Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode
9. Sitzung vom 22. Oktober igj ubge
430
(A)
(B)
Frau Kantemir
- Ja, nur deswegen.
[Zuruf von der CDU: Aber nicht deinetwegen Mäuschen! -
Heiterkeit bei der CDU]
- Haben Sie da eben „Mäuschen“ gesagt zu mir?
[Zurufe von der AL: Herr Präsident, das ist zu rügen!]
Das finde ich aber sehr merkwürdig!
[Striek (SPD): Das wird doch wohl zu rügen sein,
Herr Präsident! - Unruhe]
Dagegen möchte ich mich ganz energisch verwahren!
[Anhaltende Unruhe - Glocke des Präsidenten]
Stellv. Präsident Franke: Meine Damen und Herren, ich bitte
um Ruhe für die Rednerin.
Frau Kantemir (AL): Herr Präsident, würden Sie vielleicht darum
bitten, mich nicht „Mäuschen“ zu nennen? - Darum möchte ich
bitten.
Stellv. Präsident Franke: Und, meine Damen und Herren, ich
möchte doch sehr bitten, die Frau Abgeordnete Kantemir hier nicht
mit „Mäuschen“ anzureden,
Frau Kantemir (AL): Genau!
[Heiterkeit bei der CDU]
Stellv. Präsident Franke: Diese Bitte entspricht auch ihrem
eigenen Wunsch.
[Anhaltende Unruhe]
- Nunmehr bitte ich um Aufmerksamkeit.
Frau Kantemir (AL): Ich bezeichne Sie auch nicht mit irgendwel
chen Titeln.
Es ist mit den Ausländern wie mit den Instandbesetzern: Es wird
sehr viel über sie geredet, aber kaum jemand spricht tatsächlich mit
ihnen. Bemerkenswert an dem Antrag der CDU ist, daß Frau John
ihn offenbar an sich selber stellt. Vielleicht ist das ein Versuch, die
neu einzurichtende Steile des Ausländerbeauftragten mit allen
erforderlichen Personal- und Sachmitteln zu rechtfertigen.
Dem Antrag an sich ist zuzustimmen, wenn der Bericht im Be
reich Erziehung und Bildung die Integration ausländischer Schüler
in die Berliner Schulen - sprich: Chancengleichheit -, Zugang zu
weiterführenden Schulen und Universitäten beinhaltet.
Stellv. Präsident Franke; Gestatten Sie eine Zwischenfrage
der Kollegin Schaar?
Frau Kantemir (AL): Ja!
Frau Schaar (AL): Ja, es ist keine Zwischenfrage - es bezieht
sich —
Stellv. Präsident Franke: Dann entziehe ich Ihnen das Wort.
Frau Schaar (AL); Es bezieht sich noch immer auf den Vorfall
von vorhin —
Stellv. Präsident Franke: Ich bitte Sie, in Ihrer Rede fortzufah
ren, Frau Kollegin.
[Weitere Ausführungen der Frau Abg. Schaar (AL)]
Frau Kollegin Schaar, Sie haben nicht das Wort. - Frau Abgeord
nete Kantemir, ich bitte Sie, in Ihrer Rede fortzufahren, sonst muß
ich Ihnen auch das Wort entziehen.
[Anhaltende Unruhe]
Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?
Frau Kantemir (AL); Ja!
[Anhaltende Unruhe - Glocke des Präsidenten]
SU
kleine
sehe
Fr<
Stellv. Präsident Franke: Meine Damen und Herren, ich bä
jetzt wirklich um Ruhe.
imme
- Da:
iMäüi
Dr. Jänicke (AL): Liebe Rita, bist Du der Meinung, daß die: |
eben gefallene Bemerkung .„Mäuschen“ eine vom Präsidenten: ,
rügende Bemerkung ist?
Frau Kantemir (AL): Ich würde sagen: Sie ist mir sehr unano
nehm. Ich hoffe, daß derjenige, der sie gemacht hat, das zur Ken:
nis nimmt. Ich finde sie persönlich beleidigend und diskriminieren
gerade Frauen gegenüber.
[Unruhe]
- Darf ich jetzt fortsetzen!
Zur Zeit besteht bekanntlich die Tendenz, ausländische Kind
nicht mit deutschen Kindern gemeinsam zu beschulen, sondern:
in besonderen Klassen, in denen sie als Ausländer zusammeng
faßt werden, regelrecht zu isolieren. Dabei werden selbst Kind
die aufgrund eines vorhergehenden Kita-Besuchs die deutsci
Sprache perfekt beherrschen, allein wegen der Tatsache, daß
ausländische Eltern haben, in diese isolierenden Klassen gestecs
Als man die Regelung traf, daß in den Schulklassen der Anteil an
ländischer Kinder 50% nicht übersteigen soll, hat man dabei sich
nicht an die Kinder gedacht, die die deutsche Sprache wie ihre M.
tersprache beherrschen und von da her in keiner Weise den KL
senverband belasten. Bei einer Bevölkerung, in der der Anteil at
ländischer Schüler in den betreffenden Altersgruppen weit höh
als 50 % ist - wie zum Beispiel in Kreuzberg oder in Wedding
muß die Zusammensetzung der Grundschulklassen auch dies:
Anteil widerspiegeln. Um allen ausländischen Kindern Chance
gleichheit zu gewähren - dazu sind wir doch wohl verpflichtet
es notwendig, sie in sogenannten Normalklassen zu integrieren u: |
ihnen zusätzlich muttersprachlichen Unterricht, und zwar
deutschen Schulen, zu erteilen - Kindern, die die deutsd
Sprache nicht ausreichend oder gar nicht beherrschen, sollten
Vorbereitungsklassen intensiv Deutschkenntnisse vermittelt w:
den. Es muß dabei sichergestellt werden, daß diese Kinder dam
entsprechende Normalklassen umgeschult werden können. Inte||
sivkurse für ausländische Kinder, die bereits in einer Normalklas:
integriert sind, müßten ausreichend zur Verfügung stehen und dii
ten nicht Stundenkürzungen zum Opfer fallen. Das ist nur f
Schritt, um diesen Kindern Chancengleichheit zu gewähren. "
rade die ausländischen Kinder, die ja in ihre Situation hinein;
boren wurden oder mit ihren Eltern, die hier Arbeit gefunden habe
nach Berlin gekommen sind, haben doch ihre Lage nicht zu vera !
Worten. Sie bedürfen besonders unserer Hilfe und unseres
ständnisses.
St«
In dem Bericht ist auch in dem Bereich Wohnen näher auf(
reale Situation einzugehen. Nicht beschönigende Umschreibung:
helfen hier weiter, sondern es ist von der Situation der Ausland"
zum Beginn der Anwerbung auszugehen, als sie nach Art verga
gener Zeiten in Fremdarbeiterunterkünften untergebracht wurden
auch heute gibt es ja diese menschenunwürdigen Lagerzustäi
bei den Asylbewerbern, und auch heute sind die ausländischen M
bürger noch immer in den Wohnungen mit der schlechtesten Ba
Substanz zusammengepfercht. Dabei sollten auch die Diskrimm
rung der ausländischen Wohnungssuchenden und ihre Ursad
Berücksichtigung finden. Die wenigen ausländischen Mieter, diel
geschafft haben, eine ihren Bedürfnissen gerecht werdende Wo
nung zu finden, fallen hierbei nicht ins Gewicht. Sie sind wohl aut
die integrationsfähigen Ausländer, die man in absehbarer Zi
glaubt, einbürgern zu können.
Fn
St
[Anhaltende Unruhe]
Inen.