Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
51. Sitzung vom 27. Oktober 1983
(A) Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator Franke!
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr
Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter
Giesel! Ich unterstelle dem Abgeordneten Jungclaus
nicht eine derartige Absicht. Ich weiß aber nicht, ob die
augenblickliche Form des Frage- und Antwortspieles,
insbesondere des Fragespieles, dem Thema angemessen
ist.
[Beifall bei der CDU und der SPD]
Präsident Rebsch: Nächste Zusatzfrage — Herr Kun-
zelmann!
Kunzeimann (AL): Ich frage den Regierenden Bürger
meister, ob er nicht auch der Auffassung ist, daß es in
Absprache mit den Bezirksbürgermeistern — bei dem in
Frage stehenden Breitscheidplatz wird er ja von der
CDU gestellt — möglich wäre, insgesamt einmal die reak
tionären Straßennamen in dieser Stadt und die Möglich
keiten ihrer Umbenennung, wie zum Beispiel Puttkamer-
straße, Hindenburgdamm und sehr viele Straßen, die
nach Generälen benannt worden sind, zu überprüfen.
Wäre es nicht an der Zeit, dies zu tun?
Präsident Rebsch: Wer antwortet vom Senat? — Herr
Senator Franke!
Franke, Senator für Bau- und Wohnungswesen: Herr
(B) Präsident! Meine Damen und Herren! Wie der Regie
rende Bürgermeister bereits ausgeführt hat, ist die Frage
der Umbenennung von Straßennamen und die Zuständig
keit hierfür zur Zeit in der Diskussion. Wir werden sehen,
was das Ergebnis ist. Im übrigen bin ich sicher, daß Ihre
Auffassung von reaktionären Straßennamen mit Sicher
heit hier nicht vom Hause geteilt wird.
[Kunzeimann (AL): Erkundigen Sie sich einmal,
wer Puttkamer war, das wissen Sie wahrscheinlich
nicht!]
Präsident Rebsch: Letzte Zusatzfrage — Herr Wagner!
Bitte sehr!
Wagner (SPD); Herr Regierender Bürgermeister! Bei
aller Diskussion um die vielleicht mißliche Situation der
Zuständigkeit von Bezirken und Senat werden Sie doch
zustimmen, daß der Senat von Berlin, daß der Regie
rende Bürgermeister von Berlin in dieser Frage eine
klare politische Meinungsäußerung geben kann, und
zwar pro Breitscheidplatz, Erhalten des gesamten Plat
zes, pro Breitscheid- und gegen Europaplatz.
[Beifall bei der SPD]
Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Regierender Bür
germeister!
Dr. von Weizsäcker, Regierender Bürgermeister: Ich
denke, daß wir auf der einen Seite, Herr Kollege, in der
politischen Bewertung von Breitscheid in bezug auf sei
nen Nachklang heute einigermaßen einig sind. Und ich
denke ferner, daß die Befugnis von Bezirken, die gerade (C)
von diesem Haus aus immer wieder besonders unterstri
chen und möglichst noch erweitert werden soll, wie ich
immer wieder höre, von mir nicht, ohne daß die Bezirke
dabei sind, gewissermaßen durch ein politisches Diktum,
das keine gesetzliche Grundlage hat, in einer Form prä-
judiziert werden soll, anstatt das vorher mit den Bezir
ken durch das zuständige Mitglied des Senats bespro
chen wird.
[Ulrich (SPD): Das ist ein Vorschlag von
Herrn Diepgen! — Beifall bei der CDU)]
Präsident Rebsch: Ich rufe nunmehr die Mündliche
Anfrage Nr. 3 auf. Das Wort hat der Abgeordnete Freu
denthal zu einer Mündlichen Anfrage betreffend
Fortführung des S-Bahnbetriebes
Bitte sehr!
Freudenthal (AL); Ich frage den Senat:
1. Welche Möglichkeiten sieht bzw. welche Anstren
gungen unternimmt der Senat, um den S-Bahnbetrieb
über den 1.1.1984 hinaus aufrechtzuerhalten?
2. Wie wird der Senat die 850 von der Stillegung be
drohten Arbeitsplätze der West-Berliner Reichsbahn
beschäftigten sichern?
Präsident Rebsch: Zur Beantwortung — Herr Senator
Vetter!
Vetter, Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz:
Meine Damen und Herren! Herr Abgeordneter Freuden
thal! Ich beantworte Ihre Frage zu 1 und 2 wie folgt: Die
Aufnahme von Gesprächen des Senats mit der Deutschen
Reichsbahn über die Voraussetzungen einer Integration
der S-Bahn in das Netz des öffentlichen Personennah
verkehrs von Berlin (West) steht unmittelbar bevor. Der
Senat geht davon aus, daß sich im Verlaufe dieser Ge
spräche für die bestehenden Fragen Lösungen finden
lassen werden. Die bekanntgewordenen Verlautbarungen
der anderen Seite stellen nach Auffassung des Senats
Ausgangspositionen dar. Die Frage des Personals gehört
zu den Punkten, die einer besonders intensiven Erörte
rung bedürfen. Der Senat bittet um Verständnis, daß er
sich zu seinen Verhandlungszielen und Gesprächslinien
nicht öffentlich äußert. Er wird zu gegebener Zeit das
Abgeordnetenhaus in geeigneter Form unterrichten.
Präsident Rebsch: Bitte sehr! Die erste Zusatzfrage für
den Fragesteller.
Freudenthal (AL); Herr Senator! Wann sind Sie bereit,
diese Geheimniskrämerei, die Sie um diese Verhandlun
gen winden, endlich aufzugeben und der Berliner Bevöl
kerung einmal zu sagen, was im Bereich S-Bahn eigent
lich geschehen soll und was hier am 1.1.1984 tatsächlich
bevorsteht?
[Beifall bei der AL]
Präsident Rebsch: Bitte sehr, Herr Senator Vetter!
Vetter, Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz:
Herr Abgeordneter FreudenthalI Ich gehe davon aus, daß
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