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Volume Nr. 6, 24. September 1981

Full text: Plenarprotokoll (Public Domain) Issue1981/82, 9. Wahlperiode, Band I, 1.-18. Sitzung (Public Domain)

Abgeordnetenhaus von Berlin - 9. Wahlperiode 
6. Sitzung vom 24. September 1981 
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270 
Stellv. Präsident Franke 
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i(A) lfd. Nr. 17, Drucksache 9/99: 
Zweite Verordnung zur Änderung der Verordnung 
Uber die Laufbahnen der Schutzpolizei 
lfd. Nr. 18, Drucksache 9/100; 
Verordnung Uber die Erhebung von Beiträgen zur 
Viehseuchenentschädigung fUr das Kalenderjahr 
1980 
Folgende Überweisungsanträge liegen vor: lfd. Nr. 15 an den Aus 
schuß für Bau- und Wohnungswesen, lfd. Nr. 17 an den Ausschuß 
für Inneres, Sicherheit und Ordnung. - Weitere Überweisungsan 
träge liegen nicht vor. Wird den Überweisungen widersprochen? - 
Das ist nicht der Fall. Dann stelle ich fest, daß die beantragten Über 
weisungen beschlossen und die übrigen Verordnungen zur Kennt 
nis genommen worden sind. 
Ich rufe auf 
lfd. Nr. 19, Drucksache 9/62: 
Besprechung der Mitteilung - zur Kenntnisnahme - 
Nr. 6 Uber Durchführung des Viermächte-Abkommens 
und der ergänzenden Vereinbarungen zwischen dem 
I.Juni 1980 und dem 31. Mai 1981 
- Mitteilungen des Präsidenten Nr. 3 - 
Das Wort für die CDU-Fraktion hat der Abgeordnete Wohlrabe. 
Wohlrabe (CDU): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen 
und Herren! Namens der CDU-Fraktion gebe ich folgende Erklä 
rung ab: Anfang September haben die Bundesregierung, der Senat 
von Berlin und sämtliche demokratischen Parteien die Unterzeich 
nung des Viermächte-Abkommens vor nunmehr zehn Jahren über- 
einstimmend gewürdigt. Daß bei den Parteien keine Unterschiede 
in der Einschätzung vorliegen, wurde schon von Herrn Dr. Vogel 
bei der Aussprache zur Regierungserklärung des Senats von 
Weizsäcker festgestellt. Auf dieser Basis wollen wir im Interesse 
der weiteren positiven Entwicklung Berlins aufbauen. Und was die 
Vergangenheitsbewältigung anbetrifft, zitiere ich einen Satz aus der 
Erklärung der Bundesregierung zum zehnten Jahrestag des Berlin- 
Abkommens. Er lautet: 
Das Viermächte-Abkommen ist ein Beweis dafür, daß sich die 
realistische Entspannungspolitik gerade in schwierigen Zeiten 
in Berlin bewährt hat. 
Sie werden, meine Damen und Herren vor allem von der SPD und 
von der F.D.P., im Verfolg einer wirklichkeitsnahen Entspannungs 
politik die CDU nicht übertreffen können. Wir werden gemeinsam 
versuchen, das Beste daraus zu machen. Deshalb lohnt sich auch - 
so ist unsere Auffassung - kein weiterer Streit. Es lohnt sich insbe 
sondere kein Streit über Erstgeburtsrechte. Es lohnt sich aber auch 
keine Vergangenheitsbewältigung. 
Wir werden uns jedoch auch weiterhin gegen Beipiele unrealisti 
scher Entspannungspolitik wenden. So gegen den Vorschlag Egon 
Bahrs, zwischen dem Auswärtigen Ausschuß der Volkskammer der 
DDR und dem Unterausschuß für Abrüstung des Deutschen Bun 
destages Gespräche zu führen. Egal, was dort sein mag, ich finde, 
das ist Berlin nicht dienlich. Er ist geeignet, vom Hauptproblem ab 
zulenken, das nach wie vor die innerdeutschen Beziehungen bela 
stet. Für uns ist das die Heraufsetzung des Mindestumtauschsatzes 
und nicht etwa die Beurteilung des Nato-Doppelbeschlusses. 
Wir sind von der absoluten Notwendigkeit überzeugt, den inner 
deutschen Dialog fortzusetzen. Honecker ist nun einmal nicht für 
die SS 20, sondern für uns in Berlin in erster Linie etwa für den Min 
destumtausch zuständig. Wir könnten in diesem Bereich insgesamt 
ein gutes Zeichen setzen, das sicher allen Berlinern imponieren 
würde. Es ist auch geeignet, jene Blamage vergessen zu lassen, die 
die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten beim Berlin-Besuch 
des amerikanischen Außenministers bereitet hat 
[Vereinzelter Beifall bei der CDU] 
Ich verweise auf die Aktion „Bürger und Frieden in Freiheit“, die auf 
die Bedrohung durch die eurostrategischen SS-20-Raketen der 
Sowjetunion hinweist. Es ist richtig festgestellt worden, daß die 
Nato nicht aufzurüsten braucht, wenn die Sowjetunion ihre uns be 
drohenden Atomwaffen abzieht. Ein entsprechender Aufruf dieser 
Aktion wurde bisher von zahlreichen SPD-Politikern, insbesondere 
auch vom Bundestagsabgeordneten Männing, unterschrieben. Es 
wäre sicherlich hilfreich für die gemeinsame Lage der Stadt, wenn 
viele Berliner Sozialdemokraten diesem Aufruf beitreten könnten. 
Nach den durch die Mitglieder der SPD ausgelösten entwürdigen 
den Begleitumstände beim Haig-Besuch bitten wir insbesondere 
die SPD-Fraktion, diese Sache weiterhin tatkräftig in die Hand zu 
nehmen. Nur so wird dieses schlechte Omen ausgebügelt 
Der neue Senat hat in seiner Regierungserklärung den Vereinig 
ten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich für ihr un 
verbrüchliches Engagement zugunsten Berlins gedankt und festge 
stellt, daß die Berliner verläßliche Freunde der Schutzmächte und 
all ihrer Angehörigen in Zivil und Uniform bleiben. Eine solche Aus 
sage kann kein Senat als Garantie abgeben, wenn nicht wenigstens 
auch die demokratische Opposition mit all ihren Gliederungen 
dahintersteht. Ich bitte Sie also wirklich, diese Sorge, diese Aus 
sage, die ich hier treffe, für die gegenwärtige politische Verfassung 
unserer Stadt ernst zu nehmen und gemeinsam mit uns zu ver 
suchen, gerade in dieser substantiellen Frage Einigkeit zu praktizie 
ren. 
Unser Dank an die Schutzmächte, ein Berlin-Abkommen zustan 
de gebracht zu haben, ist eindeutig. Dieses Abkommen hat sich seit 
einem Jahrzehnt als gutes Instrument ausgewiesen. Es hat sich be 
währt; es sollte uns jedoch nicht daran hindern, auf die fortdauern 
de Bedrohung hinzuweisen, denen Berlin trotz der Vereinbarungen 
ausgesetzt bleibt. 
Ich verweise auf die hochinteressante Diskussion der vier Unter 
zeichner anläßlich des zehnten Jahrestages der Unterzeichnung im 
Deutschen Fernsehen am 2. September. Und ich erinnere vor allem 
auch daran, daß der Botschafter Abrassimow den Standpunkt seiner 
Regierung wiederholt hat, indem er sagte, daß das Viermächte- 
Abkommen nur auf die Westsektoren von Berlin sich beziehe und 
daß die UdSSR nur Verbindungen zwischen West-Berlin und der 
Bundesrepublik Deutschland - keine Bindungen Berlins an den 
Bund - anerkannt habe. Das ist nichts Neues, aber gerade dort 
wiederholt und damit wichtig. Natürlich sind uns diese sowjetischen 
Interpretationen bekannt; wir leben mit ihnen und sind gleich 
unseren Schutzmächten der Auffassung, daß das Viermächte- 
Abkommen gleichwohl als praktikabler Fortschritt bewertet werden 
kann. Aber es wäre genauso gefährlich, diese sowjetischen Hinter 
türchen einfach aus dem Bewußtsein zu verdrängen. Und das gute 
und solide ausgehandelte Viermächte-Abkommen ist natürlich 
keine Garantie dafür, daß - wenn es dem Kreml gefällt - Berlin 
morgen wieder zum Konfliktfall werden könnte. Um so weniger soll 
ten wir so tun, als ob Berlin ein Ort für antiamerikanische Spielwie 
sen sei. Unsere - wie ich hoffe - gemeinsame Berlinpolitik muß 
stets zukunftsorientiert sein. Wir werden deshalb hier ganz kurz 
einige Problemkreise anzusprechen haben, die wir sicher dem 
nächst zu diskutieren haben. 
Zuerst ein Wort zu dem, was schon früher erörtert wurde. Zum 
einen müssen die Schinkel-Figuren der Schloßbrücke in Alt-Berlin 
noch in einen geordneten politischen Kontext gebracht werden. Ich 
verhehle nicht, daß ich für den Austausch war. Wenn dieser 
Beschluß des Vogel-Senats kein einmaliger Wahlkampfentscheid 
gewesen sein sollte, dann müssen wohl allgemeingültige Grund 
sätze aufgeslellt werden, wie hier zu verfahren sei. Dazu gehört 
dann allerdings auch das unmißverständlich ausgesprochene Be 
kenntnis Berlins, Berlin weiterhin als eine unteilbare Stadt und nach 
wie vor als Hauptstadt der Deutschen zu betrachten. 
Zweitens: Solches vorausgesetzt, gehe ich einen Schritt weiter 
und sage: Der Senat hat seinen Beschluß, kein zweites Ephraim- 
sches Palais im Westteil der Stadt mehr zu errichten, bisher nur 
aus Kostengründen gefaßt. Ich halte es für gut, die derzeit in West- 
Berlin lagernden Fassadenteile des Ephraim-Palais nach Ost-Berlin 
zurückzugeben und darüber unter dem vernünftigen adäquaten 
Umstand Geben und Nehmen sofort milden Behörden Verbindung 
aufzunehmen. 
[Vereinzelter Beifall bei der CDU, bei der F.D.P. 
und bei der SPD] 
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