster räumlicher Beengtheit
untergebracht ist. Gibt es in Ihrer Senatsverwaltung auch
Überlegungen, in den Mäusebunker umzuziehen?
[Gelächter bei der AL]
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Kewenig, Senator für Wissenschaft und Forschung:
Herr Präsident! Herr Abgeordneter Kunzeimann! Ich gebe
zu, daß wir schon fast alles überlegt haben, aber das noch
nicht. Aber ich darf vielleicht Ihre Anregung aufgreifen
und der AL-Fraktion Vorschlägen, die räumliche Enge des
Rathauses Schöneberg dadurch zu entlasten, daß Sie mit
mir einmal prüft, ob sie nicht in den Mäusebunker ein
zieht.
[Tietz (AL): Das ist plump! — Kunzeimann (AL):
Wir sind sofort bereit, wie hoch ist denn die Miete?]
Präsident Rebsch: Die letzte Zusatzfrage stellt der Ab
geordnete Dr. Dittberner.
Dr. Dittberner (F.D.P.): Herr Senator! Können Sie denn
auf Ehre und Gewissen ausschließen, daß in absehbarer
Zeit, vielleicht auch schon in den nächsten Wochen, sich
möglicherweise das Verwaltungsgericht — 1. Instanz, 2. In
stanz — mit diesem Thema zu befassen haben wird?
Preuss (CDU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten
Damen und Herren! Die CDU-Fraktion hat diese Aktuelle
Stunde beantragt, weil in der Öffentlichkeit durch eine
offenbar gezielte Kampagne ein Wust von Desinforma
tionen und Falschmeldungen über eine angebliche Ein
sparungs- und Rotstiftpolitik des Senats im Kindertages
stättenbereich entstanden ist. Hier gilt es heute, vom
Senat darüber einiges zu hören und auch von der Seite
unserer Fraktion richtigzustellen.
SPD, AL, GEW, ÖTV und der Arbeitskreis Neue Er
ziehung heizen im trauten Einvernehmen — und übrigens
auch unter einem gemeinsamen Briefkopf — in den Kin
dertagesstätten wider besseres Wissen mit Hiobsbot
schaften über angebliche Stellenkürzungen und ähnliches
mehr die Stimmung an. Sie setzen dabei offensichtlich
auf die unzureichende Kenntnis der Sachlage bei den
Betroffenen.
Präsident Rebsch: Gestatten Sie eine Zwischenfrage?
Preuss (CDU): Aus Zeitgründen: nein! — Mit den bil
ligen Mitteln der Verunglimpfung und der wissentlichen
Falschmeldungen wird hier für vordergründige eigene
politische Interessen in Kauf genommen, daß Unruhe in
den Kitas und bei den Eltern geschürt wird, die letztlich
zu Lasten der Kinder geht. Es wird sogar in Kauf genom
men, daß kleine Kinder zum Zwecke der politischen Agi
tation über die Straßen gezerrt werden. Dies ist nach
unserer Meinung eine unverantwortliche Politik.
[Beifall bei der CDU]
(C)
(B)
Präsident Rebsch: Herr Senator!
Dr. Kewenig, Senator für Wissenschaft und Forschung:
Herr Präsident! Herr Abgeordneter Dr. Dittberner! Sie
wissen wie ich, daß man selbstverständlich nirgendwo in
der Bundesrepublik Deutschland, ganz sicher aber nicht
in Berlin, ausschließen kann, daß die Verwaltungsgerichte
sich mit wichtigen Vorgängen befassen. Ich selbst werde
das Verwaltungsgericht ganz sicher, wie in den meisten
Fällen, an denen ich bisher beteiligt war, nicht mit dieser
Angelegenheit befassen. Ich will aber nicht ausschließen,
daß eine Kurzschlußreaktion bei dem einen oder anderen
dazu führt, daß auch diese Frage vor den Verwaltungs
gerichten erscheint. Dann werden wir auch das durch
stehen.
Präsident Rebsch: Meine Damen und Herren! Damit hat
die Fragestunde wegen Zeitablaufs ihre Erledigung ge
funden. Alle Mündlichen Anfragen, die nicht beantwortet
werden konnten, werden, wie immer, schriftlich beant
wortet.
Ich rufe auf
lfd. Nr. 1a:
Antrag der Fraktion der CDU auf Durchführung
einer Aktuellen Stunde zum Thema „Gegenwart
und Zukunft des Kita-Bereiches“
[Dr. Meisner (SPD): Wo ist der Zusammenhang
mit der Aktuellen Stunde? — Ulrich (SPD):
Ist nicht da, weil sie die abwerten wollten!]
Das Wort für die antragstellende Fraktion hat der Abge
ordnete Preuss.
Ich nenne Ihnen hierfür drei Beispiele.
1. Zur „Rotstiftpolitik“: Es gibt im Haushalt 1984 im
Kindertagesstättenbereich keine Stellenkürzungen und
keine Einsparungen. Die Ausgaben der städtischen Kin
dertagesstätten sind von 264 Mio in 1982 auf ca. 303 Mio
DM in 1984 gestiegen. Das Platzgeld für freie Träger hat
sich von ca. 94 Mio DM in 1982 auf ca. 110 Mio DM in
1984 erhöht. Diese Steigerungen ergeben sich nicht etwa
nur aus Lohn- und Gehaltssleigerungen, sondern insbe
sondere auch aus der Inbetriebnahme zusätzlicher Kin
dertagesstättenplätze. Insgesamt kann also in keiner
Weise von Streichungen, sondern eher von einem über
durchschnittlichen Ansteigen der Ansätze im Kita-Bereich
gesprochen werden.
2. Öffnungszeiten: Die Behauptung, die CDU wolle bei
ca. zwei Dritteln aller Kindertagesstätten die Öffnungs
zeiten um ca. zwei Stunden kürzen, ist falsch. Dieses
Haus hat am 9. Dezember folgenden Beschluß gefaßt:
Die Bezirke werden verpflichtet, die Gruppengrößen
in Kindertagesstätten ohne Eingriff in die pädago
gische Substanz zu erhalten und die tatsächlichen
Öffnungszeiten so aufrechtzuerhalten, daß insbeson
dere für berufstätige Elternteile keine Nachteile ent
stehen.
Was war der Sinn dieses Beschlusses? — Die Bezirke
haben im Rahmen ihrer Verantwortung die Öffnungs
zeiten in einzelnen Kindertagesstätten an die örtlichen
Bedingungen angepaßt, die sich aus der Berufstätigkeit
der Eltern ergeben haben. Wir haben aber gerade mit
diesem Beschluß sichergestellt, daß eine derartige Maß
nahme eben keine Verschlechterung bringt, sondern
gerade den Erhalt der pädagogischen Qualität sicher
stellt.
3. Die sogenannte „Giftliste“: Es ist in der Tat un
glaublich, was sich in der Öffentlichkeit aufgrund dieses
verwaltungsinternen Vorgangs für Aktivitäten abgespielt
(D)
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