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Volume Nr. 10, 12. November 1981

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1981/82, 9. Wahlperiode, Band I, 1.-18. Sitzung (Public Domain)

l r 198 ^eordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode 
10. Sitzung vom 12. November 1981 
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m Wronski 
n köni 2u diesem Komplex fasse ich zusammen: Der Senat hält es nicht 
erfolgversprechend, die Struktur des Ausbildungsplatzangebots 
ser p,, irch berufslenkende Maßnahmen zu verändern. 
[Beifall bei der CDU] 
Senat besitzt auch kein Instrument zur Beeinflussung der Be- 
Isstruktur des Ausbildungsplatzangebots im dualen System. Er 
1 nur die Möglichkeit, sein eigenes Ausbildungsplatzangebot aus 
wogen zu gestalten. Diese Möglichkeit wird genutzt. Der Senat 
.jbt bei der Auffassung, die bereits die CDU-Fraktion in der Oppo- 
jon nachdrücklich unterstützt hat: Das Land Berlin wird sich 
literhin zu seiner Verpflichtung bekennen, die sich aus den 
beitgeberfunktionen des Staates ergibt und in Berufen, in denen 
ir öffentliche Dienst nicht als alleiniger Nachfrager auftritt, über 
m Eigenbedarf ausbilden. Wir nehmen das Risiko einer eventuel- 
oder eventuell nicht möglichen Weiterbeschäftigung bewußt 
s diesen übergeordneten grundsätzlichen Überlegungen der 
ruflichen Qualifikaton in Kauf. Ausbildungsplätze sind deswegen 
sdrücklich, wie Sie wissen, von den Sparmaßnahmen des Senats 
isgenommen worden. 
[Feilcke (CDU): Sehr gut! - Beifall bei der CDU] 
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,un 9 e Als weiterer Beitrag zur Erhöhung des Ausbildungsplatzange- 
tworle its, insbesondere für ausbildungsplatzsuchende, weniger lei- 
«elchi jngsstarke, unversorgte Jugendliche werden die Ausbildungs- 
n d w aßnahmen des Berufsamts fortgeführt und auf Sicht sogar erwei- 
idel e: rt werden. Der Senat hält die in Berlin durchgeführte überbetrieb- 
he Ausbildung, die von Kammern, Innungen und Verbänden 
^rchgeführt wird als Ergänzung der betrieblichen Ausbildung, für 
w ®^ £ nen wichtigen Beitrag zur Erhöhung des Ausbildungsplatzange- 
its. Die bisherige Förderung der überbetrieblichen Ausbildung 
ch den Richtlinien über die Gewährung von Zuschüssen aus Mit- 
In des Landes Berlin usw. wird beibehalten. Auch überbetrieb- 
he Ausbildungsstätten sind jedoch keine Instrumente der Berufs- 
nkung. 
ich komme nun zu Ihrer vierten Frage: Einer vor wenigen Wochen 
röffentlichten Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und 
ag un{ erufsforschung zufolge ist die Zahl der Bundesbürger, die keine 
(Jane jgeschlossene Berufsausbildung haben, ständig zurückgegan- 
n. Noch 50 % der heute 60- bis 65jährigen Wohnbevölkerung in 
□bieirfcr Bundesrepublik haben keinen beruflichen Abschluß. Bei den 
wanzig- bis Vierundzwanzigjährigen sind es nur noch knapp 30 %. 
lach einer Berechnung im Berufsbildungsbericht 1981 der Bun- 
Strulpsregierung blieben von den Jugendlichen, die 1979 die Mittel- 
ufe verlassen haben, rund 11 % ohne volle berufliche Qualifizie- 
;h auilrig. Der Anteil der Ungelernten an den Erwerbstätigen wird also 
■ aller eher zurückgehen. Es ist - da dürfen wir uns Deutsche insgesamt 
in dir ohl auf die Schulter klopfen - auch im internationalen Vergleich 
ne beachtliche gesellschaftliche Leistung, fast 90 % eines Alters- 
selbsShrgangs auf einen Beruf vorzubereiten. An diesem Erfolg haben 
derbe eie Anteil: Die Stern der Jugendlichen, die Jugendlichen selbst, 
tze» jie Schule, die Berufsberatung und die verschiedenen Träger 
rn de: erufsvorbereitender Maßnahmen. 
* Wenn die hier dem Senat gestellte Frage darauf abzielen sollte, 
ich die übrigen 11 % der Jugendlichen restlos in die Berufsausbil- 
lung bis zu einem erfolgreichen Abschluß einzubeziehen, darf 
licht übersehen werden, daß mit einer solchen im Prinzip gutge- 
leinten Zielsetzung auch die Frage der Grenze der Leistungsfähig 
en eines wenn auch geringen Teils der Jugendlichen berührt wird, 
s ist denn auch oberstes Ziel der Berufspolitik des Senats, den 
Dank r °ß tm öglichen Teil der nachwachsenden Generation beruflich zu 
ualifizieren. Der Senat leistet dazu einen erheblichen Beitrag. Die 
ln der Berufsausbildung Beteiligten haben diese Absicht mit der 
feispielhaften Ausweitung des Ausbildungsplatzangebots in Berlin 
=rufs- fnterstrichten. 
Es bleibt daneben die Aufgabe, auch Arbeitsplätze für Ungelernte 
ausreichendem Umfang anzubieten. In unserer konkreten 
nicht trbeitsmarktsituation heißt dies aber auch, daß nicht zuletzt auch 
Uf ch politische Eingriffe und Entscheidungen aufgeblähte Über- 
n gebote an zugewanderten ungelernten Erwachsenen zu reduzie- 
Dahinter verbirgt sich im Klartext das ganze Problem der aus- 
ndischen Bevölkerung, das auf uns drückt Mit den vorhandenen 
Arbeitsplätzen - ich sage mal - für Ungelernte könnten einem Teil der 
''eien anderen arbeitslosen ausländischen Jugendlichen Einstiegs 
chancen in Arbeit und Beruf eröffnet werden. Keine noch so ausge 
klügelten Motivierungsmaßnahmen und keine neuerliche biidungs- 
politische Offensive können die durch nachziehende ausländische 
Familienangehörige, Scheinasylanten und illegal Beschäftigten aus 
gelösten Probleme in absehbarer Zeit auf dem Arbeitsmarkt aus- 
gleichen. Wir bewegen uns, wenn eine solche nüchterne Betrach 
tung hier vorgelegt wird, nicht auf dem Gebiet von Integration oder 
Vorstellungen, wie Sie sie, Herr Kollege Kern, hiereingeführt haben, 
oder jedenfalls in anderer Weise. Denn wenn wir, was wir wol 
len, die hier lebenden Ausländer integrieren wollen, ist es ge 
radezu eine Voraussetzung, den ungehemmten Zustrom in Grenzen 
zu halten. Hier handelt es sich nämlich um zwei unterschiedliche 
Aufgabenstellungen, und unterschiedliche Problemlagen erfordern 
unterschiedliche Lösungsansätze. 
Stellv. Präsident Longolius: Gestatten Sie eine Zwischen 
frage, Herr Senator? 
Wronski, Senator für Arbeit und Betriebe: Ja, das ist mir eine an 
genehme Unterbrechung. 
[Heiterkeit] 
Stellv. Präsident Longolius: Bitte, Herr Kern! 
Kern (SPD): Meine Zwischenfrage bezieht sich auf das, was Ihr 
Schwerpunkt in der Regierungserklärung war. Sie haben davon ge 
sprochen, daß man die Jugendlichen motivieren muß zur Aufnahme 
einer Berufsausbildung. Meine Frage geht dahin, wie Sie das nun 
wirklich tun wollen, wie Sie die Motivation voranbringen wollen. 
Darauf brauchen wir Antworten. 
Wronski, Senator für Arbeit und Betriebe: Gestatten Sie, daß ich 
dennoch zunächst einmal die von Ihnen mit der Großen Anfrage ge 
stellten Fragen der Reihe nach beantworte. Oder möchten Sie, daß 
alles durcheinander geht? 
[Heiterkeit bei der CDU] 
Dann bleibe ich bei der Reihenfolge und beantworte jetzt die 
Frage 5 der Großen Anfrage der SPD-Fraktion. 
Dem Senat ist bekannt, daß in den letzten Jahren zunehmend Be 
schäftigungen in Berlin wie im übrigen Bundesgebiet - danach 
haben Sie ja gefragt, nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich Ihnen 
antworte, und zwar sehr sorgfältig - ausgeübt werden, die sich in 
ihrer Arbeitsstruktur, was Zeit, Inhalt und Organisation angeht, von 
herkömmlichen Arbeitsverhältnissen deutlich unterscheiden und 
deshalb als alternativ - das ist ja Ihre Frage - bezeichnet werden 
können. Nach Aussagen von Kennern - der ich nicht bin, ich habe 
mir das sagen und aufschreiben lassen - der alternativen Szene 
kann in Berlin zur Zeit von etwa 3 500 derartigen Beschäftigungs 
verhältnissen ausgegangen werden. 
[Zuruf von der SPD] 
- Danke für das Kompliment, das Sie den Ermittlern eben herüber 
gerufen haben. - Der Anteil Jugendlicher an der Anzahl der so Be 
schäftigten ist nicht zu beziffern, und dennoch ist erkennbar, daß 
sich besonders Jugendliche zunehmend von diesen oft selbst 
bestimmten Beschäftigungsformen angezogen fühlen. Ich erlebe 
das im engsten Familienkreis, wenngleich meine Kinder einer so 
genannten konservativen Tätigkeit dennoch nachgehen, aber ange 
zogen fühlen sie sich auch. Ein alternativer Arbeitsmarkt in Abgren 
zung zu dem in der Arbeitsmarktpolitik gebräuchlichen Begriff „Ar 
beitsmarkt“ mit seiner Angebots- und Nachfrageseite, wie es sich 
im Vermittlungsgeschäft der Arbeitsämter dokumentiert, ist bisher 
statistisch nicht belegbar. Dem Senat sind auch keine Aussagen 
über alternative offene Stellen beziehungsweise Nachfragen nach 
derartiger Arbeit bekannt. Er sieht daher gegenwärtig auch keine 
Ansatzmöglichkeiten für eventuelle Förderungsmaßnahmen. Der 
Senat wird dennoch gerade vor dem Hintergrund - und nun hören 
Sie bitte gut zu, das ist meine Meinung, und dazu stehe ich - der 
momentanen und in absehbarer Zukunft zu erwartenden ungünsti 
gen Arbeitsmarktsituation die Entwicklung - das sage ich jetzt ein- 
(C) 
(D)
	        
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